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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Lessing-Stadtteilschule und Alexander-von-Humboldt Gymnasium - Modernisierung, Erneuerung und Erweiterung

3. Preis

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumplanerisches Konzept
Humboldt, Lessing und Hamburger Entdeckerfreude sind die Inspirationen, aus denen sich die grundlegenden Themen der landschaftlichen Entwicklung der Schulfreiflächen ableiten. Die einzelnen Schulen und ihr Umfeld werden dabei nicht separat betrachtet, sondern zumindest im Freiraumkonzept zu einem großen Ganzen verschmolzen. Auf dem Hanhoopsfeld entsteht so eine vielfältige Bildungslandschaft, ein grüner Kosmos der Weltnatur.
Wie auch die Gebäude werden die Bausteine der Freiraumnutzung in den Bestand integriert und ordnen sich dem Campus als prägende Typologie unter. Vor allem durch eine präzise Setzung von Gehölzen entstehen besondere Orte, die die kulturelle und ethnische Vielfalt auf dem Hanhoopsfeld als eine botanische Vielfalt interpretieren.
Der Aspekt der Vielfalt und des Fremden spielt in Anlehnung an dieses Motiv in der Freiraumentwicklung eine zentrale Rolle. Prägnante Gruppen sehr unterschiedlicher, teilweise exotischer Bäume werden in die Anlage eingefügt und machen jede Pflanzstelle zu einem besonderen Ort im grünen Kosmos des Hanhoopsfeldes.
Das Konzept offeriert eine parkartige Landschaft mit weiten Wiesenflächen, die partiell naturbelassen sein können. Ein geschwungenes Wegenetz gliedert den Campus in verschiedene Areale und schafft damit eindeutige Adressen und eigene Identitäten für beide Schulen. Als gemeinsames Bindeglied fungiert das zentral gelegene Mehrzweckgebäude, welches über zwei Zugangsebenen erreichbar ist. Die daran anbindenden Pausenorte zeigen sich in sehr unterschiedlicher Lebendigkeit und kontrastierendem Vegetationsbesatz.
Während im ‚Feuchten Tal‘ eine leicht ausgemuldete Wiesenfläche mit einem lichten Birkenhain als Bindeglied zwischen Gymnasium und Mehrzweckgebäude und als eher kontemplativer Pausenort für die älteren Schüler fungiert, zeigt sich der deutlich höher gelegene Pausenort der Stadtteilschule als großzügige, wilde ‚Sandwüste‘. Robuste und trockenheitsliebende Pflanzen wie Reif- und Sandweiden und schirmförmige Sanddorne schaffen die Kulisse für die eingebettete Spiellandschaft und erlauben die Einordnung von kleinen, versteckten Binnenorten, die Raum zu Rückzug und Versteck geben. Zahlreiche Spielangebote laden auf der großen Sandfläche sowohl alle Schüler zu Aktion und Bewegung ein. Beide Orte stellen in ihrer kontrastierenden Ausprägung Pausenräume, aber auch sinnliche Erfahrungs- und Lernorte dar und versinnbildlichen so beispielhaft das Zusammenspiel von Biologie und Geographie verschiedener Lebensräume.
Ein wesentlicher Aspekt in der gesamträumlichen Betrachtung ist die ‚geborgte Landschaft‘ – die optische Erweiterung des Horizontes durch den visuellen Einbezug der unmittelbar angrenzenden öffentlichen Parkflächen. Ein behutsames Aufasten der Bestandsgehölze am Grundstücksaum erlaubt das Setzen von neuen Blickachsen in die Nachbarschaft.
Ein breites Wegeband verbindet als Hauptwegeachse den östlichen und westlichen Stadtteil Hanhoopsfelds. Das parkartige Wegenetz ermöglicht abwechslungsreiche Rundwege durch das gesamte Areal und ist aufgrund der bewegten Topographie zum Joggen, Rennen und Befahren attraktiv und lädt mit den dezentral angegliederten Bankinseln ebenso zum Verweilen ein. Optional ist eine stärkere Verknüpfung mit den öffentlichen Parkanlagen möglich.
Die topographischen Besonderheiten des Areals – Hügel, Wellen, Täler – werden in den Spielthemen des Schulareals thematisch aufgegriffen und in einer eigenen, artifiziellen Formensprache weiterentwickelt.
Den Jahrgangshäusern der Stadtteilschule werden kleine Pausenhöfe zugeordnet, die einen geschützten Binnen- und Außenraum für kleinere Schülergruppen bilden. In den Höfen befinden sich kleinere Hügel - die „Eiländer“ - die analog zu den fernen unbekannten Gestaden der frühen Forschungsreisenden - sehr individuell mit Spielangeboten oder aktuellen Lehrinhalten besetzt werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Neubauten der Stadtteilschule werden zum Hanhoopsfeld hin ausgerichtet. Die Sporthalle wird eingegraben, ihre Dachflächen bilden den zentralen Schulhof. Die Schule selbst ist ein den schulischen Funktionen der Stadtteilschule folgend, klar strukturiertes Gebäude, das aus 2- bis 5-geschossigen Atrium-Baukörpern besteht. Fraglich bleibt der vorgeschlagene massive Eingriff in die Topografie, der bei Teilen des Preisgerichts den Eindruck einer Oberstadt und einer Unterstadt hervorruft und zu keiner Verbindung der beiden Schulen führt.

Das Verbundgebäude wird an zentraler Stelle angedacht. Das Preisgericht würdigt die Adressbildung und die bauliche Struktur. Allerdings wird die Massivität und Höhe der Baukörper kritisiert. Die Anordnung des Erweiterungsbaus des AvH südlich des Verbundgebäudes ist zudem ungeeignet und schwächt die Identität des Gymnasiums. Insgesamt erscheint der bauliche und konstruktive Aufwand sehr groß und nicht angemessen.

Die funktionale Gliederung des Schulgebäudes, insbesondere die Clusterbildung, wird positiv gesehen. Auch die brandschutztechnischen Anforderungen sind weitgehend gelöst. Der bauliche Aufwand und die Länge der Fluchtbalkone überzeugen jedoch nicht. Ebenso bestehen erhebliche Zweifel an der vorgeschlagenen 5-Geschossigkeit einzelner Bauteile, die deutlich den Maßstab der Schule verlassen.

Der architektonische Anspruch deckt sich nicht überall mit den gewählten Mitteln (WDVS- Fassaden und Sichtbeton), auch die Prägung der Gestalt durch die umlaufenden Fluchtbalkone wird kritisch gesehen.

Der Freiraum wird als parkartige Landschaft mit einer Durchwegung über das Schulgelände entwickelt und stellt eine sehr gute Verbindung der Stadtteile dar. Der Eingriff in den schützenswerten Baumbestand ist allerdings erheblich.

Die geforderten Flächenverhältnisse werden laut Verfasserangaben zwar eingehalten, die Kosten liegen jedoch deutlich über den bestehenden Kostenvorgaben