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Gutachterverfahhren | 02/2014

Entwicklung einer Wohnbebauung des B-Plangebietes Lohbrügge 89 / Hirtenland

Leben in Gemeinschaft - Blick in einen Wohnhof

Leben in Gemeinschaft - Blick in einen Wohnhof

Engere Wahl

me di um Architekten Roloff . Ruffing + Partner

Architektur

Hunck+Lorenz Freiraumplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wohnquartier Hirtenland Entwicklung einer Wohnbebauung in Lohbrügge 300014

Konzeptidee Städtebau – Nachbarschaft als Maßstab
Der Entwurf hat sich die Entwicklung eines familienfreundlichen und nachbarschaftlich orientierten Quartiers zum Ziel gesetzt. Aus mehreren Gebäudezeilen mit ummauerten Gärten werden Nachbarschaften gebildet, die jeweils um einen gemeinsamen Wohnhof gruppiert sind. Durch die windmühlenartige Anordnung 4 solcher Cluster entsteht ein Gefüge aus Höfen, Wegen und Durchgängen, das den zentral angeordneten Quartiersplatz in alle Richtungen mit der Umgebung verknüpft. Das Wohnquartier Hirtenland wird damit durch stadträumliche Qualitäten bestimmt, die man sonst nur von dörflichen Strukturen kennt. Durch die verkehrliche Anbindung wird das Nachbarquartier Haempten integriert. Zwei 4-geschossige Wohnriegel an den südlichen Kanten bilden einen baulichen Schallschutz zum Reinbeker Redder. Für 180 neue Wohneinheiten und für die umgebende Bebauung wird so ein Ort mit eigener Identität zum Wohnen in überschaubaren Nachbarschaften am Rande der Natur geboten.

Hofgemeinschaften - Stadthäuser mit Gärten
Rund um die vier Wohnhöfe bieten Stadthäuser vielfältige Wohnvariationen für Familien, Singles und Senioren. Auf Basis eines Grundmoduls aus 2/3-geschossigen Gebäuden mit 2 Eingängen im EG und einer mittleren, offenen Treppe ins 1. OG sind mehrere Kombinationen aus Geschosswohnungen und Maisonetten realisierbar. Alle Einheiten verfügen über eigene Gärten, ob ebenerdig oder als Dachgarten. Die Wohnungsgrößen reichen von 58 bis 135 m². Die Höfe dienen als Treffpunkt, mit Sitzbank, schattenspendenden Bäumen und zentralem Abgang zur Tiefgarage.

Ein Teil davon - gefördertes Wohnen
Als integrierter Bestandteil der Cluster bilden zwei 4-geschossige Wohnriegel entlang des Reinbeker Redders und ein 4-geschossiger Solitär direkt am Quartiersplatz den 1/3-Anteil an gefördertem Wohnungsbau ab. Die 3-Spänner sind mit 2-Zi-Whgen mittig und 3- bis 5-Zi-Whgen an den Seiten wirtschaftlich erschlossen. Wohnräume sind zum Süden orientiert, Schlafräume zum geschützten Hof. Als Schallschutz-maßnahmen sind Absorber in den Fensterleibungen und verglaste Balkone vorgesehen.

Mitten im Leben - Wohnungsbau für Senioren
Als städtebauliche Dominante bestimmt das 4-geschossige Seniorenwohnhaus mit seinem abgestuften Giebel den Quartiersplatz. Im Erdgeschoss bietet sich über den Nachbarschaftstreff eine direkte Kontaktmöglichkeit zu den Bewohnern des Quartiers. Kleine, seniorengerechte Wohneinheiten sind über die Geschosse verteilt. Im 2. Obergeschoss entsteht durch den Gebäudeversprung eine großzügige Dachterrasse mit Blick über das Geschehen im Quartier.

Herzstück – Quartiersplatz mit Spiel- und Nachbarschaftstreff
Zentral in der Mitte des Quartiers gelegen ist der allseitig von Gebäuden gerahmte Quartiersplatz. In seinem östlichen Teil befindet sich, geschützt vor dem 4-geschossigen Wohnhaus, der für jedermann zugängliche und gut einsehbare Kleinkinderspielplatz. Weil die Erschließungsstraße als nutzbarer Straßenraum - als ‚Shared Space‘- inszeniert wird, können sich auf dem gesamten Platz alle angedachten Nutzungen vereinigen. Dem Seniorenwohnhaus im Westen ist ein mit Platanen überstellter, wassergebundener Platz vorgelagert. Dieser dient dem selbst organisierten Nachbarschaftstreff als zusätzlicher Außenraum, um alltägliches zu planen und Feste zu feiern. Im Nachbarschaftstreff soll ein gemeinschaftlich nutzbares E-Mobil verwaltet werden, es gibt Lese- und Spielräume, Räume für Hausaufgabenbetreuung.

