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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Lessing-Stadtteilschule und Alexander-von-Humboldt Gymnasium - Modernisierung, Erneuerung und Erweiterung

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Fuchs und Rudolph Architekten

Architektur

BĂŒro Freiraum Berger und Fuchs Landschaftsarchitekten und Stadtplaner PartG mbB

Landschaftsarchitektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

ErlÀuterungstext

Raumfolge: Der Lessinghof am Hanhoopsfeld, die Campuslandschaft und das Humboldtschulforum am Gymnasiumseingang
Die Neuordnung des Areals ergibt ein durchgĂ€ngiges vielfĂ€ltiges Raumkontinuum, zu dem sich alle Einrichtungen hinwenden: Im Westen sind das VerbundgebĂ€ude, die neue Lessing-Schule und der Jugendtreff um die neue Stadtteilmitte gruppiert. Im weiteren Verlauf nach Osten haben die beiden Schulen einen gemeinsamen GrĂŒnanger, die Campuslandschaft. Durch die eindeutig zugeordneten Pausenhöfe erhalten die Lessing-Schule und das Humboldt-Gymnasium auch eigenstĂ€ndige AußenrĂ€ume.

GebÀudekonzepte
Das VerbundgebÀude liegt sehr prÀsent am Hanhoopsfeld und öffnet sich zum Stadtteil im Westen,
Der Cafe- und der Mensafreibereich öffnen sich zur Mitte. Die BĂŒhnen und die kreativen Klassen, werden ĂŒber ein Treppenhaus und dem Lift der alle Ebenen bedient verbunden. Die Nutzungen ProbebĂŒhne, teilbare Mensa, große und kleine Veranstaltung werden, sind so ausgebildet, daß alle Einheiten unabhĂ€ngig ohne gegenseitige Störung und mit guten Raumzuschnitten und Erschliessungen funktionieren.

Die Lessing Stadtteilschule erhĂ€lt einen Kopfbau mit zentralen Funktionen. Von dort aus schließen sich drei KlassenhĂ€user und die Sporthalle direkt an. Die 4 Pavillons werden zusammen entlang einer Erschließungsachse aufgefĂ€delt. Die Cluster werden ĂŒber die Erschließungsachse flankierend verbunden und haben deshalb keinen Durchgangsverkehr.

Das Alexander von Humboldt - Gymnasium wird im SĂŒdwesten mit einem 3-geschossigen Lernhaus direkt erweitert, sodass sich das Gymnasium zum neuen Forum hin hinwendet. Die Gymnasiasten erreichen von hier aus das neue VerbundgebĂ€ude auf kurzem Wege.

Die Lessing Stadtteilschule und die Erweiterung des Gymnasiums bieten LernhĂ€user als eigene soziale Einheiten an. Um eine mittige Multifunktionszone, mit Lichthof gruppieren sich zuschaltbare RĂ€ume, Da durch die Zuschaltbarkeit und der Nutzung der ErschließungsflĂ€chen fĂŒr den Unterricht Brandlasten vorhanden sind, bzw. die TrennwĂ€nde keine Brandschutzanforderung bieten können, erfolgt die Entfluchtung ĂŒber außenliegende Fluchtbalkone.

Der Sporthalle ist der Ballett- und Boxsaal dem Platz zugewandt vorgelagert und zeigt damit seine Integration in den Stadtteil. Sie gibt damit dem Platz, zusammen mit der Bibliothek und der Mensa ein vielfĂ€ltig öffentliches Profil. Über das Untergeschoss ist die Schule mit der Sporthalle

optional verbunden und bietet damit eine warme Verbindung zwischen allgemeinen Unterricht und Schulsport. Die Sporthalle ist auf kurzem Wege vom Parkplatz fĂŒr den Vereinssport mit separatem Eingang zu erreichen.

