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Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) | 02/2014

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2014: Spandau bei Berlin

Perspektive

Perspektive

Promenadenring - Neue Wege am Wasser

Schinkelpreis Landschaftsarchitektur + „Schinkel-Italienreise-Stipendium“

Preisgeld: 5.000 EUR

Henning Holk

Landschaftsarchitektur

Julia Müller

Landschaftsarchitektur

Philipp Rösner

Landschaftsarchitektur

Janina Thieme

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die einzigartige Lage Spandaus, dass im slawischen „Zusammenfluss“ bedeutet, spiegelt sich in dem Dreiklang Spree, Spreemündung und Havel aus. Die Lage am Wasser charakterisiert Spandau und ist der Ausgangspunkt für seine Entstehung. Als wichtige Handelsroute erlangte die Stadt an der Flussmündung einen bürgerlichen Wohlstand. Eine zentrale Rolle spielt dabei die besondere Wasserlandschaft. In unterschiedlichen Epochen der Geschichte lagen die Zentren Spandaus an unterschiedlichen Orten längs der Havel, abgegrenzt in der Zitadelle, strategisch an der Spreemündung oder westlich der Havel als Siedlungskern.
Das Spandauer Zentrum ist heute ein Nebeneinander von verschiedensten Stadt- und Landschaftsräumen, geprägt von unterschiedlichen historischen Abschnitten. Um sich neben der wachsenden Metropole Berlin neu zu positionieren braucht es eine Vision, welche die Qualitäten Spandaus und vor allem seine Vielfältigkeit als Qualität aufnimmt und herausarbeitet. Die Frage ist, was will Spandau in Zukunft sein? Wie will sich Spandau zukünftig positionieren?

Konzept
Dieser Entwurf sieht einen Rundweg vor, der den Flussraum von Havel und Spreemündung nicht länger als Abgrenzung begreift, sondern ihn als zentralen Lebens- und Bewegungsraum für Spandau definiert und besondere Orte im Stadtgefüge akzentuiert. Der Rundweg als Entdecker-Meile wird als Impulsgeber für eine zukünftige Entwicklung Spandaus und der Positionierung als Stadt am Wasser begriffen. Dieser verbindet auf der einen Seite die heterogenen Stadträume und bietet auf der anderen Seite jeweils einen großzügigen, weiten Blick auf die primäre Qualität Spandaus – das Wasser!
Die neue Uferpromenade fungiert als Bindeglied zwischen Stadt und Wasser und rückt den Flussraum ins Zentrum. Er verbindet die unterschiedlichen Charaktäre der Stadt- und Landschaftsräume und formt damit sowohl für Einheimische und Besucher ein neues Zentrum am Wasser. Zudem fungiert er als identitätsstiftendes Erlebnis, dass Spandau mit all seinen unterschiedlichen Facetten darstellt und den Kontakt zum Wasser herstellt, damit Spandau neu entdeckt, erlebt und gespürt werden kann. Durch seine starke Linienführung unterstreicht der Weg seine Funktion als rahmendes Bindeglied und zentrale Promenade mit Wiedererkennungswert. Das urbane Band bildet in seiner Konzeption und Ausformulierung eine gestalterische Einheit, die den Flussraum als Gesamtraum ablesbar macht. Diese formale Identität unterstützt die Ablesbarkeit des Promenadenbandes in den unterschiedlichen Uferabschnitten und Stadtszenerien. Angelehnt an die bestehenden Strukturen wird die Wegeführung entwickelt und verbindet bestehende und neue Qualitäten am Wasser. Eine Wechselwirkung zwischen neuem Rundweg und der bestehenden Uferlinie, lässt neue Spannungsräume am Wasser entstehen und führt gleichzeitig schnell und barrierefrei um das neu positionierte Spandauer Zentrum. Die Bereiche, die sich teilweise zwischen Fluss und Weg aufspannen, stellen sich als besonders intensive Erlebniszonen dar, die ein reiches Nutzungsangebot rund um das Thema Wasser anbieten und kontemplative Orte mit einem abwechslungsreichen Dialog zum Genießen und Verweilen ausbilden. Der urbane Rundweg am Fluss bündelt alle Aktivitäten: das Flanieren am Ufer, den abendlichen Spaziergang, das Picknicken am Wasser, das Radfahren und Sonnenbaden, gleichzeitig formuliert er eigenständige Freiraumsequenzen. Eine sinnliche Einheit zwischen Gewässer und anliegenden Freiräumen wird durch landschaftsarchitektonische Mittel, wie Treppenanlagen, Sitzstufen, Holzdecks und Spielmöglichkeiten konzipiert. Die Flächen zwischen der Promenade und den angrenzenden Quartieren sollen als ruhigere Pufferzonen zwischen Stadt- und Flusslandschaft vermitteln. Konzeptionell wird ein zweiter, städtischer Rundweg angedacht, der über sogenannte Wasserachsen zwischen neuer Promenade und den umlaufenden urbanen Freiraumring intervenieren. Dieser zweite Rundweg orientiert sich an bestehenden räumlichen Kanten und städtischen Strukturen und bildet damit einen städtischen Rundweg, der durch die Zentren der unterschiedlichen Stadtquartiere führt. Die „Wasserachsen“ sind durch Baumreihen akzentueirt, die durch besondere Baumarten hervorgehoben werden und beide Rundwege miteinander verknüpfen. Durch diese beiden korrespondierenden Rundwege und die verbindenden Baumalleen entstehen zusätzliche Spannungsräume, die den Fokus auf das Wasser, als Zentrum Spandaus, herausarbeiten und eine Kontinuität, Orientierung und Durchlässigkeit unterstützen und gewährleisten.

