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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2013

Umgestaltung Schmiedestraße - Marstall - Altstadt

Perspektive Marstall

Perspektive Marstall

3. Preis / Realisierungsteil

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die städtischen Freiräume der historischen Innenstadt von Hannover werden mit dem vorliegenden Entwurf zu einem einheitlichen Gesamtbild von hoher funktionaler und gestalterischer Qualität entwickelt. Die bis heute umgestalteten Bereiche aus hellem Betonwerkstein fügen die Gebäude, Straßen und Plätze großzügig und elegant zu einem fließenden Raumkontinuum zusammen. Die „Dreierzonierung“ aus Gebäudevorzonen, Borde, und Gossen wird erst auf dem zweiten Blick sichtbar. Dieses für den Bearbeitungsbereich folgerichtig zugrunde gelegte Prinzip wird für den Planungsbereich differenziert und weiter entwickelt.

Der erste Abschnitt um die Marktkirche und die städtebauliche Bedeutung des Betrachtungsbereiches ist als prägender Teil der historischen Kernstadt im Bewusstsein der Hannoveraner seit den 50-er Jahren als die „Altstadt“ fest verankert. Auch aus diesem Grund ist ein behutsamer Materialwechsel von Betonwerkstein zu Natursteinpflaster nach Meinung der Entwurfsverfasser angemessen. Dennoch werden die verschiedenen angrenzenden Freiräume überzeugend miteinander verknüpft. Mit dem vorgeschlagenen geschnittenen Großsteinpflaster in dezent changierenden, warmen beigerötlich- grau- Tönen wird ein deutlicher Bezug zu dem historischen Stadtboden hergestellt, wie er heute beim „Leibnitz Haus“, oder auch am Marstall noch zu finden ist.

Struktur und Zonierung werden zugunsten einer einheitlichen und dem Ort angemessen differenzierten Flächenwirkung formuliert. Die „etwas in die Jahre“ gekommene „Altstadt“ erhält so ein neues ganzheitliches Erscheinungsbild von hoher Aufenthaltsqualität und atmosphärischen Stimmung. Die vorgeschlagenen Materialität und Struktur wird mit dem Mobiliar und der Beleuchtung zu einem zeitgemäßen, identitätsstiftenden Gesamtbild der entwickelt. Dabei werden die unterschiedlichen Funktions- und Nutzungsansprüche in den teilweise eng geschwungenen Altstadtgassen- und Plätze, wie auch die Kleinteiligkeit und Maßstäblichkeit gegenüber den weiten Räumen der Einkaufscity berücksichtigt.

Die Schmiedegasse wird als urbaner und barrierefreier Boulevard mit Baumsolitären gestaltet, der an der Marktkirche nahtlos in die Platzfläche des Marktes übergeht, auch wenn diese ihren Klinkerboden vorerst beibehält. Die Zonierung durch Gossensteine und flache Borde bzw. Tiefborde akzentuiert das Pflasterbild und markiert zurückhaltend, aber erkennbar die unterschiedlichen Funktions- und Aufenthaltsbereiche. Der historische Verlauf und seine Proportionen werden nachgezeichnet bzw. angedeutet. Ein schrittweiser und konzeptionell konsistenter Umbau ist durch die Materialwahl auch in seiner Nachhaltigkeit gewährleistet. Die Schmiedestraße, heute stadträumlich undefiniert und eher eine Barriere zwischen Einkaufscity und Altstadt erhält eine deutliche Zugehörigkeit zur Altstadt und damit eine hohe Attraktivität auch als verbindender Stadtraum. Obwohl es unzweckmäßig ist, das Gestaltungskonzept der deregulierten Bereiche flächenhaft über eine Stadt auszubreiten, ist es wünschenswert die Fahrbahnen der Schmiedestraße und des Marstall-Platzes als städtebaulich und denkmalpflegerisch bedeutsame Bereiche gestalterisch an die Oberflächenstruktur der Gehweg- und Platzbereiche anzupassen und damit ihre zentrale und historisch bedeutende Funktionen zu betonen. Die straßenräumlichen Qualitäten werden auf diese Weise hervorgehoben und ihre Barrierewirkung erheblich reduziert. Dennoch ist das Gesamtkonzept robust genug, auch eine Ausführung der Bereiche zwischen den „gesetzten“ deregulierten Zonen in hellem „Flüsterasphalt“ zu ermöglichen.