Freiraum
UnterstĂŒtzend zur adressbildenden stĂ€dtebaulichen Figur werden die Zugangsbereiche der beiden Schulkomplexe architektonisch gestaltet. Lange BĂ€nke, Wasserspiel und Baumpflanzungen schaffen IdentitĂ€t und markieren die einzelnen Adressen. Die bestehende Baumkulisse bleibt, wie auf dem gesamten GelĂ€nde, weitgehend erhalten und schafft neben der Architektur zusĂ€tzlich RĂ€umlichkeit. Im Osten des Campus wird fĂŒr das Gymnasium der Hauptzugang optimiert. Innerhalb des Baumbestands liegen die notwendigen AbstellflĂ€chen fĂŒr RĂ€der und PKW eingebettet.
Ein Betonwerksteinplattenbelag in warmen Grautönen, BĂ€nke aus farbigem Werkstein und die Pflanzung von ĂŒberwiegend BlĂŒtenbĂ€umen bieten ein freundliches Entree.

Im Inneren vermittelt die Campuslandschaft zwischen den beiden Schulen und bietet auch unter Einbeziehung der Topographie und des Baumbestandes ein hohes Maß an AufenthaltsqualitĂ€t. Im Kontrast zu den formal gestalteten Zugangsbereichen wirken hier runde Formen, der ruhige Asphaltbelag, Blumenwiesen und kommunikative Sitzelemente bestimmen das Bild. Der Schulneubau zeigt ein hohes Maß an Transparenz in die mittelbare Umgebung. Die Baumkulisse im SĂŒden, mit BlĂŒtenbĂ€umen ergĂ€nzt, gibt den PausenflĂ€chen einen idealen Abschluss. Der Hof an den WerkstĂ€tten und der Sporthalle bietet eine zusĂ€tzliche FreiraumqualitĂ€t.

Der Pausenhof des Gymnasiums wird aufgewertet und eine Verbindung auf kurzen Wegen zum neuen VerbundgebĂ€ude angeboten. Die weiteren kleineren Einrichtungen auf dem GelĂ€nde sind ebenfalls ĂŒber die Campuslandschaft erschlossen. Das Band der Campuslandschaft verknĂŒpft sowohl Siedlungsbereiche im Westen und Osten als auch die einzelnen Architekturbausteine. Mit einem eigenstĂ€ndigen Charakter bildet das Campusband eine gemeinsame Basis fĂŒr das GebĂ€udeensemble.

Materialien:
Robuste und unterhaltsfreundliche OberflÀchen und Ausstattung
- Betonwerksteinplatten in LĂ€ngsformaten und
abgestufter Farbgebung
- Heller Asphalt oder Mastixbelag
- Heller Betonwerkstein fĂŒr Ausstattungselemente
- Naturbelassenes Holz

Gehölze mit BlĂŒhaspekten und spektakulĂ€rer HerbstfĂ€rbung als ErgĂ€nzung zur Bestandsvegetation
- einzelnstehende TulpenbÀume
- Kirschen, Äpfel, Wild- und Felsenbirnen als
ErgÀnzung zum Bestand
- Schneeball, Hortensie und Flieder im
Unterwuchs
- Blumenwiesen und Rasen als flÀchige
GrĂŒnelemente im Außenraum

Wirtschaftlichkeit Konstruktion und Material
Die GebĂ€ude weisen durch die kompakte Bauform gĂŒnstige Vergleichswerte auf. Gleichzeitig sind alle IndividualrĂ€ume und Flure lichtdurchflutet. Die Kompaktheit ist wichtige Voraussetzung fĂŒr eine wirtschaftliche Errichtung und sparsamen Unterhalt. FlurflĂ€chen werden kumuliert um attraktive Aufenthaltszonen zu schaffen, ansonsten werden sie knapp gehalten. Der Entwurf bietet dennoch viel Tageslicht und GroßzĂŒgigkeit. Der Einzelhauscharakter bietet hohe RaumqualitĂ€t und fördert die IdentitĂ€t der Nutzer mit der Schule. FĂŒr die Umsetzung wird ein hoher Vorfertigungsgrad angestrebt um Bauzeiten und Kosten gering zu halten.

