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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Neugestaltung Hahnplatz

200er Lageplan

200er Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

urbanegestalt

Landschaftsarchitektur

urbanegestalt

Architektur

Erläuterungstext

Der Hahnplatz in Prüm

Wir legen großen Wert auf die Erlebbarkeit der Barockfassaden.
Um den Fußpunkt der Basilika auch von den Hauptstraßen aus zu sehen ist der Platz sehr offen gestaltet. Eine Faltung der Platzoberfläche vermittelt die Höhen, Bänke entlang der Kanten vermeiden Mauern und Geländer; so kann ein horizontal organisierter und repräsentativer Raum mit gutem Überblick geschaffen werden.
Ein offener Platz vor Basilika und Regino Gymnasium der lediglich mit dem Entwässerungsgefälle geneigt ist schafft Raum. Er misst 2.000 m² und kann von Fahrgeschäften und anderen temporären Nutzungen besetzt werden.
Vor den barocken Fassaden verläuft in ganzer Länge in Nord-Süd-Richtung ein einheitliches Band, das am Platz als Vorzone der Baudenkmäler dient und im Norden in eine neue Gasse mündet. Darüber erfolgen auch die absperrbaren Zufahrten auf den Platz. Die gefalteten Neigungen erlauben eine Vielzahl weiterer Zugänge, die mit 8% bis 17% nicht als barrierefrei gelten können, aber im Alltag dennoch gut nutzbar sein werden.
Es sind wenige Bäume vorgesehen, Baumpaare aus Eschen und Blaseneschen in den Nebenflächen und an Einzelstandorten führen dennoch zu einer deutlichen Präsenz der Vegetation. Ein Feld bodengleicher Fontänen schafft einen Anziehungspunkt an heißen Tagen. Die Trafostation kann in der südwestlichen Platzecke in den Hang geschoben werden und ist dort als kleiner Sonderbau sichtbar.
Der Hahnplatz ist abschließender Raum der Platzfolge entlang der Hahnstraße. Er wird als gegliederter Raum mit Nebenplätzen und mit Schwerpunkt auf die prachtvolle Ostfassade gestaltet. Schon heute ist seine Strahlkraft groß, durch seine Aufwertung wird Prüm und die Region attraktiver.
3 Nebenplätze
Hahnplatz Südwest
Im Südwesten münden Fuhrweg und Spitalstraße auf den Hahnplatz; dreieinhalb Meter höher als die Bahnhofsstraße. Der geneigte Platzraum und eine sehr typische und schöne Ansicht traufständiger Häuser charakterisieren diesen Raum.
Der Entwurf sieht hier einen in die Neigungen eingebetteten Nebenplatz vor. Im Osten dient der Fuhrweg 8 Stellplätze an und wird neu an den Kreisel angebunden. Entlang der Fassaden verlaufen Bewegungszonen in der Platzoberfläche, Rinnen und Wechsel in der Verlegeart markieren die Fahrstrecken und die Gehwege mit für den Handel nutzbaren Vorzonen. Diese Erschließung ist weitgehend barrierefrei.
Gefasst von Baumkronen liegt ein kleiner Platz mit starker Bindung an die Gastronomie. Er ist als familienfreundlicher Aufenthaltsraum mit einer wassergebundenen Wegedecke vorgesehen. Die Oberfläche ist nur sanft geneigt, eine Abfangung gegenüber den Stellplätzen nimmt die Autos aus dem Fokus und schafft Raum für einige Spielgeräte, gegenüber den Hauptstraßen bietet eine steinerne Kante soliden Schutz, ohne die Qualitäten des Ausblicks zu mindern.

Hahnplatz zu Pfanngasse und Kalkstraße
Die Gastronomieterrassen im Westen sind aktuell der beste Teil des Platzes, sie werden vorsichtig fortgeschrieben. Die schöne Linde vorm Hotel Zum Goldenen Stern bleibt erhalten, ebenso die Flächen für die Außengastronomie. Ein breiterer Abschnitt der Mauer wird als Treppe zum Platz geöffnet und die Überfahrt zu den Stellplätzen wird einheitlich in den Platz eingebaut. Im Übergang zur Kalkstraße werden die Höhen neu gefasst. Entlang der Hahnstraße entsteht ein zusammenhängender Raum mit einigen Bäumen, ein kleiner Platz bietet vor den Geschäften attraktiven Raum und längs der Straße können Kurzparker stehen.

Klosterhof und Ecke Hahnstraße
Eine andere Beziehung zum Hahnplatz nimmt der nördliche Teil am Klosterhof ein. Hier wird die Achse entlang des Regino-Gymnasiums mit einer Reihe Linden gefasst und zum Träger der Identität. Das Profil wird in eine Gasse mit 7m befahrbarer Fläche gewandelt. Unter Einbeziehung des Cafés an der Platzkante wird ein vermittelnder Raum mit Spiel und Aufenthalt in bester Sonne angeboten.
Der Rückbau einiger rückwärtiger Nebengebäude erlaubt eine höherwertige, bis zu drei Geschossen hohe Bebauung an diesem Standort. In Absprache mit den privaten Eignern und einer Verkleinerung der öffentlichen Verkehrsfläche können hier ca. 800m² BGF neu errichtet werden. Eine offene Hofbebauung mit Durchgängen würde den Hahnplatz noch attraktiver machen. Im Bereich des ehemaligen Busbahnhofes kann weiterhin ein Bus vor der Hofmauer halten, außerdem werden hier und im Klosterhof 16 Stellplätze angeboten.
Stellplätze
Insgesamt 28 Stellplätze und ein Bushalt sind in Nebenplätzen und längs der Straße geplant.

