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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2014

Studierendenhaus auf dem Campus Westend der Goethe-Universität

5. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur, Energieplanung

4 [e] motions

Visualisierung

Architektur Modellbau Gestaltung Mark Blume

Modellbau

Erläuterungstext

Allgemein
Das neu zu errichtende Studierendenhaus soll als offenes einladendes Haus das politische, soziale und kulturelle Zentrum der Studierenden auf dem Campus Westend darstellen. 1953 gegründet mit Unterstützung der Amerikaner und verwaltet sowie betrieben durch die Studierenden setzt es noch heute als Pionier in der Hochschullandschaft ein Zeichen für den Erhalt und die Weiterentwicklung der freiheitlichen und demokrati-schen Tradition.


Städtebau
Das Baufeld für das Studierendenhaus liegt im Norden des sich entwickelnden Hochschulstandortes Campus Westend. Der Campus wird gestalterisch dominiert von dem denkmalgeschützten „Poelzig-Bau“ der IG Farben im Süden des Areals aus dem Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit einem nördlich geplanten U-förmigen Gebäude wird das Studierendenhaus zukünftig einen Baublock darstellen, der im Norden von der Miquelallee, im Süden von der Rostocker Straße mit den südlich anschließenden kleinteiligen Wohngebäuden begrenzt wird. Östlich und westlich sind weitere Hochschulgebäude in blockhafter fünfgeschossiger Bauweise mit einzelnen Hochpunkten vorgesehen.

Das Studierendenhaus besetzt als fünfgeschossiges, kubisches Gebäude den südlichen Rand des Baufeldes in der gesamten Breite. Der Haupteingang orientiert sich mit einer breiten Glasfront als einladende Visitenkarte des Hauses nach Süden zur Rostocker Straße hin, an der ein großzügiges, vielfältig nutzbares Vorfeld mit Cafeterrasse, Sitzgelegenheiten und Fahrradabstellflächen entsteht. Ein Nebeneingang liegt an der Nordseite des Hauses. Er bietet sich sowohl als Nachteingang für Veranstaltungen, zur Anlieferung und als direkter Zugang zur Fahrradwerkstatt an.


Funktion
Das Raumprogramm des Studierendenhauses ist durch sehr unterschiedliche Nutzungen von Cafeteria, großen Veranstaltungsräumen über eine öffentliche Fahrradwerkstatt und ruhige Lernzonen bis hin zu internen Büroflächen geprägt. Diese werden entsprechend ihrem Öffentlichkeitsbezug in fünf Obergeschossen und einem Untergeschoss angeordnet. Als Gebäudetiefe bietet sich dabei eine Tiefe von ca. 16.75 m an, die sich gleichermaßen für eine dreibündige Bürostruktur als auch für die Anordnung der Veranstaltungsräume eignet.

Der Haupteingang führt in das Foyer, das das Gebäude mit einem Luftraum und der offenen Haupttreppe über alle Ebenen verbindet und damit die zentrale Mitte des Hauses darstellt. Eine einläufige Treppe schwingt sich mit wechselnden Laufrichtungen vom EG ins UG (Partykeller) und hinauf ins 3.OG (Großer Saal), sodass hier ein geschossübergreifender studentischer Kommunikations- und Bewegungsraum entsteht. Die notwendige Vertikalerschließung wird über zwei Treppenhäuser im Osten und Westen sowie barrierefrei über einen Aufzug sichergestellt.

An das zentral angeordnete Foyer schließen sich im EG zum einen die Cafeteria an, zum anderen der Kleine Saal mit seinem separaten Foyer. Durch das ansteigende Gestühl erstreckt sich der Kleine Saal bis ins UG. Das Cafe KoZ öffnet sich in ganzer Breite zu dem vorgelagerten Terrassendeck, sodass Innen- und Außenraum zu einer Einheit verschmelzen. Die Fahrradwerkstatt liegt ebenfalls im EG und kann über den nördlichen Nebeneingang direkt von außen angesteuert werden. Zum Foyer hin ist eine Verglasung vorgesehen, sodass die Werkstatt als zentraler Anlaufpunkt des Hauses ins Blickfeld gerückt wird. Im Untergeschoss sind der Partykeller emissionsgeschützt sowie einige Abstellräume angeordnet.

Das 1.OG ist für den halböffentlichen Lern- und Konferenzbereich vorgesehen. Dabei erhält der zweigeschossige Lernsaal eine Galerie im 2.OG.
Im 2. und 3.OG liegen die internen Büroräume des Asta, der Fraktionen und der autonomen Referate. Diese Bereiche sind als dreibündige Büroebenen organisiert, mit den Büros an den Fassaden und Nebenräumen und Teeküchen in den Mittelzonen.

Der zweigeschossige Große Saal im 4.OG überspannt die gesamte Gebäudetiefe und liegt mit seinem Foyer an einer großzügigen Dachterrasse, von der aus sich ein weiter Ausblick nach Süden über den Campus bietet. Technikflächen für Lüftungszentralen liegen über den Nebenräumen des Saales im 5.OG.


Material, Gestaltung
Der Neubau wird als Massivkonstruktion aus Stahlbetondecken, Stützen und Wänden errichtet und weist damit eine das Raumklima positiv beeinflussende hohe Speicherfähigkeit auf.

