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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Landesgartenschau Bad Lippspringe 2017 – WaldKurPark

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

Breimann & Bruun

Landschaftsarchitektur

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ich bin der Kurwald von Bad Lippspringe. Dieser Sommer ist für mich etwas ganz Besonderes, denn wir feiern unter meinem Blätterdach die Landesgartenschau. Zu diesem Anlass erzähle ich meine Geschichte:

Am Kur-Entrée strecke ich meine Hände aus und reiche bis in die Stadt hinein. Da es hier leider keinen Platz gibt, echte Bäume zu pflanzen, will ich euch mit meinen Waldlampen an mich erinnern. An den wichtigsten Punkten in der Stadt werdet ihr meine kleinen gelben Brüder wiederfinden.

Gerne denke ich an die Zeit zurück als aus dem ganzen Land die Damen und Herren angereist sind, um sich bei mir zu erholen, zu flanieren und zu gesunden. Mit der großen Fontäne hab ich mir besondere Mühe gegeben, um die prächtige Zeit wiederaufleben zu lassen.

Die Verliebten und die Naturliebhaber trafen sich besonders gerne an meinen kleinen Meersmannteichen. Danach gerieten sie immer mehr in Vergessenheit. Zur Landesgartenschau soll sich das ändern. Mit einem Holzsteg direkt am Teich könnt ihr eure Füße ins Wasser baumeln lassen, die Enten füttern oder eure Angebetete unter der Trauerweide küssen.

Diese Erinnerung liegt für mich ganz weit zurück. In meinen Kindheitstagen gab es hier Wanderdünen, Verwehungen und trockene Sennelandschaften. Die Bürger von Bad Lippspringe haben mich gerufen und mich gebeten hier aufzuwachsen, da der Wind ein guter Freund von mir ist. Drei große Senne-Dünen sind auf dieser Lichtung aufgeschüttet. Ich fühle mich gleich wieder jung, wenn ich sehe, wie toll es hier geworden ist.

Ich hab es gerne eher ruhig und gemächlich, aber ich kenne die Menschen und ihren Wunsch nach Musik, Tanz und Spaß. Zwischen meinen Buchen steht hier ein großes Zelt mit der Waldbühne auf der Adlerwiese für die verschiedensten Anlässe. Auch nach der Landesgartenschau sollen hier Künstler von nah und fern zusammenkommen und mitten in der Natur die Menschen unterhalten.

Ich erinnere mich noch, wie die Wasserleitung für die Teiche gebaut wurde. Damit meine kleinen Teiche wieder klarer werden, öffnen wir an dieser Stelle den unterirdischen Kanal. Die Menschen sehen am Meersmannbach-Kneippbecken nicht nur, wo das Wasser herkommt, sondern können auch Barfuß durch ein steiniges Flussbett waten.

Bei mir wachsen viele kleine Blumen und Kräuter an geheimen Stellen. Doch die Menschen denken immer, ein Wald ist kein Ort für Blütenpracht. Mit meinen Waldgärten zeige ich euch, dass es nicht nur rund um die Fontäne richtig bunt sein kann, sondern auch zwischen Fichten und Kiefern.

Je größer meine Bäume wurden, desto mehr Tiere kamen in den Wald. Da diese Kleinen jedoch immer so scheu sind, hab ich in diesem Tal der Abenteuer nahe der Siedlung einen Abenteuerspielplatz gebaut, um zu erzählen wer hier sonst wohnt. Wenn ihr durch die Dachsbauten krabbelt oder in den Vogelnestern sitzt, wisst ihr, wie sich die Tiere bei mir fühlen. Scheu müsst ihr dabei aber nicht sein.

In der großen Kurzeit vor über 70 Jahren kamen immer mehr Menschen hierher, weil meine Nadeln so wertvolle ätherische Öle enthielten. Gut für die Bronchien sagten sie damals. Die Duft-Saunen sind kleine abgedunkelte Räume, in denen Kiefer, Küstentanne, Fichte und Douglasie Nadeln gespendet haben, um den Leuten in die Nasen zu steigen.

