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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Erweiterungsneubau des Kreissitzes für den Landkreis Nordwestmecklenburg

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 3.500 EUR

HIIIS harder stumpfl schramm

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Eurich Gula Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeiter:
Franz Harder, Gabriele Harder, Matias Stumpfl, Florian Schramm, Jonas Beer, Alejandro Jaramillo

Städtebau
Das Wettbewerbsgebiet ist geprägt durch das denkmalgeschützte Hauptgebäude, welches sich leicht verdreht der Rostocker Straße zuwendet, sowie dem südöstlich verlaufenden Mühlenbach, der dem Grundstück einen wertvollen Grüngürtel beschert.
Das Raumprogramm führt zu einer Verdreifachung des Gebäudevolumens. Es stellt sich die Frage, wie diese zusätzliche Belegung des Grundstücks bewältigt werden kann, ohne das wertvolle Bestandsgebäude zu belasten und gleichzeitig die künftigen Nutzer an den Qualitäten des Grundstücks partizipieren zu lassen.

Es wird vorgeschlagen den Erweiterungsbau entlang des Grüngürtels an der östlichen Grundstücksgrenze am Ufer des Mühlenbachs zu platzieren. Dadurch wird erreicht, dass das Bestandsgebäude identitätsstiftend von der Rostocker Straße aus erkennbar bleibt. Gemeinsam bilden Erweiterungsbau und Bestand den Eingangshof und Vorplatz des neuen Kreissitzes. Dieser hat direkten Bezug zu der gegenüberliegenden Grünanlage „Lindengarten“. Ein großer „Begrüßungsbaum“ im Bereich des Eingangshofes und die neu, etwas erhöht und mittig zum Bestandsgebäude platzierte Figurenplastik, ergänzen die Eingangssituation.
Das Kutscherhaus wird zurückgebaut, an dessen Stelle tritt in vergleichbarer Längenausdehnung der Neubau.
Auf der Südseite entsteht im Spannungsfeld Neubau Bestand ebenfalls ein Hof, welcher den Mitarbeitern gewidmet ist.

Südseitig und im Westen wird das Grundstück von Bebauung freigehalten, die Hängebuche bildet künftig den Schwerpunkt einer parkähnlichen Landschaft, an der Westseite werden die erforderlichen Stellplätze platziert, die bestehen Garagengebäude können erhalten werden.

Landschaft
Sowohl der Neubau, als auch der Bestandsbau werden über einen zentralen Eingangsvorplatz erschlossen. Dieser erstreckt sich, ausgehend von der Rostockerstraße im Norden, als großzügiger Eingangsteppich mit integrierten Pflanzinseln, Sitzgelegenheiten und Fahrradständern, bis hin zu den Eingängen. Ein charaktervoller großkroniger Hofbaum (Sumpfeiche) betont die Lage dieses Eingangsbereiches, ohne dabei wesentliche Teile bzw. Fassadenelemente zu verdecken.
Die Stellplätze für Besucher sind im Westen des Grundstückes angeordnet. Die geforderte Stellplatzanzahl wird - auch unter Beibehaltung der Bestandsgaragen - erreicht. Über einen „Fußweg im Grünen“ erreichen die Besucher den Haupteingangsbereich. Insgesamt wurde drauf geachtet, dass sich der grüne Parkbereich rings um das Bestandsgebäude erstreckt und der Eindruck eines „Hauses im Grünen“ entsteht. Dieser Park wird im Süden der Gebäude in Form einer großzügigen Grünfläche mit der wertvollen Hängebuche und einem organisch geformten Parkweg fortgeführt. Sowohl die Mitarbeiter, als auch Besucher haben hier die Möglichkeit zum Aufenthalt und zur Entspannung. Sitzstufen in der Böschung zum angrenzenden Mühlenbach laden zum Sitzen am Wasser ein.
Durch die räumliche Ausbildung und Anordnung des Neubaus ergibt sich eine Art Innenhof zwischen den Gebäuden. Hier können Mitarbeiter in unmittelbarer Gebäude- bzw. Büronähe verweilen und kommunizieren. Die gestalterische Sprache des Eingangsvorplatzes in Form von Vegetationsinseln mit Sitzgelegenheiten wird dabei aufgegriffen und fortgeführt.

