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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2015

Stadtquartier AGGLOlac

Lageplan

Lageplan

2. Rang / 2. Preis / zur Weiterbearbeitung aufgefordert

GWJ Architektur AG

Architektur

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Panorama AG fĂĽr Raumplanung Architektur Landschaft

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Ingenta AG ingenieure + planer

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Naturaqua

Landschafts- / Umweltplanung

Gartenmann Engineering AG

Energieplanung

bfm büro für mobilität

Verkehrsplanung

Christoph Schläppi

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau bedeutet, die Bedürfnisse künftiger NutzerInnen zu antizipieren. Städtebau bedeutet, Stadt als Prozess zu begreifen. Die einfache Grundstruktur erleichtert den etappenweisen Ersatz oder die Nachverdichtung von Häusern und Baugevierten. Die dichte Bebauung stellt die haushälterische Nutzung des Bodens sicher, unbenötigte Flächen bleiben unbebaut. Beim Entscheid, ob, wo und wie sich die Stadt weiter entwickeln soll, sollen künftige Generationen mitreden dürfen. Statt eines unfertigen Ganzen soll ein fertiger Teilbereich gebaut werden.

Die Achse von der Altstadt zum Bahnhof ist Biels Rückgrat. Sie wird vom Robert-Walser-Platz an jenen Punkt verlängert, an dem Stadt und See zueinander finden: die Place du Marais. In einer Gegenbewegung stösst das Seeufer von Westen bis an den Zihlkanal. Zwischen diesem Grünraum und der neuen Stadt findet eine Begegnung statt, die auf einem respektvollen Nebeneinander, eleganten Verschränkungen, starken Ein- und Ausblicken und spannungsvollen räumlichen Beziehungen beruht.

Das Neue kann nicht nur aus Gestaltwillen entstehen, sondern auch aus der Spurensuche im Vorhandenen. Dies betrifft nicht nur die Figur, mit welcher bestehende Bauten wie das Badhaus, die Shedhalle oder das Schloss Nidau das Terrain aufspannen.

Der neue Stadtteil zeichnet sich durch klare, überschaubare öffentliche Räume mit grosszügigen Sichtverhältnissen aus. Das geordnete und robuste städtebauliche Konzept lässt Freiheiten zu. Dichte, Durchmischung, Einheit in der Vielfalt, facettenreiche Nachbarschaften zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre, Hierarchien, Brüche – dies sind die Garanten für die Entstehung eines städtischen Lebens, in dem Ökonomie, Kultur, der Alltag und alles Unplanbare ihren berechtigten Platz finden. Der Schlüssel zur Stadt liegt nicht in der Ausgrenzung, sondern in der Integration. Der neue Stadtteil lässt vielfältige Haustypen vom Genossenschaftsbau bis zum Privathaus und Bauten mit Ateliers, Läden, Mischnutzungen etc. zu. Auf der Stadtebene, besonders an den wichtigen öffentlichen Räumen, werden Bauten mit nutzungsflexiblen Erdgeschossen errichtet. Soziale Vielfalt ist gewollt. Kern des neuen Quartiers ist die winkelförmige Anlage des neuen Hafenbeckens in der Verlängerung des Barkenhafens mit der Dr.-Schneider-Strasse.

In Zusammenarbeit mit AND Association, Bern

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «MARAIS» schlägt ein kleinteiliges, differenziertes Quartier vor, das sich zurückhaltend in den Bestand einbettet und geschickt einzelne Situationen mit wenigen, aber logischen Eingriffen in die bestehende Freiraumstruktur oder mit besonderen Gebäudetypologien pointiert in Wert setzt. Der Uferbereich wird als zusammenhängender Freiraum in das Gesamtkonzept integriert.

Es wird ein dichtes urbanes Stadtgefüge unter Verzicht auf zusätzliche Kanäle vorgeschlagen. Die kleinteilige, aber robuste Struktur mit differenzierten Hofrandbebauungen bildet ein heterogenes und fein strukturiertes Quartier. Die öffentlicheren Aktivitäten sollen sich auf die Hafenfront konzentrieren, daher sind innerhalb des Quartieres keine zentralen Punkte geplant. Von Nidau her wird eine klare Ankunftssituation geschaffen, deren Gestaltung allerdings noch verbessert werden könnte. Die zusätzliche Wasserfläche als verlängerter Barkenhafen ist logisch positioniert und gut integriert. Durch die beidseitige Bebauungsmöglichkeit wertet sie die gesamte Situation geschickt auf.

Die Bebauung tritt als markante Front gegenüber dem Strandbad in Erscheinung. Das differenzierte Bebauungsmuster bietet dem Nutzer verschiedene räumliche Lesarten, aus denen sich vielfältige soziale Beziehungen ergeben können. Die Wohnhöfe sind mit zahlreichen individuellen Angeboten und grosser Offenheit gegenüber der Nachbarschaft organisiert. Trotz der relativ homogenen Bebauungsstruktur spielt das Projekt geschickt mit unterschiedlichen, an die Lage angepassten, Gebäudetypologien. Insgesamt entstehen aber eher wenig Aussichtslagen und Wasserbezug. Die Adressbildung an verschiedenen Orten ist gut möglich. Der Abriss des Lago Lodge wird als sehr problematisch eingeschätzt. Das Gebäude Barkenhafen wird ganz und das Feuerwehrdepot Nidau teilweise abgebrochen. Die Städtebauliche Struktur des Quartieres erreicht mit der Kleinteiligkeit der Gebäude die Grenzen der Machbarkeit. Eine realistische Umsetzung der dargestellten kleinteiligen Vielfalt wird kritisch diskutiert. Eventuell muss die Geschossfläche verringert werden um die Gesamtqualität nicht zu gefährden.

Gesamthaft wird der Uferbereich nur wenig verändert. Wenige Interventionen am Seeufer und generell mit Wasser werden vorgeschlagen. Dabei verfolgt das Projekt einen behutsamen und zurückhaltenden Umgang mit den vorhanden naturnahen Elementen. Die Barkenhafen-Erweiterung ist gut gelöst. Generell ist ein kluger Mix aus Privatheit und differenzierter Öffentlichkeit erkennbar. Allerdings ist das Grünraumkonzept grundsätzlich auf die Sinnhaftigkeit zu prüfen.

Das Verkehrskonzept ist spezifisch abgestimmt und eine Begründung zur Reduktion der Parkplätze ist vorhanden.

Das Umfeld der zweiten Marina bietet Wohnen im exklusiven Segment, ebenso wie die Gebäude entlang der Zihl. Im inneren Quartier bietet sich Raum für günstige Gebäudetypologien. Der Umgang mit Archäologie ist eher kostenintensiv. Die Wirtschaftlichkeit ist aufgrund der Archäologiekosten sehr kritisch.

Es wird ein Stadtquartier konzipiert, das durch seine kleinteilige, differenzierte Struktur überzeugt und gleichzeitig gezielt gut funktionierende öffentliche Orte von hohem Wert schafft. Die Analogie zum Stadtteil Le Marais ist vielversprechend. Das Projekt ist sehr pragmatisch und erreicht eine gute Bearbeitungstiefe. Es ist insgesamt ein auch technisch sehr ausgereifter Beitrag.
Lageplan

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Masterplan

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