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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2014

Quartier an der Kaiserstraße

Lageplan

Lageplan

3. Preis

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Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Der städtebauliche Entwurf arbeitet im Spannungsfeld einer Blockrandbebauung und eines städtebaulichen Ensembles und vereint damit Elemente beider Typologien: Drei Baukörper definieren nach „außen“ im klassischen Sinne den Blockrand und schaffen so eine Reparatur und Aufwertung des bestehenden Straßenraumes. Gleichzeitig sind diese drei Baukörper nach „Innen“ aber auch als Ensemble wahrnehmbar und lassen so eine ganz neue stadträumliche Qualität entstehen.
Dabei überlagern sich im Entwurf zwei vorhandene Wegesysteme, das Hauptwegenetz der öffentlichen Straßen und ein untergeordnetes Netz von Blockdurchwegungen. Es entsteht ein neuer Stadtraum, der sowohl im Blockinnenbereich liegt, aber auch vom bestehenden Straßenraum wahrnehmbar und zugänglich ist: Eine Gasse bzw. Passage an jeder der vier Blockseiten ermöglichen die Entdeckung und Erschließung des öffentlichen Quartiersplatzes im Blockinneren. Kompaktheit, Dichte und Dynamik machen diesen neuen Stadtraum zu einem urbanen Raum am Eingang zur Innenstadt.
Nach „Außen“ nehmen die neuen Baukörper die Traufhöhe des Bestandes auf (drei Geschosse + Staffelgeschoss) und integrieren weitgehend die noch vorhandene Bebauung. Nach „Innen“ sind die Baukörper um ein Geschoss erhöht, womit die Kompaktheit des Raumes noch betont wird.
Die Baukörper sind erdgeschossig überwiegend geschlossen bebaut, im 1. Obergeschoss liegt jeweils ein begrünter Hof als privater Gemeinschaftsraum, der sich gleichsam in die Baukörper „stanzt“ und die Nutzungen in oberen Geschossen großzügig belichtet.

Die einzelnen Baukörper sind parzelliert, wobei jede Parzelle durchgesteckt ist und somit eine Straßen- und eine Platzseite erhält. Diese Parzellen sind als modulares System fast beliebig zusammenschaltbar, sodass eine sehr flexible Aufteilung der Baukörper in unterschiedlich große Einheiten möglich ist, was viel Raum für die zukünftige Entwicklung lässt. Die zu erhaltenden Bestandsgebäude sind Teil dieses modularen Systems und in die bauliche Struktur integriert, können aber in einer zukünftigen Entwicklung durch Neubauten ersetzt werden. Die Untergliederung des Blocks in drei bzw. vier Baukörper ermöglicht die Realisierung in mehreren Bauabschnitten.


Nutzungen

Die Parzellierung, bzw. der modulare Aufbau des Konzeptes ermöglicht eine große Flexibilität in der Nutzung. Auf Straßenniveau sind überwiegend Einzelhandels- bzw. Gastronomieflächen geplant. Diese erstrecken sich innerhalb der Baukörper über das gesamte Erdgeschoss und ermöglichen unterschiedlichstes Zusammenschalten von den Einzelhandelsflächen, die jedoch dank der determinierten Größe der Einheiten eine maximale Obergrenze nicht überschreiten können.

Bestimmte Angebote (z.B. Gastronomie) könnten sich entlang der Gassen bzw. Passage vom Straßenraum bis zum Quartiersplatz entwickeln. Die gastronomischen Einrichtungen sind bevorzugt an der Strengerstraße angeordnet, die dank der durchgesteckten Flächen im Erdgeschoss auch gleichzeitig Quartiersplatz andocken und diesen beleben.

An den prominenten Baukörperecken bei den Zugängen Strengerstaße und Friedrich- Ebert-Straße werden Einzelhandels- und Büroflächen über drei Geschosse angeboten, so dass hier insgesamt zwei Fachmärkte mit Nutzflächen zwischen 1000 m² und 1.500 m² als Anker angesiedelt werden können. Insgesamt befinden sich über das Quartier verteilt ca. 7.000 m² Verkaufsfläche, davon ca. 5.000 m² auf Straßenniveau.

Dienstleistungsflächen für Büros und Praxen sind mit ca. gesamt 2.000 m² über mehrere Geschosse überwiegend an der Gasse geplant.