Die Neugestaltung des Platzes am Marstall entspricht dem gleichen Prinzip. Die sich zwischen die zwei geplanten Neubauten sich spannenden doppelten Baumreihen werden komplettiert und mit einem leicht hervorgehobenen Flanier- und Aufenthaltsteppich aus etwas größeren Pflasterplatten unterlegt. Spielangebote, Bänke und Trinkstele geben diesem Stadtraum als Aufenthalts- und Verbindungselement eine abwechslungsreiche Qualität und einen schaffen einen „Grünen Puffer“, der als verdichtete Nutzungszone zum Flanieren und Verweilen inmitten der unterschiedlichen angrenzenden Bereiche das Wohnen, dem Einzelhandel und die gastronomischen Einrichtung auf dem Platzdeutlich aufwertet. Der östliche Bereich am Marstall bildet als platzartiger urbaner Freiraum das „Foyer“ zwischen Einkaufscity, Altstadt und Leineufer. Ein großes Quadrat mit Wasserspielen und breiten Sitzrändern unter einer Baumgruppe gibt diesem Bereich als Zentrum einen Halt. Von hier aus eröffnen sich vielfältigste Blickbezüge zur Altstadt, zur Einkaufscity und in das Steintorviertel. Dieser Idee müssen einige wenige, noch junge Bäume an diesem Standort weichen. Ihre heutige Position stammt aus einer ganz anderen, den Verkehr eher begleitenden, städtebaulichen Absicht. Die fehlenden Bäume der bestehenden mittigen Doppelreihe werden ergänzt und behutsam aufgeastet. Der Marstall erhält trotz der erforderlichen Stellplätze durch die sehr schöne, zwischen City und Leineufer sich spannende Promenade, sein besonderes Thema. Leichte Bänke, im Wechsel mit steinernen, festen Bänken mit Holzauflagen, entlang der Schmiedestraße und des Marktplatzes, in Kombination mit Sitzblöcken aus Naturstein bieten attraktive Aufenthalts- und Schutzbereiche, indem sie in ihrer Anordnung zugleich auch Anlieferungsflächen und Fahrspuren flankieren.

Das Lichtkonzept sieht vor, mit filigranen, effizienten, modernen Leuchten, am Markt, entlang der Schmiedegasse und dem Marstall den Stadtboden mit moderner, energieeffizienter Lichttechnik direkt anstrahlen. Es wäre auch vorstellbar die neuen Leuchten der Karmarschstraße fort zu führen. Allerdings erscheinen die vorgeschlagenen Leuchten dem besonderen Status des Rathaus- und des Marktkirchenumfeldes angemessener zu entsprechen. Im Bereich der Altstadtgassen sollen historische Leuchten, umgerüstet auf moderne Lichttechnik, zur Anwendung kommen. Die Promenade am Marstall erhält ein leichtes Stimmungslicht durch Baumstrahler in den Bäumen. Diese Technik ist nicht so neu, wie man vermuten könnte, aber die möglichst vandalismusfreien, „mitwachsenden“ Halterungen, weil kaum noch sichtbar und die dementsprechenden Kabelführungen sind innovativ. Die erzeugte Stimmung eines leicht schimmernden, filigranen Baumdaches mit seinem Licht- und Schattenspiel ist sehr schön. Alternativ dazu wären Bodenstrahler oder sogenannte „Schildkröten“ vorstellbar. Ebenso können die wesentlichen und bedeutenden Gebäude und Gebäudeteile dezent und mit vertretbarem Aufwand lichttechnisch angemessen akzentuiert werden. Wichtig erscheint ein Zurückhaltung gegenüber einem Lichtmüll fabrizierendem Streulicht.

Die Platzentwässerung erfolgt über Natursteinrinnen und Gossen. Im weiteren Planungsverlauf sollte darüber nachgedacht werden ob die Pflasterplatten im Mittelbereich des Marstalls mit Dränfuge verlegt werden können, um einen Teil des anfallenden Regenwassers versickern zulassen. Eine hohe Wirtschaftlichkeit in der Herstellung und im Unterhalt war mit Planungsgrundlage. Ebenso die Gewährleistung der Barrierefreiheit und die Berücksichtigung möglichst aller Nutzer.
Lageplan Gesamtbereich

Lageplan Gesamtbereich

Lageplan Ausschnitt Marstall

Lageplan Ausschnitt Marstall

Detail Schmiedestraße

Detail Schmiedestraße

Detail Marstall

Detail Marstall

Schnitt Schmiedestraße

Schnitt Schmiedestraße

Schnitt Marstallplatz / Schmiedestraße

Schnitt Marstallplatz / Schmiedestraße

Schnitt Marstall

Schnitt Marstall