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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2013

Neubau des Hallenbades Sportpark

Perspektive Hallenbad

Perspektive Hallenbad

1. Preis

Behnisch Architekten

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR
Friedrichshafen liegt am nördlichen Ufer des Bodensees. Die Stadt ist die zweitgrößte Stadt am Bodensee. Auf mehreren Gebieten hat Friedrichshafen eine lange Tradition und ist durch die berühmten Luftschiffe weit über die Grenzen hinaus bekannt geworden.

Ergänzend zu den Freiluftaktivitäten in den Sommermonaten am Ufer des „schwäbischen
Meeres“ soll das Hallenbad am Sportpark ein weiteres, bereicherndes Angebot für alle sportlich Begeisterte bieten.

Das bestehende Hallenbad an der Ehlerstraße befindet sich in einem baulich schlechten
Zustand. Eine Modernisierung und Instandsetzung scheint wirtschaftlich nicht mehr vertretbar. Daher hat sich der Gemeinderat für den Neubau eines Hallenbades am Standort Sportpark entschieden.

Das gesamte Sportpark-Areal soll einen architektonisch aufgewertet werden und so einen
markanten Auftakt zur Kernstadt bilden. Neben der eher kommerzorientierten Architektur des Bodensee-Centers und der eher nüchternen, wie funktionalen Erscheinung der ZF Arena, soll dem neuen Hallenbad im Gegensatz dazu eine besondere Bedeutung zuteil werden. Ein neuer Stadtbaustein, anregend in seiner Erscheinung, könnte das bauliche Ensemble im Sportpark als prägende Leuchtturm-Architektur in einzigartiger Weise ergänzen. Das Sportpark-Areal würde von der Bevölkerung und den täglichen Besuchern in einem ganz besonderen Maße begeisternd wahrgenommen werden.

Das neue Hallenbad soll den Anforderungen an ein modernes Sport-, Familien- und Wohlfühlbad für Besucher, Vereine und Schulen gerecht werden. Eine Ansammlung besonderer Attraktionen, als Anziehungspunkt für mögliche Touristen und Gäste aus dem Umland soll nicht im Vordergrund der Überlegungen stehen.

Vielmehr soll das neue Bad als eine einzigartige Freizeit- und Sportoase für die „Häfler“
verstanden werden. Das Raumprogramm ist umfangreich und detailliert beschrieben. Neben unterschiedlichen Becken und Wasserflächen mit Erlebnisrutsche, Kleinkindbereich und Sprungtürmen unterschiedlicher Höhe soll auch eine großzügige und attraktive Saunalandschaft im Konzept berücksichtigt werden.
Funktional, sowie baulich soll die Möglichkeit eines getrennten Betriebs von verschiedenen Nutzungseinheiten möglich sein. Der öffentliche Badebetrieb für Besucher sollte neben einer Vereins- und Schulnutzung gewährleistet werden. Ruhestiftende Freibereiche mit Solebecken, ein Saunagarten, Liegeflächen im Wintergarten und im Freien sollen angemessen berücksichtigt werden und könnten der neuen Anlage einen einzigartigen Charakter verleihen.
Zusätzlich zum Raumprogramm für das Hallenbad soll auch ein öffentlich genutztes Parkhaus mit ca. 520 Stellplätzen vorgesehen werden.

Bereits in der Auslobung wurden seitens des Bauherrn präzise Erwartungen an die Architektur formuliert.
Eine klare Formensprache sollte bei der Ausformulierung der Gebäudekubatur gewählt werden. Kleinteilige Strukturen einzelner Baukörper sollten vermieden werden. Große
Fassadenöffnungen sollten den Vorzug vor Lochfassaden mit kleinen Fensteröffnungen haben.

Eine Vielzahl von Aspekten die zu berücksichtigen sind, eine spannende und reizvolle Aufgabe.

Wie könnte sich das neue Hallenbad mit Parkhaus nun in die Umgebung einfügen?
Welche Aspekte könnten die Eigenständigkeit der neuen Anlage stärken?
Welches sind die Anforderungen an ein modernes Bad?
Wie müsste der „Sonderbaustein“ des Parkhauses funktional eingebunden werden?

Das zur Verfügung stehende Grundstück ist im Süden durch den Lärmschutzwall zum
Wohngebiet am Riedlewald begrenzt. Westlich befindet sich die ZF Arena, im Osten begrenzt die Meistershofener Straße das Grundstück. Das Bodensee-Center liegt östlich des Grundstückes in unmittelbarer Nähe. Im Norden befindet sich die Riedleöschtraße, die als Haupterschließungsstraße für das Parkhaus genutzt werden soll. Topographisch fällt das Gelände fast unmerklich nach Süden hin.

Für das Grundstück existiert ein Bebauungsplan. Festlegungen zu Gebäudehöhen wurden hier bereits getroffen.

Die Umgebung ist sehr heterogen, wenig urban und nur ansatzweise landschaftlich geprägt.

