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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2013

Neubau des Hallenbades Sportpark

4. Preis

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Von der Brache zur „Plaza“
Mit dem Neubau des Hallenbades Sportpark in Friedrichshafen ergibt sich die Chance, die vorhandene Brachfläche zwischen ZF-Arena und Meistershofener Straße als neuen städtischen Raum zu gewinnen und eine öffentlich bespielbare „Plaza“ als Eingangs- und Veranstaltungsplatz zu schaffen. Gleichzeitig entsteht mit dieser Maßnahme ein städtebaulicher Auftakt am Übergang zur Kernstadt. Ein Parkhaus südlich des Schwimmbades soll den ruhenden Verkehr für Schwimmbad und Arena aufnehmen.
Das Baufeld ist in einem B-Plan festgelegt. Es grenzt im Norden an die Riedleöschstraße, im Osten an die Meistershofener Straße mit einem Fachmarktzentrum, im Süden an einen Lärmschutzwall und im Westen an die Arena.


Städtebau
Basierend auf der orthogonalen Grundordnung der ZF-Arena spreizt sich der Neubau nach Norden und Süden konisch auf, fügt sich in das vorgegebene Baufeld und schafft damit ein angemessenes Gegenüber der Arena und einen baulichen Rahmen für die „Plaza“. Dabei bilden das Schwimmbad im Norden und das Parkhaus im Süden eine gestalterische Einheit, die durch eine wettergeschützte Passage voneinander getrennt und gleichzeitig verbunden ist. Diese Passage führt von der Meistershofener Straße, dem Entree, auf die „Plaza“, öffnet sich in Richtung Arena trichterförmig und stellt damit die einladende fußläufige Wegeverbindung von der Straße mit der Bushaltestelle zur „Plaza“ dar. Folgerichtig sind hier gegenüberliegend die Eingänge zum Schwimmbad und zum Parkhaus angeordnet. Die Fahrradständer werden am östlichen Entree zur Passage unter dem auskragenden Dach untergebracht, sodass für alle Verkehrsteilnehmer aus allen Richtungen kurze Wege zum Eingang entstehen. Die platzseitige Parkhausfassade ist nach Süden hin abgewinkelt, sodass auch die Tanz- und Karateschule in das Platzgefüge einbezogen wird.
Die Eingangsebene des Bades liegt gegenüber der „Plaza“ um ca. 1.50 m erhöht und schiebt sich zum Platz hin aus dem Gebäude heraus. Hier werden Sitzstufen angeordnet, die den Platz mit einer Tribüne einfassen und zahlreiche Sitzgelegenheiten mit guter Sicht auf eine Präsentationswand an der Eingangsseite der Arena anbieten.
Die Zufahrt zum Parkhaus wird in die Nordwestecke des Schwimmbades integriert, Stellplätze für Busse sind an der Westseite des Grundstücks vorgesehen. Dadurch wird ein möglichst großer Teil des Platzes verkehrsfrei gehalten und unansehnliche Tiefgaragenabfahrten auf der Platzfläche vermieden.


