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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2014

Mühltorplatz

Modell

Modell

3. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

Architektur 109 Mark Arnold + Arne Fentzloff

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadtreparatur
Durch die Positionierung von vier neuen Baukörpern wird die brachliegende Nahtstelle zwischen dem bestehenden klassizistischen Stadtgrundriss und der linearen Bebauung Klein-Venedig entlang der Eyach behutsam repariert:
- ein Neubau ergänzt das Gebäude Beim Mühltor 10
- ein länglich ausgerichteter Baukörper schließt die Lücke der Wohnbebauung entlang der Eyach
- die beiden dazwischen positionierten Gebäude bilden eine neue Raumkante zum Fischaufstieg Richtung Süden, bzw. zur Straße Am Mühltor Richtung Norden
Die neuen Stadtbausteine reagieren aufeinander und auf den städtischen Kontext - ein Dialog zwischen Neu und Alt entsteht und schafft einen neuen Ort, der sich - wie eine historisch gewachsene Struktur - "reparierend" in die Stadt einfügt. Die Höhe der Neubauten ist jeweils unterschiedlich gewählt - sie orientiert sich an der unmittelbaren Nachbarbebauung.
Die Einheitlichkeit des Stadtbildes wird wieder hergestellt.

Erschließung/Wohnungstypen
Die Neubauten sind so angeordnet, dass die vorhandenen Durchwegungen fortgeführt bzw.ergänzt werden. Vielfälltige Durchblicke und neue Blickbeziehungen entstehen. Treffpunkte und Orte zum Verweilen ermöglichen Urbanität.

Alle Gebäude werden von der Stadtseite her erschlossen. Die Wohnungen sind überwiegend barrierefrei zugänglich.
Die Gebäudestruktur ermöglicht unterschiedliche Grundriss- und Nutzungsvarianten.
Das vielfälltiges Angebot an unterschiedlichen Wohnungstypen und -größen für jung und alt verspricht darüber hinaus gute Vermarktungsmöglichkeiten.

Je nach Gebäudestellung und Lage sind die Wohnungsgrundriße als "Durchwohner" konzipiert (Gebäude 4, Ost-West orientiert) bzw. zu einer Seite hin ausgerichtet (Gebäude 1-3, Nord-Süd orientiert).
Das Gebäude 4 erhält aufgrund seiner besonderen Lage zur Eyach eine vorgelagerte Balkon-Loggiastruktur. Bei den Gebäuden 1-3 sind die Loggien in die Fassade eingerückt.
Die von Nord-Osten für PKW befahrbare Tiefgarage ermöglicht den direkten Zugang zu den Wohnungen. Abstell- Technik und Müllräume sind ausreichend vorgesehen.

Konstruktion/Gebäudetechnik
Die Gebäudestruktur ist durch geringe Spannweiten und eine einfache Baukonstruktion nachhaltig konzipiert. Die Gebäudehüllen sind aus ökologisch unbedenklichen, nachhaltigen Baustoffen (Graue Energie) vorgesehen.
Unterschiedlich rauhe Putzstrukturen im ortsüblichen Farbkanon sowie die Proportion und Stellung der Gebäude tragen dazu bei, dass sich die Häuser mit dem Ort verwurzelt werden.

Das Energiekonzept für das Gebäudeensemble bindet regenerative Quellen so stark wie möglich ein, um sehr wenig Energie zum Betrieb der Gebäude zu benötigen - im Idealfall entstehen Null-Energiehäuser. Grundlage ist die CO2-neutrale Wärmeerzeugung mit Wärmerückgewinnung und neuesten Energiestandards.

Freianlagen
Die Qualität des Quartiers Klein-Venedig liegt weniger im großen städtisch-urbanen Bereich, sondern in seiner kleinteiligen Gebäudestruktur mit spannenden Raumfolgen, Ausblicken, kleinen Plätzen und seiner sympathischen Vielfalt. Das daraus resultierende Konzept für die Gestaltung sieht zwar eine möglichst durchgehende und homogene Pflasterfläche für den öffentlichen Raum im gesamten Quartier vor. Es entsteht jedoch eine Folge von kleinen Plätzen, die sich verengen, öffnen und doch miteinander verbunden sind.
Typische Hofbäume des kleinstädtischen Milieus wie Nussbaum, Kirsche, Birne oder Apfel sorgen für Identität und Adressbildung. Der Zugang zum Kanal wird mit Sitzstufen großzügiger gestaltet und öffnet sich sich folgerichtig zur Innenstadt bzw. zur Herrenmühlenstraße.
Ein Staudenband auf der Westseite des Langhauses und entlang der bestehenden Bebauung im Norden stellt die Reverenz zum alten Mühlkanal - Gedächtnisspur - her.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorgeschlagene städtebauliche Struktur orientiert sich an der Bestandssituation. Die Körnung der Baukörper ist von ihrer Dimensionierung der bestehenden Situation angemessen. Das linear zur Eyach orientierte Gebäude ist zwar aus dem Bestand abgeleitet aber befremdet durch seine lineare unstrukturierte Ausbildung und steht der baulichen Struktur des Viertels „Klein-Venedig“ durch die Traufstellung zur Eyach entgegen.

