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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Landesgartenschau Bad Lippspringe 2017 – WaldKurPark

1. Preis / Zuschlag

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

werk3 architekturvisualisierungen

Visualisierung

Erläuterungstext

Mitarbeit:
Pia Custodis, Elena Emmerich, Lisa Hankow , Peter Hausdorf, Sophie Holz,
Maja van der Laan, Lene Zingenberg
Visualisierung: Matthias Grobe

Wald und Lichtung bilden als spannungsvolles Paar das atmosphärische Gerüst des neuen Lichtungsparks in Bad Lippspringe. Er ist ein durchlässiges Gewebe aus alten Waldquartieren, Parkfenstern und luftigen Wiesenbahnen. Einfache und klare Raumbilder durchdringen als zusammenhängende Folge den dichten Bestand. Sie bringen Licht, Luft und Weite in den Wald. Die Interventionen bieten unterschiedliche Wahrnehmungen und Kontakte mit dem Wald. Sie nehmen ihm aber nicht seine Magie und sein Geheimnis.

Der vorhandene Kurpark wird umfassend erneuert und eingebunden in ein klares System aus Lichtachsen. Dies und eine Formulierung neuer Eingangsbereiche bewirkt, dass der Park mit den Stadträumen neu vernetzt und völlig verändert wahrgenommen wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die grundsätzliche Gliederung des neuen Parks folgt nicht romantisierenden Prinzipien des landschaftlichen Parks, sondern vornehmlich der Quartiersbildung des Waldes. Zentrales Entwurfsmotiv der Verfasser ist „Wald und Lichtung“. So werden Kurpark und Parkwald durch eine Lichtungsfuge klar vom forstlich genutzten Wald abgelöst („Waldfuge“) und auf diese Weise in ihrer Wertigkeit herausgestellt. Die topographisch markante Figur der hier vorzufindenden Düne wird auf diese Weise freigelegt.
Die grundsätzlichen Strukturen des Kaiser-Karls-Parks werden beibehalten, aber im Detail modifiziert. Es wird im Folgenden zu prüfen sein, ob nicht das eine oder andere Element des Parks als Zeitzeuge der Parkgestaltung der 50er Jahre besser beibehalten bleiben sollte. Die sich an den Kaiser-Karls-Park in West-Ostrichtung entwickelnde zweite Lichtungsachse mit seinem mittig angeordneten Blütenband stellt eine angemessene Verbindung zu den Thermen her. Zwischen den beiden erwähnten Achsen eingefügt ist ein drittes Lichtungsband, das Liegehalle, Waldkapelle und Adlerwiese wie selbstverständlich miteinander verbindet. Die Ausgestaltung dieser Achse mit zwei gleich breiten Wegen wird in Frage gestellt. Die Bepflanzung dieser Achse mit Azaleen wird vom Preisgericht wegen der besonderen Bodenverhältnisse abgelehnt. Der Versuch, dem östlichen Ende der drei genannten Achsen als wichtigem End- und Verbindungspunkt Inhalt und Form zu geben, wird gewürdigt, allerdings ist deren Umsetzungsvorschlag inhaltlich nicht voll überzeugend. Als gelungen kann die Idee bezeichnet werden, die drei Lichtungsachsen mit einem Wegemäander untereinander zu verbinden und so die Besonderheiten des Ortes zu erschließen. Dies umso mehr, als der Wegeverlauf der Mäander sich in weiten Teilen an vorhandenen Wegestrukturen orientiert. Es wird jedoch noch zu klären sein, wie die Besucher den Verlauf des Mäanderweges erkennen, hierzu fehlen weitere Angaben. Insgesamt würdigt das Preisgericht den differenzierten Umgang mit der Ausbildung der Wege, obgleich in Frage gestellt wird, ob deren Anzahl der Wege wirklich in diesem Umfang notwendig ist.
Die Anbindung des neuen Parks an die Stadt durch vor gelagerte Platzsituationen ist in ihren Dimensionen und Ausgestaltungen angemessen und in ihrer Wirkung Erfolg versprechend.

Bei näherer Betrachtung des Entwurfes fällt der sensible Umgang mit der Örtlichkeit auf: versteckte Besonder-heiten werden behutsam freigelegt, Qualitäten gestärkt. Der Wechsel von waldartig geschlossenen Bereichen und Lichtungen lässt einen abwechslungsreichen Besuch des Parks erwarten. Das Ausstellungskonzept und die Dimensionierung der Wechselflorflächen sind eher zurückhaltend, was aber im waldartigen Umfeld angemessen erscheint.

Der trotz der klaren Formensprache insgesamt sehr sensible und zurückhaltende Umgang mit dem Bestand und die eher behutsamen Interventionen lassen erwarten, dass der vorgegebene Kostenrahmen eingehalten werden kann, aber auch dass die neu geschaffenen Qualitäten auf Dauer erhalten werden können. Einzige Ausnahme sind hierbei die Lichtungen: deren Idee ist unabänderlicher Teil des Entwurfes, deren Dimensionierung muss jedoch noch einmal mit der gleichen Sensibilität geprüft werden müssen die der Erarbeitung des gesamten Entwurfs zu Grunde lag. Ein Problem stellt der Zaunverlauf nach Ende der Gartenschau dar. Die mittlere Lichtungsachse wird dann mittig von einem Zaun gesäumt, was die Erlebnisqualität der Achse erheblich beeinträchtigt.