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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 11/2013

Otto Linne Preis für urbane Landschaftsarchitektur 2013 - Hamburg Horn: Mit Abstand grün!

Visualisierung Horner Boulevard

Visualisierung Horner Boulevard

2. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Frithjof Hamacher

Student*in Landschaftsarchitektur

Klaus-Peter Lorenz

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ZIEL. Mit dem Stadtentwicklungskonzept Billstedt-Horn von 2008 wurden zahlreiche Vorschläge gemacht, wie sich Horn in Zukunft durch angemessene strukturelle Veränderungen und Erneuerungen entwickeln könnte. Im Entwicklungskonzept wird unter Anderem ein Ausbau und eine Aufwertung des Sandkampsweg-Grünzug vorgesehen. Außerdem werden verschieden Potentialbereiche für bestimmte Quartiere sowie ein neues Zentrum des Stadtteils abgegrenzt.
Der Entwurf versucht insbesondere die Vorschläge einer Restrukturierung und Aufwertung des Stadtteils aufzugreifen und damit den ortsspezifischen Nutzungsansprüchen gerecht zu werden. Hierbei soll im weiteren Verlauf der Fokus auf dem „Grünzug am Sandkampsweg“ und in seiner Fortsetzung „Am Gojenboom“ sowie dem Zentrum „Neue Mitte Horn“ liegen.
Die auffällig gute Versorgung mit öffentlichen Grünflächen, welche ihrerseits jedoch größtenteils wenig und unattraktiv gestaltet bleiben, wird thematisiert und eine übergeordnete Grünverbindung mit Parkcharakter entwickelt, welche in sich wiederum Flächen mit unterschiedlichen, für die angrenzenden sozialen Strukturen adäquaten Nutzungsmöglichkeiten anbietet. Dabei soll der Entwurf keinesfalls als abgeschlossene landschaftsarchitektonische Intervention mit fest vorgegebenen Nutzungen gesehen werden, vielmehr bietet er einen Rahmen mit einheitlicher Gestaltung auf dessen großzügigen Freiräumen sich, je nach Nutzungsdruck und –Ansprüchen, verschiedenste Formen der Bespielung und Detailgestaltung entwickeln können. Hauptaufgabe des Grünzuges ist es, eine direkte, schnelle Verbindung zwischen den U-Bahn-Stationen zu ermöglichen und übergeordnet die Stadtteile Billstedt, Horn und Hamm miteinander zu verbinden. Innerhalb der Grünverbindung entstehen verschiedene Platzsituationen und die umliegenden Bebauungs- und Freiraumstrukturen werden mit dem Grünzug vernetzt.
Im Planungsgebiet des Stadtteilhauses „Horner Freiheit“ entsteht ein neues Zentrum, die „Neue Mitte Horn“. Hier liegt der Fokus, im Kontrast zur teils landschaftlichen Grünzuggestaltung, auf der Entwicklung angemessener städtebaulicher Nachverdichtung mit urbanen Freiräumen intensiver Nutzung.

ANALYSE. Aus der Analyse geht hervor, dass sich der Stadtteil Horn in einer diversen Struktur zeigt, auf welche es sensibel zu reagieren gilt.
Das übergeordnete Grünraumsystem von Hamburg zeigt, dass die Horner-Geest-Achse, eine der Grünachsen, welche ein Teil des zentralisierten Grünsystems Hamburgs ist, als Grünzug durch den Stadtteil hindurchführt. Die Bevölkerungsentwicklung für Billstedt und Horns prognostiziert einen Anstieg der Bevölkerung in naher Zukunft auf den wohnbautechnisch reagiert werden sollte.
Städtebaulich war Horn ursprünglich nach dem Prinzip der gegliederten, aufgelockerten Stadt geplant, jedoch zeigt sich heute eine heterogene Struktur mit dicht bebauten Bereichen z.B. um die Washington-Allee herum und weniger dichten Bebauungsstrukturen. Es findet sich überwiegend Wohn- bzw. Wohnmischnutzung sowie verstreute öffentliche Einrichtungen und Industrie bzw. Gewerbe.
Durch stark befahrene Straßen wird der Stadtteil relativ stark zerschnitten und weist mitunter erhebliche Barrieren auf.

KONZEPT. Insgesamt fehlt es Horn an imagewirksamen Freiräumen; ein identitätsstiftendes landschaftsarchitektonisches
Element dass für die gesamte Horner Bevölkerung eine Aufwertung und bessere Nutzbarkeit ihres Stadtteils
bedeutet ist anzustreben. Die Vernetzung der einzelnen Quartiere und Freiraumstrukturen ist unzureichend
und soll durch angemessene Eingriffe geordnet und verbessert werden.
Das Hauptelement bildet der schon bestehende Grünzug welcher konzeptionell restrukturiert und gestalterisch
und funktional einheitlich aufgewertet werden soll. Entlang des Grünzuges gibt es den angrenzenden Strukturen
entsprechende Reaktionen in Form von Platzsituationen, Erschließungswegen, Eingangssituationen, Vegetationsübergängen sowie klaren Randausbildungen und Abgrenzungen.

