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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2014

Neubau Fraunhofer NetzWertZentrum

Modellfoto

Modellfoto

1. Preis / Zuschlag

Auer Weber

Architektur

Erläuterungstext

Die Situierung des Wettbewerbsgrundstücks in Nachbarschaft zum eigentlichen Klosterareal, welches sich nördlich der Klostergartenmauer erstreckt und den Zielvorgaben für das NWZ als eine Anlage mit hoher Begegnungs- und Erlebnisqualität in einer „Frei-Denk-Atmosphäre” verbietet grundsätzlich die Übertragung dieser Vorgaben auf eine klosterähnliche (lat. claustrum = verschlossener Ort) Bauform.

Vielmehr bezieht sich das Entwurfskonzept auf den durch die Klostermauer eingefriedeten land(wirt)schaftlich geprägten Ort des geometrisch angelegten historischen Obstgartens, der über die Fraunhoferstraße hinweg nach Norden bis zum Maierhof reicht und mit der darin verlaufenden Allee die ehemalige und noch heute nachvollziehbare Ordnung der klösterlichen Freianlagen erlebbar macht.

Folglich sucht die architektonische und bauliche Umsetzung der Programmziele nicht den „verschlossenen Ort”, sondern deren Einbindung in diesen Landschaftsraum in Form eines „Garten-Hauses”, welches in seiner innenräumlichen Organisation und in seinem äußeren Erscheinungsbild weder dem Typus des Klosters noch dessen massiver Materialität folgt. Die gemeinschaftlichen und kommunikativen Inhalte bilden in Anlehnung an die landschaftliche Weite des Obstgartens ein „durchgrüntes Feld” welches, nördlich an die Klostermauer angrenzend und von Bäumen durchsetzt, im Süden durch das schlanke Langhaus des Wohntraktes definiert wird. Nach Ausrichtung und Länge wird bewusst auf die gegenüberliegende Bebauung an der Fraunhoferstraße, mit der als Museum genutzten Glashütte des Namengebers der Gesellschaft und dem Gästehaus Fraunhofer, korrespondiert. Dieser Bezug zur Ländlichkeit des Obstgartens und insbesondere zur Glashütte wird noch gestärkt durch die konsequente Verwendung von Holz als Konstruktions- wie auch Hüll- und Ausbaumaterial.

Unter der die Klostermauer einbeziehenden Horizontalen des extensiv begrünten Daches sind in lockerer Form die verschiedenen Programmbausteine angeordnet mit Zwischenräumen für zwangloses Begegnen und entspanntes Verweilen. Alle Gästezimmer haben freien unverbauten Ausblick einerseits nach Süden auf die Kulisse des Karwendels, andererseits nach Norden über den Maierhof hinweg in das Alpenvorland.

Die bewusst einfache und kompakt gehaltene Bauform in Verbindung mit einer Materialwahl aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen lässt eine positive ökologische, energetische und insgesamt wirtschaftliche Bilanz in Herstellung und Betrieb erwarten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt einen längsgerichteten Baukörper vor, der sich bewusst von der Fraunhoferstraße absetzt und so den Blick auf die Klosteranlage nicht einengt. Dabei nimmt er die Proportionen der umliegenden Bebauung auf. Durch die Absenkung der großflächigen Sockelzone tritt die große Dimensionierung des Erdgeschosses nicht in Erscheinung. Dabei wurde das ausladende Vordach kontrovers diskutiert. Das Eingangsgeschoss ist ein großer Kommunikationsbereich, der alle „öffentlichen“ Funktionen beinhaltet. Dabei wird der Obstgarten im Süden optimal mit eingebunden. Die Verkehrsflächen im Erdgeschoss besitzen eine große Transparenz und Erlebnisqualität. Über eine zweckdienliche Treppe werden die beiden Gästegeschosse erschlossen.

Die konstruktiven Notwendigkeiten, die aus der Lage des Gästebereichs über der Eingangsebene resultieren, sind zu wenig durchgearbeitet. Die Flurzonen sind zweckmäßig. Die Gästezimmer sind gut proportioniert und zoniert. Die Holzfassade ist sehr diszipliniert gestaltet. Der großflächigen Verglasung im Sockelgeschoss folgt eine reduzierte aber ausreichende Verglasung in den Gästegeschossen. Die vorgeschlagene Holzkonstruktion wird auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit positiv gesehen. Die Weiterführung der Holzfassade (Lattung)
auf die Dachflächen wird kritisch beurteilt. Der bauliche Brandschutz ist leicht nachweisbar. Die Verhältniswerte liegen im günstigen Bereich. Die Gesamtwirtschaftlichkeit ist gegeben.
Der Entwurf besticht durch den reduzierten Baukörper, der sich in die Klosterarchitektur
gut einfügt.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschosse

Grundriss Obergeschosse

Schnitt

Schnitt