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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Neubau eines Kinderhauses im Riedlepark

3. Preis

Fritz Hack Freier Architekt BDA Freier Stadtplaner SRL

Architektur

hack + rannow architekten, NL der tr gmbh

Architektur

Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten BDLA IFLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwicklungskonzept /Städtebau:

Die Bebauung der Margaretenstraße befindet sich im Übergangsbereich zum Riedlewald. Hier treffen zwei unterschiedliche Charaktere aufeinander: „Stadt-Raum“ und „Natur-Raum“. Der Entwurf stellt durch Stärkung und Gegenüberstellung dieser grundsätzlich verschiedenen Charaktere eine Verwebung von Stadt und Natur her.
Das sich aus dem Raumprogramm für das Kinderhaus ergebende notwendige Großvolumen, wird dafür in einen zweifach abgewinkelten, zweigeschossigen Bauköper gegliedert. Dies führt zu einer selbstverständlichen Platz- / Raumbildung sowohl vor dem Haus, als auch dahinter. Die Bebauung der Margaretenstraße erfährt durch den Vor-Platz, der den Auftakt zum Kinderhaus bildet und gleichzeitig die Katharinenstraße als deren Endpunkt auffängt, eine Zäsur. Der südliche Gebäudeflügel richtet sich zum Straßenraum, gibt dem Vorhof eine räumliche Fassung und leitet zum Haupteingang über. Der nördliche Gebäudeflügel schirmt den Garten zum angrenzenden Verkehrsübungsplatz ab. Das Gebäude liegt leicht erhöht und ist so auf dem vorgegebenen Baufeld platziert, dass den einzelnen Wohngruppenmodulen durch das spätere Freiwerden der angrenzenden Flächen großzügige Außenbereiche zugeordnet / angeboten werden können.


Erschließung:

Eltern können über die Parkplätze an der Margaretenstraße und dem geschützten, erhöhten Vor-Platz ihre Kinder zum Kinderhaus bringen und abholen. Für das Personal besteht die Möglichkeit, das Kinderhaus auf zwei Ebenen, über den östlichen Seitenzugang zu betreten. Die Andienung mit Klein-LKW´s findet über eine separate, westlich orientierte Zufahrt mit Wirtschaftshof statt. Hier befindet auch der Fahrradabstellplatz.

Baukörpergliederung:

Die Querspange, die parallel zur Margaretenstraße verläuft und über die das Gebäude erschlossen wird, verbindet mit dem Essraum und dem Forum den Vor-Hof mit dem rückwärtigem Garten-Hof und leitet in die beiden Wohngruppenflügel über. Das im Zentrum liegende Forum bildet mit dem angrenzenden Essraum eine Kommunikationsfläche und damit die „Piazza“ des Hauses. Diese, mit Tageslicht durchflutete Mitte, ermöglicht eine übersichtliche Erschließung aller Gebäudeteile, bietet zudem Raum für Mehrzwecknutzungen (z.B. indoor-Spielen bei schlechtem Wetter) und bindet den Mehrzweckraum und die Fachräume im Obergeschoss mit ein.
Die Durchlässigkeit dieses Gebäudeteils, trägt das Leben im Innern des Kinderhauses zurück auf den Vor-Platz und somit zurück in die Stadt.
Die Spiel- und Kommunikationsflächen der Querspange gehen, von den dienenden Kernzonen begleitet, fließend in die Gruppenmodule über. Diese ordnen sich als Nord- und Südflügel an der Querspange an. Durch die eindeutige Zonierung wird eine klare Raum- und Bereichsaufteilung gebildet und der notwendige Schallschutz innerhalb des Gebäudes gewährleistet. Die Module sind zusammen mit den offenen Spielbereichen der Garderoben als fließende Raumfolgen aufgebaut und integrieren gruppenraumspezifisch die Bildungsinseln. Ein Wechselspiel von offenen und geschlossenen Bereichen strukturiert die Raumfolge. Die Ost- Westorientierung sichert jedem Modul gleichberechtigt Außenbezüge.
In allen Teilbereichen bietet das Gebäude durch Sichtbeziehungen, Durchblicke und die direkte Zugangsmöglichkeit in den Außenspielbereich die stetige Möglichkeit zur Orientierung, Erfahrung und Beobachtung der Natur. Die vorgelagerten Terrassen und die Veranden im Obergeschoss ergänzen den Bewegungsraum. Die Ausbildung der Module zeichnet sich durch eindeutige Umsetzung der Nutzungszusammenhänge, Funktionalität und Klarheit aus. Die Wege sind kurz, das Gebäude ist barrierefrei. Die Verteilung des Raumprogramms auf zwei Ebenen ermöglicht eine sinnvolle räumliche Gliederung unter dem gemeinsamen Dach eines unverwechselbaren Hauses in der Stadt.

