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Einladungswettbewerb | 01/2014

Entwicklungskonzept Ortsmitte

3. Preis

Kiderlen Architektur Städtebau

Architektur

Käser Ingenieure

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

ANALYSE BESTAND – VISION NEUE ORTSMITTE
Ausgehend aus der historischen Entwicklung der Gemeinde Abstatt von einem Straßendorf zunächst in nordwestlicher Richtung entlang der Beilsteiner Straße, dann in ost-westlicher Richtung entlang der heutigen Rathausstraße, zeigt der Stadtgrundriss nur wenige Erschließungsstrukturen ausgehend von den Hauptstraßen in die Tiefe der Gemeindefläche. Fast ausschließlich über die Goldschmiedstraße wird der gesamte Stadterweiterungsteil nördlich der Rathausstraße erschlossen. Lange Zeit war die Beilsteiner Straße die einzige Möglichkeit die südlich der Schozach liegenden Neubauflächen zu erreichen; erst in jüngster Zeit wurde mit der Heilbronner Straße ein zweiter Brückenschlag über die Schozach errichtet.

Heute besteht das Stadtgebiet der Gemeinde Abstatt zu größeren Teilen aus den Neubauflächen einerseits nördlich der alten Dorfstraßen dem Dorfkern höhergelegen und südlich der Schozach-Auen die Weinberghänge aufwärts.

Um dieser beschriebenen historischen Entwicklung Rechnung zu tragen wird für die weitere Ortsentwicklung die Ausbildung der unbebaut bleibenden Schozach-Auen als mittig liegender Grünraumbereich zentrale Bedeutung zugemessen. Die Anfänge zur Ausformulierung dieses mittleren Grünraumes sind bereits mit dem entstandenen Bürgerpark gelegt, eine Erweiterung Schozach abwärts über die Querung Beilsteiner Straße hinaus ist logisch. Dabei wird die Untere Drittelgasse als Abschluss der historischen Ortsbebauung mit einseitiger Erschließung und Parkrandstraße analog der Sportplatzstraße weitergeführt.

Im Stadtfeld zwischen der Rathausstraße und der Goldschmiedstraße wurde in der Vergangenheit durch die Anlage der öffentlichen Einrichtungen wie Schule, Vereinsheim, Kirchengemeindehaus und Kindergarten eine attraktive fahrzeugfreie Querung und Verknüpfung geschaffen, welche im Moment durch die Errichtung der Mensa und Kindertagesstätte erheblich gestärkt wird. Analog dieser städtebaulichen Entwicklung wird vorgeschlagen das südliche Stadtfeld zwischen Rathausstraße und Unterer Drittelgasse über fahrzeugfreie Durchquerungen zu erschließen. Diese erfolgen über den neu vorgeschlagenen Place de Léhon und die bestehende obere Drittelgasse.

RATHAUSSTRASSE / PLACE DE LÉHON
Die historische Bebauung des Straßendorfes Abstatt wird durch giebelständige, raumbildend an der Rathausstraße stehende und in die Tiefe reichende Gebäude geprägt. Einzig die Kirche mit nebenliegendem Kirchplatz und das Rathaus mit nebenliegendem Rathausplatz stellen Besonderheiten im Straßengefüge dar. Um diese städtebauliche Wirkung zu stärken wird der Bereich um den bestehenden Parkplatz “Place de Léhon“ durch eine giebelständige Bebauung mit in die Tiefe reichender Quererschließung umformuliert. Der „Place de Léhon“ wird hierbei in die Mitte des südlichen Stadtfeldes gelegt und mit Raumkanten ausgestattet Dieser Platzraum bildet die zentrale Erschließung aller umgebenden Nutzungen und stellt die neue fahrzeugfreie Querung zu den Schozach-Auen dar.

Alle geplanten zentralen Nutzungen wie Ärztehaus, Einzelhandel, Lebensmittelmarkt, Plegehaus, Seniorenwohnungen, Mehrgenerationenhaus und Stadtwohnungen werden um diesen neuen öffentlichen Dorfplatz angeordnet. Die Erschließung für Fahrzeuge und Anlieferung erfolgen aus der Beilsteiner Straße und über die untere Drittelgasse.

