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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2014

Neugestaltung des Hanns-Glückstein-Parks

2. Preis

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

K9 ARCHITEKTEN Borgards.Lösch.Pichl.Piribauer

Architektur

Erläuterungstext

"R(h)ein in den Park"

Konzeptidee
Zentrales Anliegen des Entwurfs ist es, einen eigenständigen und markanten Park zu entwickeln, der sich über die gesamte Fläche erstreckt und bis an die neue Glückssteinallee heranreicht. Die geplante Wohnbebauung wird Bestandteil des Parks und wie selbstverständlich in diesen integriert. Als Bild und Ideengeber dient der nahegelegene Rhein. Dieser landschaftliche Kontext mit seiner Standortgunst soll wieder erfahrbar und ins Bewusstsein der Bevölkerung geholt werden. Das Motiv der Auenlandschaft wird neu interpretiert und in eine moderne Parkgestaltung umgesetzt.
„R(h)ein in den Park“ – das meint zum einen, der nahegelegene Rhein wird in den Park geholt, bedeutet aber auch ein Angebot und die Aufforderung an die angrenzenden Quartiere, den Park als Wohnumfeld oder als Pausengarten aktiv zu nutzen.

Städtebau – Wohnen in der Aue
Vier Baukörper nehmen die Baulinie entlang der neuen Glücksteinallee auf und interpretieren diese neu. Sie bilden sowohl eine Raumkante entlang der Straße, erzeugen aber durch das leichte Öffnen und Verspringen der Baukörper eine Durchlässigkeit des Raumes, so dass der neue Hanns-Glückstein-Park optisch bis an die Straße heranreicht und die gegenüberliegende Bebauung mit einbezieht. Gegenüber den Bestandsgebäuden aus der ehemaligen Bahnnutzung mit ihren kulturellen Angeboten entsteht ein großzügiger Entreeplatz, der den Blick in den Park freigibt und den Bezug zwischen dem neuen Glücksteinviertel und dem Park herstellt. Der Park steht somit sowohl für die Bewohner des Quartiers Lindenhof als auch für die neue Bebauung des Glücksteinquartiers als Pausengarten zur Verfügung. Die vier Baukörper orientieren sich in ihrer Höhenentwicklung an der umgebenden Bebauung und erzeugen durch eine differenzierte Höhenstaffelung ein interessantes Spiel mit dem Raum.

Der Hanns-Glückstein-Park
Sämtliche Gestaltungs- und Ausstattungselemente unterstreichen die Intention der zeitgemäßen Interpretation einer unrsprünglichen Auenlandschaft und verleihen dem Hanns-Glückstein-Park seinen ganz eigenen und unverwechselbaren Charakter. Geschwungene Wege mit begleitenden Gräserbändern thematisieren die nahegelegene Rheinaue und schaffen eine einzigartige Erlebnislandschaft mit hoher Aufenthaltsqualität. Ebenfalls geschwungene wegebegleitende Einfassungen werden teilweise zu Sitzkanten und symbolisieren durch ihre Modellierung die Auelandschaft mit ihren Senken und Kiesbänken. Durch eine sensible Höhenentwicklung kann der gesamte Baumbestand erhalten werden und wird und das Konzept einbezogen.
Gegenüber den bestehenden Gebäuden der ehemaligen Bahnnutzung, wie Lokschuppen und Werkstätten erhält der Park ein großzügiges Entree in Form eines offenen, locker mit Bäumen überstellten Platzes. Ein Fontänenfeld mit Nebeldüsen symbolisiert den nahegelegenen Rhein und schafft durch das spielerische Angebot einen Ort des Begegnens und Erlebens. Gleichzeitig trägt es zur Verbesserung des Kleinklimas in der Stadt bei. Zur Abrundung des Angebots kann an dieser Stelle ein Kiosk mit Außenbewirtung seinen Platz finden. Die Beleuchtung greift die Idee der Gräser wieder auf und wird ebenfalls in Form von schrägen Schilf- und Grashalmen vorgestellt, die Leuchtkörper wirken dabei wie Fruchtstände.

Parkvillen
Die vier miteinander in Beziehung stehenden Wohngebäude verstehen sich als Solitäre im Park. Ihre fünfeckige Form, als auch ihre großzügigen, leicht versetzten Balkone stehen im Dialog mit dem umliegenden Grün. Während die Hauseingänge an der Glücksteinallee situiert sind, orientieren sich die Wohnungen und deren Freibereiche mit schönen Ausblicken zum Park. Die Balkon-Terrassen und Dächer können dabei großzügig begrünt werden.
Es entstehen Häuser in bester Lage, die sich als Teil des Parks verstehen, aber auch Ihre Aufgabe als straßenbegleitende Bebauung erfüllen. Mit ihrer Lage, Anordnung und Größe bieten die vier neuen Wohngebäude eine eigenständige städtebauliche Antwort zu der bestehenden Blockrandbebauung im Süden als auch zu den im Norden neu entstehenden Gewerbeblocks. Die Parkvillen erhalten einen leichten Sockel von ca. 50 cm, in Verbindung mit Gräserbändern entsteht so eine Zonierung zwischen privaten Terrassen- und Gartenzonen sowie dem öffentlichen Grün des Parks. Der Blick in den Park bleibt frei, gleichzeitig ist die Privatheit der Bewohner bewahrt.

