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Einladungswettbewerb | 01/2014

Entwicklungskonzept Ortsmitte

1. Preis

WICK + PARTNER ARCHITEKTEN STADTPLANER PARTNERSCHAFT mbB

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Mitarbeiter/-innen: Florian Kohlmann, Simone Mönch, Antonia Glaß, Kristina Hackel, Felix Wolf

Öffentlicher Raum
Zentraler Gedanke des Entwurfes ist es, die Ortsmitte von Abstatt wahrnehmbar herauszustellen. Die an der Rathausstraße liegenden öffentlichen Plätze Place de Léhon, Kirchplatz und Rathausplatz nehmen dabei die zentrale Funktion ein. Gemeinsam mit dem Straßenraum der Rathausstraße bilden diese Plätze die Ortsmitte von Abstatt.
Die am südlichen Rand der Rathausstraße bestehende Nutzungsschiene mit Sitzgelegenheiten, Parkplätzen etc. wird über die Kreuzung der Beilsteiner Straße fortgesetzt und durch ein Pflasterband markiert. Im Bereich der Ortsmitte werden Leuchten mit in Trauben hängenden Strahlern vorgeschlagen. Im weiteren Straßenraum und im Verlauf der Nord-Süd Achse werden Mastleuchten angeordnet.

Die wichtige Nord Süd Achse Bürgerpark – Vereinszentrum Goldschmiedstraße wird sowohl gestalterisch als auch durch die Anordnung neuer Funktionen gestärkt. Das geplante Ärztehaus und der neue Lebensmittelmarkt orientieren sich zu dieser Achse.
Im Bereich der Beilsteiner Straße wird die Verbindung durch die Aufwertung der Gehwegbereiche und die Orientierung von Baumstandorten gestärkt. Langfristig soll der östliche Gehweg verbreitert werden. Das geplante Ärztehaus sowie das weiter südlich geplante Mehrgenerationenhaus geben dabei die neue Baukante vor.
Ab dem Kirchplatz wird die Nord-Süd Achse zu einer reinen Fußwegeverbindung. Der Baukörper der geplanten Mensa / Kita wird dabei in die Freiraumgestaltung integriert. Im Norden findet die Verbindung ihren Abschluss im umgestalteten Platz vor dem Vereinsheim Goldschmiedstraße.
Die Goldschmiedstraße selbst wird in ihrer Gestaltung weitestgehend erhalten. Im Bereich vom Vereinsheim bis zur Schule wird eine Aufpflasterung des Straßenraumes vorgeschlagen. Die Bushaltestelle am nördlichen Fahrbahnrand wird in Richtung Schule verlegt.

Die 6,00 Meter breite und begradigte Rathausstraße wird vom Place de Léhon bis Mühlhof durch einen beigen Asphalt markiert und dem Autofahrer so als besonderer Ort angezeigt. Fußgängerquerungen auf der Rathausstraße werden im Bereich der Kreuzung Beilsteiner Straße und Goldschmiedstraße in Form von Zebrastreifen vorgeschlagen. Signalisierte Fußgängerquerungen sind ebenfalls denkbar.
Entlang der Rathausstraße werden Längsparker mit einfassenden Bäumen angeordnet um den Verkehr zu bremsen. Der westliche Ortseingang im Bereich der Auensteiner Straße wird durch die Anordnung von Längsparkern am nördlichen Fahrbahnrand sowie durch die geplante Bebauung am südlichen Fahrbahnrand neu gestaltet. Auch im östlichen Ortseingang in der Heinrieter Straße wird durch die gezielte Pflanzung von Bäumen am südlichen Fahrbahnrand ein alleeartiger Ortseingang geschaffen.
Die Bushaltstellen werden im Bereich des Place de Léhon als Buskaps angeordnet. Als Wartehäuschen werden filigrane Stahl/- Glaskonstruktionen vorgeschlagen.

Südlich der Drittelgasse wird ein neuer Zugang zur Schozach geplant. Zwischen den naturbelassenen Pfaden werden verschiedene Gräser gepflanzt. An der Schozach entsteht ein kleiner Aufenthaltsraum mit Sitzgelegenheiten am Wasser. Auf einzelnen Flächen können Bürger Abstatts und Bewohner des neu geplanten Betreuten Wohnens kleine gemeinschaftliche Gärten anlegen.

Kirchplatz
Der Kirchplatz wird mittels der neuen Gestaltung wieder in der Ortsmitte verankert. Durch seine offene Gestaltung ist er von der Beilsteiner Straße kommend schon früh wahrnehmbar. Die bestehende Mauer südlich der Kirche wird Richtung Norden verrückt um hier einen 2,00 Meter breiten Gehweg an der Rathausstraße zu schaffen. Im weiteren Verlauf wird eine zurückspringende Treppenanlage mit Sitzgelegenheiten angeordnet. Damit kann die topografische Situation überwunden und der Kirche ein angemessener Platz zugeordnet werden. Über ein Wasserbecken wird der Höhenunterschied zur östlich angrenzenden Gastronomie überwunden. Das Gasthaus kann auf fünf Terrassen seiner Außenbewirtung nachgehen. Die Nord-Süd Fußwegeverbindung ist ausreichend breit und wird von der Bewirtung nicht beeinträchtigt. Auch in den Wintermonaten ergeben die Terrassen ein gestalterisch anspruchsvolles Bild. Ein solitär stehender Baum gibt dem Platz ein zentrales Element, die von Norden ankommende Fußwegeverbindung wird durch ein geschwungenes Sitzelement aufgenommen. Der Kirchplatz wird mittels der neuen Gestaltung zu einem zentralen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität.

