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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Neugestaltung Hahnplatz

Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

3. Preis

Preisgeld: 5.500 EUR

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Hilleringmann Architekten

Architektur

ErlÀuterungstext

Der Hahnplatz, geprĂ€gt durch eine starke Topographie und die stadtbildprĂ€gende St. Salvator Basilika, liegt im Zentrum der PrĂŒmer Innenstadt. Durch die Neugestaltung des Platzes und seines nördlich angrenzenden Umfeldes gewinnt der Ort an AufenthaltsqualitĂ€t und die Basilika mit der ehemaligen Abtei einen wĂŒrdigen Rahmen.

Eine Stufenanlage gliedert den Platz und fasst den großzĂŒgigen, ebenen Bereich vor der mĂ€chtigen Zweiturmfassade der Basilika. Mit Rampen und Sitzstufen generiert sie Verbindung und Aufenthalt. Als GegenstĂŒck zur urbanen, offenen PlatzflĂ€che steht direkt anschließend ein baumbestandener Bereich, welcher neben seiner atmosphĂ€rischen Wirkung auch an den ursprĂŒnglichen Flusslauf des Tettenbach erinnert. Die neue Baumstellung stĂ€rkt die wichtigen Blickbeziehungen und lenkt die Sicht auf die Basilika.

In dem nördlichen Platzbereich, aus sandfarbenem Asphalt, wird der Verkehrsknotenpunkt mit einem 26 Meter Kreisel integriert. Die Höhenlage der Bundesstraße wird beibehalten. Der heute vom Autoverkehr dominierte Ort, wandelt sich zur fußgĂ€ngerfreundlichen Raumfolge. Der erlebbare Wechsel zwischen Platzaufweitungen und Gasse mit CafĂ©s und LĂ€den, das Sitzen unter BĂ€umen mit Blick auf die raumprĂ€gende Basilika verleihen dem Hahnplatz einen eigenstĂ€ndigen Charme mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t. Die Außengastronomie und das Gewerbe finden die entsprechende FlĂ€chen entlang der HĂ€userfronten.

Der Pflasterbelag im Zentrum wird neu verlegt und ergĂ€nzt. Durch das Beimischen heller Pflastersteine (Bayerwald Granit) wird eine angenehme Farbnuance erzeugt. Sie trĂ€gt zu einer freundlichen und erfrischenden AtmosphĂ€re auf dem Hahnplatz bei. Das Verlegemuster unterscheidet zwischen dem Plattenbelag vor der Basilika und entlang der ehemaligen Abtei, dem Kleinsteinpflaster im Passeverband im Übergangsbereich und wassergebundener Decke im Bereich des lockeren Baumhains. Die drei unterschiedlichen Steinformen (Platte, Kleinstein und Brechsand/Splitt-Mischung) nehmen den Rhythmus des Platzes auf und bilden ĂŒber die modellierte OberflĂ€che eine VerĂ€nderung in der Platztopographie.

Ein Leitsystem aus taktiler und geschliffener PflasteroberflĂ€che ermöglicht Seh- und Gehbehinderten ein sicheres und selbstĂ€ndiges queren der neuen PlatzflĂ€chen. Mit Ausnahme der Treppen sind die gesamten BelagsoberflĂ€chen befahrbar und bieten Raum fĂŒr eine vielfĂ€ltige Nutzung (Kirmes, Markt, Konzerte). In den PlatzflĂ€chen sind Unterflur-MedienanschlĂŒsse fĂŒr Wasser, Abwasser und Elektrik vorgesehen. Die geforderte Trafostation kann in der StĂŒtzmauer an der Treppe integriert werden.
Neben den großzĂŒgigen Sitzstufen bieten neuen Sitzelemente aus Holz und Metall eine Vielzahl unterschiedlicher Sitz- und Liegepositionen. Verteilt unter den BĂ€umen laden sie zum Verweilen ein. RĂŒcken- und Armlehnen ermöglichen ein bequemes und sicheres Sitzen. Ein neuer Brunnen in der Achse der Basilika setzt einen neuen Schwerpunkt auf dem oberen Hahnplatz.