Die Fassaden werden in Analogie zu dem prägenden „Poelzig-Bau“ als Natursteinfassade mit regelmäßig eingeschnittenen, bodentiefen, vertikalen Einzelfenstern vorgesehen. Als Absturzsicherung werden Glasbrüstungen in die Fensteröffnungen eingesetzt, der Sonnenschutz wird als außenliegender Raffstore in die Fassade integriert.
Durch eine hellere horizontale Bänderung wird eine ausgewogene Balance aus horizontaler und vertikaler Gliederung des Hauses erreicht, durch die sich das Gebäude harmonisch in den Gestaltungsduktus des Campus einfügt.

Als besonderes Zeichen der einladenden Offenheit des Studierendenhauses werden das EG und 1. OG nach Süden hin als zurückspringendes, großflächiges und zweigeschossiges Schaufenster verglast ausgebildet. Einen Kontrapunkt dazu setzt die Dachterrasse im 4.OG als Loggia mit vertikaler Stützenstellung. Durch diese beiden Gestaltungselemente innerhalb der regelmäßigen Fassade wird die übergeordnete Funktion des Hauses als offenes Haus für alle Studierenden betont und sichtbar gemacht.


Nachhaltigkeit
Der Neubau ist bereits in dem jetzigen Entwurfsstadium darauf angelegt, die geforderten Kriterien der DGNB im Rahmen einer Zertifizierung zu erfüllen. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und Soziales sind in besonderer Weise berücksichtigt.

Die Lebenszykluskosten lassen aufgrund der Relation NF / BGF, der Raumhöhe von > 2,75 m und der Modularität in Gebäudeplanung und Technischer Gebäudeausrüstung gute Werte erwarten. Die soziokulturelle und funktionale Qualität wird durch den visuel-len Komfort der Arbeitsplätze (Tageslicht, Sichtverbindung nach außen, Blendschutz), die gebäudebezogene Außenraumqualität (Dachterrasse, Vorplatz) und Barrierefreiheit im Gebäude und in der Zuwegung gesteigert. Flächeneffizienz und Umnutzungsfähigkeit sind gegeben. Die technische Qualität ist im Hinblick auf die energetische und feuchteschutztechnische Qualität der Gebäudehülle, Reinigungs- und Instandhaltungs-freundlichkeit sowie die Recyclingfreundlichkeit der Baustoffe gewährleistet.


Freiraum
Die Freiraumgestaltung des Studierendenhauses wird in das übergreifende Freiraum-konzept des Campus Westend eingebunden.

Ein großzügiges, steinernes Terrassendeck liegt wie ein Teppich vor der südlichen Hauptfassade des Hauses. Es ist als Eingangsplatz, Aufenthaltsplatz und Cafeterrasse neben der Dachterrasse im 4.OG der studentische Aufenthalts- und Kommunikationsort im Freien. Er hebt das Gebäude um drei Stufen gegenüber dem umgebenden Terrain empor und schafft damit eine angemessene Distanz zu den ebenfalls im Vorfeld angeordneten Fahrradabstellanlagen.

Die südlich der Rostocker Straße liegende Grundstücksfläche wird als Grünfläche der südlichen Wohnbebauung zugeschlagen und schafft dadurch einen angemessenen Abstand von dieser Sondernutzung. Großkronige, schattenspendende Bäume an den Straßenrändern lassen binden das Studierendenhaus in das parkartig gestaltete, offene Grünraumkonzept des Campus ein.

Hinter dem Haus wird als Pendant zur Südseite ein kleinerer Teppich ausgelegt, der den Nebeneingang, Nachteingang und die Anlieferung markiert. Fahrradständer können durch die Fahrradwerkstatt und für Abendveranstaltungen genutzt werden, um die im Süden des Hauses bestehende Wohnbebauung vor nächtlichem Lärm zu schützen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der 6-geschossige Baukörper öffnet sich großzügig über eine zweigeschossige, leicht zurückspringende Glasfassade zum Campus nach Süden mit einem einladenden Foyer. Städtebaulich wird somit dem sonst schlichten und das gesamte Baufeld ausfüllenden Baukörper eine klare und eindeutige Geste gegeben. Die ansonsten gleichförmige homogene Lochfassade ist einfach strukturiert erhält eine Zäsur über dem Einschnitt der großzügigen Dachterrasse. Dieses Fassadenbild stimmt mit der inneren Nutzung nur teilweise überein, da die daraus folgende Anmutung eines Bürobaus den unterschiedlichen Nutzungen wie der des großen Saales nicht gerecht wird.

Im Inneren ist das Gebäude klar organisiert und über die Anordnung der Lufträume entstehen Kommunikationszonen und räumliche Qualitäten. Die Trennung der öffentlichen bzw. nichtöffentlichen Bereiche in den Büro- und Arbeitsbereichen ist nicht optimal gelöst und auch aus Sicht der Studierenden nicht ganz plausibel. Ebenso lassen die Bürogrundrisse die zuvor erwähnten räumlichen Qualitäten in Bezug auf Belichtung oder klarer Zuordnung vermissen.

Der Arbeit fehlen detaillierte Aussagen zu Konstruktion und Material, die Kompaktheit und Struktur des Gebäudes lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Das Rettungswegekonzept ist insgesamt schlüssig, lediglich der Kleine Saal verfügt über keinen zweiten unabhängigen Rettungsweg. Die Anforderungen zum energieeffizienten Bauen sind erfüllbar.

Insgesamt wäre es wünschenswert gewesen, wenn diese in Ansätzen gut formulierte Arbeit in ihrer Durcharbeitung und letztendlich auch architektonischen Geste eine stärkere Beziehung zu einem Studierendenhaus beinhalten würde.