Aktivitätsachse – Angebote für Jeden
Vom Herzstück des Quartiers ausgehend finden die Bewohner auf der sich nach Westen entwickelnden Aktivitätsachse von Kleinkinderspielplatz, Quartiersplatz, Spielplatz und Bolzplatz zahlreiche Angebote für die Freizeitgestaltung. Im Gegensatz zum Kleinkinderspielplatz wird das Angebot auf dem westlich gelegenen Spielplatz für Kinder von 6-12 Jahre sein. Der Bolzplatz liegt, dem Aktivitätsradius der Kinder und Jugendlichen entsprechend, aber auch aus Gründen des Lärmschutzes am weitesten vom Wohnen entfernt.

Grüne Wohnhöfe – in jedem Cluster
Innerhalb der vier Wohnhöfe steigt das Maß der Privatheit bis hin zu den ‚eigenen‘ ummauerten Gärten. Die Wohnhöfe zeichnen sich durch eine klare Wegeführung und eine zentral gelegene Grünfläche mit Aufenthaltsqualität aus. Eine Charakterisierung wird durch die Wahl unterschiedlicher Obstbaumsorten verstärkt.

Ein grüner Mantel – Übergang zur Landschaft
Die vorgeschlagene Bebauung fügt sich in die vorhandenen Landschaftsstrukturen ein und macht sich deren Besonderheiten zu eigen. Wie in einen Mantel eingebettet wird die Bebauung von den vorhandenen Strukturen gerahmt und bietet gleichzeitig Durchlässe in die freie Landschaft für Spaziergänge in die Feldmark. Das Birkenwäldchen mit seinen Wiesenflächen im Norden wird vollständig erhalten und lädt zu Picknick und Versteckspiel ein. Auf der Bodenmiete im Westen wird das Trockenrasenbiotop geschützt, im Süden wird sie zum Knick vervollständigt. Geringfügige Bodenmodellierungen geben dem Bolzplatz im Westen Halt und dienen als kleine natürliche Tribüne. Die bereits bestehende tiefe Senke im Südwesten des Grundstückes wird etwas verkleinert und bietet sich als Entwässerungsmulde an.

Verkehrsanbindung – eine Insel für Fußgänger und Abbieger
Um das neue Quartier verkehrlich anzubinden, wird im Reinbeker Redder eine Ab-biegespur installiert. Über eine Kontaktschwelle wird die nach Westen versetzte Fuß-gängerampel aktiviert und das Abbiegen bei Rot möglich. Gleichzeitig dient die Spur als Sprunginsel für die Fußgängerquerung der Grünachse von Süden entlang des Quartiers zur Feldmark. Parallel zum Redder Knick ist ein Radweg geplant.

Parität im öffentlichen Raum - Fußgänger und Auto
Im gesamten Quartier gilt das Gebot der Schrittgeschwindigkeit. Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge nutzen den Verkehrsraum gemeinsam und achten aufeinander. Um das Tempo zu drosseln ist die Zufahrt vom Reinbeker Redder bewusst räumlich verjüngt. Über 3 Tiefgaragenzufahrten verschwinden die PKW schnell aus dem Quartiersbild. Einige öffentliche Stellplätze stehen ebenerdig bereit, 2 davon sind den gemeinschaftlichen E-Mobilen vorbehalten.

Ökologisches Gesamtkonzept
Die geplante Neubebauung soll in Anlehnung an den Niedrigenergie-Haus-Standard ausgeführt werden. Die Fassaden werden möglichst unter Verzicht auf Polystyrol hochwertig gedämmt und haben einen Massivanteil von mindestens 60%. Durch die Fernwärmenutzung des FHKW am Havighorster Weg kann der Lüftungsaufwand der Wohneinheiten auf eine mechanische Entlüftung mit Nachströmung über Außenwand-lüfter begrenzt werden. Ungenutzte Flachdächer werden zur Regenrückhaltung und zur Förderung der Fauna mit extensiver Begrünung bedacht. In den Außenanlagen wird auf eine Minimierung der Versiegelung Wert gelegt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Gliederung des Neubaugebietes in vier Nachbarschaften bildet einen gelungenen Maßstab. Durch den Wechsel von gerade- und schräggestellten Gebäuden entstehen spannende konische Räume.
Der Ansatz, das heterogene Umfeld durch eine kontrastierende städtebauliche Struktur zu ergänzen wird gewürdigt. Die eigentlich dörflich gewollte Struktur mit engen Gebäudestellungen und reduzierten Gebäudehöhen wird kontrovers diskutiert, erweist sich allerdings letztlich als zu städtisch.
Der in der Mitte liegende öffentliche Platz ist zwar gut positioniert, wird aber als zu groß beurteilt. Eine bessere Flächenverteilung zugunsten der privaten Höfe und Gärten wäre vorteilhafter. Der Space in den Straßenüberschneidungsachsen birgt Konflikte bezüglich des Unfallrisikos.

Hecken anstelle Mauerwerksabgrenzungen in den Teilbereichen hätten Offenheit des Erscheinungsbildes gefördert.
Das Verkehrskonzept und die Wegeeinteilungen werden im Unterhalt hohe Aufwendungen erfahren.
Die Gebäudestellungen zeigen an vielen Stellen zu enge Abstände.
Die Ausrichtung vieler Gebäude und Freibereiche nach Nordwesten wird kritisiert.
Der Schallschutz am IV geschossigen Südgebäude ist problematisch.
Lageplan

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