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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2004

Eingangsgebäude für den Zoo

3. Preis

DÄRR LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Architekturbüro Irmscher

Architektur

Erläuterungstext

Das auffälligste Gestaltungselement des historischen Vogelgesangparks ist die vierreihige Kastanienallee, die ähnlich wie im Herrenkrugpark auf ein großes Rondell führt, das einst dem Gesellschaftshaus vorgelagert war. Hinter dem Gesellschaftshaus gab es Bemühungen, diese weiterzuführen, was aber nicht in der Klarheit und Stärke gelang wie im vorderen Teil. Es ist nahe liegend, dieses Thema aufzunehmen, zu erhalten und innerhalb der Bearbeitungsgrenze zeitgemäß und den heutigen Funktionen entsprechend neu zu interpretieren und zu stärken.
Der Baukörper reagiert auf diese Achse mit einem zweigeschossigen Tor. Es trennt einerseits den öffentlichen Bereich vom Zooareal und verbindet andererseits durch seine Transparenz und deutliche funktionale Symbolik als Eingang die beiden Achsenteile. Eine Identität für den gesamten Zoo wird geschaffen. Das Tor wird beiderseits jeweils von einem zweigeschossigen Baukörper flankiert, der die öffentlichen Funktionen im Erdgeschoss und die Verwaltungsfunktionen im Obergeschoss beherbergt. Durch die Transparenz des Sockelgeschosses im Westteil bleibt einerseits für den Besucher von außen der Park als ganzheitliche Einheit auch weiterhin sichtbar, andererseits können die Innenräume, d.h. der Zooshop und das daran angebundene Cafe, eine einzigartige räumliche Qualität aufweisen. Ein Blick in den Park von allen Seiten des Raumes ist möglich. Dagegen geschlossen, aber nicht dabei abweisend, zeigt sich das Obergeschoss, das der gläserne Sockel trägt und der Kubus an der Ostseite des Tores, was der nicht öffentlichen Funktionen geschuldet ist. Durch das warme, natürliche und kleingliedrige Material Holz, welches die Außenhaut bildet, wird ein Kontrast zum Glas im Erdgeschoss gesetzt, andererseits wird des Tores theatralische Strenge kompensiert und in ein ausgewogenes Verhältnis zu den anderen Gebäudeteilen gesetzt.
Die inneren Funktionen des Gebäudes sind vielschichtig miteinander verknüpft und lassen den funktionalen Bedürfnissen, die an einen Zooeingang gestellt werden, genügend Spielraum. Die Erschließungen aller Funktionseinheiten sind nicht zwingend an die Öffnungszeiten des Zoo gekoppelt, so kann beispielsweise das Cafe an der Südwestseite auch am Abend geöffnet bleiben, was gerade in den Sommermonaten wünschenswert ist. Die Verwaltung und der Zooshop sind ebenfalls nach Innen und nach Außen angebunden, wobei der Shop als Ein- und Ausgang dem Besucher zur Verfügung steht. Die Räume sind klar und sachlich in Ihrer Abfolge gegliedert und durch den bewussten Einsatz verschiedener harter und weicher Materialien und Formen sowie dem akzentuierten Einsatz von getragenen und grellen Farben bleiben die Innenräume dennoch spannungsvoll. Mit der Ergänzung des Raumprogrammes z.B. um eine zum Rondell orientierte Dachterrasse im
Obergeschoss und die Aufteilung der Verwaltung in einen Besprechungs- und einen Bürobereich, die durch einen gläsernen Flur der das Tor durchschneidet und Einblicke in die Achse gewährt verbunden ist, wird die Qualität der Arbeitsbereiche gesteigert und das Haus erhält in seiner Struktur eine lockere und vielschichtige Gliederung.
Der Teppich aus großformatigen Platten mit dunkelgrauem Natursteinvorsatz, auf dem das Gebäude getragen wird, dokumentiert klar die neuen Gestaltungselemente in der alten Substanz. Es entstehen dem Gebäude zugeordnete Flächen, die multifunktional genutzt werden können und daher sparsam möbliert wurden. Die Möglichkeiten, z. B. einer Terrassennutzung sowohl im Inneren des Zoos als auch evtl. von außen, sind sehr flexibel. Ein Nottor auf der Ostseite ermöglicht einen zusätzlichen Zu- und Ausgang im Havariefall.