Gebäude
Das Gebäude betritt man über den Eingangshof, barrierefrei, von hier aus gelangt man in eine übersichtlich gegliederte und repräsentative Halle, welche über ein Atrium mit Oberlicht zusätzliches Tageslicht erhält. Erdgeschossig sind die bürgerintensiven Bereiche wie zum Beispiel das Bürgerbüro, die Poststelle und die Telefonzentrale, sowie Teilbereiche der Abteilungen FD 50, FD 65 und FD 32 angeordnet. An der Ostseite des Bestandsgebäudes verbindet sich der Erweiterungsbau mit Treppenhaus und Aufzug, mit den unterschiedlichen Höhenbezügen des Bestands.
Der Weg in die kompakt organisierten Obergeschosse wird gesäumt von einer offenen Galerie und Wartebereichen. Der Luftraum schafft optimale Belichtung, natürliche Belüftung, bietet Raum für Gespräche und Orte für Gedankenaustausch, er trägt bei zur Orientierung im Gebäude, fördert die Kommunikation und stärkt identitätsstiftend das gemeinsame Arbeiten.

Die beiden Obergeschosse sind organisiert wie das Erdgeschoss, ein Großteil der Räume orientiert sich zum Mühlenbach, weitere Raumgruppen liegen am Eingangshof und am Mitarbeiterhof mit Bezug zum Park. Untergebracht sind im 1. Obergeschoss Teilbereiche der Abteilung FD 50 und FD 51, im 2. Obergeschoss sind die Landrätin, FBL und FD 65 platziert.

Konstruktion
Der Erweiterungsbau des Kreissitzes Wismar ist in einer Stahlbetonskelettbauweise mit einem Stützraster von 6,0 x 6,0 Metern konzipiert, schwere schalldämmende Wände (Speichermasse) im Bereich der Treppenhäuser und sanitären Anlagen, sowie leichte raumbegrenzende Wände und Flurtrennwände mit Oberlichtern bilden im Bereich der Büros die Raumabschlüsse. Auf tragende Zwischenwände soll in den Bürobereichen zu Gunsten einer zukünftigen Nutzungsflexibilität verzichtet werden.
Auf eine Unterkellerung wird ebenfalls verzichtet.
Die Geschossdecken bestehen aus unverkleideten Stahlbetondecken, die farblich akzentuiert werden, die Wartezone im Atrium überdacht ein Glasdach aus einer filigranen Holz-Glas-Konstruktion.

Die Fußbodenbeläge im Eingangsbereich des Erdgeschosses sind in Anlehnung an die Außenbereiche aus Betonwerkstein, in den erdgeschossigen Büros und in den Obergeschossen soll Linoleumbelag zum Einsatz kommen.
In sämtlichen Bereichen sind im Deckenbereich akustisch wirksame Elemente abgehängt, welche z. B. als Baffel-Lamellen-Absorber für die jeweiligen Raumsituationen zu einem angemessenen Raumklima beitragen und trotzdem die Aktivierung der Decken als Speichermassen zulassen.

Die Fassaden sind in Holzelementbauweise mit einem konstruktiven Witterungsschutz vorgesehen. Außen liegende Lamellenbehänge, mit unterschiedlich drehbaren Lamellen schirmen unerwünschte solare Lasten im Sommer ab, während im oberen Bereich eine Tageslichtlenkung in den Innenraum erfolgt. Im offenen Zustand ist das Sonnenschutzpaket so angeordnet, dass keine Beeinträchtigung des Tageslichteinfalls besteht.
Die Brüstungen sind aus Stahlbeton vorgesehen, sie werden mit 20cm Dämmung versehen und mit hinterlüfteten Tafeln verkleidet. Die Verkleidung besteht aus Elementen mit Glasgranulatoberfläche. Die Fassade soll Farben der Umgebung wiedergeben. Farbig schillernd und changierend, lichtbrechend und –reflektierend. Im Morgentau, wenn der Nebel aus dem dem Bachbett des Mühlenbach steigt, soll sich das Gebäude mit diesem verbinden und eine Einheit werden.

