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Begrenzt offenes kooperatives Verfahren mit einem Zwischenkolloquium mit vorgeschaltetem offenen Bewerbungsverfahren | 10/2013

Neuordnung des Ortskerns von Ramersdorf

Entwurfsperspektive Visualisierung (J. Gehrcken)

Entwurfsperspektive Visualisierung (J. Gehrcken)

2. Preis

Machleidt GmbH

Stadtplanung / Städtebau

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

G R I Gesellschaft für Gesamtverkehrsplanung, Regionalisierung und Infrastrukturplanung

Verkehrsplanung

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Erläuterungstext

MITARBEIT:

Bodo Fuhrmann, Ilja Haub, Maja van der Laan, Lene Zingenberg, Jacqueline Botur, Victoria Hoedt


ENTWURFSANSATZ UND MORPHOLOGIE

Der Dorfkern von Ramersdorf ist für den Stadtteilein zentraler Identifikationsort. Für die Großstadt München als Ganzes ist das Ensemble um die Wallfahrtskirche St. Marien und der „Alten Wirt“ ein baukulturelles Zeugnis ihrer Entstehung auf vormalig ländlichen Gemarkungen. Auch für Großstädter begünstigen permanente Charakter- und Pilgerorte wie dieser die eigene Verwurzelung, geben vielleicht sogar das Gefühl von „Heimat“.
Die Verführung erscheint groß, das dörfliche Fragment weitgehend zu belassen wie es ist. Angesichts der problematischen Insellage zwischen dominanten Verkehrstrassen am Mittleren Ring jedoch wird vorgeschlagen, entschiedene aber typologisch sensible Ergänzungen vorzunehmen und die Struktur behutsam weiterzubauen.
Das Dorf erhält eine schützende Schale und bergende Räume. Der neue Dorfplatz und die Freistellung der Kirche machen dabei die besondere Identität des Ortes erlebbar.
Mit der Weiterentwicklung „dörflicher“ Typologien entsteht eine neue Lebensqualität mitten in der Stadt, mit der Stärkung des Wohnstandorts eine alltägliche Vitalisierung des Kerns.
Der landschaftliche Aspekt des Kirchturms über den Wiesen bleibt dabei über ein großzügiges Landschaftsfenster erhalten.

VERKEHRSKONZEPT

Ramersdorf wird funktionell wie räumlich intensiv mit dem angrenzenden städtischen Gefüge vernetzt. Durch die gezielte Reduzierung von Verkehrsflächen werden die Spielräume zur Aufwertung und zum Weiterbauen im Bereich des westlichen Dorfrandes geschaffen. Die vier Dorfstraßen werden zu zwei Schleifen zusammengebunden, wodurch der Bereich vor der Kirche autofrei wird und Schleichverkehre unterbunden werden.
Die Dorfstraßen werden zu Mischverkehrsflächen umgestaltet bzw. als solche geplant. Durch diese Neucodierung der öffentlichen Räume werden die Straßen zu Stadträumen mit hoher dorftypischer und identitätsstiftender Aufenthaltsqualität.

ÜBERGEORDNETE FREIRAUMIDEE

Das differenzierte Freiraumsystem besteht aus einem Ensemble verschiedener Typologien und Maßstabsebenen. Das Landschaftsfenster an Rosenheimer und Kirchseeoner Straße formuliert die offene Ansicht des Ensembles und bewahrt damit den Charakter der freistehenden Dominanten in der Landschaft.
Die zentrale Wegediagonale zeichnet den Verlauf des historischen Pilgerwegs nach, bindet sich aber auch ein in das schwingendes Wegesystem des Wilramparks. Die Festwiese bleibt an ihrem Standort erhalten, erhält aber einen klar formulierten Parkkopf als Abschluss.
Das steinerne Pendant des Landschaftsfensters bildet der neue Kirchplatz. Während der Platzrückraum im Süden durch die baulichen Ergänzungen gefasst ist, entsteht zum Landschaftsfenster eine von Bäumen umspielte halboffene Fuge. Der einfach gepflasterte Platz bietet Freiraum für Feste und Märkte.
Die Straßenräume zeichnen sich durch ihre spannungsvollen, leicht gekrümmten Grundrisse aus, Vorbild ist die Ramersdorfer Straße als prototypische Dorfstraße. Wie diese prägen einseitige Baumreihen, Vorgärten und in die Straße hineinwirkende Hausgärten die Räume. Westlich der Rosenheimer Straße ist der Mustersiedlung Ramersdorf weiterhin das baumbestandene Parkband vorgelagert, schützt die Siedlung visuell vor der Verkehrstrasse und bildet einen landschaftlichen Saum für den Ortskern.

