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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Nördliches Ringgebiet I

1. Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Weiterentwicklung des Stadtgrundrisses

Das Bebauungskonzept entwickelt sich aus den bestehenden Strukturen des Braunschweiger Stadtgrundrisses heraus und führt in selbstverständlicher Weise die offene Blockrandbebauung mit seinen ortstypischen Merkmalen weiter mit dem Ziel, ein neues eigenständiges Stadtquartier zu schaffen.

Die klar definierten Baufelder lassen durch ihre Lage zueinander spannungsvolle Stadträume entstehen und bilden einen robusten Rahmen für die zukünftige Entwicklung. Klare Raumkanten zum öffentlichen Straßenraum wirken schützend für die Wohnhöfe und bilden die Voraussetzung für eine kleinteilige Bebauung mit einem Höchstmaß an individueller Freiheit. Durch wenige typologische Vorgaben wird die Grundstruktur für ein neues Stadtquartier geschaffen - stadträumlich integriert und flexibel für neue Konzepte.

Grünzug Spargelweg als Vernetzungsachse

Die Entwicklung des nördlichen Ringgebiets gibt die Möglichkeit das fehlende städtebauliche Glied zwischen der Innenstadt und dem Siegfriedviertel zu schließen und hier eine wichtige stadträumliche Vernetzungsfunktion zu schaffen.

Die bestehende Wegeverbindung des Spargelwegs wird aufgenommen und zur zentralen Wegeachse ausgebaut. Diese durchgängige fuß- und radläufige Achse bildet das Rückgrat als Grünzug durch das Gebiet und verbindet die Wohnquartiere miteinander. Entlang dieses öffentlichen Freiraums entwickeln sich die Baufelder des neuen Quartiers.

Der Kreuzungspunkt mit dem Nordpark wird durch eine Platzsituation markiert die hier den Auftakt zum Quartier darstellt. Eine gesicherte Bahnquerung bildet hier einen sicheren Übergang.

Die Quartiersmitte als Trittstein

Die zentrale Quartiersmitte erhält seine Qualität durch die Lage im Knotenpunkt der Wegachsen und bildet unmittelbar am Grünzug Spargelweg gelegen den wichtigen Trittstein zwischen dem Siegfriedviertel und der Innenstadt.

Die Mitte wird definiert durch den Stadtplatz und das angrenzenden Baufeld mit den gemeinschaftlichen Einrichtungen wie Läden und der Kita. Weitere Nutzung für studentisches Wohnen, Gewerbe und ein Mehrgenerationenwohnen definiert hier den zentralen gemischt genutzten Stadtblock.

Der Stadtplatz bildet eine gemeinsame Adresse für die angrenzenden Wohnquartiere und schafft eine Identität für die Bewohner.


Sichtachsen zwischen Nordpark und Quartiersmitte

Die neuen Anliegerstraßen beziehen sich strahlenförmig auf die Quartiersmitte und betonen die wichtigen Wege- und Blickachsen. Im Übergang zum Park bilden kleine Platzsituationen Orte der Begegnung.

Die klaren Raumkanten der neuen Baufelder stärken die strahlenförmige Wegeachse und betonen die Verbindungen zwischen Nordpark und der Quartiersmitte.

Die neuen Wohnquartiere orientieren sich mit ihren Höfen zum Nordpark und schaffen hier eine markante Raumkante. Durch eine gestaffelte Anordnung der Baufelder werden die Quartierseinheiten ablesbar. Die Zugänge in das Quartier werden über die Platzsituationen und Hochpunkte der Eckgebäude betont.


Der zentrale Quartiersplatz

Der Quartiersplatz besitzt eine hohe Aufenthaltsqualität und dient als Kommunikationsfläche zwischen den Bewohnern des Stadtteils und des neuen Viertels. Ein nach Süden ausgerichtetes Cafe, in der auch die Energiezentrale untergebracht ist, dient als Mittelpunkt und belebt den Platz. Läden und Büros in den Platzrändern lassen hier einen belebten städtischen Ort entstehen.

Der Platz kann für Märkte, Veranstaltungen und zur Kommunikation der Bewohner genutzt werden. Leichte Aufbauten als Stadtmöbel, z.B. für Cafe oder als Marktdächer senden Impulse aus und aktivieren ein städtisches Leben im Viertel. Eine Wasserfläche mit Fontänenfeld bildet ein belebendes Moment auf dem Platz. Das mittige Platzfeld wird in einem einfachen, wassergebundenem Belag ausgeführt und bietet Raum für vielfältiges Spiel und Aufenthalt.

