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Werkstattverfahren | 12/2013

Mülheimer Süden inklusive Hafen

Teilnahme

BOLLES+WILSON

Architektur

SAL Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Thomas & Bökamp

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

[ Mitarbeiter: Sebastian Becher, Miguel A. Díaz Gónzalez, Angel Domínguez Pociello, Stephanie Eickelmann, Sven Henkel (Modellbau), Felipe Suárez Ballesteros ]

Anders als bei sonstigen städtebaulichen Planungen gibt es hier im Gebiet Mülheim-Süd und Hafen bereits zahlreiche Vorgaben und Parameter, so dass wir in unserer Planung für das Quartier in den mehreren Arbeitsschritten des Werkstattverfahrens und unter Einbeziehung der vielfältigen Anregungen der beteiligten Gruppen und Gremien Szenarios mit vielen ortsspezifischen Atmosphären, Gebäuden, Plätzen und Situationen entwickelt haben.

Es gibt bereits engagierte Aktivitäten und Akteure: die Grundstückseigner und –pächter, Künstler, Freischaffenden, Gewerbetreibenden usw. mit großer Bindung an und Zukunftsideen für das Quartier. Die bestehenden grandiosen Industriehallen scheinen in recht gutem Zustand zu sein. Sie sind vielfältig neu nutzbar, in hohem Maße identitätsstiftend und müssen weitgehend erhalten bleiben.

Genutzter Bestand wie Kunstwerk/Gebäude 8/9, The New Yorker, Lindgens Gebäude, Bee-Line und etliche andere sind wichtige Impulsgeber und sollen verträglich, wenn möglich mit Erweiterungspotential, und plausibel in neue Bebauungsstrukturen integriert werden. Andere nicht mehr genutzte Gebäude sollen nach Möglichkeit, wenn nicht für sofortige, aber doch für zukünftige Nutzungen erhalten werden.

Wichtigster quartiersinterner Stadtraum ist ein neuer großer, zentraler Platz mit hoher Aufenthaltsqualität an den alten Gießereihallen, die zu attraktiven Markt-, Café-, Restaurant-, Dienstleistungs-, Werkstätten- und Parkhallen umgenutzt werden sollen. Auch die Nutzung als Skater-, Kinderspiel- oder Blumenhalle ist hier vorstellbar.

Die bestehende Mauerkante zum Rheinufer gibt dem Quartier ein unverwechselbares Gesicht und starke „historische“ Identität nach innen und nach außen. Sie wird in Richtung Zoobrücke leicht verschwenkt, wertet hierdurch den Rheinboulevard räumlich mit einer informellen Grünzone auf und gewährt zusätzlichen Retentionsraum. Sie definiert die Grenze zwischen Überschwemmungs-/Hafenraum, der solange als erforderlich industriell bleiben kann und geschütztem Landraum. Darüberhinaus wird sie zur begehbaren 16m breiten Promenade mit Hafen- und Domblick für alle mit Café, Club, Restaurant etc.

Unterschiedliche Typologien von öffentlichen Freiräume, mal als urbane und steinerne Wege- und Platzflächen, mal als parkartige, teilweise landschaftliche Grünstrukturen durchkämmen das neue Quartier und vernetzen dieses mit den vorhandenen städtebaulichen Strukturen in seiner Nachbarschaft: neben dem Grünzug Charlier entstehen ein Bürgerpark vom Bergischen Ring zum Rhein, mit kommunikativen Spiel- und Aufenthaltsangeboten sowie mit offenen Grünparzellen als Angebot für ein freies „Urban Gardening“, eine parkartige Verbindung von Adam-Stegerwald-Straße unter der Hafenpromenade hindurch zum Fluß und eine Grünverbindung aus der Stegerwaldsiedlung durch eine neue Unterquerung der Bahntrasse zum zentralen Platz und zur Möhringhalle, von dort hinunter zum Rhein. Die Vernetzung innerhalb des Quartiers wird durch vielfältige Straßen- und Wegeverbindungen innerhalb dieser Grün- und Platzflächen verstärkt. Es entsteht insbesondere parallel zur Deutz-Mühlheimer-Straße eine neue attraktive Fuß- und Radwegeverbindung in Nord-Süd-Richtung, die an allen wichtigen Attraktionen und öffentlichen Grünflächen des neuen Quartiers westlich der Deutz-Mühlheimer-Str. vorbeiführt bzw. diese kreuzt. Das Areal der Künst-lerhäuser im Euro Forum soll einen einheitlichen Bodenbelag aus vorhandenen und ergänzten Industriebetonplatten mit frei nutzbaren Garteninseln erhalten, der kreuzförmige Park ist ein lichter Baumhain aus duftenden Robinienbäumen; er bietet Naherholung für die angrenzenden Wohn- und Bürogebäude. Private Grünflächen werden den Wohnnutzungen zugeordnet.