Der Promenadenring
Zwei parallel verlaufende Wege werden zum Promenadenring zusammengefasst, der wie ein Beltwalk im Landschaftspark die übergeordnete Erschließung für Spandaus Freiraumsystem darstellt. Der Hauptweg (Asphaltdecke) verläuft durchgängig in einer Breite von 2,5m durch die unterschiedlichen Freiraumsequenzen Spandaus. Dieser fungiert vor allem als übergeordnete, schnelle Bewegungszone, während der mit 1,50m schmalere Streifen auf der dem Wasser zugewandten Seite liegt und den Bewegungsraum für das Flanieren und Spazieren am Wasser bildet. Dieser parallel verlaufende Weg wird in seiner Materialität durch die Stadtsequenzen Spandaus beeinflusst und ändert die Oberflächenbeschaffenheit je nach Profil des Stadtfragments. Die Materialität soll den Charakter des angrenzenden Stadtquatieres aufgreifen und unterstreichen, um die Funktion des Rundweges als Orientierungselement zusätzlich zu stärken.

Sequenz Altstadt (Lindenufer) / Havelpark
Im Havelpark entlang der Altstadt wird der Rundweg behutsam in das bestehende Parkgerüst integriert. Dabei werden funktionelle Anforderungen wie eine Verträglichkeit mit den bestehenden Bootsanlegern, sowie eine barrierefreie Zugänglichkeit abgedeckt. In noch nicht weiter entwickelten Bereichen des Havelparks wird die Grundstruktur des Parks fortgeführt und durch eine neue zeitgenössische Gestaltung aufgewertet. Der neue Parkraum gegenüber der Spreemündung ist das großzügige Entreè zur Altstadt, malerische Ufersituationen laden zum Lustwandeln und Verweilen ein. Seine baumbestandene Stadtkante bildet einen starken Kontrast zur gegenüberliegenden industriell geprägten Seite. Ergänzt wird der Havelpark durch lineare Verbindungen, die das Bebauungsraster der Altstadt aufnehmen und geradewegs auf die Havel zu laufen. Sie bilden den Auftakt für neue freiraumplanerische Interventionen entlang des
Havelufers. In diesen zentralen Uferbereichen der Altstadt werden eine neue Sitzstufenanlage, eine Bastion, sowie eine Liegewiese für intensive Nutzungen, für Spiel, Sport und Aufenthalt, am Wasser angeboten. Auch der Bürgergarten wird aufgenommen und im Spannungsbereich zwischen Havel und Rundweg neu verortet. Nördlich davon wird der Parkbereich vor dem ‚Kolk‘ durch ein Bewegungs- und Aktivband belebt. Die Verbindung auf die östliche Havelseite zur Zitadelle wird durch den Ausbau der Schleusenanlage mit begleitenden Stegen geschaffen.

