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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2013

Erweiterung einer Grundschule in Krofdorf-Gleiberg

Perspektive Kastanienweg

Perspektive Kastanienweg

Anerkennung

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

Erläuterungstext

Der historische Schulbau strahlt mit schön gegliederter und proportionierter Fassade in die Burgstraße. Nach Westen wirkt der Baukörper mit dem vorgestellten Treppenhaus und dem Erweiterungsbau von 1952 jedoch torsoartig, unfertig. Mit den erforderlichen Funktionserweiterungen und dem brandschutzrechtlich benötigten zweiten Fluchtweg für den Bestand ergibt sich die Chance, die ’Rückseite’ aufzuwerten und das scheinbar Unvollendete durch eine Ergänzung zu vollenden.

Mit einem neuen L-förmigen Baukörper, der die Traufkante des Bestands aufnimmt, wird dieser ergänzt und ‚weitergebaut’, so dass das kompakte Ensemble aus Alt und Neu einen neuen kraftvollen Vierkanter bildet. Bewusst wird das Dach der Erweiterung nur flach geneigt, so dass das signifikante, weithin sichtbare Walm-dach des Bestands nicht gestört wird. Zwischen den beiden L- förmigen Baukörpern entsteht ein quadratischer Innen- und Lichthof als kommunikativer Mittelpunkt und Herz der Schulgemeinde.

Städtebaulich wird mit dem ergänzten Altbau die besondere Nutzung und die öffentliche Bedeutung der Schule betont. Durch die Umbauung der Rückseite zeigt sich die Grundschule nun allseitig mit freundlichen, belebten Fassaden. Damit der historische Eingang mit dem barockisierenden Rundportal und auch der Vorplatz nicht durch Rampen o. dergleichen für die erforderliche barrierefreie Erschließung umgestaltet und gestört wird, ist ein zusätzlicher schwellenloser Eingang vom Kastanienweg auf das Hofniveau vorgesehen.

Innen folgt die ringförmige Erschließung um den neuen Innenhof dem Grundkonzept; alle Erschließungsflächen sind damit kurz und seitlich gut belichtet – hell und freundlich. Die Durchblicke in die verschiedenen Bauteile und Geschosse sowie die Ausblicke in den Schulhof und die Nachbarschaft gewährleisten ein Höchstmaß an Übersichtlichkeit und eine einfache und gute Orientierung. Statt dunkler Flure entstehen vielfach gegliederte, räumlich abwechslungsreiche, lichtdurchflutete, kommunikative Erschließungsflächen mit Sitz- und Spiel-bereichen. Die neue einläufige Treppe am Innenhof ist gut auffindbar angeordnet und belebt den Innenhof. Der Aufzug im Altbau ermöglicht die Erschließung aller Ebenen einschließlich des Dachgeschosses.

Ein plastischer Einschnitt markiert an der Schnittstelle zum Bestand klar den Eingang zum Foyer; der Natursteinsockel wird in Negativform aufgenommen und fortgeführt. Beim Betreten blicken die Schüler direkt in den schönen Innenhof, so dass die Struktur sofort erfasst wird. Die Klassen mit den dazugehörigen Gruppenräumen sind alle auf einem Geschoss (1.OG) zusammengefasst. Die Gruppenräume werden immer stirnseitig (=Lehrerseite) erschlossen, so dass die Lehrer die Gruppenräume gut einsehen können und differenziertes Lehren und Lernen ermöglicht wird. Die Verwaltung liegt optimal neben dem historischen Eingang zur Burgstraße zusammen mit der Vorklasse. Die eingeschnittenen großen Loggien ermöglichen in beiden Obergeschossen Blickbezüge in den Schulhof und die Nachbarschaft aber auch Unterricht und Betreuung im Freien – gerade bei geändertem Schulsystem mit langen Schultagen eine besondere Qualität.

Im Zentrum des Hofgeschosses direkt am neuen barrierefreien Haupteingang und dem Eingangsfoyer gelegen ist die Aula / Mensa angeordnet mit raumhoher Öffnung und Erweiterung zum Freigelände. Die Küche wird einfach vom Kastanienweg beliefert. Der Aularaum lässt sich nach Innen erweitern und kann vielfältig zusammen mit Treppe und Hof bespielt werden (Aufführungen, Tag der offenen Tür, Weihnachtsfeier etc.) Das Dachgeschoss im Bestand wird im Wesentlichen für die technische Infrastruktur genutzt; durch die Anordnung der Technik im Obergeschoss wird die Leitungsführung vereinfacht (Kamin entfällt).

Der Luftraum um die neue Treppe verbindet räumlich als Erweiterung des Innenhofs die einzelnen Ebenen und Funktionsbereiche (Mensa, Betreuung, Klassen) – damit wird dem Anspruch an Offenheit und Kommunikation entsprochen. Die geforderten Funktionszusammenhänge werden mit extrem kurzen Wegen für Schüler und Lehrer in alle Bereiche überall optimal erfüllt und gleichzeitig bestmöglich Synergien für die einzelnen Funktionsbereiche erzielt. Die gewünschte Trennung und Schließbereiche zwischen Schule und Betreuung lässt sich durch die Grundrisskonzeption einfach umsetzen.

