modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Ersatzneubau an der Socinstrasse 9/11

1. Rang / 1. Preis

quade architects

Architektur

Osolin & Plüss Architekten BSA AG

Architektur

WMM Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Eplan AG

Bauingenieurwesen

Waldhauser + Hermann AG

Bauphysik

Wenger + Ott

TGA-Fachplanung

PIRMIN JUNG

Bauphysik

Architron

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das neue Wohnhaus mit drei Vollgeschossen und einem Attikageschoss ist innerhalb der maximal möglichen Bautiefe von 15 Metern entwickelt worden. Das Erdgeschoss ist in der Tradition des Strassenzuges leicht erhöht und ermöglicht somit auch in diesem Geschoss Wohnnutzung. Mit Sockel und Dachrand, den Fensterproportionen und der muralen Erscheinung wird das Gebäude in das Quartier eingebunden. Mit einer grossen Eingangshalle wird der Strassenraum mit dem tiefen Garten verbunden. Diese Idee wird begrüsst, hingegen wird der Treppenhauszugang entlang Mieterboxen und Fahrrädern schwer auffindbar. Die Gestaltung der Fassade sowie deren Materialisierung ist als Interpretation des architektonischen Bestandes konzipiert.

Das gewählte Ziegelmauerwerk für die äussere Fassadenschicht sowie der massive Betonsockel und die Eichenfenster wie auch die Gliederung der Fassade im Allgemeinen überzeugen, jedoch wird die Kombination und die stark prägende Anwendung von Stahlelementen bei den Fenstereinfassungen und dem Dachrand als nicht überzeugend eingestuft. Die Fensterelemente mit dem zusätzlichen Lüftungsflügel wirken überinstrumentiert. Die strassenseitige Erscheinung des Attikageschosses kann im Zusammenspiel mit der Hauptfassade nicht überzeugen. Im speziellen werden die dominanten Blecheinfassungen in Frage gestellt. Beim Dachrand wird durch die geplanten Blechblenden, welche die Fotovoltaikelemente abdecken sollen, die gesamte Verblechung zu dominant. Die weitgehend verglaste Hoffassade mit dem vorgelagerten schmalen Steg und dem aussenliegenden Geländer als Verbindung zum tiefen Gartenraum wird als gute Lösung eingestuft.

Die Erschliessung des Wohnhauses erfolgt über ein zentral angeordnetes Treppenhaus, welches im Erdgeschoss mit einer grossen Eingangshalle an den Strassen- und Gartenraum angeschlossen ist. Die Funktionalität und Nutzung dieser Eingangshalle wird positiv eingestuft. Hingegen erscheint der Zugang zum Treppenhaus eng und unattraktiv. Die Verteilung der Wohnungen mit einer 5,5 Zimmer Gartenwohnung im Erdgeschoss und je zwei Wohnungen in den weiteren Geschossen erscheint plausibel. Die Wohnungsgrössen sind eher am oberen Limit. Die einzelnen Wohnungen sind attraktiv organisiert, die innere Erschliessung erfolgt über eine gut proportionierte und nutzbare Eingangshalle. Mit den strassenseitigen Wohnküchen und dem gartenseitigen Wohnraum wird die ganze Gebäudetiefe erlebbar und attraktiv. Die Individualräume sind sowohl strassen wie auch hofseitig angeordnet und sind folgerichtig ab dem zentralen Bereich erschlossen. Mit einer gut nutzbaren Vorzone zu den strassenseitigen Zimmern und der konsequenten zentralen Anordnung der Nasszellen wird ein schlüssiges Wohnungskonzept angeboten. Leider wird in der Aussenraumgestaltung mit der Lage und Anordnung der Balkone diese Qualität nicht weitergeführt. Die räumliche Nähe der Balkone stellt deren gewünschte Nutzung in Frage.

Die Tragkonstruktion des Neubaus ist aus Stahlbeton und Holz-Beton-Verbunddecken vorgesehen. Mit dem zentralen Kern und Stahlstützen in der Fassadenebene wird ein einfaches Tragsystem und eine hohe Planungsflexibilität erreicht. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sind Recycling-Beton und -Stahl sowie Holzverbunddecken geplant. Mit der Planungsflexibilität und der zentralen Anordnung der über alle Geschosse durchgehenden Installationszonen wird ein ökonomisches Gesamtkonzept angeboten. Gemäss Konzeptbeschrieb Heizung/Lüftung wird eine Niedertemperatur-Fussbodenheizung vorgesehen um auf die Einzelraumregulierung und die verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung verzichten zu können. Im Lüftungskonzept wird ebenfalls auf eine hohe technische Installation verzichtet, indem die Abluft kontrolliert gesteuert wird und die Lufterneuerung über gezielt eingesetzte Nachströmelemente erfolgt. Diese Massnahmen ergänzen das kompakte und einfache Installationskonzept und führen mit den vorgeschlagenen Materialien zu einem nachhaltigen Gesamtkonzept.

Im Hinblick auf die Materialisierung werden mit den Holzverbunddecken, den Lehmbauplatten als Deckenverkleidung zur Feuchteregulation, der Fassadenkonstruktion aus hochgedämmten Holzelementen und der massiven Ziegelsteinfassade, ökologische und nachhaltige Materialien vorgeschlagen.

Der Garten soll durch gezieltes Auslichten des dichten Busch- und Baumbestandes sowie durch ergänzende Bepflanzungen erneuert werden. Es sind für die Bewohner differenzierte Aufenthalts- und Spielbereiche geplant, welche mit einem Spazierweg erschlossen sind.

Insgesamt kann der Projektvorschlag überzeugen. Die Volumetrie, die Proportionen in der Fassadengestaltung sowie das Erscheinungsbild im Strassenzug sind angemessen. In der Materialisierung werden Betonsockel und der massive Ziegelstein als Fassadenverkleidung als guter Beitrag eingestuft. Der grossflächige Einsatz von Stahl- und Metallteilen wird hingegen in Frage gestellt. Die Detailgestaltung des Attikageschosses, im Speziellen die massiven Blechteile im Dachbereich, sind zu überprüfen. Die Adressbildung, respektive die Kombination von Hauseingang und Hofzugang, welcher gleichzeitig Abstellraum für Fahrräder etc. ist, müsste geklärt werden. Die Wohnungsgrundrisse sind sehr gut organisiert, die Zonierung in die Zimmerschichten entlang den beiden Fassaden sowie der Kernbereich mit Eingangshalle und Nasszonen funktioniert gut. Leider weisen die Balkone durch ihre räumliche Nähe nicht die gleichen Qualitäten auf. Mit der Konstruktions- und Materialwahl sowie auch bei den vorgeschlagenen technischen Installationen werden interessante und nachhaltige Lösungen angeboten.