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EU-weites, offenes, einstufiges Verfahren mit anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Generalplanerleistungen | 06/2006

Zubau HTBLV / Höhere Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie und Datenverarbeitung

Ansicht Ost, Erdgeschoss<br>&nbsp;

Ansicht Ost, Erdgeschoss
 

Sonderpreis

Poos Isensee Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Architektur, Gestalt und Prägung

Im Straßenverlauf der Stolberggasse, die Bauflucht aufgreifend, entsteht Ecke Spengergasse ein vom Kopf des neuen Gebäudes überragter Vorplatz, eine niedrige Loggia, von der das neue Schulungs- und Laborgebäude der HTLBVA erschlossen wird.
Durch die Zäsur zur Nachbarbebauung an der Stolberggasse und die leichte Zurücksetzung der Kontur an der Spengergasse geriert sich der neue Baukörper von der Ecksicht als quadratischer, über dem Boden schwebender viergeschossiger Solitär, der auch dem Altbau seine ursprüngliche Sonderstellung zurückgibt.
Die Stirnseite der Fassade verdeutlicht durch die verschieblichen, textilen Verschattungselemente, quasi als Logo, den Inhalt des Gebäudes in abstrakter, transponierter Form. Das Haus wird in der Reihe der straßenbegleitenden Bauten als Merk- und Wahrzeichen wahrgenommen werden.

Von der lichtdurchfluteten Eingangshalle, aus der das ÖTI und der Mehrzwecksaal separat erreicht werden, setzen sich die Galerien der Labore und Klassenräume entlang des Bestandsgebäudes Trakt B in der glasüberdeckten, mit Baumpflanzungen gegliederten Passage bis zum äußeren, parkartigen Innenhof fort, der vom Bauteil A und dem Neubau vereint umschlossen wird.
Brückenstege und freie Stiegen im Inneren verbinden die neuen Funktionseinheiten mit dem Altbau und erschließen erstmalig feuerpolizeilich genehmigungsfähig die tiefen Raumzonen im Bestand, sorgen somit gegenseitig für ein schlüssiges Fluchtwege- und Nutzungskonzept im Gesamtkomplex.
In gleicher Weise wie das Gelände von der Stolberggasse zum Park in Längsrichtung abfällt, staffelt sich auch die Passage und das Gebäude, in markanten Absätzen der Topografie folgend, sodass an den Straßenkanten die Traufhöhe von 19,5m eingehalten und zur östlichen Nachbarbebauung der zur Vermeidung der Verschattung erforderliche Grenzabstand gewahrt wird, bis eine Sitzstufen- Freitreppe sich mit dem Garten- Park verbindet.
Auf diese Weise ist parallel zur inneren Passage, über den Sockel der Turnhallen hinweg, auch ein außenliegender Weg durch die untere Pausenfreifläche gegeben. Von hier sind zusätzlich zur Innenverbindung auch die Turnhallen von außen erschlossen. Wiederum parallel dazu, auf dem gewachsenen Gelände, entlang der Grundstücks¬grenze, führt die Feuerwehrzufahrt von der Stolberggasse zum Innenhof.
Die Anlieferung erfolgt unprätentiös am Gebäudeanschluss von der Spengergasse über den sanierten Lastenaufzug von Bauteil B in alle Geschosse.
Dadurch, dass der Zubau das vorgefundene Geländerelief nutzt, bleiben die beiden oberen Ebenen des Bestandsbaus, in denen ebenfalls Klassenzimmer untergebracht sind, von Bebauung frei und erhalten auf dem Dach des Neubaukörpers eine begrünte Pausenfläche mit Ausblick.

Textile Struktur

Der Bau selbst soll, innen wie außen, die Anwendungsmöglichkeiten textiler Materialien haptisch und optisch erfahrbar machen: Als semitransparente Verschattungselemente mit biaxialer Spannung, als Tapete, bedruckt, schwer entflammbar oder eingebettet, bzw. hinterlegt in Glaselemente der Innen- und Außenfassaden. Unterschiedliche Texturen, Farben und Materialien sollen dem auf das Minimum reduzierten Ausbaucharakter roher, lediglich lasierter Sichtbetonwände und Decken einen lebhaften und aktiven Aspekt hinzufügen.