UNTERE DRITTELSGASSE
Die geplante einseitige Bebauung der Unteren Drittelgasse zeichnet sich durch eine kleinteilige Struktur aus. Zu den innenliegenden Privatflächen werden die großflächigen Gemeinschaftseinrichtungen des Pflegehauses mit angegliederten Seniorenwohnungen angeordnet. Die bestehenden bebauungsfreien privaten Innen-Grünräume werden in das städtebauliche Konzept integriert und bilden den gemeinschaftlich genutzten Garten der Senioreneinrichtungen. Die vorgeschlagene bauliche Strukturierung soll die bestehende Dorfstruktur in diesem Bereich stärken, weiterformulieren und kann einer anspruchsvollen Nutzung der geplanten Seniorenanlagen Rechnung tragen.

KIRCHPLATZ / BEILSTEINER STRASSE
Wichtig für die Gestaltung des Bereiches um den bestehenden Kirchplatz ist die Anbindung aller Räume an den bestehenden Straßenraum um diesen nicht nur dem fließenden Verkehr zu überlassen, sondern durch Integrierung aller Nutzungen eine attraktive Aufenthaltsqualität des gesamten öffentlichen Raumes zu sichern. Hierzu wird das Straßenniveau und Gehwegniveau in allen Bereichen auf gleiche Höhe gelegt. Eine niedere Bordsteinkante markiert die Abgrenzung fließender-, ruhender und Fußgängerverkehr. Der Kirchplatz wird über die gesamte Breite aus dem Gehwegbereich erschlossen und bildet als öffentlich genutzter gepflasterter Platz den Zugang zum Inneren nördlichen Stadtfeldbereich. Die auf dem Platz stehenden Bäume zentrieren die
Platzanlage und halten den Blick aus der Rathausstraße auf die Kirche frei. Zwei Straßenübergänge über die Rathausstraße und die beiden auf den Fahrbahnen liegenden Bushaltebereiche unterstützen das Konzept.

VOHENLOHER STRASSE / MÜHLHOF
Die in jüngster Zeit neu ausgestaltete Kreuzung Vohenloher Straße / Mühlhof als Parkplatz- und gemischt genutzte Erschließungsfläche wird durch eine über der Fläche errichtete öffentliche Einrichtung weiterentwickelt. Die bauliche Ausformulierung des vorgeschlagenen „Vohenloher Hauses“ in den Ebenen über dem Straßenniveau bildet für die Rathausstraße von Westen kommend als auch von Norden kommend den notwendigen Raumabschluss und Richtungsweiser. Als Nutzung kann die VHS Außenstelle oder / und die Stadtbücherei in den beiden Obergeschossen projektiert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zunächst ist die Jury dankbar für die Arbeit, die mit einer Verlegung des Place de Léhon in das Quartiersinnere eine ganz neue räumliche Konstellation aufgezeigt. Die gewünschte Nord-Süd-Achse erhält dadurch einen mehr öffentlichen Charakter und für die Anordnung des Einzelhandels eröffnen sich interessante Aspekte.
Bei näherem Hinsehen werden aber auch die Nachteile deutlich: Der gesamte Bestand des früheren Schlecker-Marktes muss abgerissen werden, die Einführung in die neue Kaufsituation ist an der Rathausstraße eher zufällig formuliert und der vorgeschlagene Kombitypus Kaufmarkt mit aufgesetzten Einzelwohnhäusern mit abenteuerlicher Erschließung ist nicht praktikabel.
Typologische Probleme werden auch beim Pflegeheim gesehen, dessen obere Ebenen keine Verbindung untereinander zulassen.
Vermisst wird ein Angebot zum Bau privater Wohneinheiten und die Andeutung zur Gestaltung der öffentlichen Freiräume können in keinerlei Weise überzeugen.
Der Wert des Beitrags liegt in dem Versuch, dem Einzelhandel mit einem neuen Place de Léhon in das Quartiersinnere zu legen. In der Abwägung der Jury konnte dieser Diskussionsbeitrag aber letztlich nicht überzeugen.