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Offener Wettbewerb | 10/2013

Staatsarchiv des Kantons Zürich, Bau 3 Projektwettbewerb im offenen Verfahren

5. Rang

Preisgeld: 15.000 CHF

Guignard & Saner

Architektur

Thomas Boyle + Partner AG

Tragwerksplanung

Büro 349 GmbH

TGA-Fachplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

gkp fassadentechnik

Fassadenplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «ARCHEION» erweitert das Ensemble des heutigen Staatsarchivs Zürich um einen zweigeschossigen, quadratischen Pavillonbau, der mit einem Plateau an den Bestand anbindet und in die Topographie eingearbeitet ist. Über zwei getrennte, typologisch allerdings merkwürdige, brückenartige Verbindungselemente wird der Pavillon an den Bestand angeschlossen. Durch die Erweiterung rückt der heutige «Randbaukörper» Bau 2 in die Mitte des neuen Ensembles. Es scheint zunächst nachvollziehbar, ein Ensemble, das bereits aus einem Pavillontyp (Bau 1) und einem Anbau (Bau 2) besteht, um einen weiteren Pavillon zu ergänzen. Auch wirkt die strukturelle Architektursprache, auf die der Wettbewerbsbeitrag zurückgreift, innerhalb der Gesamtanlage der Universität Zürich Irchel vertraut und ist als Einzelbaukörper schön ausgearbeitet. Das neue Ensemble von drei zusammengeschlossenen Einzelbauten wirkt als Ganzes trotzdem unglaubwürdig, da der Bau 2, asymmetrisch konzipiert als eindeutiger räumlicher Abschuss des äusseren Arkadenraums von Bau 1, der neuen mittigen Situation zwischen zwei Pavillons nicht wirklich gerecht werden kann. Eine allfällige Erweiterung um vier weitere Geschosse wird im Entwurf überzeugend nachgewiesen, die gemäss Programm vorgesehene horizontale Erweiterung dürfte sich dagegen als schwierig erweisen.

Die expressiv modellierten Decken bilden ein atmosphärisch sehr schönes Raumtragwerk, das in der Fassadenebene von filigranen Stützen abgetragen wird und einen stützenfreien Innenraum ermöglicht. Nicht tragende Trennwände unterteilen diesen Innenraum und scheiden so die unterschiedlich grossen Räume des Raumprogramms voneinander. Die raumhaltige Decke vermag grosse Räume ansprechend zu gestalten, deren Wirkung in den kleineren Räumen ist allerdings eher fraglich.

Der Durchgang von Bau 2 nach Bau 3 ist im Geschoss F funktional gut gelöst, ebenso die Verlängerung der Bereitstellung mit dem angeschlossenen Konsultationsraum für Grossformate. Eine akustische Trennung des offenen Aufenthalts- und Pausenbereichs zum Lesesaalbereich ist nicht ersichtlich. Eine Trennung des Kundenbereichs zum Sitzungsraum und zu den Arbeitsplätzen der Abteilung Kundendienst ist realisierbar, aber nicht dargestellt. Im Geschoss G verunmöglicht die Konzeption als eigenständiger Pavillon eine funktional nahtlose Erweiterung der Abteilung Beständeerhaltung. Die Arbeitsflächen werden in zwei getrennte Sektoren aufgeteilt, was enorm lange Wege zur Folge hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konzeption der Decken im Geschoss G eine Rampe erforderlich macht. Diese Disposition ist ungeeignet für den Betrieb einer Abteilung, die mit ihrem Material intensiv zwischen verschiedenen Zonen zirkuliert. Die Anordnung der Aktenerschliessung im Geschoss G ist schlüssig unter der Annahme, dass Bau 3 den Abschluss des Ensembles bildet. Der Materialraum ist zu weit weg von den Nutzenden positioniert. Der Grossraum im Geschoss E wäre allenfalls als Lesesaal geeignet, als Arbeitsraum für die Aktenerschliessung ist er auf Grund der hochliegenden Befensterung und der Einsehbarkeit durch das Publikum sowohl aus Gründen der Arbeitsphysiologie als auch des Datenschutzes nicht brauchbar.

Alle Magazine werden direkt vom Gang her erschlossen und nutzen die vorhandene Fläche optimal aus. Die Position des Technikraumes und des Technikschachtes ermöglicht eine effiziente Erschliessung. Für den Fall einer Evakuierung ist die vierläufige Treppenanlage nicht optimal.

Das vorgeschlagene statische System erscheint bezüglich der Horizontaleinwirkungen weich; es ist fraglich, ob die zulässigen Stockwerksverschiebungen bei sechs Vollgeschossen im Erdbebenfall eingehalten werden können. Aus statischer und wirtschaftlicher Sicht ist das gesamte Tragwerk deutlich zu optimieren. Ob der Minergie-P-eco-Standard erreicht werden kann, ist im gegenwärtigen Projektstand nicht schlüssig zu beantworten. Einerseits liegt der U-Wert aufgrund des hohen Fensteranteils vergleichsweise hoch, anderseits wird die Speichermasse der Decken mit TABS aktiviert, und sowohl der Tageslichtquotient als auch der Sonnenschutz werden als gut bewertet. Gemäss der Kostenschätzung liegen die Anlagekosten im Vergleich aller Projekte der engeren Wahl am höchsten.

Der Bau 3 des Staatsarchivs präsentiert sich im Projekt «ARCHEION» als Weiterentwicklung der strukturell durchgestalteten Bauten, die in der Universität Zürich Irchel über eine lange Tradition verfügen. Der Pavillonbau ist sorgfältig und in sich schlüssig konzipiert, kann aber als Solitär die geforderte enge Verbindung zu Bau 2 nicht herstellen und ordnet in seinem rigiden Entwurfskonzept die Räume aus betrieblicher Sicht zum Teil suboptimal an.