Der Platz wird locker mit Bäumen überstellt, die ihm durch ihre Besonderheit in Blüte und Herbstfärbung seinen eigenen Charakter verleihen, z.B. Blauglockenbäume oder Kirschblütenhain. Bänke unter den Bäumen laden zum Verweilen ein und geben dem Platz den Charakter eines Wohnzimmers für die angrenzenden Bewohner des Quartiers.


Offene und vernetzte Wohnhöfe

Die einzelnen Quartiere werden nach dem Prinzip von offenen und vernetzten Höfen entwickelt, wobei die Bebauungsdichte nach innen hin abnimmt. Im Randbereich befinden sie die Mehrfamilienhäuser und definieren den städtischen Block, im Innenbereich gruppieren sich Stadthäuser und bilden Hofsituationen.

Durch die Anordnung von versetzten Baufeldern werden im inneren der Quartiere differenzierte Innen- und Außenbereiche geschaffen, die unterschiedliche Freiraum- und Nutzungsqualitäten zulassen. Hier liegen sich die introvertierten Wohnhöfe und die gemeinschaftlichen Frei- und Spielflächen räumlich gegenüber und geben den Häusern eine Orientierung. Die Anordnung der Gebäude als Gruppe fördert die Identität und die Gemeinschaft der neuen Bewohner.

Die öffentlichen und baumbestandenen Wege schaffen Durchwegungen und lassen spannungsreiche Raumsituationen entstehen.


Hierarchie der Freiräume

Die Innenbereiche der Wohnhöfe besitzen gemeinschaftliche wohnungsnahe Spielflächen und dienen als Kommunikationsorte für die angrenzenden Bewohner. Über Zuwege wird eine Verbindung zum Stadtraum geschaffen, welche die Begegnung fördert und den Innenhof zu einem halböffentlicher Bereich macht.

Die Anordnung der Gebäude mit dem Focus der „Grüne Mitte“ fördert die Identität und die Gemeinschaft der Bewohner. Die klare räumliche Zuordnung der Freiräume ist Voraussetzung für das gemeinschaftliche Wohnen, welches in einem harmonischen Bereich zwischen Privatheit und Gemeinschaft stattfindet.

Unter den privaten leicht angehobenen Gartenflächen befinden sich die Gemeinschaftsgaragen. Sie bilden die Sockelbauwerke der Realisierungseinheiten für die unterschiedlichen Bauabschnitte.


Die grünen Innenbereiche

Durch die Lage der Tiefgaragen in den Randbereichen ist der gesamte Innenhof erdgebunden und kann mit großen Bäumen bepflanzt werden. Das anfallende Regen- und Oberflächenwasser kann in der grünen Mitte gesammelt und über einer belebten Bodenschicht versickert werden. Die begrünten Innenhöfe tragen zum Wohlbefinden bei und wirken den stadtklimatischen Defiziten entgegen. Sie funktionieren als grüne Oasen mit einer hohen Wohnqualität.

Die grünen Höfe fungieren als Retentionsflächen und tragen durch die Rückhaltung des Regenwassers und den damit verbundenen Verdunstungseffekten zur Verbesserung des Kleinklimas bei. Zur Aufwertung der lufthygienischen Situation werden außerdem Begrünungen der Fassaden und Dächer vorgesehen.


Autofreies Wohnumfeld

Jedes Baufeld erhält eine eigene zugeordnete Gemeinschaftsgarage, die über die Zufahrtsstraßen aus angefahren wird. Störender Verkehr im Wohnumfeld wird somit auf das Mindestmaß reduziert und gewährleistet für ein weitgehend autofreies Wohnumfeld. Die Befahrbarkeit der Wege und Plätze für Anlieferungen und Entsorgung der Blockinnenbereiche ist gewährleistet. Das zentrale Stellplatzkonzept unterstützt die Möglichkeit des "carsharing".


flexible Gebäudetypologie

Die Baufelder der Wohnhöfe ermöglichen auf verschiedenen Parzellengrößen eine flexible Bebauung für Geschoßwohnungsbau und Stadthäuser mit unterschiedlichen Wohn- und Arbeitsmodellen. Stadthäuser, Baugruppen und Mehrgenerationenhäuser, sowie die Kombination von Wohnen und Arbeiten können flexibel integriert werden und auf die Nachfrage reagieren. An den Blockrändern beleben gewerbliche Erdgeschoßnutzungen mit Läden, kleinen Büros, sozialen und individuellen Nutzungen die angrenzenden Stadträume.