BAUSTRUKTUREN UND VITALE NACHBARSCHAFTEN

Weitere charakteristische und zu stärkende Elemente von Ramersdorf sind die Baustruktur aus Gebäudeclustern mit Straßen- und Hofhäusern, welche Einblicke in die innen liegenden großen Gärten ermöglichen und als (halb-) öffentliche geschützte Rückzugsorte und Refugien dienen.
Die charakteristische Körnung der dörflichen Bautypologie, die typischen Bauhöhen und Dachformen bleiben auch weiterhin die dominierenden und das Ortsbild prägenden Elemente.
Diese unterschiedlichen Haustypen ermöglichen eine vitale und vielfältige Nachbarschaft welche ihre besonderen Begegnungsorte in der differenzierten freiräumlichen Binnenstruktur findet.
Das intimste Freiraummotiv bilden die Nachbarschaftsgärten. Die halboffenen Blockfiguren sind durchdrungen von Wegen und Pfaden die zu Gemeinschaftsgärten führen. Diese Gärten stehen innerhalb einfacher, vorgegebener Grundgerüste den Anwohnern auch zur gemeinsamen Bewirtschaftung frei. Spielpunkte für Kleinkinder bilden jeweils Kernpunkte der Anlagen.

NUTZUNGSKONZEPT

Im Bereich der neuen Dorfstraße wird ein dorftypisches Wohnen in neuer Bausubstanz mitten in München ermöglicht.
Die belebenden Nutzungen wie Einkaufen und Gastronomie aber auch Dienstleistung befinden sich rund um den Dorfplatz sowie entlang des Pilgerwegs.
Im Bereich der Rosenheimer Straße ist die Erdgeschosszone auch für das Wohnen ergänzende Funktionen prädestiniert. Im Bereich des Autobahnanschlusses ist ein repräsentatives Bürogebäude vorgesehen.
Mehrere Kindergärten innerhalb des Dorfes ermöglichen kurze und damit autounabhängige Wege vom bzw. zum Wohnstandort. Die alte Villa wird zum Jugendhaus umgebaut – darüber hinaus können weitere Nutzungen oder Wohnen untergebracht werden. Das Pfarrheim wird südlich des Kirchenensembles als freistehndes Gebäude vorgeschlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Heranführung des in Ost-West-Richtung verlaufenden Grünzuges an Dorfplatz und Kirche führt zu einer überzeugenden Anbindung und Blickbeziehung von der Stadt auf das Dorfensemble.
Das beinhaltet auch die gelungene Führung und Herausstellung des Pilgerweges. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist der angebotene Wallfahrtsweg inmitten einer großzügigen Grünfläche, die bis in den Ortskern reicht, besonders bemerkenswert.
Positiv ist der verkehrsfreie neue Dorfplatz der in seiner Ausbildung, dem Ensemble angemessen, die Kirche mit den Gaststätten und dem neuen Supermarkt ganz selbstverständlich verbindet.
Die Lage des Supermarktes ist richtig gewählt, da sie zu einer Stärkung der Dorfmitte beiträgt, die Ausformung des Baukörpers kann jedoch nicht überzeugen. Das Gleiche gilt für verschiedene andere Gebäude, wie z.B. die Kita an der Kirchseeoner Straße, den Kopfbau an der südlichen Spitze und das Eckgebäude an der neuen Quartiersstraße. Das neue Pfarrheim greift die Typologie von Pfarrhaus und Benefiziatenhaus auf und nimmt durch seine kompakte Form Rücksicht auf die wertvolle Gartenfläche des Pfarrhauses.
Das Einzelbaudenkmal Aribonen Straße 22 ist verträglich in die Struktur der Neubebauung eingebunden.
Die Verlegung der Rosenheimer Straße auf die Westseite ist plausibel, schafft Potenziale für die bauliche Ergänzung des Ortskerns und bietet Raum für die künftige Bebauung. Die neu definierte westliche Ortskante reicht allerdings zu nah an die bestehende kleinteilige Baustruktur der Mustersiedlung heran.
Die Baustruktur auf den gewonnenen Flächen östlich der Rosenheimer Straße greift den kleinteiligen Maßstab der vorhandenen Bebauung auf, kann aber durch die Vielzahl der kleinen Baukörper nicht vollständig überzeugen. Die vorgeschlagenen 2- und 3-geschossigen Gebäude sind für den geförderten Wohnungsbau typologisch eher ungeeignet.
Die Gebäudetiefen reagieren auf unterschiedliche Lärmanforderungen nur teilweise. Aufgrund der kleinteiligen und niedrigen Bebauung liegt die Arbeit beim Angebot an Wohnungen im Mittelfeld.

