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Einladungswettbewerb | 02/2014

Neubau Umbrückler Alm

Gewinner

Elmar Ludescher

Architektur

Philip Lutz ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Die neue Umbrückler Alm –Entwurfsbericht
Situation: Inmitten hoch aufragender Fichten und steiler Hänge empfängt eine Waldlichtung den Wanderer und Skifahrer: Dieser Platz lädt zum Verweilen ein, denn er bietet Sonne und Aussicht. Um diese beiden Qualitäten in bester Weise zu verstärken, steht das Gebäude am oberen Rand der bestehenden Wiese, direkt unterhalb des Forstweges. Der Gastgarten öffnet sich einladend, der Baukörper deckt den Rücken der Gäste, ein verschindeltes Dach verspricht Schutz vor Wetter und Sonne, der Kamin ist von weitem das sichtbare Zeichen einer Gaststube.
Architektur: Das Projekt wird mit sanften Veränderungen in die Landschaft integriert: die Hänge unterhalb und oberhalb werden etwas steiler, der Forstweg nur um wenige Meter versetzt. Die Terrasse erfordert keinen eigenen Baukörper, sondern nur die Verschiebung einer Höhenschichtenlinie, sie wird ganz selbstverständlich aus der Landschaft entwickelt. Dort, wo der Baukörper keine Belichtung oder Zugänglichkeit benötigt, gibt es auch keine Fassaden, das Volumen versinkt im Gelände. Das zeichenhafte Dach überspannt den organischen Grundriss mit wechselnden Neigungen, es wird grau verwittern und sich in die Silhouetten der Bergfichten einordnen. Das Projekt benötigt keine Stützmauern und keine Absturzsicherungen im Gelände, keine Oberlichten.
Erschließung: Das Gebäude ist direkt vom Forstweg aus erschlossen. Die Anlieferung, die drei Abstellplätze und das Holzlager liegen an dieser Seite, ein Windfang erschließt direkt die Stiege zum Keller, wo sich die Lagerräume befinden. Über diesen Windfang können auch Wanderer zu den Wc´s gelangen, wenn der Betrieb geschlossen hat. Die Gästeterrasse hingegen liegt im Süden, sie wird durch das Gebäude gegen den Forstweg abgeschirmt, dennoch ist sie ebenerdig an den Weg angeschlossen.
Außenraum: Die Terrasse ist zunächst ein Teil der Landschaft, sie hat keine Grenze zur großen Wiese und ist auch in diese Richtung einfach zu erweitern, eine teilweise Terrassierung ist denkbar. Hier ist legeres Kommen und Gehen möglich, Sehen und Gesehen-werden, die Rodeln bzw. Fahrräder bleiben stets im Blick. Kinder können spielen, man kann auch den Hund laufen lassen. Entlang des Hauses erstreckt sich eine umlaufende Bank, die windgeschütztes Sitzen mit Blick ins Inntal ermöglicht, es werden auch ca. 60 überdachte Sitzplätze angeboten.
Innenraum: Zentraler Dreh- und Angelpunkt des Innenraumes ist die Bar mit der Ausschank. Rund um diesen Anziehungspunkt ordnet sich die große Stube an, kommunikativ und flexibel möblierbar, eine Bank begleitet die Fensterseite, der Ausblick umfasst beinahe 180°, er wird vom auskragenden Dach beschattet und gerahmt. Die kleine Stube ermöglicht auch geschlossene Gesellschaften, sie hat einen eigenen Kamin, in diesem Bereich wird die Decke tiefer abgehängt.
Energieeffizienz: Die Abwärme von Küche und Kühlzellen wird bei winterlichem Vollbetrieb ganz erheblich zur Abdeckung des Heizwärmebedarfes beitragen, weil diese über den Wärmetauscher der Lüftungsanlage dem Gebäude zurückgeführt werden kann. Es erscheint naheliegend, die Frostfreiheit und Grundlast des Gebäudes über eine Wärmepumpe abzudecken, die Spitzenlast durch den Stückholzkamin im EG. Der unterirdische Gastank auf dem Gelände kann daher entfallen.

Nachhaltigkeit: Das beheizte Volumen des Gebäudes ist sehr kompakt, die Gebäudehülle wird hochgedämmt, die Bauteile werden aus nachwachsenden Rohstoffen geplant, vollständig aus regionalen Quellen. Es wird eine im Prinzip konservative Bauweise angestrebt. Durch den Einsatz einer Stückholzheizung wird Holz aus der nächsten Umgebung zur Beheizung eingesetzt, die Wertschöpfung bleibt bei der Stadt Innsbruck, die Wege sind kurz und nachvollziehbar.
Materialisierung: Keller, Bodenplatte und erdberührte Wände werden aus Ortbeton hergestellt, die Wände im Erdgeschoss in Holzbauweise. Die 3-fach-Verglasungen werden in tragenden Stahlrahmen gehalten. Der Dachstuhl ist aus Leimbindern konstruiert, die Dachflächen aus Schnittholzbalken und Holzwolledämmung. Die Dachflächen werden mit heimischen Lärchenschindeln gedeckt, die Innenflächen der Gasträume mit astfreier Tanne getäfert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt vereint die äußerst verschiedenen Ansprüche gekonnt, selbstverständlich und auch eigenständig. Das Gebäude liegt (unter Inanspruchnahme der möglichen Straßenverlegung) entspannt im relativ unveränderten Gelände. Der Weg zweigt sich an dieser Stelle auf und wird zum Platz/Terrasse, die durch das Haus zu gehen scheint, was durch die 2 Eingänge verstärkt wird. Auf diese Weise gibt es keine Rückseite. Alles liegt unter einem vielflächig geneigten Dach, welches mit einer horizontalen Linie den umlaufenden Balkon schützend überdeckt. Der nötige Schutz vor hochstehender Sonne wird dadurch gewährleistet. Neue Architektur erzeugt Gemütlichkeit. Verschiedene Funktionen werden noch zu optimieren sein, die diesbezügliche Elastizität wird Projektant und Projekt zugetraut. So kann aus den Plänen nicht hinreichend herausgelesen werden, wie der Ausstellungsraum und die Zimmer adäquat belichtet werden. Aufgrund der abstrakten räumlichen Qualitäten dieses Projekts sind Materialien in gewissem Masse auch abstrakt einsetzbar. So muss das Dach nicht unbedingt schindelgedeckt sein. Eine PV-Integration ist gut vorstellbar. In der Weiterbearbeitung ist das Projekt in Funktionsabläufen und Materialität in Abstimmung mit der Bauherrenschaft adäquat zu tarieren. Aufgrund der Bedeutung des Projekts wird eine Begleitung vor der Umsetzung durch den IGB empfohlen.