Die Herstellung der Brüstungsverkleidungen wird mit niedrigem energetischen Aufwand aus Recyclingmaterial bewerkstelligt.

Energie- und Lüftungskonzept
Für das neu entstehende Verwaltungsgebäude wird ein Energie- und Lüftungskonzept vorgeschlagen, das zum einen, in der Summe, zu einem außerordentlich niedrigen Primärenergiebedarf führt, gleichzeitig aber die Nutzer und deren Komfortansprüche in den Mittelpunkt stellt.
Die U-Werte der Fassaden zielen einerseits auf eine Reduzierung der Transmissionswärmeverluste. Gleichzeitig wird bei der Auswahl der Verglasungen darauf geachtet, dass passiv solare Gewinne sowie die Tageslichtnutzung optimiert werden, ohne dass es zu einer sommerlichen Überhitzung kommt. Ein niedriger Wärmebedarf für die Gebäude wird erreicht, durch die sehr gut wärmegedämmte Gebäudehülle mit U< 0,16 W/(m2*K) in den opaken Flächen. Es werden Gläser mit hohen Transmissionskoeffizienten für sichtbares Licht vorgeschlagen um eine optimale Tageslichtqualität im Inneren des Gebäudes zu erreichen. Es wird eine Dreifach-Wärmeschutzverglasung (U = 0,7 W/m2*K) vorgesehen.
Die außen liegenden Sonnenschutzeinrichtungen sorgen für einen guten sommerlichen Wärmeschutz. Durch eine Zweiteilung (unabhängige Steuerung des oberen Bereiches) ist eine gute Tageslichtlenkung im geschlossenen Zustand gewährleistet. Insgesamt ist die Fassadenkonstruktion auf eine gute Tageslichtautonomie hin optimiert. Die gute Tageslichtqualität in Verbindung mit einer intelligenten Präsenz- und Helligkeitsgesteuerten Kunstlichtregelung sowie der Einsatz effizienter Arbeitsplatzleuchten führt zu einem niedrigen Strombedarf für die Beleuchtung und gleichzeitig zu reduzierten unerwünschten inneren Lasten.
Es wird ein hybrides Lüftungskonzept vorgeschlagen: Eine mechanische Abluftanlage mit KVS - Wärmerückgewinnung für 100 % Außenluft sorgt für eine ausgezeichnete Luftqualität im Winter. Die Zuluft wird dabei durch hinter den lokalen Heizflächen angebrachte, druckgeregelte Zuluftöffnungen in der Fassade in die Büros eingebracht. Dadurch lassen sich die notwendigen Luftmengen gezielt kontrollieren, aufgrund der Anordnung der Fassadenöffnungen werden winterliche Komforteinbußen durch Zugluft auf ein Minimum reduziert. Die Absaugung der Luft erfolgt im Bereich der Flure. Die aus der Abluft über ein Kreislaufverbundsystem zurück gewonnene Wärme wird dem Niedertemperatur-Heizsystem des Gebäudes (Verdampferseite der Wärmepumpe) zugeführt und damit für die Gebäudeheizung genutzt. Die Beschränkung auf eine mechanische Abluftanlage führt zu einem geringen Installationsaufwand und Raumbedarf.
Ab einer Außenlufttemperatur von etwa 10 °C soll das Gebäude natürlich, über geeignete Öffnungsflügel oder -klappen belüftet werden. Zusammen mit den freiliegenden thermischen Massen der Stockwerksdecken und einer Bauteilaktivierung lassen sich so komfortable sommerliche Raumbedingungen erreichen und jeder Nutzer hat damit direkt Einfluss auf seine Komfortbedingungen.

