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Mehrfachbeauftragung | 01/2013

Besucherzentrum Botanischer Garten und Botanisches Museum

Besucherzentrum Botanischer Garten

Besucherzentrum Botanischer Garten

Gewinner

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

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Landschaftsarchitektur

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Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebauliche Setzung

Der Nordeingang des Botanischen Gartens Berlin liegt in der direkten Flucht des großen Parkwegs, der als Haupterschließungsachse die Anlage bis zum Südausgang durchquert. Das historische Kassenhaus am Nordeingang flankiert den Weg und betont durch seine längliche Form die Eingangssituation.

Der neue Baukörper positioniert sich durch seine klare Setzung auf ähnliche Weise. Der schmale, längliche Riegel folgt dem Verlauf des Weges und bildet zusammen mit dem historischen Kassenhaus ein neues Ensemble. Zusammen strukturieren die beiden Baukörper den Eingangsbereich und schaffen eine klare, gut ablesbare Eingangssituation. Durch die Eingeschossigkeit des Neubaus ist der Blick des Besuchers auf das weiter hinten liegende Museumsgebäude frei und ermöglicht eine selbstverständliche Orientierung.

Das neue Besucherzentrum fungiert als Bindeglied zwischen dem Parkeingangsbereich und dem Museumsgebäude. Gleichzeitig bewirkt der Neubau eine feine Hierarchisierung der anliegenden Freiflächen, indem er sich als Filter zwischen den öffentlichen Eingangsbereich und die ruhigeren, zurückgezogenen Grünflächen vor dem Museum legt. Gegenüber dem dort vorhandenen üppigen Baumbestand und den historizistischen Fassaden des Museumsbaus nimmt sich der Neubau mit seiner ruhigen, unaufgeregten Formensprache stark zurück.

Das historische Kassenhaus wird zum Bistro mit Blickbezug zum Park umgebaut, wodurch der offene und einladende Charakter des Eingangsbereichs verstärkt wird. Zudem bedeutet die Auslagerung des Bistros eine spürbare Entlastung des Neubaus. Dessen verringertes Volumen und kompakte Form ermöglichen eine Reduzierung des Fußabdrucks und somit der Flächenversiegelung.


Architektonisches Konzept

Der eingeschossige, langgestreckte Baukörper nimmt sämtliche Funktionen des Besucherverkehrs auf. Unmittelbar am Gebäudeeingang betritt der Besucher den Kassenbereich, von dem er in den abtretbaren Museumsladen oder in den Informationsbereich gelangen kann.

Die Anordnung sperriger Nutzungen wie Garderobe und WC in einem kleinen Keller im Untergeschoss befreit den Hauptraum im EG und ermöglicht eine übersichtliche Gliederung des Innenraums in einem offenen, fließenden Raumkontinuum. Die alternierende Fensteranordnung auf den Längsseiten des Baukörpers ordnet die Innenbereiche den in Stimmung und Lichtsituation sehr unterschiedlichen Außenbereichen zu.

Die sehr einfache und funktionale Raumorganisation ermöglicht ein hohes Maß an Flexibilität, das Gebäude kann auf verschiedene Nutzungen, Anforderungen und Öffnungszeiten reagieren.

Die Verwendung von Leichtbeton als sichtbares Konstruktionsmaterial bedeutet eine Reduzierung der Details und lässt den Baukörper von außen massiv und rau wirken. Im Inneren hingegen wirkt der Neubau aufgrund der teilweisen Holzverkleidung weich und geborgen.


Konstruktion

Die Konstruktion des geplanten Erweiterungsbaus soll überwiegend in Leichtbeton errichtet werden, um eine einschalige Bauweise zu ermöglichen.

Die Dachdecke wird als 40 cm starke Flachdecke in LC 16/18 geplant. Sie wird oberseitig zusätzlich gedämmt. Die Außenwände des Erdgeschosses bestehen aus 60 cm starken Leichtbetonwänden in LC12/13. Die Wände des Erdgeschosses tragen das Dach und steifen das Gebäude aus. Die Sohle des Erdgeschosses bzw. die Decke des Teilkellers wird ebenfalls in Leichtbeton LC16/18 mit einer Stärke von 30 cm bis 40 cm geplant. Die Kellerwände sollen in Normalbeton in einer Stärke von 25 cm in WU-Beton ausgeführt werden und eine Innendämmung erhalten. Die Gründung erfolgt vorbehaltlich des Bodengutachtens auf einer tragenden Sohlplatte in einer Stärke von 30 cm in C25/30.


Landschaftsgestaltung

Die mittels der zwei langgestreckten Baukörper städtebaulich gefasste, klare Eingangssituation verbirgt im rückwärtigen Bereich stark differenzierte Landschaftserlebnisse. Der Bereich zwischen Neubau und Museum dient als Verbindung zwischen den Baukörpern. Er fungiert für die Besucher als gestaltete Landschaftsinszenierung gleichzeitig als wichtige Kulisse und erster Eindruck aus dem Projektionsraum. Die Pflanzfläche soll mit der Leitung und technischen Abteilung des Botanischen Gartens kursorisch entwickelt werden und sowohl wild und sinnlich als auch pädagogisch wertvoll gehalten sein.

Das verwendete Material (stabilisierte wassergebundene Decke) der Wege ermöglicht es den vorhandenen Baumbestand zu integrieren. Eine weitere Maßnahme zum Erhalt des Baumbestandes ist die weitestgehende Optimierung der Gebäudegründung. Der resultierende starke Dialog und die dichte Interaktion zwischen vorhandener Vegetation und Neubau profitieren voneinander. Auf eine betonte Inszenierung der Wasserrinne mittels Brücke wird verzichtet.

Der rückwärtige Bereich des bestehenden Eingangsgebäudes (neues Restaurant) wird mittels einer angedockten Terrasse klar definiert. Dieser Bereich lebt vom angrenzenden Buchenwald, eine malerische südorientierte Lage, die Intimität und Geborgenheit bietet.


Energiekonzept

Die Gebäude werden an die bestehende Fernwärmeversorgung des Museums angeschlossen. Auf Grund des sehr guten Primärenergiefaktors der Vattenfall-Fernwärme werden die Vorgaben der EnEV und des EEWärmeG erfüllt.

Die Beheizung der Räume im Erdgeschoss erfolgt über eine flächendeckende Fußbodenheizung. Neben einer gleichmäßigen Beheizung des gesamten Erdgeschosses bietet diese Form der Raumheizung eine flexible Nutzungsmöglichkeit des gesamten Bereiches.

Die Beheizung des Untergeschosses erfolgt über Heizkörper.

Die Ausrichtung der großflächigen Fenster erfolgt überwiegend in östlicher Richtung zum mehrgeschossigen Bestandsgebäude. Insofern wirkt die natürliche Verschattung einer Aufheizung durch Sonneneinstrahlung entgegen. Innere Lasten werden über die mechanisch öffenbaren Fensterflügel auf natürliche Weise abgeführt. Diese Form der Lüftung kann auch zur Nachtauskühlung des Gebäudes genutzt werden. Daher kann auf eine maschinelle Be- und Entlüftung verzichtet werden. Lediglich die innen liegenden WCs im Untergeschoss werden über eine Lüftungsanlage be- und entlüftet.
Blick in den Informationsbereich

Blick in den Informationsbereich

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansichten und Querschnitt

Ansichten und Querschnitt

Detail

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