Die Nutzungen für das Quartier sollen sich bewusst durchmischen.
Neue Gebäude erscheinen in unterschiedlicher Typologie als Potential für vielfältiges Wohnangebot: Blockrand, der die „losen Enden“ Alt-Mülheims ergänzt, Reihenhäuser in der umgebauten Deutz AG Halle, nach Süden geöffnete Kammstruktur am Charlier-Grünzug und wieder Blockrand im Euro-Forum. Immer jedoch können diese Strukturen heruntergebrochen werden in einzelne Parzellen zur allmählichen, kleinmaßstäblichen und individuellen Entwicklung. Für eine vielfältige gewerbliche Entwicklung sind auch die gewerblich genutzten Gebäude sehr unterschiedlich als großflächige Gebäude (große Halle Deutz AG Areal, Bee-Line mit Erweiterung, alte Gießereihallen), als hohe Gebäude im südlichen Bereich, und als kleinere Einheiten (Bahntrassebögen, kleinere Bestandsgebäude am Fußende Deutz-Halle, im „Künstlerhof“ hinter Kunstwerk, auf der „Mauer“ usw.). Grundsätzlich werden Gebäudeteile mit Gewerbe als „Puffer“ für die hintere Wohnbebauung an den Lärmbelasteten Kanten des Gebietes platziert – an Bahntrasse, Werksmauer, Autobahn/Zoobrücke usw.

Der Kultur wird über den genutzten Bestand hinaus Raum für Entwicklung in den alten Schwebebahnhallen (z.B. Automuseum, Meilenwerk), in der räumlich freigestellten Möhringhalle (Deutz/Industriemuseum), in der vorderen Klöckner-Humboldt-Deutz AG Doppelhalle (Skulpturen).

Die Charlier Villa ist als Kita geplant, eventueller Schul-, Fortbildungs- oder Lernwerkstättenbedarf kann in die großflächige Deutz AG Halle integriert werden.

Einzelhandel mit Café, Restaurant etc. wird für Teile der alten Gießereihallen am neuen zentralen städtischen Platz vorgesehen. Dieser ist verträglich und symbiotisch in gleicher Entfernung zu den Zentren von Alt-Mülheim und der Stegerwaldsiedlung positioniert.

Das Verkehrskonzept sieht die Deutz-Mülheimer Straße und die Auenstraße als überge-ordnete verkehrliche Anbindung des Gebietes. Die variierende Verkehrsraumbreite der Deutz-Mülheimer-Str. von 17,10 bis 20,70 m ermöglicht eine Fahrbahnbreite für PKW, LKW und Busse von 6,50 m mit seitlichen Radfahrstreifen von 1,85 m Breite, in Teilbereichen ein 2,00 m breiter Parkstreifen mit 0,75 m Abstand, durch Zufahrten und Baumstandorte unter-brochen und mit einem großzügigen Gehweg von ca. 2,50 bis 3,45 m. Die geplanten und vorhandenen Quartierstraßen werden in Anlehnung an die RAST 06 ausgebildet. Schleichverkehre werden somit vermieden.

Für die optimierte Anbindung des Plangebietes an den ÖPNV wird eine Buslinie zwischen Deutz-Mülheimer Bhf und Wiener Platz mit optionaler Anbindung an weiterführende Linien geplant. Die Linienführung erfolgt über den Auenweg, die neu geplante Querspange Auenweg/Deutz-Mülheimer-Str., die Deutz-Mülheimer-Str. bis hin zur geplanten Verlängerung des Auenweges im Osten. Hier verläuft die Linie westlich des Bergischen Rings durch die Stadtstraßen zum Wiener Platz. In Gegenrichtung wird der Bus über den Bergischen Ring auf die geplante Verlängerung des Auenweges geführt. Haltestellen werden angelegt im Bereich des Auenweges (Zoobrücke), Querspange (Heizwerk, Kita Charlier-Villa), Deutz-Mülheimer-Str. (ICE-Brücke) und Verlängerung Auenweg/Bergischer Ring sowie Wiener Platz.

Für die Radverkehre wurde ein dichtes Netz entwickelt. Die Hauptachsen bestehen aus der Deutz-Mülheimer Straße und dem Rheinboulevard/Auenweg. Diese beiden längs des Rheins orientierten Schnellradwege werden in regelmäßigen Abständen durch vier Querspangen im Plangebiet angeschlossen. Wichtiger Bestandteil der Planung ist der o.a. Radfahrstreifen im Bereich der Deutz-Mülheimer Straße zukünftig nicht nur als Schutz-, sondern als getrennter Radfahrstreifen.

Für das Parken werden ein öffentl. Parkhaus an der Bahntrasse und Parkmöglichdecks in den ehem. Gießereihallen geplant. Privates Parken unter den Wohnstrukturen. Gewer-bestrukturen in/an/auf der Mauer parken in der Mauer.