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Studienplanungsverfahren | 10/2013

V-ZUG Areal

Gewinner

Preisgeld: 100.000 CHF

Hosoya Schaefer Architects AG

Architektur

Müller Illien Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Keoto AG

Energieplanung

IBV Hüsler AG

Verkehrsplanung

rendertaxi architektur.bilder

Visualisierung

Erläuterungstext

Im Jahrtausend der Städte versuchen viele Firmen, systemische Lösungen für nachhaltige Stadtentwicklung auf den Markt zu bringen. Wie besser könnte sich eine lokal verankerte, aber global agierende Firma repräsentieren als durch ein Stück lebendige, offene Stadt, in dem Produkte und Dienstleistungen ein natürlicher Teil des Alltags sind und so gezeigt, geprüft und verbessert werden können?

VZug kann diese Vision konkret umsetzen, das Areal wird zum öffentlich einsehbaren Labor. Die Arealentwicklung bedeutet für VZug nicht nur ein Porfolio von Immobilien, sondern auch ein Netzwerk von Beziehungen, Ideen, Lernmöglichkeiten, das nachhaltig über die Zeit aufgebaut und gepflegt werden kann – VZug wird Teil eines übergeordneten Technologie-Clusters, in dem zahlreiche verwandte Firmen ihre Kompetenzen einbringen.

Das VZug-Areal wird durchgängig genutzt, Umnutzungen und Zwischennutzungen sind möglich und Flächen können in kleinen Etappen entwickelt werden. So kann ein Mosaik von städtischen Bausteinen realisiert werden:

Das „Headquarter“-Areal verbindet die Industrie- und die Baarerstrasse mit einem repräsentativen öffentlichen Raum und gibt so dem städtischen Gefüge von Zug einen Abschluss. Als Gegenpol dazu sind auf dem Teilareal „im Werk“ Wohnen, Arbeiten und gemeinschaftliche Funktionen an einem engmaschigen Netz von Gassen, Plätzen und intimen Höfen in Gruppen unterschiedlicher Gebäudetypen angeordnet; Bestandsgebäude können hier günstig zwischengenutzt und Start-Ups einbezogen werden. Im „Loop“ schliesslich konzentrieren sich Produktions-, Labor und Büroräume, über ein grosses Atrium synergistisch verbunden; und im “Soed” können günstige Gewerbeflächen angemietet werden. Dem Netzwerk der verbindenden öffentlichen Räume stehen jeweils grüne Höfe gegenüber, die kleine Stadtoasen schaffen – die hohe Dichte wird in städtische und räumliche Vielfältigkeit übersetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Als Antwort auf die Fragestellung der Testplanung „ein Stück Stadt für V-Zug“ zu entwerfen, bietet der Beitrag von Hosoya Schaefer eine Lösung, die Synergien zwischen Industrieprozessen und Stadt aufzeigt. Dabei werden die Regelungen und Visionen des Transformationsprozesses der V-Zug mit einem reichhaltigen, stadträumlich differenzierten Bild von maximaler Dichte programmiert. Die Ausnutzungsszenarien sehen vor, dass eine flexible Zeitschiene und Raumtransformation sich gegenseitig über die Jahre informieren (beeinflussen). Entstanden ist eine Lösung, die auf die komplexe Fragestellung und unterschiedlichen Bedürfnisse der V-Zug wie auch der Gemeinden Baar und Zug raffiniert und elegant reagiert.

Auf dem städtischen Massstab erfolgt die Einbindung über zwei Nord-Süd-Achsen – die Baarerstrasse für den motorisierten Verkehr und die Industriestrasse hauptsächlich für den Langsamverkehr. Innerhalb des Gesamtareals wird ein städtebaulicher Vorschlag mit einer klaren Gliederung präsentiert. Jeder Nutzer erhält eine eigene, lesbare Adresse. Den 5 Bereichen des Areals werden differenzierte Nutzungsprofile und Identitäten zugewiesen, die sich durch Synergien ergänzen: Headquarter, Loop, Im Werk, Oberallmend und „Soed“. Geschickt verbindet ein „Motherboard“ die nötigen Nutzungen und Prozessabläufe unterirdisch.