Konstruktion, Tragwerk, Materialien, Energetisches Konzept:

Das Gebäude wird in Holzbauweise auf Stahlbetongründung erstellt. Die klar gegliederte Grundstruktur ermöglicht eine Elementierung mit hohen Vorfertigungsgrad und sichert kombiniert mit einer kurzen Bauphase die wirtschaftliche Erstellung des Gebäudes. Die zweigeschossige Bauweise realisiert einen geringen Flächenverbrauch und während der Bauphase wird die Beeinträchtigung des laufenden Betriebs im „alten“ Kinderhaus auf das Möglichste beschränkt.
Durch die Holzbauweise mit Massivholzdeckenelementen (inkl. Akustikabsorber mit Sichtoberfläche) und hochwärmegedämmte Dickschicht-Holzrahmenwände mit hinterlüfteter Fassadenbekleidung, ist eine ressourcenschonende und energieeffiziente Bauweise gesichert. Die vorgelagerten Veranden bieten zugleich Wetterschutz und dienen dem baulichen Sonnenschutz.

Die Verwendung natürlicher, ökologisch unbedenklicher Materialien unterstützen die sinnliche Wahrnehmung des Gebäudes. So werden zum Beispiel die Einfassung des Vorhofes inkl. der Fahrradeinhausung aus Stampflehmwänden hergestellt und die vorgelagerten Spalierlatten im Bereich der Querspange können zur Fassadenbegrünung genutzt werden.
Ergänzend zur hochwärmegedämmten Gebäudehülle wird zur Wärmeerzeugung eine Luft-Wärmepumpe als Gas Absorptions- Wärmepumpe mit Außenaufstellung (im Bereich des Werkhofes) mit Fußbodenheizung vorgesehen. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Elektro-Durchlauferhitzer. Photovoltaik-Elemente auf den Dächern der Gruppenraummodule ergänzen das effiziente und ökologische Konzept.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt die vorhandenen städtebaulichen Strukturen ansprechend auf. Er rückt das Gebäude durch die s-förmige Anlage erkennbar an die Margaretenstraße heran. Gleichzeitig entsteht durch das Zurückspringen des westlichen Gebäudeflügels ein attraktiver und funktional gelungener „Erschließungsplatz“, der durch seine erhöhte Lage von der Fahrzone deutlich abgesetzt ist und eine sichere fußläufige Erschließung erreicht. Inwieweit die verkehrlichen Erschließung von der Margaretenstraße vor allem zu den betrieblichen Hauptzeiten gegeben ist, wäre im Detail zu prüfen.
Der Entwurf nimmt mit dem Eingangsbereich die Katharinenstraße als Haupterschließungsachse auf und schafft damit auch einen direkten Blickbezug zum Turm der Nikolauskirche und damit zur Kernstadt.
Durch die S-förmige Gebäudestellung werden die Grünbezüge aus dem Riedlewald in
die baulichen Strukturen hineingezogen.
Die Fassadenstruktur stellt sich zur Margaretenstraße vor allem durch den Gebäuderücksprung sehr aufgelockert dar. Sie wird durch ein horizontales Fensterband gegliedert. Die Nordseite entspricht dieser Situation.
Auf der West- und Ostseite sind den hier angeordneten Gruppenräumen großzügig überdachte Terrassen bzw. Balkone vorgelagert. Diese ermöglichen direkt aus den Räumen heraus Zugänge in die Freibereiche. Die OG-Balkone sind mit dem Freiraum über Treppen verbunden.
Die Qualität der Architektur ist insgesamt ansprechend und mit der gewählten Holzständerbauweise als wirtschaftliche Lösung anzusehen.
Das Raumprogramm entspricht weitgehend den Anforderungen. Sehr gut gelöst ist die Trennung zwischen der betriebstechnischen Anlieferung und der Haupterschließung des Gebäudes.
Folgende Kritikpunkte sind jedoch aus betrieblicher und funktionaler Sicht anzuführen:

- Die einzelnen Gruppenmodule sind räumlich weit auseinander angeordnet.
- Die den Gruppenmodulen zuzuordnende Funktionsbereiche (Sanitär- und Wickelräume) sind zu weit von den Gruppenräumen entfernt.
- Das Zusammenschalten von Gruppen in den schwächer frequentierten Tageszeiten ist durch teilweise lange Wege zwischen den Einzelbereichen erschwert.
- Der Hausmeisterraum ist im OG falsch angeordnet und müsste ins EG verlegt werden.
- Die Neben- bzw. Abstellräume bleiben im Flächenansatz teilweise unter den Anforderungen des Raumprogramms.
Unter wirtschaftlichen Aspekten liegt der Entwurf bezüglich der Baukosten leicht unterhalb des ermittelten Durchschnittswertes. Bei den restlichen Kennwerten ist auf eine geringe Überschreitung der Hüllfläche hinzuweisen.
Bezüglich der baulichen Nachhaltigkeit gibt es keine Kritikpunkte. Durch die gewählte Holzbauweise mit Massivholzdeckenelementen und den hochwärmegedämmten Holzrahmenwänden mit hinterlüfteter Fassadenbekleidung, ist eine ressourcenschonende und energieeffiziente Bauweise zu erwarten. Es werden laut Beschreibung natürliche und ökologische Materialien verwendet.
Zusammenfassend betrachtet stellt die Planung einen wertvollen Entwurfsbeitrag dar.
Durch die S-förmige Gebäudestellung wird ein attraktiver Ansatz angeboten, der sowohl in städtebaulicher als auch insgesamt funktional überzeugt.
Die Kritikpunkte bei der räumlich, funktionalen Zuordnungen könnten im Zuge einer
Weiterentwicklung gelöst werden.