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Einladungswettbewerb | 02/2014

Estrel Tower

Perspektive Eingangsbereich | schneider + schumacher

Perspektive Eingangsbereich | schneider + schumacher

2. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

schneider+schumacher

Architektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

IPB Ingenieurgesellschaft für Energie und Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebauliche Einordnung

Der ESTREL-Tower liegt im Südosten von Berlin direkt am S-Bahnring und der zukünftigen A100 gelegen.
Die Entfernung des ESTREL zum Flughafen TXL beträgt zur Zeit 20 km und wird sich mit Inbetriebnahme des Flughafen BER nahezu halbieren. Der neue Autobahnanschluss bindet den Standort zusätzlich sehr gut an den Individualverkehr an. Die Hochpunkte in der Stadt liegen in der Regel clusterartig. Etwa am Potsdamer Platz, dem Ku'Damm oder dem Alexanderplatz.
Hochhäuser als Einzelobjekte ordnen sich bislang am S-Bahnring an und können so die neuen Stadttore mit Signalwirkung markieren, wie dies früher an der alten Stadtgrenze mit beispielsweise dem Halleschem Tor, dem Brandenburger Tor oder dem Frankfurter Tor geschah.

Einordnung ins Umfeld

Zwischen Sonnenallee im Norden, Kanal im Westen, S-Bahn im Süden und der neuen A100 im Osten gelegen, bildet das geplante Ensemble zusammen mit dem bestehenden ESTREL eine Torsituation in vielerlei Hinsicht.
Eine besondere Bedeutung kommt hierbei dem Auftritt an der Sonnenallee zu: An dieser Haupterschließungsachse verlangt sowohl das vertikal dominante Hochhaus als auch das viele Menschen anziehende und sich in der Fläche entwickelnde Convention-Center nach einer eindeutigen Adressbildung. Dabei wird ein großzügiger Platz aufspannt, der in seiner Höhenlage der Sonnenallee folgt und den unterschiedlichen Aktivitäten, die an diesem Ort werden stattfinden können, Rechnung trägt: Ob dies die Hotelvorfahrt für das Hotel oder möglicherweise parallel stattfindende Veranstaltungen im Convention-Center angeht präsentiert sich der Platz nicht als starre Struktur von Straßen, Haltepunkten und Freiräumen, sondern als anlassbezogen gestaltbare Fläche, welche mit ordnenden Elementen wie Pflanztrögen und mobilen Absperrungen jeder Anforderung gerecht werden kann.
Das Hochhaus ist der „Star“, der weithin als markantes Signal wahrgenommen wird, das Convention-Center fungiert als frei bespielbare „Black-Box“, die sich über den minimalistisch und qualitätvoll gestalteten Vorplatz und das offene Foyer der Öffentlichkeit präsentiert.

Erschließung

Aufgrund der eingeschränkten Anbindungsmöglichkeiten an die Sonnenallee haben wir uns für folgende Aufteilung und Zuordnung der Funktionen entschieden:
Hotel: Die Taxen haben einen eigenen Vorfahrtsbereich auf der Nordseite des Hotels. Die Reisebusse können auf dem Platz anhalten. Mobile Abtrennungen definieren diese Zone. Die Andienung mit LKWs erfolgt über den Tunnel zum Bestand, der auch für die fußläufige Verbindung zwischen bestehendem und neuem Hotel in einem durch eine Glaswand abgetrennten Gang genutzt wird. Die Anlieferzone liegt unterhalb des Platzes.
Convention-Center: Taxen und Reisebusse können getrennt nach dem jeweiligen Event auf dem Platz halten und die Mitfahrer einsteigen oder aussteigen lassen. Auch hier definieren mobile Abtrennungen diese Zone. Ein Teil der Reisebusse kann auf dem südlichen Teil des Areals zwischenparken. Die Andienung der Hallen erfolgt an schräg gestellten Andockstationen ebenfalls auf der Südseite unterhalb des überdachten Bereichs.
Tiefgarage: Die Hotelgäste wie die VIP-Gäste der Eventhallen fahren das Parkhaus auf der Nordseite des Platzes über eine Rampe parallel zur A100 an. Durch diese Anordnung wird vermieden, dass Verkehrsbauwerke den Platz verunstalten.
Kanal: Die Freiräume am Kanal können nach Wegfall der Gleisanlagen aktiviert werden und in das übergeordnete Fuß- und Radwegenetz integriert werden. Diagonal zum Platzraum an der Sonnenallee entsteht ein geschützter, attraktiver Außenraum am Kanal, der auch durch eine weitere Schiffsanlegestelle vom Restaurant und den Cafés/Bistros des Convention-Centers hervorragend genutzt werden kann.

Bauabschnitte

Die klare Trennung des Hotels vom Convention-Center garantiert die zeitliche Unabhängigkeit in der Realisierung der beiden Bauteile.

Hotelhochhaus

Seit es Türme gibt, bestimmen neben den konstruktiven Herausforderungen auch gestalterische Ansprüche an den skulpturalen Ausdruck ihre Form, da Hochpunkte über das konkrete Umfeld ihres „Fußabdrucks“ weit hinaus wahrnehmbar sind. Wir haben uns entschlossen durch die Nähe und inneren Bezüge zum bestehenden Hotel dessen prismatische Wirkung aufzugreifen und in eigenständiger Art und Weise so neu zu interpretieren, dass in der Wirkung ein stimmiges Gesamtbild entsteht.
Die Lobby des Hotels orientiert sich zur Sonnenallee und zum Platz gleichermaßen und besetzt mit den angegliederten Bereichen das Geschoß, das sich zum Platz orientiert. Ein Geschoß darunter öffnet sich das Restaurant zum Kanal und dem gemeinsamen Außenraum von Hochhaus und Convention-Center. Eine witterungsgeschützte Verbindung des Convention-Centers mit dem Hotelturm und dem Hotel im Bestand ist möglich ohne die funktionalen Abläufe zu stören. Oberhalb der Hotellobby sind die Konferenzbereiche, die Spa und das Wellnesscenter (beide separat erschlossen) angeordnet. Darüber liegen die Bürogeschoße und darüber wiederum als Mittler zwischen der Bürostruktur und der Hotelnutzung der Housekeepingbereich. In den oberen Geschoßen sind die VIP-Räume und die Skylobby mit einer Bar untergebracht. Über die unterschiedlich groß angebotenen Hotelzimmer und Suiten erübrigt sich der gesonderte Nachweis einer Wohnnutzung.