Die Baumgruppen setzen sich aus fiederblĂ€ttrigen, lockeren Baumarten zusammen. BestandsbĂ€ume und Neupflanzungen aus Blasenesche (Koelreuteria paniculata) bilden den Hain. Der malerische Kleinbaum mit elegant gefiedertem Laub, der attraktiv gelb bis orangebraunen HerbstfĂ€rbung, den leuchtend gelben BlĂŒtenrispen im August und den blasig, papierartigen Fruchtkapseln, welche ĂŒber den Winter am Baum hĂ€ngen bleiben, setzen das ganze Jahr ĂŒber einen feinen Akzent.
Die neuen Gestaltungselemente wie Brunnen, Sitzelemente und Leuchten werden zu wichtigen Merkzeichen im Stadtraum. Ihre einheitliche Typologie dient als Orientierungspunkt, fungiert als Bindeglied zwischen den StadtrĂ€umen und wird zum Portfolio von PrĂŒm.

Die geforderten Bewohner- und KurzzeitparkplĂ€tze werden dezentral entlang der Fahrgassen in der PlatzflĂ€che integriert. Die neuen, schmalen Fahrgassen werden mit Boden-MarkierungsnĂ€geln aus Metall markiert. FahrradabstellplĂ€tze (MetallbĂŒgel), werden in Gruppen, dezentral an strategisch wichtigen Stellen verteilt.

Die nĂ€chtliche Stadterscheinung wird im Wesentlichen ĂŒber das Zusammenspiel von Stadtarchitektur und Beleuchtung definiert. ZielfĂŒhrend fĂŒr eine selbstverstĂ€ndliche Erscheinung, ist integrativ geplantes Licht, welches das architektonische Konzept als nĂ€chtliches Bauelement stĂ€rkt. Die Helligkeiten und Beleuchtungszonen sind im Zusammenspiel mit den Baumsetzungen, Verkehrswegen und Stufen zoniert erlebbar.

Die unterschiedlichen Helligkeiten verhelfen zur sofortigen Orientierung und vermitteln eine lebendige AtmosphÀre. Die Platzbeleuchtung reagiert auf die gestreute Baumanordnung mittels Mastleuchten, die der Gehölzsetzung folgen.
Als hauptsĂ€chliches Element, wird eine Mastleuchte mit ca. 7 Meter Höhe, rundem, scheibenförmigem Lichtkopf mit integrierten, ausgeblendeten Lichtsystemen eingesetzt. Die Mastleuchte erzeugt durch ihre Strahlcharakteristik keinerlei Blendwirkung und tritt insgesamt sehr zurĂŒckhaltend in Erscheinung und ist auf das wesentliche reduziert.

Ein weiteres Element des Beleuchtungskonzeptes sind dem Straßenverlauf folgende Mastleuchten mit ca. 6 Meter Höhe und rechteckigen Leuchtkopf, die zwischen den Fassaden intermittierend im relativ engen Straßenraum angeordnet sind. Ein integriertes Lichtband in der MauerbrĂŒstung im Bereich der Kirche, strahlt beidseitig ab.Das Band ist fĂŒr Passanten unsichtbar, nur das Licht tritt in Erscheinung und erzeugt einen visuellen Orientierungsrahmen und ermöglicht ein sicheres Begehen des Treppenraumes.

Die Kirchenvorderfront wird mittels Projektoren, die in die Mastleuchten integriert sind, mit einem feinen, verlaufenden Grundlichtschleier ĂŒberzogen. Die Aufhellung ist sehr zurĂŒckhaltend mit geringen BeleuchtungsstĂ€rken und erfolgt ohne jegliche Lichtverschmutzung unter Einsatz effizienter Reflektorgeometrie.

Insgesamt werden Leuchtmittel neuester Technologie, also LED Lampen, mit einem sehr guten Farbwiedergabeindex > 85% und einer warmweißen Lichtfarbe mit 3000 K verwendet. SĂ€mtliche Leuchten strahlen nur in den unteren Halbraum, sodass die ökologischen und ökonomischen Richtlinien erfĂŒllt werden. Die Leuchten sind mit programmierbaren VorschaltgerĂ€ten ausgestattet, sodass in den Nachtstunden eine Absenkung zusĂ€tzliche wirtschaftliche und ökologische Vorteile generiert.