Verwendung robuster Technik durch eine hochgedĂ€mmte, hinterlĂŒftete und wartungsarme Fassade: aus Glasfaserbeton (opake FlĂ€chen), 3-Scheibenverglasung/ Aluminiumrahmen,
Tragende BetonflurwĂ€nde bzw. StĂŒtzen und tragende Betonscheiben in der Fassade ermöglichen ein Maximum an FlexibilitĂ€t (StĂŒtzenfreiheit). Die QuerwĂ€nde werden in Trockenbau ausgefĂŒhrt. (FlexibilitĂ€t/Schallschutz)

Die Flachdecken werden mit schlaff bewehrtem Beton (d = 30 cm) ausgefĂŒhrt. Solide Ausbaumaterialien, wie z.B. Linoleum, Zementestrich. Wartungsintensive StreichflĂ€chen werden, sofern wirtschaftlich vertretbar vermieden.

Das Dachtragwerk der Sporthalle wird mit vorgefertigten und vorgespannten Betonfertigteilbindern ausgefĂŒhrt.

Energetik und Haustechnik
Die Grundvoraussetzung fĂŒr ein energetisch hocheffizientes GebĂ€ude, nĂ€mlich die kompakten Bauformen und eine hochgedĂ€mmte HĂŒlle werden klar umgesetzt.
Sichtbare DeckenstĂŒrze an der Fassade werden vermieden. Der Solare WĂ€rmeeintrag in die RĂ€ume wird damit optimiert. Der Sonnenschutz an der Ost- SĂŒd- und Westfassade ist BUS gesteuert.

WĂ€rmeversorgung: Geothermie im Bereich des Pausenhofes als Grundlastabdeckung (Saug-/ Schluck- brunnen) Holzpelletskessel als Spitzenlastkessel Solarthermische Kollektoren aufem Schuldach der Turnhalle fĂŒr Warmwasserbereitung und HeizungsunterstĂŒtzung Pufferspeicher im UG

Heizsysteme: Die Grundversorgung der SchulgebĂ€ude mit WĂ€rme erfolgt ĂŒber Betonkernaktivierung. Über die BetonwĂ€nde (v.a. die InnenwĂ€nde des GebĂ€udes= hohe SpeicherkapazitĂ€t) wird WĂ€rme eingebracht und verteilt. Damit wird der Baukörper temperiert. Die Heizfunktion im Winter hat ĂŒber dieses System ca. 60% Deckungsanteil am HeizwĂ€rmebedarf. Die Beheizung erfolgt ergĂ€nzend zu ca. 40% ĂŒber HeizflĂ€chen als BrĂŒstungsheizung oder Fußbodenheizung.
Auf dem Dach wird eine Solarstromanlage vorgeschlagen. Im Sommer wird die Betonkernaktivierung bei Bedarf automatische auf KĂŒhlbetrieb ĂŒber z. B. Grundwassernutzung umgeschaltet.

EntwĂ€sserung: Rigolen-versickerungsanlagen fĂŒr eine weitflĂ€chige Versickerung. Die SchmutzwasserentwĂ€sserung erfolgt soweit wie möglich in natĂŒrlichem GefĂ€lle.
FĂŒr die Mess- und Regeltechnik wird ein BUS-System vorgeschlagen.

PÀdagogisches GebÀude- und Raumkonzept
Lern- und Lebensraum :
Der neue Schulbau gliedert sich in kleine bauliche Einheiten, die ĂŒber eine „Magistrale“ miteinander verbunden sind. Es entstehen differenzierte Innen- und AußenrĂ€ume, die vielfĂ€ltig nutzbar sind. So prĂ€sentieren sich die neuen Lern- und Lehrkonzepte architektonisch nach außen. In den KlassenhĂ€usern entstehen je Geschoss kleine soziale Einheiten aus flexiblen Klassen- und GruppenrĂ€umen, offener Lernlounge sowie NebenrĂ€umen mit Wcs und Lager. Die einzelnen KlassenhĂ€user haben keinen Durchgangsverkehr und ermöglichen konzentrierten Unterricht. Bei den Einheiten - den Clustern - entsteht durch die Organisation der KlassenrĂ€ume um die offene Mitte, schnelle Zuschaltbarkeit und Flexibilisierung fĂŒr schnellen Methodenwechsel. Das Cluster schafft Zugehörigkeit und Vertrautheit und damit Wohlbefinden in ĂŒberschaubarem Maßstab. Das GebĂ€ude- und Raumkonzept ist damit eine wesentliche Voraussetzung fĂŒr den Bildungserfolg. Die Entfluchtung der Einheiten erfolgt im Brandfall ĂŒber die KerntreppenhĂ€user an der Magistrale, sowie ĂŒber den zweiten Fluchtweg ĂŒber die Außentreppe.
Das HauptgebÀude, mit der prÀsenten Bibliothek im Erdgeschoss und dem Entree wirkt auf den Campus und ist somit aktiver Bestandteil des Stadtviertels.
Der Innenausbau unterstĂŒtzt das Raumkonzept mit flexibler Möblierung. Warme, helle Töne und HolzoberflĂ€chen geben eine „wohnliche“ AtmosphĂ€re, um damit dem Ganztageschulgedanken gerecht zu werden.

