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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2013

Neubau der Oberschule Ohlenhof

1. BA

1. BA

Engere Wahl

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

4 [e] motions

Visualisierung

Erläuterungstext

Allgemein
„Auf dem Weg zum Campus Ohlenhof.“ So lautet der gesamte Titel für die Standort-entwicklung der Oberschule Ohlenhof. Hier geht es nicht nur um den Bau einer nach dem Besuch der Grundschule Halmerweg weiterführenden Schule, sondern um ein übergreifendes und allen im Quartier ansässigen Menschen zugängliches Bildungsan-gebot. Das sind im Einzelnen die Grundschule und die Oberschule als aufeinander aufbauende Einrichtungen im Bildungsbereich, die Mensa und Aufenthaltsräume im Ganztagsangebot, die neue Sporthalle als vielfältig zu nutzendes Sportangebot sowie als Freizeitangebote der Schulhof, der Streichelzoo, die „Suppenküche“, das Jugendzentrum und die Gröpelinger Sportmeile. Der Campus soll ein Gesicht im Stadtteil Gröpelingen erhalten, mit dem sich die Kinder und Jugendlichen identifizieren können, und Teil eines vitalen Bildungsnetzwerkes werden, das diesem Stadtteil den Rücken stärken wird.


Städtebau
Das winkelförmige Grundstück liegt an den Bahngleisen und gliedert sich in zwei Bereiche, den nördlichen parallel zur Bahn ausgerichteten, der momentan durch den Streichelzoo genutzt wird, und den westlichen am Halmerweg, der zur Zeit durch den Gemeinschaftsbau Stuhmer Straße belegt wird. Dieser Teil steht erst für den 2. Bauabschnitt zur Verfügung, in dem die 2-fach Sporthalle und das Ganztagsangebot unter Berücksichtigung sinnvoller Synergien mit der „Suppenküche“ realisiert werden sollen. Im Westen grenzt das Grundstück an den Halmerweg, im Norden an den Mählandweg und die Bahn, im Osten an Kleingärten und im Süden an eine viergeschossige Wohnbebauung. Daran anschließend befindet sich im Süden die Grundschule Halmerweg. Die neu gegründete Oberschule soll gemeinsam mit der Grundschule und den weiteren Einrichtungen zu einer integralen Bildungslandschaft zusammenwachsen, dem Campus Oh-lenhof. Die Unterrichtsräume sollen dabei als Jahrgangshäuser ablesbar sein.
Diese Ziele werden in dem vorliegenden Konzept konsequent umgesetzt. Die dreige-schossige Schule und die Sporthalle mit dem Ganztagsbereich als 2. BA bilden eine winkelförmige Anlage, einen Rahmen der nordwestlichen Grundstücksecke. Unter den auskragenden Vordächern beider Bauteile befindet sich als Adresse am Halmerweg der Eingang zu der gesamten Anlage. Über einem eingeschossigen Sockel erheben sich die zweigeschossigen Jahrgangshäuser und die Sporthalle als farbige Einzelhäuser. Die neuen Gebäude bilden zusammen mit den schulischen Freiflächen, dem Streichelzoo, der an den östlichen Grundstückrand verlegt wird, und der sich im Süden befindlichen Grundschule den gewünschten Campus.
Frei von Autoverkehr vernetzt sich der Campus nach Osten, Süden und Westen mit den angrenzenden Straßenzügen, schafft Identität und bietet gemeinschaftliche Nutzungen nicht nur zu Unterrichtszeiten, sondern ganztags und auch am Wochenende. Parallel zum Halmerweg sind alle Erschließungsfunktionen wie die „Kiss and ride“-Vorfahrt, PKW-Stellplätze und Fahrradabstellanlagen angeordnet. Weitere Fahrradstell-flächen werden im Osten für die von Osten ankommenden Schüler untergebracht.


