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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2013

Los P11 Freiraumplanung für das Industrieareal newPark

Anerkennung

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

New Park - Visions Find Space - Die Neue Zwischenlandschaft

Wie kommuniziert die Industrielandschaft mit der Kulturlandschaft? Wie eigenständig und auch extrovertiert stellt sich dabei der Zwischenraum dar? Ist er der Vermittler, die Haut der Industrielandschaft oder die überhöhte heile Naturlandschaft des Landschaftsraums?

Je intensiver wir uns mit diesen Fragestellungen in Entwürfen beschäftigt haben, desto deutlicher wurde uns die Dimension der zukünftigen raumwerdenden Visionen. Das Bild der Dynamik eines gelandeten Raumschiffs wurde immer prägnanter. Geprägt von dieser Intensität des Architekturschiffs und seiner zerklüfteten Oberfläche bzw. Silhouette, haben wir uns für einen homogenen Layer in der neuen Zwischenlandschaft entschieden. Nur in einer adäquaten Flächigkeit, Radikalität, Einheitlichkeit und Kraft kann ein wahrnehmbarer Freiraum mit beiden Landschaftsräumen kommunizieren. Diese Einfachheit reagiert auf die Varianz der Architekturen ohne einfältig zu wirken. Es gibt keine ausgefallenen Modellierungen in der Topographie, keine grünen Architekturen oder Wände.

Allein der Baum und die Wiese werden zum Hauptdarsteller der Neuen Zwischenlandschaft. Diese Elemente der angrenzenden offenen Kulturlandschaft werden jedoch transformiert „angewandt“. Seriell und strukturiert - wie zu einem Band aufgereiht - wird der Baum industriell kodiert, fast so als wären sie von der Landung des Spaceshuttles mitgerissen worden. Die neue grüne Dynamik im „New Park“ ist das Leitmotiv dieses Baumschwarms. Mit seinen 3.500 Bäumen und den großflächigen Magerwiesen wird in höchster Weise auf das Erfordernis des ökologischen Ausgleichs reagiert.
Der Schwarm tarnt nicht die gelandete Industrielandschaft, sondern vermittelt in der Höhenabstufung zwischen Industrielandschaft und Kulturlandschaft. Gleichzeitig entsteht ein eigenes, den Industriestandort identitätsstiftendes, nachhaltiges Landschaftsbild.
In den Baumschwarm werden die vorhandenen Gehölzstrukturen integriert - er ist aber kein Wald. Um sofort mit der Realisierung des gewünschten Raumbildes zu beginnen, werden Einzelbäume und keine Forstware gepflanzt. Zudem spielt der Entwurf schließlich auch mit einem landschaftlichen Parkbild.

Neben der gerichteten Reihung und dem spannungsreichen Spiel von Dichte und Weite, von offenen Wiesenraum, Baumbosquettes und Einzelbäumen, entsteht die Spannung in diesem klaren und einfachen Konzept. Dieses wird auch in der wohlgewählten Varianz von Baumarten wie Acer pseudoplatanus, Alnus glutinosa, Prunus avium, Faxinus excelsior, Cornus mas oder Castanea sativa in den urbaner geprägten Bereichen bestärkt. Dieses Bild ist in den Lageplänen aufgrund des vorgegebenen Maßstabes nicht dargestellt. Die Varianz soll sich dabei weniger über Wuchsformen, als viel mehr über Blatt -und Blühaspekten darstellen.

Der Raumstruktur ist ein Wegenetz unterlegt, das einerseits die Vernetzung und Durchwegung übernimmt und gleichzeitig auch bewusst der internen Erschließung für Mitarbeiter und Gäste dient. Die formale Ausprägung des Wegenetzes ist der Formensprache des Städtebaus und seiner Fläche angelehnt und bindet gemeinsam mit dem Baumschwarm die drei Einzelflächen zu einer Gesamtlandschaft zusammen.
In diese Dynamik des Landschaftsraums sind auch die Retentionsbecken eingebunden. Angelehnt an den Verlauf des Schwarzbachs sind sie linear strukturiert. Längliche Senken und Warften strukturieren die bei Retention mit Wasser überspannten Flächen - das Erscheinungsbild auch hier an den Baumschwarm angelehnt. Der mit Erlen bestandene Gewässerlauf bleibt in seiner Ausprägung naturnah eigenständig, wird aber insgesamt in das Freiraumbild integriert.

Die Abgrenzung zwischen Industrieareal und Zwischenlandschaft ist durch eine klare, harte 90cm hohe Kante aus Beton markiert, d.h. der Landschaftsraum setzt tiefer an die befestigten Flächen. Die Zugänge werden durch barrierefreie Rampen geschaffen. Die Einfriedung ist dieser Kante vorgelagert und in den Baumreihen oder in Teilstrecken in Senken integriert. Hierdurch wird für den Außenstehenden die notwendige Sicherheitsmaßnahme möglichst visuell verträglich und weniger abweisend integriert, ohne sie durch Hecken oder andere Maßnahmen unehrlich zu verstecken. Auch ist hierbei insbesondere das Bild von der Innensicht her wichtig. Der Landschaftsraum liegt hierdurch nicht außerhalb des Zauns, sondern beginnt innerhalb. Das Bild innerhalb dieser Landschaft oder als Teil dieser Landschaft wird für das Unternehmen und seine Mitarbeiter gestärkt. Die Zwischenlandschaft ist Teil der Kulturlandschaft und Teil der Industrielandschaft - Inside out. Gestärkt wird dies auch durch den wünschenswerten Gedanken, den Baumschwarm nicht immer genau an den Grundstücksgrenzen enden zu lassen, sondern eine Überlagerung mit den angrenzenden Flächen zu generieren.

Die reduzierte und homogene Behandlung der Flächen, welche die Industrieareale umgeben wird auch bei den Zufahrten und Zugängen konsequent beibehalten. Nur die Ausformulierung der Hauptmagistrale setzt sich bewusst davon ab. Unter der stringenten Beibehaltung der Verkehrsführung und dem Erhalt der Lindenallee schlägt der Entwurf das Motiv des linearen Wasserbeckens als Vorfläche der Forschungs- und Verwaltungsgebäude vor. Gespeist von den Niederschlagswässern der Dächer und in seiner Funktion diese durch Klärpflanzen zu reinigen, akzentuiert das lange Becken diesen zentralen Ort. Das Band bietet Repräsentanz, hohe Aufenthaltsqualität, einen klaren Bezug zu Greentech-Themen die immer auch im Bezug zum Wasser stehen und zeigt attraktiv den ökologischen und nachhaltigen Umgang mit Wasser, dem Gold des 21. Jahrhunderts.
Der New Green Park erhält mit dem vorgeschlagenen Parkbild einen einfachen der Landschaft angelehnten Freiraum, welcher aber dennoch eigenständig und selbstbewusst den sich ansiedelnden Unternehmen als Aufenthaltsraum und nachhaltig grüne Adresse dient. Er bedient sich keiner modischen oder experimentellen Attribute, sondern bleibt in seiner seriellen Struktur und subtilen Varianz der Baumarten ein zeitlos markanter Parkraum.