Sequenz City Marina
Südlich der Altstadt befindet sich mit dem Bahnhof und mehreren Brücken der zentrale Infrastruktur-Hotspot der Stadt. Dieser wird durch die Anlage eines kleinen urbanen Hafenbeckens (City Marina) und neuer städtebaulicher Setzungen ergänzt. Dies soll Spandaus Neuausrichtung auf vermehrte Bespielung und Nutzung des Flussraumes unterstreichen. Vor allem die großzügige Verbindung zwischen Bahnhof und Havel wird so deutlich aufgewertet und fungiert als direkte Sichtbeziehung. Gleichzeitig zeigt dieser Frequenzwechsel südlich der Altstadt deutlich, dass hier der Hub für das neue, moderne Spandau beginnt.

Sequenz Wohnquartier
Im Südosten des Entwurfgebietes, an der Kleingartensiedlung, beginnt der Auftakt des Rundwegs mit einer kleinen Platzsituation. Bewusst wird der Zungang auf der südlichen Seite der Dischigerbrücke geführt, um den Blick in den südlichen gelegenen Havelraum zu öffnen. Danach verläuft der Weg auf einem schmalen Streifen zwischen Havel und bestehender Wohnbebauung. Dieses Areal wird teilweise städtebaulich ergänzt und die Zugänge zum Wasser werden gestärkt. Der Rundweg liegt in diesen Bereichen etwas niedriger als die Gärten der Anwohner. Begrenzt wird er durch eine Mauer, sowie eine Heckenpflanzung, die den Bewohnern eine Balkonsituation mit einer hohen Privatheit gewährleistet. Durch die Lage des Weges direkt am Wasser, eine geringe Distanz zum Gewässer und die Holzbohlen auf dem Weg wird hier das Gefühl der Wasserstadt Spandau sehr deutlich.

Sequenz ehemaliger Hafen-und Industrieareal
Am Stresowpark beginnt der Abschnitt des ehemaligen Hafen- und Industrieareals um die alte Gießerei. Dieses Gebiet soll langfristig ein gemischtes urbanes Quartier werden, bei dem die Altbauten der Gießerei durch Gastronomie-, Event- und vor allem Hochschulnutzung innovativ neu belebt werden sollen. Der Platz östlich der Gießerei wird zum Kreativ- und Kulturcampus transformiert. Ein Hafendeck mit Blick auf die Spreemündung lädt künftig zum Aufenthalt mit Beach-Flair ein. Das parallel zum Hauptweg verlaufende Band ist hier mit Stelcon-Platten versehen, die den Charakter des ehemaligen Hafen- und Industriequartiers aufgreifen. Aus dem neuen Quartier schiebt sich die neue Spreebrücke barrierefrei über das Gewässer und erreicht über den Sophienwerder den Sprung an das nördliche Spreeufer. Auch der Sophienwerder wird durch die neue Spreebrücke, die als Landmark fungiert, besser angebunden und soll dementsprechend entwickelt werden. Die neue Spreebrücke dient nicht nur dem barrierefreien Überqueren der Flussräume sondern inszeniert auch spannende Ausblicke auf Spandau und die Spreemündung. Dessen Spitze wird zu einem Anlegeplatz für Wassertaxis, Kanuten und Bootsfahrer umgewandelt. Auf dem Streifen entlang des Ruhlebener Altarms soll langfristig eine Wohnnutzung in hervorragender Lage etabliert werden.