Schwimmbad
Das Schwimmbad erhält seine ganz individuelle Ausprägung aufgrund der besonderen Grundstückssituation, die es nicht ermöglicht, einen ebenerdigen geschützten Außenbereich zu erzeugen. Sämtliche Außenflächen und die Sauna sind deshalb im Obergeschoss angeordnet. Dieses führt zu einer abwechslungsreichen und vielfältigen Gestaltung der Schwimmhalle in ein- und zweigeschossige Raumhöhen. Über zweigeschossige „Lichtkanonen“ wird Tageslicht auch in die eingeschossigen Hallenbereiche geworfen, sodass ein lebhaftes Spiel von Licht und Schatten entsteht. Ausblicke nach draußen und Einblicke nach innen werden gezielt inszeniert und verschaffen dem Bad ein prägendes Alleinstellungsmerkmal.
Das Foyer liegt an der Südwestecke des Bades und ist damit vom Parkhaus, von der „Plaza“ und der Bushaltestelle auf kurzem Wege zu erreichen. Von hier aus bietet sich den Besuchern bereits ein großzügiger Blick in die Schwimmhalle mit den unterschiedlichen Wasserangeboten. Nach Passieren der Drehkreuzanlagen sind in einer kompakt angeordneten Umkleidezone alle Umkleiden übersichtlich angeordnet: Auf kurzem Weg die Behinderten- und Familienumkleiden, danach die Wechselkabinen und schließlich die Sammelumkleiden, die sowohl dem Schul- und Vereinsbetrieb als auch dem Freizeitbereich zur Verfügung stehen. Die Duschbereiche sind als Durchgangsanlagen geplant, ein zusätzlicher freier Zugang er-möglicht den direkten Eintritt in die Badelandschaft.
Die Becken sind gemäß den Vorgaben angeordnet. Das Schul- und Vereinsbecken und das Kursbecken liegen in separaten Hallen im Nordosten des Bades. Die weiteren Wasserflä-chen bilden mit dem Planschbecken, dem Lehrschwimmbecken und dem Schwimmerbecken den „öffentlichen“ Bereich des Bades und sind in einer räumlich differenzierten Wasserwelt angeordnet. Die Großrutsche an der Nordseite ist in das Gebäude integriert und ebenfalls aus dem „öffentlichen“ Bereich zugänglich. Das Landebecken befindet sich im Untergeschoss, wodurch eine möglichst große Länge für die Rutsche gegeben ist. Der Schwimmmeister hat aus seiner zentralen Position im Bad beste Übersicht in alle Bereiche sowie das gegenüber liegende Dampfbad und ist als Anlaufstelle für die Besucher sehr gut auffindbar.
Die Liege- und Aufenthaltsflächen sind den unterschiedlichen Becken zugeordnet und werden jeweils mit Automaten gastronomisch versorgt. Einen besonderen Aufenthaltsbereich stellt die Galerie an der Westseite dar, von der aus die Besucher einen weiten Blick in Richtung Riedlewald genießen können. Zugleich wird über diese Galerie der Zugang zu den im Obergeschoss liegenden Freiflächen des Bades mit Solebecken, Liegeflächen und Aktivzone angeschlossen. Ein weiterer Zugang dieser Ebene ist an den Rutschenturm angeschlossen.
Im Untergeschoss werden neben dem Rutschenlandebecken die erforderlichen Beckenumgangs- und Technikflächen des Bades untergebracht. Dabei ist zu beachten, dass nach Recherche bei den Versorgungsunternehmen nur der außerhalb des Baufeldes liegende Teil des im B-Plan ausgewiesenen Leitungsrechts tatsächlich Leitungen enthält. Daher ist eine Unterkellerung innerhalb des Baufeldes möglich, ohne die Leitungen außerhalb des Baufeldes zu tangieren. Die Anlieferung des Bades erfolgt von Norden über einen Lastenaufzug im Gebäude, sodass auch hier keine Leitungen tangiert werden.


Sauna
Die Sauna liegt im Obergeschoss über dem Umkleidetrakt. Sie wird aus dem Foyer über eine Treppe mit Aufzug erschlossen. Das übergeordnete Gestaltungskonzept für die Sauna ist der zentrale Innenhof, um den sich die Saunafunktionen gruppieren. Er dient als nicht einsehbarer Freiraum und Ausblick gleichermaßen.
Nach dem Verlassen der Umkleiden werden die Gäste am Tresen in Empfang genommen. Eine großzügige Aufenthalts- und Liegezone mit Kamin und Automaten zur gastronomischen Versorgung und zahlreichen Ablagemöglichkeiten stellt den kommunikativen Mittelpunkt der Sauna dar. Der Nassbereich mit den Schwitzangeboten, einer vielfältigen Abkühlzone und Fußbecken liegt mit dem Rücken zur Meistershofener Straße, auch von hier aus hat man einen schönen Blick in den kontemplativen Innenhof.
Der Übergang in die Badehalle erfolgt über eine Treppe mit Aufzug in der Nähe der Umklei-den, hier ist auch ein direkter Übergang auf die Dachterrasse des Bades mit dem Solebe-cken vorgesehen. In Doppelfunktion wird der Aufzug von gehbehinderten Badegästen als Zugang zu den Schwimmbadfreiflächen genutzt.