Die Ergänzung der Bestandsflure zu einem Rundweg ermöglicht, dass von jedem Raum aus 2 Fluchtwege in den vorgegebenen Abständen erreicht werden. Die bestehende Treppe kann einfach als notwendiger Treppenraum mit Ausgang in die Burgstraße ausgebildet werden. Die neue Treppe am Innenhof wird entsprechend den Schulbaurichtlinien als offener Treppenraum ausgeführt, über einen Bypass ist aus allen Räumen ein unabhängiger 2. Fluchtweg sichergestellt. Da im Dachgeschoss ausschließlich die Nutzungen ohne ständigen Aufenthalt vorgesehen sind, ist hier kein 2. Fluchtweg erforderlich.

Im Dialog statt Kontrast soll der Altbau in zurückhaltender, der Bauaufgabe angemessener Architektursprache weitergebaut und ergänzt werden; der murale Charakter wird durch die lochartigen Ziegelfassaden fortgesetzt. Die Fassadenordnung interpretiert das Vorhandene und führt zu einer durch die Kinder gut erfassbare Maßstäblichkeit. Die geschlossenen Flächen aus hell grau/beige geschlämmten Sichtmauerwerk harmonieren gut mit der Farbigkeit und Textur des Bestands, Fensterhöhen und Teilungen zitieren vorhandene Proportionen, so dass sich der Neubau zwar differenziert absetzt, aber wie selbstverständlich mit dem Vorhandenen ein Gesamtbild formuliert. Die scheinbar frei verteilten Loggien lockern die strenge Ordnung auf. Geölte Eicheprofile und helle Senkrechtmarkisen aus Screengewebe bestimmen zudem die äußere Anmutung.

Im Inneren ist eine bergende und zugleich heitere, freundliche Atmosphäre der Offenheit und Kommunikation gewünscht. Das geschlämmte Sichtmauerwerk mit lebendiger Oberflächenstruktur wird hier fortgeführt und mit hölzernen Einbauten sowie Stirnholzparkett ergänzt. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig und so für die Nutzung dauerhaft geeignet – bei der Materialwahl sind die Nachhaltigkeit und die Schonung der natürlichen Ressourcen besonders berücksichtigt.

Der Schulhof wird zum Kastanienweg durch eine Hainbuchenhecke eingefriedet und zudem durch eine teilweise gedeckte Pergola als Pausenhalle gefasst. Unter der aufgeständerten Dachstruktur sind Fahrrad-abstellplätze und der Lagerraum für Außen- und Spielgeräte vorgesehen. Der Bolzplatz liegt dem Gelände-verlauf folgend tiefer, so dass zum Pausenhof tribünenartige Sitzstufen entstehen und auf eine Einzäunung des Bolzplatzes verzichtet werden kann. Flache Rampenanlagen zwischen den Sitzstufen gewährleisten die barrierefreie Erschließung auch dieses Pausenbereichs, der mit kurzen Weg auch durch die Kindertagesstätte genutzt werden kann. Der Schulhof ist weitgehend naturnah gestaltet mit größtmöglich unversiegelten Flächen; sanfte Höhenmodulationen gliedern die Fläche und tragen zur Stärkung der taktilen Fähigkeiten der Kinder bei. Die bestehenden Bäume können größtenteils erhalten bleiben und werden ergänzt. Zwischen Schule und Turnhalle ist der Schulgarten angeordnet. Der geneigte Weg unterteilt und gliedert den Schulgarten der somit klassenweise bzw. thematisch im Zuge des Unterrichts bzw. der Betreuung bespielt und gestaltet werden kann. Durch die geneigte Wegführung wird der Pausenhof barrierefrei mit der Burgstraße und damit auch dem Haupteingang der Turnhalle verbunden. Gleichzeitig wird das Untergeschoss von Süden angebunden, so dass vom Pausenhof direkt die Umkleiden erreicht werden können.

Die Konstruktion des Erweiterungbaus mit Flachdecken mit kurzen Spannweiten ist einfach und wirtschaftlich herstellbar. Im Bestand sind nur geringfügige Eingriffe in die Struktur erforderlich. Auch die vorgeschlagene Anbindung an die Umkleiden der Sporthalle im Untergeschoss bedingen nur geringförmige Eingriffe in die Bausubstanz. Der Bauablauf mit der Sanierung des Bestands und dem Neubau der Erweiterung kann unabhängig des derzeit genutzten Schulbaus erfolgen.

Die kompakte Baukörperdisposition und die steinerne Gebäudehülle gewährleisten energetisch minimale Transmissionswärmeverluste. Die hohe Tageslichtautonomie aller Nutzungsbereiche sowie effiziente Beleuchtungskomponenten reduzieren den Primärenergiebedarf weiter. Effiziente Anlagentechnik (Wärmerückgewinnung, Niedertemperatursysteme etc.) unter Verwendung von regenerativen bzw. primärenergetisch günstigen Energieträgern und ein in der Herstellung und im Betrieb wirtschaftliches Haustechnikkonzept ermöglichen den gewünschten Energiestandard.
Lageplan | Schnitt

Lageplan | Schnitt

Grundriss Hofebene | Ansicht Kastanienweg

Grundriss Hofebene | Ansicht Kastanienweg

Grundrisse | Ansichte Pausenhof

Grundrisse | Ansichte Pausenhof

Fassadenschnitt | Ansicht Nord

Fassadenschnitt | Ansicht Nord

Modellfoto

Modellfoto