Place de Léhon
Der Place de Léhon wird entsprechend seiner Funktion, als Eingangsbereich in den Lebensmittelmarkt und zur Sparkasse bewusst zurückhaltend gestaltet. Auf dem Platz werden 5 Parkplätze angeordnet, die vom westlichen Platzrand angefahren werden. Die restlichen Parkplätze der bestehenden 11 Parkplätze werden mit der dem Lebensmittelmarkt zugeordneten Parkplatzfläche an der Beilsteiner Straße kompensiert. Vor dem Eingang des Lebensmittelmarktes entsteht eine offene Platzfläche. Ein Solitär stehender Baum gibt auch diesem Platz ein zentrales Element und bildet einen Kontext mit dem Kirchplatz. Langfristig wird ein Neubau der westlich angrenzenden Gebäudezeile vorgeschlagen, welcher den Platz fassen kann und eine attraktive Wohnlage Richtung Westen zum geplanten Anger bildet.

Materialien
Der Straßenraum in der Ortsmitte erhält einen eingefärbten beigen Asphalt. Sowohl die Plätze als auch die Gehwege werden mit einem beigen Granitstein aufgepflastert. Die Färbung des Straßenbelages und der Pflastersteine fügt sich gut zu den Sandsteinsockeln an einigen Bestandsgebäuden.

Nutzungen

Lebensmittelmarkt
Der Lebensmittelmarkt wird zentral in der Ortsmitte am Place de Léhon angeordnet. Das Bestandsgebäude der Sparkasse und der ehemaligen Schleckerfiliale erhält auf seiner Südseite eine Erweiterung. Der bestehende Anbau in diesem Bereich wird abgebrochen. Der Lebensmittelmarkt orientiert sich damit mit seinem Haupteingang am Place de Léhon. Die Wahrnehmbarkeit von der Rathausstraße ist damit sichergestellt. Für den motorisierten Individualverkehr ist der Markt von der Beilsteiner Straße erschlossen. Im Untergeschoss des Gebäudes wird eine Tiefgarage mit vorgelagertem Parkplatz im Freien geschaffen. Insgesamt können hier 49 Parkplätze angeboten werden. Die Kundschaft gelangt über einen Aufzug in den Eingangsbereich des Marktes. Die Anlieferung erfolgt ebenfalls über das Untergeschoss. Der Lebensmittelmarkt kann damit bestmöglich in der Ortsmitte von Abstatt vernetzt werden. Die Bautypologie entspricht der einer großzügigen Halle mit Oberlicht.

Pflegeheim und Betreutes Wohnen
Das Pflegeheim und das Betreute Wohnen werden auf der freien Fläche im südlichen Plangebiet angeordnet. Die Anlage besteht aus 4 Baukörpern, die einen Kontext bilden. Die Adressbildung des Pflegeheimes erfolgt von Süden kommend über die Drittelgasse. Die beiden zweihüftigen Baukörper empfangen Bewohner und Besucher mit einem großzügigen Vorbereich. Im ersten Bauabschnitt werden übergeordnete Raumfunktionen wie eine Küche und eine Cafeteria im Erdgeschoss geschaffen. Insgesamt können im ersten Bauabschnitt 2 Gruppen mit jeweils 9 Bewohnern geschaffen werden. Im zweiten Bauabschnitt können 3 weitere Gruppen mit 8 Bewohnern geschaffen werden
Die Gebäude des Betreuten Wohnens werden in das Ensemble integriert, dennoch erhalten die Bewohner ihren eigenen Zugang. Städtebaulich orientieren sich die Gebäude sowohl zu den angrenzenden Bestandsgebäuden im Norden über den gemeinsamen Anger als auch nach Süden zum Pflegeheim. Die Bewohner können so frei nach ihrem Befinden entscheiden in welche Richtung sie sich orientieren. Eine kurze und barrierefreie Wegeverbindung in die Ortsmitte ist über den Zugang westlich des Lebensmittelmarktes gegeben. Ein direkter Zugang in die Parkplatzebene und damit zum Kundenaufzug ist in diesem Bereich ebenfalls vorhanden.

Ärztehaus
Das Ärztehaus wird direkt an der Beilsteiner Straße angeordnet. In dem dreigeschossigen Baukörper können drei Praxen mit jeweils 151m2 integriert werden. Im Erdgeschoss besteht die Möglichkeit eine Apotheke einzurichten.