Die Fahrradständer in Form schlichter Anlehnbügel finden ebenfalls im öffentlichen Bereich dieser Fläche Platz. Das Gebäude erhält ein extensives Gründach. Der so in die Höhe gehobene Park bietet eine ökologische Nische der besonderen Art und setzt ein Signal in bezug auf das Selbstverständnis des Zoos in punkto Umweltverträglichkeit.
Durchschreitet man den Eingang, nehmen zunächst drei neue Baumpaare das Thema wieder auf und führen den Besucher auf eine platzartige Erweiterung, die historisch begründet ist und in unmittelbarer Nähe zur Gastronomie und Verwaltung Möglichkeiten einer vielfältigen Nutzung bietet (Zoofeste etc.). Diese Fläche wird nach beiden Seiten durch die Funktionen des Spielplatzes und der beiden neuen Tieranlagen nahezu auf die historische Größe erweitert. Sowohl der Spielplatz, der bezüglich der Ausstattung erhalten und nur geringfügig verändert angeordnet wurde, als auch die Tieranlagen mit einer niedrigen Höhenentwicklung und Transparenz durch den Einsatz von Glas als Gehegeabtrennung, stellen sicher, dass die umgebenden Parkräume mit ihrem alten Baumbestand und dem Wechselspiel von besonnten und schattigen Wiesenflächen weiterhin im Sinne der historischen Parkanlage zu Wirkung kommen. Sicher kann man sich an der Stelle des heutigen Spielplatzes eine interessantere, evtl. thematisch ausgerichtete Anlage vorstellen, aber dies sollte erst in Betracht gezogen werden, wenn die Spielgeräte materiell verschlissen sind. Auch dann sollte an dieser Stelle nicht mit massivem gebauten Volumen gearbeitet werden. Der Fledermauskeller wird möglichst unspektakulär in die Wiesenfläche integriert, so dass nur noch das Einflugsgitter sichtbar ist. Die Reste des noch folgenden Abschnitts der Achse sind partiell durch vorhandene Bäume dokumentiert. Auch wenn aus denkmalpflegerischer Sicht auf die Erhaltung von Referenzbäumen gedrungen werden sollte und der Zustand der Verbliebenen nicht unbedingt eine Neupflanzung notwendig macht, haben sich die Autoren dazu durchgerungen, zu empfehlen, dass im Zuge der Baumaßnahme zugunsten einer einheitlichen Allee das Signal zu einer Erneuerung und damit langfristigen Sicherung dieser so wichtigen Parkstruktur durch eine Neupflanzung gegeben werden sollte. Eine Weiterführung des mittigen Parkweges erscheint derzeitig fragwürdig. Die Option besteht aber durchaus und ist abhängig davon, ob an der Nahtstelle des heutigen Zoos eine ausreichend starke auf die Achse reagierende Gestaltung gefunden wird. Die Wiese mit zahlreichen zum Verwildern neigenden Narzissen zu bestücken, ist eine preisgünstige, aber auch sehr wirkungsvolle Möglichkeit, dem derzeitigen Achsenende einen interessanten Frühjahrsaspekt zu verleihen.
Die Lage der Schildkröten- und Erdmännchenanlage sichert diesen wärmeliebenden Tieren eine gute Besonnung in den Nachmittags- und Abendstunden. Ein transparentes Glashaus bietet ein einsehbares Winterquartier. Die schmale längsorientierte Ausformung sichert, dass die relativ kleinen Tiere auf der flächenmäßig großen Anlage von den Besuchern auch wahrgenommen werden können.
Da die Erdmännchen Höhlen und Gänge graben, ist es denkbar, einen künstlichen Hohlraum mit Zugängen durch Felsspalten zu schaffen. Im Inneren könnte eine Kamera mit Restlichtverstärker installiert sein, die die Bilder aus dem unterirdischen Lebensraum in die den Besuchern zugänglichen Sehrohre transportiert. Die Ausstattung der Gehege sollte sich auf Sand, Sandstein, einen geringen Anteil Totholz und Gräser beschränken. Material und Relief durchziehen sowohl die beiden Anlagen als auch das Winterquartier nahtlos.