Der Headquarter dockt an die Baarerstrasse mit einem prägenden Bau an, welcher durch Büros, Ausstellungen des Zugorama, Schulungs- und Konferenzräume den dazugehörigen, öffentlichen Platz belebt.

Der „Loop“ wird von V-Zug als neuer, adressbildender Standort sehr positiv bewertet. Der Bau verbindet diverse Bereiche, sowohl in der vertikalen wie auch horizontalen Dimension und ist von einer starken Nutzungsmischung geprägt. Empfang, Ausstellung und Verkauf sind mit Labor, Büro und Produktionshallen räumlich verbunden.

Die Nähe zwischen Büro, Labor und Produktion wird vom Bauherrn als Schlüsselpunkt gesehen. Die Transformationsfähigkeit für Labor und Produktion ist somit gegeben. Die Platzierung der Labore im Loop wird als sinnvoll betrachtet, da es die Notwendigkeit verhindert, dass die Labore zweimal umziehen müssen.

Grosszügige, verglaste Lichthöfe mit „Transfer“-funktion dienen dem täglichen Austausch zwischen den verschiedenen Bereichen. Labore werden nach innen, Büros nach aussen angeordnet.

Das „Motherboard“ verbindet die Produktions- und Laborfunktionen im Norden mit den Erweiterungsmöglichkeiten im Süden. Es dient als unterirdisches Technikgeschoss und wird von den Verfassern als „Überlagerung der Logik der Industrie mit der Logik der Stadt“ verstanden. Szenario A zeigt die Produktion im Norden und Süden. Szenarien B und C werden als mögliche Rückfallebenen beschrieben.

„Im Werk“ ist durch das Prinzip „Cluster in Cluster“ gebildet. Grosszügige Räume und adressbildende Fassaden werden mit intimen Orten verwoben und erzeugen ein reichhaltiges Gebilde. Die Räumlichkeiten können mit Wohnen oder Büro flexibel auf den Markt reagieren. Das Risiko der Sockelgeschossnutzung wird durch Flexibilität für die Investoren so minimiert. Die Türme werden als möglichen, aber nicht zwingenden Vorschlag für den Erfolg gewertet. Vielfältige, gemischte Nutzungen beleben den Ort und erlauben Synergien untereinander wie auch mit der umliegenden Stadt.

Der Bereich Oberallmend bietet flexible, geeignete Räumlichkeiten für sehr unterschiedliche Nutzungen wie Lofts, Labor oder Produktion für eine separate Firma wie Metall Zug. Richtung Süden zum Quartier hin sind Familienwohnungen vorgesehen.
Das bestehende Zugorama ist sehr gut in die Neuplanung integriert.

Die vielfältigen Freiräume sind grosszügig und selbstverständlich organisiert. Die wenigen öffentlichen Freiräume bilden die Eingangssituationen zu den verschiedenen Bereichen. Ein grosser Platz an der Ahornstrasse wird von Büros, Ausstellungen des Zugorama und Schulungsräumen belebt und spannt einen Bogen zwischen Stadt und Produktion. Intime Innenhöfe dienen den anliegenden Nutzern.

Aus betrieblicher Sicht versucht das Projekt, eine maximale Dichte auf dem Stammareal zu erzeugen, indem die neuen Bauten in die Höhe entwickelt werden. Folgerichtig werden auch die betrieblichen Nutzungen gestapelt und es entsteht über die Bauformen eine neue zusammenhängende Identität. Die bauliche Infrastruktur für Logistik, Verkehr und Energieversorgung wird auf der Basis der heutigen Situation konsequent weiterentwickelt zur schrittweisen Erfüllung der sich wandelnden betrieblichen Bedürfnisse. Der Vorschlag bietet Möglichkeiten, die äussere logistische Erschliessung auf die optimierten inneren Material- und Arbeitsflüsse abzustimmen. Mit der favorisierten möglichen Erweiterung Richtung Osten können weitere Produktionsprozesse kompakt und ergonomisch ergänzt werden. Die mögliche Baumasse wird mit 95% nicht ganz erreicht. Die Vorgabe für die Freifläche wird überschritten (Faktor 1,9).