Wohnen
Westlich angrenzend an das Pflegeheim und das Betreute Wohnen ist eine Bebauung mit insgesamt 8 Einfamilienhäusern geplant. Die zweigeschossigen Gebäude mit Satteldächern werden in Anlehnung an die bestehenden, in Teilen historischen Gebäude, mit ihren Giebeln in Nord Süd Richtung orientiert. 6 der geplanten Gebäude orientieren sich um einen gemeinsamen Anger, der von der Drittelgasse erschlossen ist. Ein weiteres Gebäude wird an dem weiter westlich bestehenden Anger orientiert. Das historisch vorhandene Thema der Höfe wird damit aufgegriffen und neu interpretiert. Auch im nördlichen Plangebiet wird eine Einfamilienhausgruppe um einen gemeinsamen Anger orientiert. Hier entstehen 7 Gebäude mit ebenfalls 2 Geschossen und einem Satteldach. Weiter südlich wird der Neubau des baufälligen Gebäudes an der Rathausstraße vorgeschlagen. Im Erdgeschoss kann hier eine gewerbliche Nutzung untergebracht werden. Die Obergeschosse und das Dachgeschoss dienen dem Wohnen. Die neue Fußwegeverbindung verbindet die Rathausstraße mit der Goldschmiedstraße.

An der Auensteiner Straße wird eine langfristige Umstrukturierung der bestehenden Bebauung vorgeschlagen. Die 4 geplanten Gebäude werden an den Straßenraum geschoben um bestmöglich ausnutzbare Grundstücke zu erhalten. Die giebelständigen Gebäude fügen sich in das Stadtbild ein und markieren einen angemessenen Stadteingang. Die Umstrukturierung kann abschnittsweise ohne die Neuordnung von Grundstücken erfolgen.

Am Knotenpunkt Rathausstraße Goldschmiedstraße wird ein weiterer zweigeschossiger Neubau mit Satteldach vorgeschlagen. Gemeinsam mit einer Sanierung der südlich angrenzenden Scheune kann hier ein Wohnprojekt mit Generationenwohnen initiiert werden. Ein weiterer Standort für ein Generationenwohnen befindet sich am Knotenpunkt Drittelgasse / Beilsteiner Straße. Hier wird ein zur Beilsteiner Straße traufständiger Baukörper angeordnet. Dieser markiert den Ortseingang aus Süden kommend.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Ortsmitte Abstatt bleibt in dem bestehenden Gefüge Kirchplatz, Rathausplatz und Place de Léhon, wobei aber der Kirchplatz und der Place de Léhon mit gekonnten Umgestaltungsvorschlägen deutlich aufgewertet werden. Der Kirchplatz wird mit einer oberen Ebene sowie einer gefälligen Treppenanlage ein übersichtlicher Aufenthaltsbereich und lässt vielerlei Nutzungen zu, die gewünschte Nord-Süd-Achse von den Einrichtungen Goldschmiedstraße vorbei an Schule und geplanter Kita wird als geneigte Gasse durchgeführt und seitlich vorgelagerten Terrassen zur Bewirtschaftung und zur Inszenierung der kleinen Wasserkaskade.
Auch der Place de Léhon wird für die Allgemeinheit interessant, weil der größere Teil autofrei sein wird und damit der Eingang zu den Geschäften und die Bushaltestelle zum attraktiven Aufenthalt einlädt.
Die Rathausstraße soll einem gefälligen, aber funktionstüchtigen Belag erhalten, der alle drei Plätze zusammenfasst. Im Sinne von Verkehrsberuhigung und –sicherheit halten die Busse künftig auf der Fahrbahn.
Auch die Vorschläge zum Umbau der Goldschmiedstraße werden als zielführende Vorschläge gewertet.
Dem Verfasser gelingt es, die großvolumigen Gebäude -Lebensmittelmarkt und Pflegeheim- maßstäblich zu einem Ensemble zusammenzuführen.
Er weist nach, dass der bauliche Bestand des ehemaligen Schlecker-Marktes sehr gut weitergeführt und ergänzt werden kann.
Das Parkierungsangebot ist in ausreichender Zahl vorbildlich ausgewiesen. Die Fußgängerführung im Quartiersinneren wird aufgewertet und nach Süden bis zur Schozach weitergeführt. Die Jury ist der Auffassung, dass eine weitere öffentliche Grünanlage jedoch nicht erforderlich ist.
Überzeugen können die Verfasser auch mit einer neuen und geschickt erschlossenen Gruppe neuer Einfamilienhäuser, die sich nach Westen auch maßstäblich gut in die Umgebungsbebauung einfügt.

Letztlich sind auch die Neubauvorschläge gegenüber Friedhof und an der Einmündung Goldschmiedstraße lobend zu erwähnen.
Die Arbeit überzeugt durch hochwertige öffentliche Freiräume, durch richtige und maßstäbliche Einfügung der großen Bauvolumina und durch ein passables Angebot an privaten Wohnbaumöglichkeiten.
Stadträumliche Vernetzung

Stadträumliche Vernetzung

Lageplan

Lageplan

Ortsmitte

Ortsmitte

Schnitt Kirchplatz

Schnitt Kirchplatz

Neuer Kirchplatz

Neuer Kirchplatz