Konstruktion und Gestalt
Der Neubau wird als Stahlbetonkonstruktion als Massivbau in den Geschossbereichen und als Hallenkonstruktion mit Holzleimbindern über den Schwimmerbecken errichtet. Die Fassaden erhalten gezielt gesetzte großflächige Öffnungen aus Aluminium- Pfosten- Riegel- Konstruktionen. Die über den Sprunganlagen erforderliche lichte Raumhöhe von 8.00m wird innerhalb der Gebäudekubatur durch einen Wechsel in der Binderkonstruktion hergestellt.
Das individuelle Erscheinungsbild jedoch erlangt das Gebäude durch eine vorgehängte zweite „Haut“ aus Streckmetalltafeln, die als „Filter“ Ein- und Ausblicke steuert und als Sonnen-schutz dient. Der beleuchtete Innenraum schimmert nach außen und weckt unterstützt durch die blau-grüne Farbgebung Assoziationen zum Thema „Wasser“. Besonders zu den dunklen Tages- und Jahreszeiten wird dieses Bild den Stadteingang prägen. Diese „Haut“ dient auch als Fassade für das Parkhaus: im Süden in Form von Fassadenelementen mit Schallschutzfunktion, im Norden, Osten und Westen als offene Tafeln.
Die Farbgebung setzt sich in Kombination mit weißen Flächen im Innenraum fort, sodass eine frische, heitere Atmosphäre mit einem besonderen „Wohlfühlambiente“ für die großen und kleinen Bade- und Saunagäste entsteht.


Parkhaus
Das Parkhaus ist als offenes Parkhaus konzipiert. Die Zu- und Ausfahrt erfolgt von Norden, in das Schwimmbad integriert, und führt zunächst in die Tiefebene unter dem Platz. Im Süden schließt sich der oberirdische Teil des Parkhauses im Split- Level- System an. Ein zentrales Treppenhaus mit Aufzügen und dem Aufsichtsraum mündet am Haupteingang gegenüber dem Schwimmbad. Die oberirdischen Ebenen werden als System- Parkhaus im Raster von vorwiegend 16.00 m * 2.50 m errichtet, sodass eine kundenfreundliche, stützenfreie Benutzung gewährleistet ist. Die Südfassade erhält aus Schallschutzgründen geschlossene Fassadenpaneele, alle anderen Fassaden werden analog zur Schwimmhalle mit Tafeln aus Streckmetall zur natürlichen Belüftung bekleidet.
In einem abgesenkten Untergeschoss im östlichen Bereich des Parkhauses wird die Ener-giezentrale untergebracht. Der Schornstein des BHKW wird in dem Luftraum nahe den bei-den östlichen Rampen durch das Parkhaus über Dach geführt.


Energiekonzept
Für den Neubau des Hallenbades Sportpark Friedrichshafen wird eine außergewöhnlich hohe Energieeffizienz angestrebt. Dies wird zum einen durch die äußerst gut gedämmte und dichte Gebäudehülle und zum anderen durch eine hierauf abgestimmte, hocheffiziente und auf einen Minimaleinsatz von Primärenergie ausgelegte Haustechnik erreicht. Es wird angestrebt, die EnEV 2009 um 30% zu unterschreiten und das EEWärmeG einzuhalten. Aufgrund der sehr kompakten Baukörperausbildung wäre es auch denkbar, das Schwimmbad im Passivhausstandard zu errichten.