Beleuchtungskonzept
Von den Bauwerken selbst und von zwei hohen Masten im Platzraum werden die Baudenkmäler als wesentliche Elemente des Hahnplatzes in Szene gesetzt. Auf den Plätzen entstehen relativ dunkle Zonen, was für die Atmosphäre gut ist, solange eine gute Orientierung und gefühlte Sicherheit erreicht werden. Durch die beleuchteten Steinernen Kanten und Lichteintrag aus den Seiten ist dies gegeben. Entlang der Platzränder, wo Fahrverkehre und Aufenthaltsbereiche liegen schaffen 5 m hohe Stelenleuchten im Abstand von 15m die notwendige Beleuchtung. Die Bundesstraßen werden als funktionaler Lichtraum belassen, die Beleuchtung der wichtigen Fußwege entlang der Straßen ist damit auch gewährleistet.
Steinerne Kanten
Steinerne Kanten geben dem Hahnplatz eine klare Definition. Lange Steinbänke, deren Ausrichtung sich aus dem städtebaulichen Umfeld ableitet, markieren den Platz, sie fokussieren die wertvolle Barockfassade und unterscheiden den unten liegenden eigentlichen Hahnplatz von den vermittelnden Nebenflächen. Sie bieten weit mehr als nur Sitzgelegenheit, mit 80 – 180 cm Tiefe laden die Bänke zum Liegen, zum Posieren und sich Versammeln ein. Wenige Stahlstühle stehen auf den Plätzen, den Bänken Gegenüber und erschaffen kommunikative Orte.
Die Steinernen Kanten stehen an den Vorderkanten der höher gelegenen Flächen und damit vor den Faltungslinien des Geländes, von hier lässt sich das Leben auf dem Platz beobachten. Sie verhindern auch, dass jemand unachtsam auf die nach unten zum Teil deutlich abfallenden Böschungen gerät. Von den weiter unten gelegenen Flächen stechen die hellen Steinbänke als Raumkanten hervor, ein Beleuchtung an den nach unten gerichteten Seiten erzeugt leuchtende Linien, die Orientierung und Sicherheit bieten und im Wechselspiel mit den angestrahlten historischen Fassaden einen erhabenen Raum erzeugen.
Material Kosten und Nachhaltigkeit
Der Platz vor der Basilika wird mit mittelformatigem Naturstein in gebundener Bauweise belegt. Das warmtonige Farbspiel eines Dolomits wird durch mittelgraue Fugen ruhig gehalten.
Die anderen Flächen werden mit einem hellgrauen Granitkleinstein belegt, lediglich die stark geneigten Bereiche werden gebunden gebaut, der Rest in Sand gepflastert.
Um den Kostenrahmen nicht zu sprengen werden abgesetzte Bereich und Baumscheiben als wassergebundene Decke ausgeführt. Die Steinbänke sind als Sichtbetonfertigteil in den Farben des verwendeten Natursteins geplant. Wir sind überzeugt, dass die langfristige Wertigkeit der geplanten Materialien im Sinne einer nachhaltigen Bauweise und angesichts der Bedeutung des Platzes die entstehenden Kosten rechtfertigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser setzen sich zunächst subtil mit den städtebaulichen Gegebenheiten des Prümer Stadtzentrums auseinander und übersetzen das Ordnungsgefüge in eine Raumkontur und Oberflächengeometrie für den Hahnplatz.
So resultiert die westliche Platzabgrenzung aus verlängerten Fluchtlinien der jeweils benachbarten Bauquartiere. Durch das Verschieben des Verkehrskreisels nach Westen entsteht von der Basilika und den benachbarten Barockgebäuden eine großzügig dimensionierte Platzfläche.
In diesem Zusammenhang haben die westlichen Vorbereiche vor dem Rathaus und dem Hotel sowohl als Funktions- wie auch als Aufenthaltsbereich eine ausreichende Dimensionierung. Positiv wird auch die hier zurückhaltende Möblierung und Begrünung sowie die Fortsetzung der für den Hahnplatz gewählten Raumgeometrie beurteilt.
So markant und innovativ die aus dem städtebaulichen Kontext abgeleitete Raumgeometrie und Gliederung des Hahnplatzes auf den ersten Blick erscheint, als reliefartiges Faltwerk mit sich polygonal verschneidenden und stark geneigten Flächen, ist der Hahnplatz als barrierefreier Raum im Alltag und bei temporären Stadtfesten in seiner Nutzbarkeit höchst problematisch. Er könnte jedoch bei ähnlicher Strukturierung und Geometrie zu einer moderat geneigten Fläche ausgebildet werden.
Ebenfalls hinterfragt werden muss das Freihalten der zentralen Platzfläche von jeglicher Möblierung und Begrünung.
Obwohl die damit gewünschten Blickbeziehungen zur Basilika gegeben sind, wird die derart ausgeräumte Fläche als große Leere empfunden. Wenigstens im Nordwesten des Hahnplatzes könnte eine angemessene Begrünung und Akzentuierung durch weitere platzgestaltende Elemente für Spannung und Aufenthaltsqualität sorgen.
Überzeugend ist wiederum die sparsam gewählte Materialisierung und Differenzierung der Platzfläche sowie bei den zu Verkehrsflächen orientierten Randbereichen. Wünschenswert wäre hier jedoch eine Anpassung von Farbigkeit und Körnung.
Insgesamt handelt es sich bei dem Entwurf um eine zunächst ausgesprochen interessante städtebauliche Ableitung und konzeptionelle Interpretation, die jedoch aufgrund Ihrer mangelnden Alltagstauglichkeit leider nicht durchgehend überzeugen kann.
Perspektive Platz

Perspektive Platz

Schnittansicht Platz, längs

Schnittansicht Platz, längs

Schnittansicht Platz, quer

Schnittansicht Platz, quer

Detailierung Platzbelag

Detailierung Platzbelag