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Projekttwettbewerb | 01/2014

Freihof Mörschwil

Greif

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

raumfindung architekten gmbh

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorgeschlagene Neubau weicht mit seiner Stellung von jener der bestehenden Überbauung ab. Sein Volumen ist etwas breiter, dafür weniger tief. Mit der geplanten Lage wird er vom Platz aus gesehen deutlich nach hinten gerückt. Gleichzeitig fällt er durch seine leichte Verdrehung aus dem orthogonalen Raster, welcher sich bis anhin zwischen Ochsen, Adler und Freihof aufspannt.

Unbekümmert wird das Gebäude mit Versatzstücken aus der Nachbarschaft zusammengefügt. Die Dachkontur wird vom Adler übernommen, vom Ochsen die Fassade samt den Blumenkästen. Zeitgemäss ist diese Architektur nur im Sinne der „copy & paste“ - Mentalität. Irritierend wirkt zudem, dass all diese Zitate im Ansatz stecken bleiben. Besonders augenfällig ist dies bei den Reihenfenstern, welche nicht an die historischen Vorbilder, mit ihrer klaren Teilung und der überlegten Anordnung der Fensterläden, herankommt. Ein Fauxpas, welcher dem bestehenden Freihof mit seiner einfachen aber klaren Erscheinung nicht unterlaufen ist. Die turmartige Betonung der Ecke ist nur dem Umstand geschuldet, dass die Anordnung des Bauvolumens aus der itte nach schräg hinten versetzt wird.

Es gelingt den Projektverfassern qualitativ hochwertige Wohnungen im Volumen unterzubringen. Durch die Raumeinteilung und die dreiseitige Ausrichtung entstehen attraktive und gut belichtete Wohnräume. Einziger Mangel bleibt bei den Dachgeschosswohnungen die fehlende Liftanbindung und die teilweise Belichtung über Dachflächenfenster. Die Fenstergestaltung mit den angedeuteten Fensterläden bleibt auf den Plänen etwas unklar, genauso wie die Ausformulierung der eingezogenen Loggien. Die halböffentliche Dorfhalle kann für das Dorfleben einen Mehrwert bedeuten. Sie ist aber direkt abhängig vom Angebot und der Qualität der Ladengeschäfte und funktioniert nur zusammen mit diesen. Für den rentablen Betrieb der Ladenflächen wiederum kann die schlechte Einsehbarkeit hinter der vorgelagerten Dorfhalle von Nachteil sein. Zudem wird die Verkaufsfläche durch die Lage des Treppenhauses in zwei Teile getrennt. Die verbleibende geringe Grösse der Lokale und das Fehlen von ebenerdigen Lagerflächen schränkt deren Nutzung weiter ein.
Die vorgeschlagene Mischung der Konstruktionsarten von Holz- und Massivbau bleibt fraglich. Sockel und Treppenhauskern als Massivbau sind an sich einleuchtend. Die Wohngeschosse wären dann aber konsequenterweise als tragende Holzbauten auszubilden. Die Argumentation für die nichttagenden Innenwände lässt sich bei der Grösse der Geschossflächen und der Grundrisse nicht nachvollziehen. Bei der Fassade fehlt die konstruktive Ausbildung und situationsgerechte Unterscheidung der Fensteröffnungen mit Klapp- und Zugläden.

Die vorgeschlagene Pflästerung bis an die Gebäude ist zu begrüssen. Damit wird die Einheit der Platzfläche stärker als bisher betont. Ein Umstand der vor allem den Fussgängern zugute kommt. Durch die fehlenden Randsteine wird damit aber auch die Fahrspur optisch aufgeweitet. Wie sich dies zusammen mit der über Eck-Anordnung der Dorfhalle auf die Sicherheit der Fussgänger auswirkt muss nochmals kritisch geprüft werden.

Die gesamte Erscheinung des Entwurfs wirkt für einen Neubau seltsam entrückt. Seine Entstehungszeit wird später kaum ablesbar sein, und man darf sich fragen ob so ein Bau dereinst die Gemüter ähnlich zu bewegen vermag wie es der Freihof heute tut. Die Einheit des Dorfkerns wird durch die Lage und Erscheinung des neuen Partners aufgeweicht. Die heutige Zurückhaltung gegenüber den ambitiöseren Bauten Ochsen und Adler weicht mit dem Neubau einer Anbiederung und Unterordnung. Die subtile Hierarchie der drei Bauten wird dadurch gestört.