STÄDTEBAU. Im Norden des Entwurfes, im Bereich Rhiemsweg/Am Gojenboom wird die bestehende Blockrandund Zeilenbebauung ergänzt und erweitert. Die Entscheidung den Städtebau an diesen Punkten zu setzen basiert auf der Tatsache, dass im Entwicklungskonzept für Horn an dieser Stelle die sogenannte „Neue Mitte Horn“ mit dem Stadtteilhaus „Horner Freiheit“ entstehen soll und sich demnach ein neues, identitätsstiftendes, urbanes Quartier entwickeln kann. Die Gebäude sind in ihrer Geschossigkeit den umliegenden Gebäuden angepasst (4-5 geschossig). Es bildet sich eine klare Stadtkante aus welche insbesondere im Kontrast zum gegenüberliegenden Rand des Grünzuges stehen soll. Am Übergang vom westlichen zum östlichen Teil des Entwurfes findet sich eine etwas markantere städtebauliche Setzung in Form eines 9 geschossigen Towers welcher ein Gegengewicht zum gegenüberliegenden Einkaufszentrum und einen Kopfbaustein als Auftakt zum westlichen Teil des Grünzuges bilden soll. Für den Tower ist Wohnnutzung vorgesehen, im Bereich der Stadtkante und des Boulevards Wohn-Mischnutzung, das heißt im EG befinden sich Geschäfte und Cafés. Dieser sogenannte „Horner Boulevard“ akzentuiert
die Stadtkante und bildet einen klaren Abschluss zum Grünzug. Teile der Gebäude sind in diesem Bereich aufgeständert um einen Fluss des Freiraumes in die angrenzenden halböffentlichen Freiräume zu gewährleisten, ohne jedoch die klare Kante zu schwächen.

PLÄTZE. Entlang des Grünzuges werden unterschiedliche, Platzsituationen vorgesehen. Im Westen bildet sich im Übergang zum Blohmspark, welcher strukturell an den Grünzug angebunden wird, ein kleinerer Platz als Eingangssituation. Ein großzügiger Stadtplatz um das Stadtteilhaus „Horner Freiheit“ herum bietet dem identitätsstiftenden Bauwerk Luft und den Bewohnern unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten. Es finden sich Sportflächen und ein Spielplatz, wobei die Flächen für Sport auch für Veranstaltungen und Konzerte genutzt werden können. Desweiteren schafft ein Café zusätzliche Aufenthaltsqualität. Der Platz wird durch linear und im Raster gesetzte Bäume zusätzlich gefasst und bestimmte Teile akzentuiert.
Am Übergang vom westlichen zum östlichen Teil des Entwurfes wird der schon bestehende Marktplatz im Bereich des Einkaufszentrums gestalterisch und strukturell aufgewertet. Im östlichen Teil finden sich zwei weitere, kleinere Quartiersplätze. Diese sollen insbesondere den angrenzenden Wohnblocks als Flächen des Aufenthalts und der Zusammenkunft dienen. Spielplätze, Sitzgelegenheiten und Cafés bzw. Kiosks bieten den Anwohnern unterschiedliche Möglichkeiten der Nutzung. Im mittleren Bereich entsteht ein intimerer Platz, welcher durch eine Absenkung im Mittelbereich Rückzugsraum bieten soll.

GRÜNZUG. Zwischen den, je nach Nutzungsansprüchen, unterschiedlich ausgestalteten Rändern spannt sich der Grünzug auf, welcher durch seine einheitliche Formensprache den Stadtteil in sich sowie die angrenzenden Stadteile verknüpfen soll. An den Rändern reagiert der Grünzug unterschiedlich auf die angrenzenden Strukturen. Im westlichen Teil bildet er in Richtung Norden eine harte Kante aus, im Süden hingegen verschmilzt der Grünzug mit den angrenzenden halböffentlichen Freiräumen. Die Situation im östlichen Teil zeigt sich ähnlich: Verschmelzen im Osten, klarere Randausbildung im Westen. Insgesamt bietet der Grünzug großzügige Flächen für unterschiedlichste Arten der Bespielung. So können diese einerseits für Spiel- und Sportarten mit großem Flächenanspruch genutzt werden, gleichzeitig bieten sie die Möglichkeit für weitere, von den Anforderungen der Bevölkerung abgängige, Nutzungen wie z.B. das Anlegen von Mieter-/Gemeinschaftsgärten. Insgesamt soll der Grünzug als gestalterischer Rahmen gesehen werden, der sich im Laufe der Jahre entsprechend der Veränderungen weiter entwickeln und in seiner Nutzbarkeit intensiviert werden kann.