Bauabschnitte
Die Baumaßnahme benötigt keine Container als Interimslösung.
1.BA: Im ersten Bauabschnitt wird an das Humboldt-Gymnasium angebaut, ohne dafĂŒr GebĂ€udeteile abzubrechen.
2.BA: Zu Beginn des zweiten Bauabschnittes stehen rĂ€umlich ausreichend RaumkapazitĂ€ten zur VerfĂŒgung, sodass die Baukörper 7, 9 und 10 abgebrochen werden können und die Stadtteilschule in einem Zug errichtet wird.
3.BA: Im dritten Bauabschnitt werden alle restlichen Abbrucharbeiten gemacht sowie die Sporthalle und das VerbundgebÀude errichtet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorgeschlagene Baukörperdisposition des stĂ€dtebaulichen Entwurfs fĂŒhrt zu einer harmonischen Einbettung der GebĂ€ude in die Topografie des landschaftlich geprĂ€gten GelĂ€ndes. Die verschwenkte Anordnung der Baukörper erzeugt eine interessante Abfolge spannungsreicher AußenrĂ€ume. Positiv anzumerken ist die interessante Raumfolge entlang einer der Topografie folgenden Promenade durch das SchulgelĂ€nde mit Abwechslung zwischen platzartig und parkartig gestalteten RĂ€umen. Die Gestaltung einer öffentlichen Querung des GelĂ€ndes ist in diesem Zusammenhang gut gelungen. Mobiliar und Wasserbecken sind an markanten Punkten gesetzt und locker ĂŒber das GelĂ€nde verteilt. Die kleinrĂ€umige Struktur der Schulhöfe schrĂ€nkt allerdings die Übersichtlichkeit ein.

Auch in ihrer Höhenentwicklung fĂŒgt sich die Baukörperlandschaft maßstĂ€blich in die umgebende Bebauung ein. Die Anordnung der von beiden Schulen gemeinsam sowie separat zu nutzenden Funktionsbereiche ist ĂŒberzeugend gelöst. Kontrovers diskutiert wird die gemeinsame Adressbildung von Gymnasium und Stadtteilschule durch das zum Hanhoopsfeld orientierte VerbundgebĂ€ude, das besonders aus Nutzersicht beider Schulen eher kritisch bewertet wird. Kritisch anzumerken ist ferner die rĂŒckwĂ€rtige Lage der sĂŒdlichen Bestandsbauten des AvH, die insgesamt zu einem IdentitĂ€tsverlust der Schule fĂŒhren kann.

Die innere Organisation der Unterrichtsbereiche entspricht vollumfĂ€nglich der pĂ€dagogischen Ausrichtung beider Schulen. Die einfache und klare Strukturierung der beiden Cluster bei wechselseitiger Anordnung schafft attraktive Lernlandschaften mit vielfĂ€ltigen Ein- und Ausblicken. Das VerbundgebĂ€ude ist sinnfĂ€llig organisiert und bietet gute und flexible Nutzungsmöglichkeiten. Die eingegrabene Sporthalle wird durch die glĂ€serne Öffnung zum Eingangshof erlebbar inszeniert. Die gewĂ€hlte MaterialitĂ€t der Fassaden erzeugt eine helle und leichte Anmutung der Baukörper. Diese steht jedoch in starkem Kontrast zur umgebenden Bebauung und schwĂ€cht damit die insgesamt gelungene Einbindung in die Umgebung.
Perspektive Schulneubau und Schulhof

Perspektive Schulneubau und Schulhof

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Fassade

Fassade

Modell

Modell

Schwarzplan

Schwarzplan