Convention-Center

Die Fassade zum Platz folgt der Topografie der Sonnenallee und stellt damit auf voller Länge einen unmittelbaren öffentlichen Bezug her. Gleichzeitig werden zwei unabhängige Zugangssituationen für das dahinterliegende Foyer generiert. Die Unterschiedlichkeit der Anforderungen an die verschiedenen Veranstaltungsformate bringt es mit sich, dass die eigentlichen Hallenbereiche vergleichsweise neutral gestaltet werden. Demgegenüber werden die beiden – getrennt wie zusammenschaltbar funktionierenden – Foyers so gestaltet, dass sie von außen das Innere präsentieren. Weiter wäre es für die eine oder andere Veranstaltung sicher interessant, wenn die Trennwand zwischen den Hallen und den Foyers teilweise ebenfalls transparent ausgeführt werden könnte, um die Beziehung zwischen innen und außen zu verstärken. Durch den geschoßhohen Versatz der Hallen gegenüber den oberen Foyers werden einerseits die Abläufe vom Ticketkauf über die Garderobe und Toiletten bis zum Einlass in die Hallen entzerrt. Andererseits wird die Aufenthaltsqualität innerhalb dieser räumlich komplexen Situation erhöht. Die Anbindung an die Tiefgarage und die Hotelbereiche sind dabei sehr einfach schalt- und kontrollierbar. Die allgemeine Andienung erfolgt über LKW-Rampen auf der Südseite.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag überzeugt durch einen nahezu selbstverständlichen Auftritt dreier Elemente: dem Hochhaus, der Veranstaltungshalle und einen die beiden Gebäude einbindenden Platzraum.
Hochhaus und Veranstaltungshalle erhalten zum Straßenraum hin ihre eindeutige Adresse, sie stellen einen Blickbezug zum Estrel-Hotel her und sind über den Platzraum erschlossen.

Dabei entwickelt das Hochhaus als freigestellter Solitär einen seiner Nutzung und seiner Fernwirkung entsprechenden hohen gestalterischen Anspruch. Das Hochhaus ist ein elegantes Gebäude, mit guten Proportionen. Die prismatische Wirkung der Fassade stellt Bezüge zum bestehenden Hotelkomplex her und entwickelt ein unverwechselbares Erscheinungsbild, das mit unterschiedlichen Wetter- und Tageslichtverhältnissen eine abwechslungsreiche Erscheinung erfährt. Das Foyer des Hochhauses ist für die vorgesehene Nutzung als Hotel eng bemessen.
Als attraktives Angebot wird der Vorschlag des Frühstückrestaurants zum Freiraum der Wasserkanalebene angesehen. Die Grundrisse des Hotels sind weitgehend gut gelöst und zeigen eine wirtschaftliche Organisation. Der konstruktive Aufwand und eine wirtschaftliche Realisierung der Fassade, so auch deren Reinigungsaufwand, müssten noch nachgewiesen werden.

Der Hallenbaukörper ist durch eine weitgehend verglaste Fassade zum großen, freien Platz an der Sonnenallee geöffnet und stellt somit seine Bedeutung als Veranstaltungsort heraus. Die Konstruktion der stützenlosen Hallen ist der Nutzung angemessen. Eine direkte Anbindung der Hallen untereinander wäre nach Konkretisierung des Brandschutzkonzeptes sicherlich ein zusätzliches Angebot, das die funktionale Flexibilität erhöhen würde. Die an den beiden Längsseiten vorgesehenen Nutzungen und die damit verbundene Öffnung des Baukörpers werden positiv herausgehoben. Die Anlieferung der Hallen entlang der Südfassaden ist gut gelöst.

Kontrovers diskutiert werden die Größe des Platzraumes und die verkehrlichen Anforderungen, die hier zu lösen sind. Einerseits wird der Verzicht auf ein starres Konzept für die Erschließung in diesem Bereich gewürdigt, andererseits wird dessen Funktionsfähigkeit bei der Abwicklung des gesamten Verkehrs angezweifelt. Der Platz wird zwar durch die beiden Bauten, das Hochhaus und die Veranstaltungshalle räumlich gefasst, er wirkt jedoch überdimensioniert. Die fehlende räumliche Verbindung zwischen Hotel und Veranstaltungshalle wird kritisch angemerkt.
Die Tiefgarage ist einfach organisiert. Deren Anbindung an das Hochhaus kann nicht überzeugen.
Eine phasenweise Realisierung ist gegeben.

Insgesamt handelt es sich um einen Beitrag, der sowohl städtebaulich als auch in der Gestalt einzelner architektonischer Elemente eine hohe Qualität entwickelt.
Gesamtperspektive | schneider + schumacher

Gesamtperspektive | schneider + schumacher

Lageplan | schneider + schumacher

Lageplan | schneider + schumacher

Grundriss Eingang | schneider + schumacher

Grundriss Eingang | schneider + schumacher

Grundrisse | schneider + schumacher

Grundrisse | schneider + schumacher