GEHÖLZKONZEPT. Prinzipiell werden drei Gehölztypen unterschieden. Die erste Baumsorte dient im westlichen Teil als Alleebaum des Horner Boulevards (Prunus sargentii ‘Accolade‘). Diese Baumart taucht im östlichen Raum wieder auf, jedoch mit veränderter Funktion: hier soll sie die beiden eben erwähnten Quartiersplätze akzentuieren und insgesamt die beiden Teile des Entwurfes gestalterisch Verbinden. Für die im Raster gesetzten Bäume der urbanen Platzsituationen im westlichen Teil ist die Sorte Gleditsia triacanthos ‘Sunburst‘ vorgesehen um diese besonders hervorzuheben. Die übrigen Bäume sind aus dem Bestand übernommen bzw. an diesen angepasst und bestehen somit überwiegend aus Ahorn und Linde. Entlang der Haupterschließungswege sind die Bäume in Reihen gesetzt um eine klare Leitfunktion zu gewährleisten.

ERSCHLIESSUNG. Das Erschließungssystem bietet mit seinen Hauptwegen eine schnelle Verbindung zwischen den U-Bahn-Stationen. In Kombination mit der zweiten Wegehierarchie entstehen Flächen verschiedener Größe für unterschiedliche Bespielbarkeit. Es wechseln sich enge Räume mit weitläufigen, großzügigen Flächen ab. Entlang des Erschließungssystems gibt es immer wieder Aufweitungen der Wege, insbesondere an Schnittpunkten und Eingangssituationen. Im Westen findet sich innerhalb der Rasenflächen ein Belagswechsel in Streifenform aus Beton, welcher den linearen Charakter des Entwurfes in diesem Bereich unterstreichen soll.

MATERIALIEN. Der Stadtplatz „Neue Mitte Horn“ soll in seiner Gesamtheit einen einheitlichen Belag aus großformatigen polierten Betonplatten erhalten. Einzelne Flächen sind entsprechend ihrer Nutzung in ihrer Materialität von diesem Belag abgesetzt: Die Sportplätze sind Asphaltiert, um das Stadtteilhaus „Horner Freiheit“ herum sowie auf den anderen Stadtplätzen findet sich wassergebundene Decke. Der Horner Boulevard soll aus hellem Asphalt bestehen, welcher ihn von den angrenzenden Materialien abheben und die gestalterische Intention verstärken soll. Ein Wasserbecken soll die Aufenthaltsqualität zusätzlich stärken.
Die Quartiersplätze im östlichen Teil bestehen aus Wassergebundener Decke. Die Flächen vor den Cafés sind durch einen Plattenbelag aus Beton abgesetzt. Desweiteren finden sich Flächen für z.B. Boulespiel und eine erhöhte Pflanzflächen aus ruderalen Stauden mit einer Sitzkante aus Holz. Der Grünzug soll in seiner Gesamtheit aus ausgedehnten Rasen- bzw. Wiesenflächen bestehen. Je nach Nutzungsdruck unterscheidet sich die Art der Bodenvegetation; d.h. intensiv genutzte Bereiche bestehen aus einer Rasenfläche, die weniger stark beanspruchten Flächen aus einer Wiesenfläche mit extensiver Pflege und geringerer Mahd-Intensität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeigt eine starke Haltung und formuliert eine klar definierte städtebauliche Figur. Die Figur ergibt sich aus dem Grünzug, welcher rekonstruiert und gestärkt wird. Sie finden eine neue Mitte innerhalb des Grünzugs, welche das ‚alte’ und das ‚neue’ Horn miteinander verknüpft und neue Beziehungen im städtischen Gefüge von Horn eröffnet. Sie bildet einen reizvollen urbanen und baulichen Kontrast zu der parkähnlichen Anlage des Grünzuges. Es wurden an den Anknüpfungspunkten zum Grünzug neue Platzsituationen geschaffen. Sie bieten ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten. Sie schaffen ein sinnvolles Wegenetz mit angemessenen Hierarchien. Ergänzt wird die Arbeit durch ein schlüssiges Baumkonzept (Allee, Reihe, Raster). Die Arbeit besticht durch konsequent durchgehaltene Gestaltungssprache. Als Schwäche wird die nicht durchgearbeitete Querung vom Einkaufszentrum zum Horner Boulevard gesehen. Ein Radwegekonzept wird vermisst.
Visualisierung Grünzug

Visualisierung Grünzug

Lageplan städtebauliche Struktur

Lageplan städtebauliche Struktur

Lageplan

Lageplan

Konzeptbausteine

Konzeptbausteine

Vertiefungsbereich Grünzug

Vertiefungsbereich Grünzug

Schnittansicht Stadtplatz "Neue Mitte Horn"

Schnittansicht Stadtplatz "Neue Mitte Horn"

Schnittansicht Grünzug

Schnittansicht Grünzug

Vogelperspektive

Vogelperspektive