Mit der Verlängerung der Ahornstrasse bis zur Oberallmendstrasse wird eine neue wichtige verkehrstechnische Erschliessungsachse eingeführt. Sie schafft neue Beziehungen und ermöglicht eine optimale Erschliessung des Nord- und Südareals. Senkrecht dazu steht die bestehende Werkstrasse entlang dem Hochregallager, was zusammen eine optimale Situation für die Produktionslogistik schafft. Die Ausfahrt erfolgt über eine separate Einmündung in die Industriestrasse. Der Anlieferverkehr von der Oberallmendstrasse her soll neu über die durchgängige Ahornstrasse geführt werden.

Die neuen Achsen im Südareal, welche nach dem Koexistenzprinzip gestaltet sind, ermöglichen direkte und attraktive Verbindungen für den Langsamverkehr. Spezifische Aussagen zum Veloverkehr fehlen, resp. sind sehr allgemein gehalten. Über das Trassee des stillgelegten Industriegleises entsteht eine gute Anbindung zur Stadtbahn-Haltestelle Lindenpark.

Durch das als Motherboard bezeichnete Untergeschoss werden die Parkierungsanlagen direkt an die einzelnen Arealteile angebunden. Die Zufahrten erfolgen jeweils direkt ab den übergeordneten Strassen. Gedeckte Einstellhallen (mit Ausnahme des Baufelds H alle unterirdisch) bieten Platz für rund 800 Parkfelder. Zusätzliche, ungedeckte Parkfelder sind oberirdisch entlang der Strassen bezeichnet. Die Parkierung ist äusserst ökonomisch angeordnet und berücksichtigt die bestehenden hydrogeologischen Verhältnisse ausgezeichnet.

Die bestehenden und identitätsstiftenden Bauten, welche als schützenswert eingestuft sind, werden mehrheitlich erhalten. Das sog. Magazingebäude (Ass. Nr. 931b) findet mit dem westlich angrenzenden Neubaukörper eine massstäbliche und materialmässig sinnvolle Ergänzung. Das bestehende Volumen entlang der Industriestrasse (Ass. Nr. 931a) wird an seiner Nordseite mit dem neuen Baukörper, welcher die südliche Abgrenzung des neuen Platzes bildet, in einer volumetrisch denkbaren Art und Weise überbaut; diese Lösung ist denkbar, da entlang der Industriestrasse die ganze Fassadensilhouette mit dem Dachrand auch in Zukunft sichtbar bleibt. Wie bereits oben dargestellt, ist der Abbruch des bestehenden Gebäudes entlang der Ahornstrasse (Ass. Nr. 931c) nicht denkbar; aufgrund der vielzählig geplanten Neubaukörper im gesamten Planungsgebiet ist es für den Ort essenziell, dass die Geschichte des Ortes an bestehenden Baukörpern abgelesen werden kann. Gerade entlang der neu gestalteten Ahornstrasse, welche mit ihren räumlichen Ausweitungen hohe städtebauliche Qualitäten aufweisen wird, ist diese Sichtbarmachung der Vergangenheit unabdingbar; deshalb muss dieses bestehende Gebäude (Ass. Nr. 931c) in der Projektüberarbeitung in das Bebauungskonzept integriert werden.

Die Verfasser entwickelten das Konzept der systemischen Nachhaltigkeit, welches das symbiotische Zusammenführen des Städtebaus, der Infrastruktur und der flexiblen Nutzung aufzeigt. Das Konzept demonstriert ein neues Verständnis der Nachhaltigkeit; je mehr man baut, desto nachhaltiger wird’s! Den Verfassern ist es gelungen, neue Elemente und Typologien für den Städtebau zu entwickeln, welche sich in ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept einfügen lassen.

Insgesamt überzeugt der Vorschlag durch eine Vielfalt an Argumenten. Die vom Team erwähnte Devise „Je mehr gebaut wird, desto mehr Synergien werden ermöglicht, umso nachhaltiger wird es. Je höher die Dynamik desto höher die Effizienz.“ wird als Haltung zum Auslöser einer reizvollen, dichten Planung, die ein dynamisches, synergetisches jedoch angemessenes neues Quartier für die V-Zug in Zug vorsieht.