Das Konzept bildet so die bautypologische Voraussetzung für ein dichtes innerstädtisches gemischtgenutztes Stadtquartier, für ein nebeneinander von Wohnen, Arbeiten und Freizeit.

Die Bebauung im Pufferbereich zum Gelände der BS-Energy bildet sowohl einen baulichen Lärmschutz für die dahinter liegende Wohnbebauung, als auch eine Arrondierung des Geländes mit Gewerbehöfen. Lärmunempfindliche Nutzungen wie Büros und Ateliers schaffen hier wohnungsnahe Arbeitsstätten. An den Zufahrtsbereichen zum Quartier befinden sich die kompakten Parkhäuser mit den Ersatzparklätzen.


Der Nordpark als wohnungsnaher Quartierspark

Der Nordpark ist Bestandteil des übergeordneten Grünringes und bildet gleichzeitig einen wohnungsnahen Quartierspark für die Naherholung der Bewohner aus dem neuen Quartier. Der Park wird als ruhige, locker mit Bäumen überstellte Wiesenfläche ausgebildet und ist offen für die vielfältigsten Nutzungen.

Als südlicher Abschluss zum bestehenden Gewerbe erhält der Park eine neue Raumkante in Form eines Aktionsbandes. Dieses ist dicht mit Bäumen bewachsen und nimmt verschiedene Nutzungsangebote wie Spiele, Sportflächen und Generationenspiel auf. Nach Norden hin wird der Park zur Bebauung hin dagegen offen gehalten, die Wohnhöfe öffnen sich zum Park und verknüpfen den ihn mit dem neuen Quartier.

Das bestehende Gleis wird durch Ausbildung eines grünen Gleiskörpers zurückhaltend in den Park eingebunden, die Querungen der Schienen werden in die Wegeachsen integriert und gesichert ausgebildet.

Der Nordbahnhof wird als markanter, identitätsstiftender Ort in das Konzept integriert und bildet den Auftakt des Aktionsbandes entlang der südlichen Parkkante. Hier könnte eine Gastronomie in Verbindung mit kulturellen Nutzungen ihren Platz finden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept geht davon aus, dass die Pufferzone zwischen Gewerbe und Wohnen durch eine mischgenutzte Gewerbefläche ausgebildet wird. Der überdimensionierte Quartiersplatz ist in der Mitte des Neuen Quartiers angeordnet, kann seine städtebauliche Wirkung erst mit Verwirklichung des 2. Bauabschnittes entfalten. Der Entwurf bietet auch die Möglichkeit einer guten Entmischung. Der Platz am Nordpark ist vor dem Hintergrund der großzügigen Platzanlage in der Mitte entbehrlich. Positiv ist die zurückgesetze Bebauung im Bereich der nördlichen Erschließungsstraße, die in die Spargelstraße bis zum Platzraum fortgesetzt wird. Der Entwurf bietet in seiner aufgelockerten Blockstruktur eine gute Möglichkeit der sozialen Durchmischung.

Das Wohnquartier ist angemessen erschlossen. Hervorzuheben ist die alleeartig ausgebaute nördliche Erschließungsstraße, die gegenüber der Wohnbebauung verträglich gestaltet ist.

Die gewählte Verdichtung führt zu einem insgesamt wirtschaftlichen Entwurf, auch wenn die gewählten Platzflächen sehr großzügig dimensioniert sind. Der erste Bauabschnitt lässt sich wirtschaftlich gut realisieren.

Die öffentlichen Freiflächen entwickeln sich stringent im Zusammenspiel mit der städtebaulichen Konzeption und bereichern diese strukturell sinnvoll durch ein Wechselspiel von Landschaftsfuge, Platz, Parkfenster und privaten Gärten. Auch wenn diese Flächen ausreichend dimensioniert sind, so erscheinen sie doch in der dargestellten Durcharbeitung noch nicht ausgewogen proportioniert und lassen noch eine belebende Differenzierung vermissen.