Funktion
Die Schule ist parallel zum Bahndamm angeordnet und schirmt so den Schulhof von der Bahn ab. Die innere Organisation ist auf einfache Art und Weise ablesbar: In der Basis, dem Erdgeschoss, befinden sich alle übergeordneten Räume, die Fachräume, die Ver-waltung sowie am Eingangsbereich das Foyer mit der Theaternutzung. In den beiden Obergeschossen sind in drei „Kuben“ die Jahrgangshäuser angeordnet. Die Eingangs- und Pausenhalle stellt die zentrale Mitte der Schule dar. Sie bietet sich zum Aufenthalt in den Pausen an und kann für vielfältige Veranstaltungen im schulischen Alltag genutzt werden. Direkt nach Westen gliedern sich hier die Räume der Verwaltung an, die dadurch für Schüler und Eltern leicht auffindbar sind. Im Osten befinden sich die musisch- kreativen Fachräume und in einem separaten, abschließbaren Bereich die natur-wissenschaftlichen Räume.
Die Obergeschosse werden aus der Eingangshalle über zwei Treppen und einen Aufzug erschlossen. Hier sind die Klassen in drei jeweils zweigeschossigen Jahrgangshäusern angeordnet. Jedes Jahrgangshaus ist als separate Einheit konzipiert, in der sich die Klassen um einen zentralen Bereich für Schülerarbeiten, Präsentationen und Aufenthalt entwickeln. Alle Klassenräume sind von der Bahn lärmabgewandt orientiert. Mit dem Lehrerstützpunkt und Differenzierungsraum in direkter Zuordnung entsteht so für jeden Jahrgang eine eigene Identität, die ein optimales Lernumfeld bietet.
Im 2. Bauabschnitt am Halmerweg sind die Sporthalle und der Ganztagsbereich als langgestrecktes Rechteck geplant. Die Halle wird dabei rundum von eingeschossigen Nutzungen umgeben, sodass keine Rückseiten entstehen und sich das Gebäude nach allen Seiten hin einladend öffnet. Die Mensa im Norden ist von den Schülern der Ober-schule und der Grundschule gleichermaßen gut erreichbar, die „Suppenküche“ orientiert sich nach Süden in Richtung des gesamten Stadtteils. Die Sporthalle kann über den externen Zugang am Halmerweg und aus dem Ganztagsbereich vom Schulhof aus erreicht werden.


Material, Gestaltung
Schule und Sporthalle werden als Massivkonstruktion aus Stahlbetondecken, Stützen und Wänden errichtet und weisen damit eine das Raumklima positiv beeinflussende hohe Speicherfähigkeit auf. Die Dachkonstruktion der Sporthalle wird mit Brettschichtbindern und Holzdecke ausgeführt. Die Fassaden werden mit einer hinterlüfteten, farbigen Holzverkleidung als Rhombusschalung in Nut und Feder ausgeführt. Die Sockelzo-ne bekommt als erdverbundenes Element eine Fassade aus beigefarbenem Ziegel. Der Sonnenschutz wird als Raffstore in die Fassade integriert. Großzügige geschosshohe Glasfassaden an markanten Erschließungsstellen schaffen Blickbeziehungen von innen nach außen. Insgesamt entsteht an diesem Standort eine Schule mit einer spielerischen und offenen Ausstrahlung, die einlädt, hier zu lernen und zu lehren.


Haustechnisches Grundkonzept
Der Neubau wird im Passivhausstandard errichtet. Grundvoraussetzung dafür ist ein kompakter Baukörper mit einem günstigen A/V-Verhältnis, eine hochwärmegedämmte Hülle und ein sonnenstandgeführter, effektiver Sonnenschutz. Die Kompaktheit ist zugunsten der Ablesbarkeit der Jahrgangshäuser etwas nachrangig betrachtet worden, dieses wird durch die hocheffiziente Dämmung und das Gründach auf allen Dächern kompensiert. Für die notwendige kontrollierte Lüftung werden separate Lüftungsanlagen für die verschiedenen Nutzungen geplant. Die Schule wird über eine Lüftungszentrale im Untergeschoss und über Deckenabkofferungen im flurseitigen Randbereich der Klassenräume versorgt. Weitere erforderliche Technikflächen für die Versorgung mit Elektro, Sanitär und Heizung sind ebenfalls im Untergeschoss angeordnet. Der 2. BA wird über Lüftungsanlagen über den Umkleiden im Obergeschoss der Sporthalle versorgt.


Freiflächenkonzept
Der Entwurf des Freiraums der Oberschule Ohlenhof entwickelt sich aus einer Folge natürlich geprägter Räume und einer Folge präziser funktionaler Einrichtungen. Der Campus umfließt das mit einem rahmenden Gehölzstreifen versehene Wohngebiet Halmerweg und verknüpft beide Schulstandorte zu einem einheitlichen Ganzen.