Ein besonderes Augenmerk müsste zuerst auf die richtige Lage der Zugänge von Hallenbad und Parkhaus, sowie dem Zusammenspiel der Funktionseinheiten gelegt werden. Es wäre wünschenswert, wenn beide Nutzungen; Hallenbad und Parkhaus; in einem positiven Dialog stehen würden. Sie müssten sich in idealer Weise ergänzen. Nur so würde ein eigenständiges und selbstbewusstes neues Haus entstehen. Der Ort könnte so in ganz einzigartiger Weise, identitätsstiftend, geprägt werden.

Aus den städtebaulichen Rahmenbedingungen ergeben sich unterschiedliche Einflussfaktoren auf das Grundstück und die Nutzungsverteilung. Sicherlich wäre es angemessen und richtig, diese qualitativ zu bewerten und in einer nachvollziehbaren Weise im Entwurf zu berücksichtigen.

- Das Grundstück müsste so baulich besetzt werden, dass ein angemessener
Vorplatz zwischen ZF Arena und dem neuen Hallenbad entsteht.
- Der Haupteingang zum Bad müsste sich zum Vorplatz der ZF Arena hin orientieren, sodass eine positive Wechselwirkung beider Sport- und Freizeitgebäude entstehen könnte.
- Der Vorplatz sollte vom Fahrverkehr freigehalten werden. Nur so wäre es möglich, eine attraktive Eingangssituation für alle Bade- und Sportgäste
zu erhalten.
- Die Lage des neuen Hauses zum Lärmschutzwall hin müsste so bearbeitet
sein, dass eine fußläufige Anbindung von der Meisterhofenerstraße
zum Vorplatz in attraktiver Weise möglich ist.
- Die Zugänglichkeit zum Parkhaus müsste einerseits von den Besuchern
der ZF Arena, dem Hallenbad, sowie vom Bodensee-Center leicht erreich
bar sein. Zwei Eingänge wären demnach denkbar, ideal orientiert.
- Im Besonderen sollte darauf geachtet werden, dass die Lage der einzelnen Wasserbecken so gewählt ist, dass eine einfache und unkomplizierte
Trennung der unterschiedlichen Nutzungseinheiten im Badebetrieb möglich ist.
- Die eher funktional geprägten Bereiche der Umkleiden könnten als abwechslungsreiches Wechselspiel mit den weitaus freier interpretierbaren Bereichen der Bade- und Saunalandschaft und den dazugehörigen Freibereichen entwickelt werden.

Unterschiedliche Kriterien für eine interessante und komplexe Aufgabe.

Aus diesen verschiedenen Überlegungen heraus könnte ein Leitbild für die neue Anlage
entstehen. Ein zusammenhängendes, eher introvertiertes Gebäudeensemble. Ein differenziertes, wohlproportioniertes Haus, mit einem schönen Innenhof, einem Garten, einer Insel der Erholung und Entspannung, ergänzt mit Terrassen auf verschiedenen Ebenen und einem wunderbaren Saunagarten.
Die Anlage könnte so ihre ganz eigene Identität aus den inneren Qualitäten schöpfen, ohne jedoch nach Außen allzu sehr abschirmend zu wirken. Ein einladendes Haus würde entstehen, dessen besondere Qualitäten der Besucher von Außen erahnen wird. Erlebbar wird die wunderbare Welt jedoch erst, wenn der Badegast das Haus betritt.

Der introvertierte Freibereich mit Terrassen und dem Saunagarten im ersten Obergeschoss ist das Herzstück der Anlage. Sämtliche Bereiche haben einen direkten Bezug zum Garten. Die Badelandschaft wird großformatige, transparente Fassade zum Straßen- und Freiraum erhalten. Der Badegast nimmt so visuell am „Stadtleben“ teil.

Das je nach Anforderung in der Höhe gestaffelte, schützende Dach ist lediglich der obere,
horizontale Abschluss der Badelandschaft. Eine horizontale, harmonische und fein bearbeitete Dachkante markiert diese obere Begrenzung. Horizontale, den Wellenbewegungen nachempfundene Lamellen unterstützen den Gedanken einer maßgeschneiderten thermischen Hülle und überhöhen so geschickt die Betonung des Eckbereichs an der Riedleöschstraße / Meisterhofener Straße.

Das Parkhaus ist integraler Bestandteil des Ensembles. Funktional getrennt, jedoch in seiner Erscheinung durch die horizontalen Lamellen formal eingebunden. Die „Fassade“ der Parkebenen ist mit wildem Wein berankt und unterstützt so den landschaftlichen Bezug zum Riedlewall. Eine natürliche Belüftung kann gewährleistet werden. Die Parkebenen werden so mehr als gebaute Landschaft und weniger als Verkehrsbauwerk für den ruhenden Verkehr wahrgenommen.
Perspektive Parkhaus

Perspektive Parkhaus

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Schnitt

Schnitt

Modell

Modell

Modell

Modell