Beläge und Materialien
Als Belag für die Wege wird ein homogener Belag aus eingefärbtem Asphalt in gelbe-beige vorgeschlagen, der mit seinen warmen Farbtönen die Assoziation zum Kies- und Sandboden der Rheinaue weckt und ein freundliches und einladendes Erscheinungsbild erzeugt. Die wegebegleitenden Bänke wachsen gleichsam aus dem Boden heraus, tauchen wieder ab und symbolisieren durch ihre fließenden Formen die Strömungsdynamik des Rheins. Sie werden in robustem Beton in Form von Fertigteilen ausführt. Teilweise werden Schriftzüge mit Zitaten und Gedichten von Hanns Glückstein in den Beton eingelassen, die Bänke werden so zu Lesebänken und laden zum gemütlichen Verweilen und Lesen ein.

Beleuchtung
Die Beleuchtung nimmt das Thema der Rheinaue wieder auf, Schilf- und Grashalme stehen frei verteilt über den Entree-Platz und wiegen sich im Wind. Durch ihre freie Anordnung kann individuell auf die jeweiligen Beleuchtungsanforderungen eingegangen werden und so eine optimale Ausleuchtung erreicht werden. Gleichzeitig entstehen durch die freie Lichtverteilung interessante Verdichtungen und Lichtflecke auf dem Boden, die eine ganz eigene Lichtstimmung auf dem Platz erzeugen. Ihre Materialität aus Corten-Stahl unterstreicht den etwas spröden Charakter der Auelandschaft und verleiht dem Hanns-Glückstein-Park seinen eigenständigen Charakter. Dabei wird bei der Auswahl auf Standardprodukte eines gängigen Leuchtenherstellers zurückgegriffen, die Bestückung erfolgt mit moderner LED-Technik und trägt so durch ihren geringen Verbrauch sowie der Insektenfreundlichkeit zur Ökologie und Umweltschutz bei. Die Beleuchtung der Wege im Park wird in die geschwungenen Sitzbänke integriert, die entstehenden Lichtlinien unterstreichen die Fließdynamik der Aue und der Blick bleibt frei von störenden Einbauten.

Vegetation
Der vorhandene Baumbestand wird erhalten und durch typische Bäume der Aue, wie z.B. Erlen oder Weiden ergänzt. Die geschwungenen Bänder werden mit unterschiedlichen hohen Gräsern und Stauden, wie z.B. Segge, Chinaschilf und Iris bepflanzt, die den Charakter der Aue wiederspiegeln und gleichzeitig robust und pflegeleicht sind

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee wird konzeptionell und formal stark gefasst – Inseln. Ob die Ableitung aus der Rheinauenlandschaft notwendig ist, ob jede Detailausformung überzeugen kann liegt eine Eben weiter.

Gestalterisch ergänzen die vorgeschlagenen Gräserbänder und wegbegleitenden geschwungenen Bänke die konzeptionelle Idee. Andere Elemente wirken fremd wie das Fontänenfeld und der Kiosk auf dem weiten, viel zu großem Platzentree. Diese platzartige Situation wirkt überinstrumentiert.

Als guter Vorschlag wird städtebaulich die verbindende Lage der Haltestelle gewertet. Der Park ist durch die vorgeschlagene Wegeführung übererschlossen.

Es entsteht ein klares einfaches Grundgerüst, das Wohnbebauung und Park verträglich und stimmig zusammenführt. Es scheint insbesondre die Abgrenzung von öffentlichen und privaten Flächen gut gelöst, bis hin zum Einsatz leichter Terrassierungen und Modulationen. Eine Grundstücksbildung erscheint einfach umsetzbar.

Die vorgeschlagenen 5-eckigen Baukörper können als Typologie für Solitäre mit der Möglichkeit der Zwischenraumbildung überzeugen und dürften hochbaulich adäquat weitere zu entwickeln sein. Die vorgeschlagene Aufteilung mit nur strassenorientierten Wohnungen überzeugt nicht.

Die Lage der Tiefgaragenabfahrten ist gut gewählt, der Stellplatznachweis fällt mager aus. Überraschenderweise greift die Planung stark in den Baumbestand ein und dünnt stark aus – hier wäre einen „konservativere“ Haltung überzeugender.

Die Stärke des Konzeptes liegt in der Robustheit ohne Verluste weiter entwickelt werden zu können. Ein guter Beitrag als Lösung für die Aufgabenstellung.