Tragwerks- Struktur

Der Zuschnitt des schmalen Grundstücks, sowie die Richtung der alten und neuen Bausubstanz lässt auch die Anordnung der Turnhallen in Längsrichtung mit dazwischen geschaltetem Umkleiden- Block sinnvoll erscheinen. Sie bilden als abgesenkter Sockel die Basis des lang gestreckten Labor- und Klassenraumtraktes. Gebäudehohe, viergeschossige Vierendeel- Betonwandträger der Flur- und Außenwandscheiben tragen mit 28m maximaler Spannweite der Hallen ihre Lasten über die Schachtwände ab, die ihrerseits das Gebäude in Querrichtung aussteifen. Das statische Konzept macht unterzugfreie, glatte Betondecken der Sporthallen, mit obenliegenden, seitlichen Belichtungsflächen möglich. Innerhalb der Tragstrukturen sind Raumaufteilungen flexibel.

Labor- Struktur

Ausgehend von der Achsordnung des Bestandsbaus wird das 2,8m- Raster für die Fassaden¬teilung übernommen. Es ist gleichermaßen geeignet für die Anordnung der Labortische, Schränke und Arbeitsgänge in den Laboratorien. Im Regelfall sind Digestorien an der flurseitigen Wand, direkt unterhalb des horizontalen Versorgungskanals situiert oder an den Vertikalsträngen angeordnet, sodass die Entsorgung der Gase direkt über Dach geführt werden kann.
Im 4.OG sind die Lüftungszentralen an den Vertikalschächten dezentral angeordnet, sodass sich kurze Wege für die Leitungsführung Zuluft/ Abluft ergeben.
Die Klassenräume in den beiden oberen Ebenen sind kongruent über den Laborräumen gelegen, somit ist die Struktur im D-Trakt jederzeit für Labore nachrüstbar.
Die vorgesehenen Grundsatzentscheidungen haben zur Folge, zu einem wirtschaftlichen Energie¬konzept zu führen.

Haustechnisches und energetisches Konzept

Das Klimakonzept des Gebäudes basiert auf einem natürlichen und ressourcenschonenden Umgang mit der Energie. Die Be- und Entlüftung soll überall dort, wo es möglich und zu empfehlen ist, über zu öffnende Fenster erfolgen. Raumlufttechnische Anlagen werden nur dort eingesetzt, wo sie aufgrund der Nutzung der Räume erforderlich sind.

Das gebäudetechnische Konzept berücksichtigt eine gleichmäßige und systematische Verteilung der Technikflächen im 4. Obergeschoß. Jeder Technikzentrale ist ein Hauptversorgungsschacht zugeordnet. Von hieraus werden alle Bereiche des Gebäudes technisch versorgt.

Bei den Laborbereichen im Erdgeschoß und im 1. Obergeschoß erfolgt die Klimatisierung über eine raumlufttechnische Anlage in der Technikzentrale. Des Weiteren dienen die Zentralschächte zur Aufnahme der diversen Absauganlagen. Die Be- und Entlüftungsanlage der Sporthalle erfolgt ebenfalls über diesen Weg.

Die zur Klimatisierung erforderliche Kühlenergie wird über eine kältetechnische Anlage sichergestellt. Optional sollte der Einsatz von Erdkälte geprüft werden. Über ein System von Saug- und Schluckbrunnen könnte somit der Kühlenergiebedarf zu einem großen Teil umweltgerecht und quasi kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Außerdem ist zu prüfen, ob der sommerliche Wärmebedarf der Vollklimaanlagen für die Labore über Solarenergie gedeckt werden kann. In Verbindung mit dem Brauchwarmwasserbedarf der Sportstätten, der ebenfalls über Solarenergie gedeckt werden kann, ist dies eine gelungene Symbiose.
Südwestlich ausgerichtete Solarkollektoren wären beispielhaft und zukunftsweisend auf dem Dach des Kopfbaus anzuordnen.

Die raumlufttechnischen Anlagen werden für einen energiesparenden Betrieb ausgelegt und erhalten Hochleistungs-Wärmerückgewinnungsanlagen, energiesparende Ventilatoren usw. Gleiches gilt für die kältetechnischen Anlagen. Zum Beispiel wird die Kaltwassertemperatur gleitend angehoben, um die Leistungszahl der Kältemaschine im Teillastbetrieb zu erhöhen.
Ansicht Nord, Parkperspektive, Querschnitt Halle

Ansicht Nord, Parkperspektive, Querschnitt Halle

Ansicht Süd, Perspektive Stolberggasse, 1.OG

Ansicht Süd, Perspektive Stolberggasse, 1.OG