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Award / Auszeichnung | 07/2006

Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung "UMBAU IM BESTAND"

Das Eckhaus Hauptstraße 1 hinter dem \"Goldenen Reiter\"

Das Eckhaus Hauptstraße 1 hinter dem \"Goldenen Reiter\"

Umbau eines Plattenbau-Ensembles in Dresden

Anerkennung

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

Erläuterungstext

Sanierung Hauptstraße 1, Dresden 2004

Canalettoblick

Der westliche Abschluss der Hauptstraße zum Neustädter Markt mit Goldenem Reiter entsprach einer städtebaulich und architektonisch wichtigen Maßnahme. Trotz des engen Kostenrahmens sollte hier ein Entwurf entwickelt werden, der die exponierte Lage berücksichtigt.

Der typologisierte Baukasten des „Wohnbausystems 70“ sah keine gestalterisch anspruchsvolle Ecksituation vor, welche den heutigen Ansprüchen der Eigentümer an die Vermietbarkeit von Wohnungen entsprochen hätte. So war - trotz der großartigen Aussicht auf die historische Altstadt - der Giebel im Bestand geschlossen. Aufgrund des hohen technischen und auch finanziellen Aufwandes konnten hier auch nachträglich keine Fensteröffnungen vorgesehen werden.

Stattdessen kaschiert die neu geschaffene Gebäudehülle die Negativecke. Sie ersetzt die vorhandenen Betonloggien und führt die vorhandenen Baufluchten bis an die Blockecke, um eine bis dahin unbefriedigende städtebauliche Situation zu klären.

Die neue Außenhülle des Gebäudes ist als Gewand gestaltet, welches den reizvollen und mit einem grafischen Muster aus horizontalen Farbstreifen betonten Kern des Hauses verhüllt und je nach Sonnenstand und Standort des Betrachters den Blick durch die Maschen auf das sich diffus abzeichnende Farbspiel gestattet.

Geschossweise leicht versetzte Metallrahmen treten plastisch aus der Fassade hervor, nehmen den textilen Sonnenschutz wie auch Blumenkästen auf und bilden eine subtile Anspielung auf den gebotenen „Canalettoblick\" (benannt nach einer berühmten, um 1750 entstandenen Stadtansicht des kursächsisch-königlichen Hofmalers Bernardo Bellotto, genannt Canaletto), den man von den Loggien aus erleben kann.

Im Zuge der Sanierung wurden auch die vorhandenen Standard-Wohnungsgrundrisse neu aufgeteilt. Durch den Einbau eines Aufzugs sowie größerer Bäder und Küchen wurden die Wohnungen heutigen Bedürfnissen angepasst, wobei sich der bauliche Eingriff nicht zuletzt aufgrund der noch vorhandenen Kellergewölbe des Neustädter Rathauses, auf dessen Baufeld der Neubau 1973 errichtet wurde, teilweise diffizil gestaltete.




Sanierung Hauptstraße 2, Dresden 2005

Sehen und gesehen werden - Die Ecke aus Gold

Die Hauptstraße in Dresden entstand bis 1730 nach Plänen von Wolf Caspar von Klengel. Der Großteil dieser ursprünglichen Bebauung wurde 1945 zerstört. Um bessere Wohnverhältnisse durch größere Gebäudeabstände zu erzielen wurde im Zuge des Wiederaufbaus - in den Jahren 1974 bis 1980 - das Konzept der straßenbegleitenden Häuserfronten aufgegeben. Die Neubebauung entstand in der damals üblichen Systembauweise aus großformatigen Betonfertigteilen mit durchlaufenden Loggiabrüstungen. Beide städtebaulich- konzeptionellen Ansätze haben bis heute Ihre Gültigkeit behalten und aufgrund der fußläufigen Entferung zum historischen Zentrum sowie zur Elbe ist die Hauptstraße eine für Wohn- und Gewerbenutzung gleichermaßen attraktive Adresse.

Als wesentliches Ziel der Sanierung der Wohn- und Geschäftshäuser wurde Anfang der 90er Jahre festgelegt, am innerstädtischen Standort preiswerte und attraktive Wohnungen zu erhalten. Der gestalterische Ansatz aus den 70er Jahren, der ein radikal modernes Großensemble verfolgte, wurde jedoch abgewandelt, um auf den Maßtab der noch vorhandenen historischen Bestandsbebauung besser einzugehen. Fünf Sanierungsabschnitte wurden seither umgesetzt, wobei der letzte Baustein der Hauptstraße, von der historischen Altstadt aus gesehen, ein spezieller Blickpunkt ist und eines besonderen gestalterischen Akzentes bedarf. Der spektakuläre Ausblick aus den Wohnungen auf die historische Altstadt blieb in der Konzeption des Bestandes unberücksichtigt und wird erst jetzt durch die plastische Ausformung und Farbigkeit der Fassade betont, welche die Besonderheit der Lage treffend akzentuiert.

Durch die Neugestaltung der Fassade wird ein dezenter Blickfang geschaffen, der nicht nur die hervorragende Aussicht thematisiert. Die plastische Gestaltung der neuen Loggienkonstruktion mit ihren schräg gestellten Seitenwände überspielt die harte schematische Gliederung der Bestandsfassade und ermöglicht gleichzeitig den Sichtschutz zwischen den einzelnen Loggien. Der Blick wird förmlich auf das Panorama der Dresdner Innenstadt gelenkt. Um den Wert der Lage zu illustrieren, lassen eloxierte Aluminiumpaneele die Fassade golden schimmern und in unterschiedlichen Belichtungssituationen immer wieder neu erstrahlen.

Die außergewöhnliche Situation des Eigentümers an diesem Standort preiswerte und doch attraktive Wohnungen für seine Mieter anzubieten, konnte nur durch die kostengünstige Sanierung langfristig gesichert werden. Hiermit sollte auch der Belebung des Quartiers bei gleichzeitiger qualitativer Aufwertung der Gebäudesubstanz Rechnung zu getragen werden. Dabei wurden die Wohnungsgrundrisse durch behutsame aber wirkungsvolle Eingriffe an heutige Bedürfnisse angepasst.

Durch die rationelle resourcenschonende Bauweise, unter der Einbeziehung großer Teile der vorhandenen Grundrissstruktur, und die energetischen Optimierung der Fassade, wurde mit vergleichsweise geringen Aufwand, die größtmögliche Raumwirkung erzielt und eine harmonische Gestaltungslösung entwickelt, die ein wesentlich offeneres und lebendigeres Bild der Hauptstraße vermittelt.
die transluzente Lochblechfassade mit den hervortretenden Rahmen

die transluzente Lochblechfassade mit den hervortretenden Rahmen

Die \"Goldecke\" Hauptstraße 2

Die \"Goldecke\" Hauptstraße 2

Die Fassade als dezenter Blickfang

Die Fassade als dezenter Blickfang