Sequenz Landschaftsraum Zitadelle
Angekommen auf der nördlichen Spreeseite soll der landschaftliche Charakter durch die Ausführung des Rundwegs in wassergebundener Decke und weniger baulichen Interventionen, als Divergenz zur Altstadtseite, betont werden. Als Umlenker agiert die neu geformte Spreemündung und eröffnet so einen ganz neuen, spannenden Ort am Fluss – das Havelpanorama. Sitzstufen fügen sich ungezwungen in die leicht abfallende Uferböschung ein. Auf der rückseits liegenden Fläche spannt sich ein Band mit Aufenthalts- und Spielgelegenheiten auf. Dahinter folgt eine extensive Allmende, die zu sportlichen Aktivitäten und zum Verweilen einlädt. Auch auf dieser Spreeseite soll auf Grund der zentralen Lage in Spandau langfristig eine Transformation in ein urbanes Dienstleistungs- und Wohnquartier angedacht werden. Dem Rundweg weiter nach Norden folgend erreicht man den Kulturlandschaftsraum der Zitadelle. Hier verhält sich der Weg eher unauffällig um diesen historisch wertvollen Raum nicht zu beeinträchtigen. Er erreicht den Schleusenübergang mit einer beeindruckenden Sichtbeziehung auf das Ravelin Schweinekopf und die Zitadelle dahinter. Dort knüpft er außerdem an das Wegenetz des Zitadellenparks an und rückt somit dieses bedeutende Kulturgut näher an Spandaus Innenstadt. Den Übergang zur Altstadt bildet die Schleuse, die auf ihren Schleusentoren bei geschlossenem Zustand überquert werden kann.

Ausblick
Der Rundweg verhilft Spandau seine vorhanden räumlichen Charaktäre und Potentiale zusammen zu führen, sie erlebbar zu machen und formuliert eine neue Ausrichtung auf das Wasser als zentrales städtisches Element. Auch fungiert er als Impulsgeber sowohl für freiraumplanerische und städtebauliche Ergänzugen im Stadtgefüge. Als Versprechen an die Zukunft der Wasserstadt Spandau hilft er der Stadt sich neu zu positionieren und sich auf vorhandene und neu geschaffene Qualitäten zu fokussieren!

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 301 “Promenadenring – Neue Wege am Wasser“ stellt den Flussraum von Spree und Havel ins Zentrum einer künftigen Entwicklung Spandaus zur „Stadt am Wasser“.
Der Heterogenität von 5 „Sequenzen“ - Stadträumen am Wasser wird konzeptionell mit ei-nem „Promenadenring“ begegnet. Zwei durch „Wasserachsen“ verbundene Rundwege glie-dern den Uferraum: Der erste führt barrierefrei entlang der Freiräume und Uferkanten von Spree und Havel. Der zweite orientiert sich an bestehenden räumlichen Strukturen der an-grenzenden Quartiere und verbindet deren Zentren miteinander, machen vorhandene und neugestaltete Qualitäten sicht- und erlebbar.
Entsprechend ihres Charakters und ihrer Potentiale werden die unterschiedlichen Sequen-zen weiterentwickelt. Behutsamen städtebaulichen Ergänzungen in Stresow sowie der Ent-wicklung der Geschützgießerei zum Kreativzentrum, steht die sinnvolle Neuordnung des alten Postgeländes einschließlich der Einrichtung einer Marina sowie des Gewerbegebiets südlich der Zitadelle zum Dienstleistungs- und Wohnquartier gegenüber.

Der gut in vorhandene Strukturen eingefügte Uferweg einschließlich der Brückenschläge über Havel und Spree, verbindet die unterschiedlichen Freiräume am Wasser, schafft Blick-beziehungen zwischen den Sequenzen und hebt mit der Schaffung von vier besonderen Orten rund um die Spreemündung, die Bedeutung des Zusammenflusses als Ursprung Spandaus und Zentrums künftiger Entwicklung hervor.

Das Preisgericht würdigt die Angemessenheit und umfassende Durcharbeitung des stadt-räumlichen und freiraumarchitektonischen Konzepts. Graphisch klar präsentiert, weist die souveräne Übersetzung konzeptioneller Ideen in räumliche Situationen, inklusive deren De-taillierung bis auf die Materialebene, auf ein hohes Maß an Professionalität des/der Verfas-ser. Einzig die Dimensionierung der beiden Wege am Ufer wurde kritisch gesehen.
Perspektive

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Abgabeplan

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Lageplan

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