Manchmal habe ich auch meine geheimnisvollen Stunden. So wie in dieser Nebelsenke neben dem Weg, wo man vor lauter Nebel ganz vergisst, wo man ist. Doch ihr habt nichts zu befürchten. Im Gegenteil: Der feuchte salzhaltige Nebel ist gut für eure Schleimhäute.

Es gab Zeiten, in denen Salben, Tinkturen und Umschläge noch aus Pflanzen hergestellt wurden. Ich sah oft Leute aus den Kliniken die hier im Wald Kräuter gesammelt haben. Im Heilkräutergarten habe ich alle Kräuter von nah und fern zusammengesucht, um euch dies zu zeigen.

Viele der Kurgäste waren ganz aus dem Häuschen, als die ersten Hängematten bei mir aufgehängt wurden. Die Leute schliefen lieber hier als in ihren Betten. Diese Tradition musste ich im Hängemattenwald einfach wieder aufleben lassen.

Nachdem ich damals mit meinem Freund dem Wind einig geworden bin, dass er nicht mehr allzu sehr bläst, weht hier im Wald nun noch ein leichtes Lüftchen. Genau das richtige, um einmal dem Klang des Waldes, aber auch den Tönen der Windspiele im Flüstergarten zu lauschen. Ich habe euch eine lange Bank hierfür aufgestellt.

So liebe Besucher, nachdem ich so viel erzählt habe begebt ihr euch selbst auf Entdeckungstour: Jeder von euch bekommt eine Windblume von mir mit auf die Reise. Dies soll euch daran erinnern wie alles anfing. Gleichzeitig tragt ihr mit dieser Windblume auch den Samen für eine Kiefer mit euch durch den Wald. Wenn ihr die Blume in den Boden pflanzt wird vielleicht einmal ein Baum daraus. Und irgendwann ein ganzer Wald.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schaffen mit 2 Rundwegen eine Kette von Attraktionen und Ausstellungsbeiträgen, die weitgehend richtig auf den vorhandenen Waldlichtungen verortet sind. Leider entsteht auf diese Weise ein introvertiertes Parksystem, dem eine wirkliche Verzahnung mit den Strukturen des Kurwaldes und der angrenzenden Stadt nicht gelingt. Besonders schwach ist hier die Ausbildung des östlichen Parkrandes als „Hintertür“, aber auch die Übergänge zu den bestehenden Forstungen sind nicht überzeugend.

Demgegenüber erhält der westliche Parkeingang von der Fußgängerzone ausgehend eine wichtige aber behutsam eingefügte neue Hauptachse, die bis zu Martinus im Park ein ansprechendes Entree bilden kann. Unverständlich bleibt, warum diese Achse nur als temporäres Angebot konzipiert ist.

Der Bestand des Kaiser-Karls-Park wird übernommen, es gelingt aber nicht, darauf aufbauend neue und spannungsvolle Räume zu entwickeln oder aber die heutigen Schwächen zu beheben.

Die Angebote entlang den Rundwegen folgen weitgehend bekannten Mustern und lassen wirkliche Überraschungen vermissen.

Dass die großmaßstäblich inszenierten Sennedünen nicht die tatsächlich vorhandene Dünen am originären Standort herausarbeiten, sondern andernorts aus angeliefertem Sand geformt werden, ist genauso wenig nachvollziehbar wie der beabsichtigte pauschale Sandauftrag zum Modellierung des gesamten Geländes (der in den Kosten fehlt).

Zusammenfassend kann diese Arbeit trotz einiger stimmiger Details die Chancen dieses außergewöhnlichen Ortes nicht wirklich umsetzen, nach der Gartenschau bleiben innerhalb des Dauerkonzeptes zu wenige Anziehungspunkte.