Das Bestandsgebäude in der Kaiserstraße 27 (ehem. Altersheim) wird wieder in die Ursprungsgröße gebracht und kann z.B. Flächen für Büros und Dienstleistungen anbieten.
Zusätzliche Dienstleistungsflächen könnten an der Friedrich-Ebert-Straße angeboten werden.

Nutzungsschwerpunkt im Blockinneren ist das Wohnen: durch die Parzellierung sind vom 1. bis 3. Obergeschoss unterschiedliche Wohnformen möglich. Es sind ca. 100 Wohnungen zwischen 50 und 150 m² vorgesehen. Die Wohnungen haben alle eine zweite Ausrichtung zu den begrünten, ruhigen Höfen, welche sich auf Niveau 4,50 m über Straßenniveau befinden und nur für die Bewohner als kleine Oasen in der Stadt dienen. Apartment-Wohnungen sind im 4. Geschoss vorgesehenen und verfügen, dank der Staffelgeschosse, über Terrassen in Richtung der Stadt.


Freiraumkonzept

Eine klare Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum wurde bewusst gesucht. Der öffentliche Raum mit dem Wegenetz und dem Quartiersplatz soll einen städtischen Charakter erhalten und ist damit Gegenpol zum privaten Raum, den begrünten Höfen - eine grüne Oase zugänglich nur für die Bewohner der Baukörper.

Beurteilung durch das Preisgericht

Basierend auf einer nachvollziehbaren Analyse der stadträumlichen Besonderheiten Güterslohs entwickeln die Verfasser ein Stadtquartier, das die Raumkanten der umgebenden Straßenräume aufgreift und im Inneren einen Quartiersplatz anbietet, der wie der Kolbe-Platz, der Martin-Luther-Platz und der Kirchplatz eine eigene, intime Qualität entfalten kann.
Die Verfasser verzichten deshalb bewusst auf eine Aufweitung des Straßenraumes der Strengerstraße und schaffen für die dort gewünschten zusätzlichen Raumansprüche und Aufenthaltsqualitäten Platz in der konisch zulaufenden Wegeverbindung zum Quartiersplatz.
Die Quartiersdurchwegungen ermöglichen dabei eine bauabschnittsweise Realisierung und zugleich die Anbindung über eine künftige Querung der Friedrich-Ebert-Straße hinweg in die nördlich angrenzenden Stadtgebiete. Im Hinblick auf die gestellte Aufgabe ergibt sich die Chance, auch diese Lebensader Güterslohs zum Teil einer lebendigen Stadt weiterzuentwickeln.

Die zu erhaltende Bausubstanz wird im Grundriss optimal in die neuen Strukturen integriert. Zugleich werden aufgrund der erwirkten Adressbildung positive Anreize zur Qualifizierung und damit einhergehenden Wertsteigerung der angrenzenden, privaten Grundstücke gegeben.

Der Kontrast zwischen steinernen, öffentlichen Flächen und grünen, privaten Höfen sichert die im innerstädtischen Kontext für das Wohnen unverzichtbaren, ruhigen und durchgrünten Hofinnenbereiche. Diese sind jedoch entschieden zu knapp bemessen.

Die Möglichkeiten mit einer durch den Block hindurchgesteckten Parzellierung eine komplette Überbauung der Parzelle für größere Einzelhandelseinheiten im Sinne einer gewünschten Nutzungsflexibilität zu realisieren, wird begrüßt. Die Ausnutzung insbesondere in den Obergeschossen sollte jedoch noch einmal überdacht werden. Die erdgeschossige, zur Verfügung gestellten VK-Flächen werden für gut und wirtschaftlich tragbar befunden, ebenso wie die Vorhaltung einer gemeinsamen Tiefgarage. Obergeschossige Einzelhandelsflächen sind nicht auf dem Markt platzierbar und anderweitig zu nutzen.
Im Modell wird deutlich, dass die vorgeschlagenen Baumassen dem Konzept nicht zuträglich sind.
Insgesamt handelt es sich um eine schlüssig und konsequent vorgetragene, kontextuell entwickelte Quartierslösung, deren Gebäudetiefen und Höhenentwicklung nicht überzeugen können.
Der neue Quartiersplatz

Der neue Quartiersplatz

Blick von der Strengerstraße

Blick von der Strengerstraße

Grundrissausschnitt EG

Grundrissausschnitt EG

Schwarzplan

Schwarzplan

Wegenetz

Wegenetz