Der östliche Abschluss des Grünzuges wird durch die vorgeschlagene Verjüngung und den Abschluss auf einen Platz gut gelöst. Die privaten und gemeinschaftlichen Freiflächen sind differenziert ausformuliert, Höfe und private Gartenbereiche lassen gut eine lärmgeschützte Nutzung zu.

Die funktionale und gestalterische Umsetzung der neuen Straßenführung der Rosenheimer Straße ist unbefriedigend. Rad- und Fußwege sind zu schmal ausgebildet. Ein baumbestandener Mittelstreifen hätte zusätzliche Querungsmöglichkeiten geschaffen. Auch die Länge der Aufstellfläche der stadtauswärts führenden Fahrspuren der Rosenheimer Straße ist nicht ausreichend. Bei richtiger Dimensionierung würde die Fahrbahn der Rosenheimer Straße noch näher an die Mustersiedlung heranrücken. Die interne Erschließung ist funktionsfähig und vermeidet Durchgangsverkehr. Die vorgeschlagene neue Quartiersstraße wird in Frage gestellt, da sie zu einer Übererschließung des neuen Quartiers führt und zudem für die Funktion zu breit erscheint. Außerdem erschwert sie einen wirksamen Lärmschutz durch die Anbindung an den Innsbrucker Ring.

Die Führung von Fuß-und Radbeziehungen orientiert sich stark am bestehenden Straßennetz und vernachlässigt weitere Querungen im Quartier. Die Wegeführung in den öffentlichen Grünflächen wirken meist beliebig und bietet nicht die gewünschte Vernetzung mit den umgebenden Stadträumen.

Unklar bleibt die ealisierungsmöglichkeit des Lärmschutzes gegenüber der Mustersiedlung, da die Lage der Lärmschutzwand westlich der Gehölzgruppe keinen ausreichenden Schutz für die Mustersiedlung bietet.
Entwurf

Entwurf

Entwurf Einbindung

Entwurf Einbindung

Detailschnitt a

Detailschnitt a

Detailschnitt b

Detailschnitt b

Schwarzplan

Schwarzplan

Maßnahmenkonzept

Maßnahmenkonzept

Konzept Städtebau und Denkmalschutz

Konzept Städtebau und Denkmalschutz

Konzept Verkehr

Konzept Verkehr

Konzept Freiraum

Konzept Freiraum

Konzept "Cluster und Höfe"

Konzept "Cluster und Höfe"

Konzept "Durchblicke"

Konzept "Durchblicke"

Konzept Nutzung

Konzept Nutzung

Layout 1

Layout 1

Layout 2

Layout 2