Das eigenständige Gebäude des Neubaus der Oberschule Ohlenhof bildet das Rückgrat des Quartiers. Die Erschließung des Campus vom Halmerweg beginnt mit dem Motiv des Ankommens und Eintretens. Hier bietet der großzügige Vorplatz die Möglichkeit zur Begegnung und Kommunikation, die sich in der Erdgeschosszone durch alle Nutzungs-bereiche fortsetzt. Großzügigkeit und Kommunikation prägen auch die Atmosphäre der zentralen Bereiche und sind wesentlicher Bestandteil der identitätsstiftenden Prägung der Architektur für einen Ort der gelebten Gemeinschaft.
Im 2. Bauabschnitt wird der Sporthallenneubau mit Mensa, Cafeteria, Ganztagesbereich und Stadtteiltreff dieses Konzept unterstützen. Er verknüpft nicht nur beide Schulstandorte, sondern stellt einen Anziehungspunkt des Stadteillebens dar.
Fußläufige Verbindungen zwischen beiden Schulen im Westen und Osten entlang Sporthalle und Streichelzoo schließen die Wegeführung auf dem Campus zu einem Ring, der alle Funktionen sicher und auf kurzem Wege verbindet. Der übergeordnete öffentliche Grünzug mit Fahrradweg, der die Vernetzung mit der Gröpelinger Sportmeile herstellt, wird im Norden des Grundstücks ohne Querung schulischer Verkehrsbewegungen zwischen der Schule und dem Mählandweg angeordnet.
Die Hofflächen des Neubaus differenzieren sich in befestigte Flächen und Grünflächen und sind gegliedert durch Sport- und Spielpunkte der aktiven Pausengestaltung. Ziel sollte es sein, den Campus als Teil der Gröpelinger Sportmeile zu betrachten und in das Gesamtkonzept zu integrieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser knüpfen mit einer markanten, im Stadtraum am Halmer Weg erlebbaren städtebaulichen Geste an den historischen Campus mit seinen Jahrgangshäusern an und schreiben ihn fort. Hierfür platzieren sie an der Bahnlinie ein langes Schulhaus, das nach Süden drei deutliche ablesbare Jahrgangshäuser integriert. Der Haupteingang liegt von der Straße zurückgesetzt und ist über ein großzügiges Dach mit dieser Adresse, aber auch mit dem Ganztagsbereich als nördlichen Abschluss der Turnhalle, verknüpft. Damit verbindet ein ungewöhnliches Architekturelement die beiden Baukörper, was in der Jury durchaus kontrovers diskutiert wird. Dieser Ansatz setzt sich in der vorgeschlagenen Wegeführung und der Gestaltung des Schulhofes für das gesamte Ensemble fort.

Das Schulgebäude umfasst auf Grund der vorgeschlagenen drei Treppenhäuser recht lange Erschließungswege und große Erschließungsbereiche, die als Kommunikationszonen nutzbar sein könnten, dieses jedoch aber eine eindeutigere Zuordnung zu den Jahrgangsbereichen erfordern. Im großzügigen Erdgeschoss sind die Verwaltung, die auch öffentlich wirksamen Raumgruppen sowie die Fachräume angeordnet. Ein zusätzliches Kellergeschoss nimmt die notwendigen Nebenbereiche und Technikflächen auf. Mit diesem Grundkonzept kann ein großzügig wirkendes Schulgebäude generiert werden, das aber höhere Unterhaltungsaufwendungen erwarten lässt.

Das Konzept für die Turnhalle mit einem Eingang am Halmer Weg wird mit einer beidseitigen Verteilung der Ganztagsbereiche (Mensa an der Schule, Stadtteiltreff im Süden mit Bezug zur Grundschule), die ebenfalls durch ein umlaufendes Dachband zusammengefasst werden, ebenfalls kontrovers diskutiert, aber als Beitrag für die Perspektive eines Campus Ohlenhof gesehen.

Das Architekturkonzept (organisch geformtes, leichtes Dach und farbige Fassaden für die Jahrgangshäuser) kommt der Etablierung eines neuen Schulgebäudes in Gröpelingen entgegen und kann an einem bis dato eher als Rückseite oder Nadelöhr an der Bahntrasse verstandenen Ort ein Zeichen setzen. Diesen Beitrag würdigt die Jury.

Die Besonderheit der Teilunterkellerung ist dem Umstand geschuldet, die Erdgeschossflächen weitestgehend von notwendigen Funktionsflächen frei zu halten. Dieses ist aber im Zuge der Überarbeitung im Sinne des zu erwartenden Kostenaufwands von Teilunterkellerungen zu überdenken.
2. BA

2. BA

Lageplan

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