Die Beheizung der Büros erfolgt durch Strahlung über die thermisch aktivierten Decken. Heizkörper oder Konvektoren im Bereich der Fassaden erlauben zusätzlich eine individuelle Temperaturregelung und stellen so einen erhöhten Nutzerkomfort sicher.
Für die Wärmeversorgung und Kühlung des Gebäudes wird vorgeschlagen, die Bohrpfähle für die Tiefgründung mit U-Sonden zu belegen, die damit im Winter als Wärmequelle für eine Wärmepumpe dienen. Da Wärme fast ausschließlich als Niedertemperaturwärme anfällt, arbeitet das Wärmepumpensystem mit einer sehr hohen Effizienz. Für die Kühlung der Bauteilaktivierung wird eine freie Kühlung über die Pfahlbelegung vorgeschlagen.

Regenwasser vom Dach soll in einer Zisterne gesammelt und für die Bewässerung der Außenanlagen und zur Spülung der Toiletten genutzt werden. Hierdurch werden die Vorfluter bei Starkregenereignissen entlastet und wertvolles Trinkwasser wird eingespart.
Die Summe aller vorgeschlagen Maßnahmen – sehr guter Wärmedämmstandard, hybride Lüftung mit der Möglichkeit das Gebäude im Sommer ausschließlich natürlich zu belüften, effiziente Wärmeerzeugung und Kühlung sowie die Nutzung von Regenwasser führt zu Kosteneinsparungen im Betrieb und damit zu einem, auch in wirtschaftlicher Hinsicht nachhaltigen Gebäude.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen kompakten, dreigeschossigen Baukörper vor, der auf die Ostseite des Bestandsgebäudes situiert wird. Durch den Abriss des Kutscherhauses wird dies ermöglicht. Zwischen Altbau und Neubau entsteht ein großzügiger Eingangsbereich. Mit diesem Konzept wird die geforderte Dominanz des Altbaus gewährleistet.
Aus denkmalpflegerischer Sicht wird der Abriss des Kutscherhauses kritisch gesehen, es wird allerdings anerkannt, dass die Verfasser die Bauflucht dieses Gebäudes aufnehmen.
Lage und Anordnung der Stellplätze sind allerdings nicht nachvollziehbar.
Obwohl die Verfasser einen einheitlichen Baukörper konzipiert haben, gliedern sie diesen innenräumlich geschickt in einen durch Lufträume und Galerien gegliederten Empfangsbereich und einen eher rational gegliederten Verwaltungsteil. Die Nahtstelle des Übergangs zwischen beiden Bereichen ist räumlich unausgesprochen und kann nicht überzeugen. Der Eingangsbereich ist angemessen dimensioniert. Zwischen Altbau und Neubau wird ein Erschließungselement gelegt, das beide Baukörper barrierefrei erschließt.
Die Architektur lässt dem Altbau seine Dominanz, allerdings wird die vorgeschlagene Holzelementbauweise mit Tafeln, die eine Glasgranulatoberfläche haben, kritisch gesehen. Die Fassadengliederung wirkt eher banal und kann die Jury nicht überzeugen.
Das Raumprogramm wurde erfüllt, die Arbeit liegt im günstigen wirtschaftlichen Bereich.
Piktogramme Freistellen - Platzieren - Ausformulieren

Piktogramme Freistellen - Platzieren - Ausformulieren

Schwarzplan

Schwarzplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Ansicht vom Mühlenbach

Ansicht vom Mühlenbach

Ansicht Neubau - Eingangsplatz - Bestand

Ansicht Neubau - Eingangsplatz - Bestand

Schnitt 1 - 1

Schnitt 1 - 1

Schnitt 2- -2

Schnitt 2- -2

Detailschnitt Haupteingang

Detailschnitt Haupteingang

Skizze Vorplatz

Skizze Vorplatz

Skizze Foyer - Atrium - Mitarbeiterhof

Skizze Foyer - Atrium - Mitarbeiterhof

Skizze vom Mühlenbach - Mitarbeiterhof - Terrassen

Skizze vom Mühlenbach - Mitarbeiterhof - Terrassen

Modell

Modell