Die großzĂŒgige und reprĂ€sentative Gestaltung des Hahnplatzes als öffentlicher Raum ermöglicht eine angenehme Koexistenz der vielfĂ€ltigen NutzungsansprĂŒche von Bewegung und Aufenthalt. Die fußlĂ€ufigen Verbindungen im Stadtteil, die Erreichbarkeit und die AufenthaltsqualitĂ€t fĂŒr BewoherInnen und BesucherInnen werden attraktiver und barrierefrei. Der freie Platz vor der St. Salvator Basilika ist BĂŒhne des stĂ€dtischen Lebens. Der Baumhein wird zum Erholungsort – zusammen bilden sie einen Ort mit Leben wie auch mit Ruhe und WĂŒrde in der Hektik des Alltags.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf Grundlage eines verbindenden Stadtbodens reagieren die Verfasser geschickt auf die unterschiedlichen Randbedingungen. Der Bereich vor der Basilika wird mit einer durchgĂ€ngigen Stufenanlage in unterschiedlichen Ausformungen und durch eine zweiteilige Raumbespielung gegliedert: Eine auf die Fassade der Basilika bezogene, annĂ€hernd quadratische und ebene PlatzflĂ€che im SĂŒden und ein mit Baumgruppen bestandener Bereich mit Hangterrassen im Norden. Durch diese Raumgliederung wird die Blickbeziehung auf die Kirche fokussiert und damit in ihrer Wirkung gestĂ€rkt.
Der entstehende Platz vor der Basilika hat eine gute Proportion und kann fĂŒr Veranstaltungen multifunktional genutzt werden. Die Treppenanlage hat einen ausreichenden Abstand und wird im Veranstaltungsfall zur TribĂŒne, der Platz zur BĂŒhne und die Basilika zur Kulisse. Die Ausbildung der Begrenzungsmauer im SĂŒden bedarf einer sorgfĂ€ltigen Durcharbeitung, die Höhenentwicklung muss kontrolliert werden. Gut ist, wie hier der Höhenversprung zur Integration des geforderten Trafos genutzt wird. Aufenthaltsbereiche zum Sitzen und Entspannen werden in Form mobiler Sitzelemente auf den Hangterrassen unter den BĂ€umen angeboten. Die barrierefreie Erreichbarkeit ist nicht immer auf direktem Wege möglich.
Die westlich angrenzenden FlĂ€chen sind selbstverstĂ€ndlicher Bestandteil der Gesamtkonzeption. Am oberen Hahnplatz ist in der Achse der Basilika ein rundes Wasserbecken angeordnet sowie solitĂ€re BĂ€ume entlang der Hausfassaden vorgesehen. Vermisst werden hier nichtkommerzielle Sitzangebote. Die Gestaltung der nördlich gelegenen FlĂ€che am Duppborn ĂŒberzeugt nicht.
Die Position und Dimension des Kreisels entspricht im Wesentlichen der technischen Vorplanung. Straßendetails wie z.B. EinmĂŒndungsradien wĂ€ren im Weiteren noch anzupassen. Die Anzahl der StellplĂ€tze erfĂŒllt die Erwartungen des Auslobers. Sie werden selbstverstĂ€ndlich und platzsparend integriert und in der FlĂ€che gut verteilt. Im Detail mĂŒsste generell geklĂ€rt werden, wie die unkontrollierte Befahrung der PlatzflĂ€chen verhindert werden soll. Die geeignete Position der Bushaltestelle muss noch festgelegt werden.
Das Lichtkonzept mit locker verteilten Mastleuchten, punktuellen Lichtinszenierungen und einer Anleuchtung der Basilikafassade bedarf der weiteren PrĂ€zisierung und lichttechnischen ÜberprĂŒfung. Die StraßenflĂ€chen sind als farblich angepasste AsphaltflĂ€chen vorgesehen. Die PlatzbelĂ€ge aus einem einheitlichen Natursteinmaterial werden situativ variiert: Stadtboden aus Kleinsteinpflaster, Plattenbelag auf dem Basilikaplatz und wassergebundene Brechsand/SplittoberflĂ€chen im Bereich des Baumhains. Der großflĂ€chige Einsatz des Natursteinmaterials ist ein nachhaltiger und anzustrebender Vorschlag. Es ist zu prĂŒfen, ob dies innerhalb des Kostenrahmens durchgĂ€ngig umsetzbar ist.
Den Verfassern gelingt eine positive Neuinterpretation des Stadtraums Hahnplatz. Es entsteht eine fein ausbalancierte Mischung zwischen Bewegungs-, AktivitĂ€ts- und Aufenthaltszonen. Der Verkehr wird unprĂ€tentiös in die Gesamtgestaltung integriert. Der Entwurf bietet eine robuste Basis fĂŒr die Umsetzung und DetailklĂ€rung.
Perspektive

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Detail

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Schnitt M 1:200

Schnitt M 1:200