Vermisst wird eine räumliche Weiterführung der Herrenmühlstraße zur Eyach. Die gewählte Öffnung zu dieser stellt zwar eine Verbindung dar, wirkt aber durch den starken Eingriff in den Straßenraum abschottend. Die Stellung der Gebäude in der zweiten Reihe, die mit ihrer Traufe den Verlauf der Herrenmühlenstraße aufnehmen, stellen sich verquer in den Stadtraum und behindern die Durchlässigkeit von der Straße Am Mühltor zur Straße Am Mühlkanal. Die Fischtreppe wird zwar angemessen in den städtebaulichen Raum integriert, lässt aber einen zusammenhängenden Platzraum mit entsprechender Großzügigkeit vermissen.

Der vorgeschlagene Anbau an das Gebäude Beim Mühltor 10 ist folgerichtig und von seiner baulichen Ausprägung konsequent entwickelt. Die gewählte Zufahrt nördlich der baulichen Anlage zur Tiefgarage behindert die Durchwegung von Nord nach Süd entscheidend und weist auch von ihrer baukonstruktiven Ausprägung ein zu geringes Maße um die Tiefgarage zu erschließen auf. Darüber hinaus wird dieser Raum noch durch die Anordnung oberirdischer PKW-Stellplätze belastet.

Das vorgeschlagene „Plätzchen“ zwischen den beiden west-ost-ausgerichteten Satteldachgebäuden weist eine Dimension auf, die „Hinterhofcharakter“ besitzt und eher als unwirtlich zu bezeichnen ist. Leider weisen sämtliche Außenräume ähnliche Wirkungen wie dieses Höfchen auf. Sie besitzen keine stadträumliche Großzüzgigkeit und wirken eher zufällig und restflächenartig. Die vorgeschlagene Gedächtnisspur mittels eines Staudenbandes, welches an den Mühlkanal erinnern soll, ist zwar inhaltlich nachvollziehbar aber für den einfachen Betrachter in keiner Weise erkennbar.

Die äußere Erschließung der Baukörper ist aus der städtebaulichen Situation nachvollziehbar entwickelt. Die inneren Erschließungen sind sparsam, aber in ihrer Dimension ausreichend. Die bauliche Struktur und die Grundrissausprägungen sind im Grundsatz konsequent und gut entwickelt. Ihre räumlichen Öffnungen sind entsprechend den gegebenen Situationen richtig platziert. Befremdend wirken in Teilbereichen die aus keiner Not angebotene innenliegende Bäder. Gestalterisch nicht nachvollziehbar ist die im Längsgebäude vorgeschlagene durchgehende Loggia, die dem Erscheinungsbild des Baulichen eher den Charakter einer Reihenhausanlage gibt und der gegebenen städtischen Struktur nicht entspricht. Darüber hinaus entspricht deren Dimension und Ausbildung nicht den gestalterischen und funktionalen Notwendigkeiten.

Die Wirtschaftlichkeit des Entwurfsvorschlags bewegt sich in einem noch akzeptablen Bereich, wird aber durch die im unteren Bereich liegende vorgeschlagene Anzahl an Wohneinheiten belastet. Durch die einfache Gebäudestruktur und deren bauliche Ausprägung lässt der Entwurf jedoch wirtschaftliche Werte in Bau- und Unterhalt erwarten. Das vom Verfasser vorgetragene energetische Konzept bewegt sich in Bekanntem und Üblichem.

Der Entwurfsvorschlag stellt in seiner Gesamtheit eine der Aufgabe angemessenen Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar. Sie wird jedoch von Entwurfsentscheidungen, die für den städtebaulichen Raum nicht zielführend und qualitätssteigernd sind belastet.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Skizze

Skizze

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd