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Projekttwettbewerb | 01/2014

Freihof Mörschwil

GIRASOLE

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Architektur Studio Roth

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Bemerkenswert an der ortsbaulichen Setzung bei Girasole ist die Erkenntnis, dass ein Zurücksetzen des Baukörpers hinter die heutige Front des Freihof nicht in erster Linie der geforderten Strassenbreite geschuldet werden muss, sondern mit Chancen und Möglichkeiten verbunden sein kann. Diese werden genutzt, um das bauliche Gefüge unspektakulär, aber feinsinnig und schlüssig neu zu ordnen.

Es wird eine Querverbindung zum Gemeindezentrum geöffnet, ohne dass vom Dorfplatz her gesehen die seitliche Verschränkung mit dem Adler aufgegeben wird. Eine gemeinsame rechtwinklige Anordnung vermittelt zum Ochsen schräg gegenüber und zu seinem rückwärtigen Annex, der Vorfeld erhält, das über die Strasse hinaus wirkt. Der neue Baukörper geht auf der anderen Seite eine Beziehung mit dem Gemeindehaus ein und knüpft dabei an seine Gestik an, den Adler umgreifend.

Der Baukörper wird im Wesentlichen von Ziegeldachpartien abgedeckt. Windmühlenartig sind Giebel um einen flach abgedeckten Kern gelegt, die äusseren Dachflächen werden jeweils soweit verlängert, bis sie an gemeinsamen Kehlen der benachbarten Giebel anschliessen. Mit der so gebildeten Dachform gelingt die Eingliederung in die Dachlandschaft und in den Verlauf von Trauf-Giebellinien. Eine Traufe als Horizontale schliesst an jene des Ochsen an, eine Giebelpartie an die Giebelseite des Adlers. Über drei Stockwerken ist die Traufhöhe angesetzt, im Dach ist ein weiteres Geschoss eingeschrieben, welches sich mit den Quergiebeln öffnet.

Für die vertikale Gebäudehülle wird ein Mauerwerk aus Abbruchziegeln vorgeschlagen. Die Materialwahl wird ausführlich mit Hinweisen zum Ausdruck, Materialqualitäten und ökologischen Argumenten begründet. Dabei wird allerdings der im Übrigen aus dem Kontext einwickelte Ansatz verlassen und die Vielfalt in der Umgebung zum Anlass genommen, Eigenständigkeit zu zeigen.

Die wie das Äussere um den Kern herum entwickelten Wohnungen weisen im Zuschnitt eine hohe Qualität auf, die Raumfolge bleibt dahinter zurück (z.B. Eingang im Rücken der Küche, Zugang zu Schlafzimmer über Wohnraum). Alle Wohnungen erhalten einen Aussenraum, die in Form von Loggien gut in den Baukörper eingeschrieben sind. Die Nutzungen sind um ein halbes Geschoss versetzt angeordnet, was zwar der Höhenentwicklung zugute kommt, aber auch weniger vorteilhafte Räume im Souterrain mit sich bringt. Ebenfalls Produkt des Split-Levels ist ein überhoher Raum im Erdgeschoss, welcher aber mit der an der vorherrschenden Deckenhöhe angesetzten Auskragung im Widerspruch steht.

Das Gebäude ist verhältnismässig aufwendig in der Erstellung, bietet aber im Vergleich ein gutes Raumangebot und ist robust. Das Verhältnis von Herstellungskosten zu Ertrag ist bedingt durch die Rahmenbedingungen ungünstig.

Das Projekt strahlt insgesamt einen poetischen Reiz aus, verschleiert sein kompliziertes Innenleben und zeigt sich in der Materialwahl extravagant. Damit integriert es sich in seiner Erscheinung schlechter als die ortsbaulichen Setzung es versprechen würde.