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Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) | 02/2014

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2014: Spandau bei Berlin

Am Spandauer Eck

Am Spandauer Eck

Havelsprung

ANERKENNUNGSPREIS LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Preisgeld: 1.000 EUR

Lars Schöberl

Student*in Landschaftsarchitektur

Lucas Hövelmann

Student*in Landschaftsarchitektur

Richard Roßner

Student*in Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das vorgestellte Entwurfskonzept zur Umgestaltung der Spandauer Uferzonen sieht für den Ort ein neues Gesicht mit starken, identitätsstiftenden Gestaltungsmitteln vor. Unter Berücksichtigung von wertvollem Bestand und bereits bestehenden Planungszielen, steht die Verbindung eigenständiger Freiraumsequenzen besonders im Fokus. Stark fragmentiert reihen sich heute Orte mit hohem, jedoch unzureichend genutztem Potenzial aneinander. Fehlende Zusammengehörigkeit, der Mangel an reizvollen Blickbeziehungen und zuteilen schlechte Zugänglichkeit und Wegeführung erschweren die freie und lustvolle Bewegungsmöglichkeit der Besucher. Ziel ist es die Beziehung zwischen Stadt- und Landschaftsraum zu stärken und die Nähe zur Flusslandschaft zu nutzen, um eine bessere Erlebbarkeit des Ortes zu erreichen. Hierfür bedarf es eines übergeordneten Gestaltungskonzeptes, welches die Besonderheiten der Teilräume nicht zu überdecken versucht, sondern einer zusammengehörigen Kette von individuell ausgeprägten Bestandteilen folgt. In ihrem Zusammenspiel ergibt sich so ein urbaner Landschaftsraum, dessen Wiedererkennungswert in seiner Gesamtheit die Außenwirkung Spandaus nachhaltig beeinflussen wird.

“Havelsprung“

steht dabei gleichermaßen für die Verknüpfung der beiden durch die Havel getrennten Uferseiten und die Überwindung von bisher trennenden Raumgrenzen, sowie die Aktivierung von neuen Bewegungsmustern und der Erfahrbarkeit des Landschaftraums Havelufer. Ergänzende Brückenverbindungen und die Konzeption eines Rundweges verbinden die bisher separierten Orte miteinander und schaffen einen besseren Anschluss an die nördlich gelegene Zitadelle.

Spandaus Lage an der Havel bietet besondere Potentiale für eine stärkere Verbindung von Altstadt- Kernbereich und Uferkante. Ausgehend von Lindenufer und Stabholzgarten sieht der Entwurf eine Öffnung Richtung Uferzone vor. Stichartige Wegeverbindungen vermitteln direkt zwischen Stadt und entstehender Uferpromenade und inszenieren die neue Durchlässigkeit der Gebäudeflucht. Weiße Streifenmarkierungen leiten den Besucher zusätzlich den Weg und sind Ausdruck betonen die Hierarchie der Wegeverbindung.
Der Stabholzgarten erfährt eine der größten baulichen Veränderungen. In öffnender Geste weitet sich hier der Stadtraum zur Havel hin auf. Multifunktional als Stadtplatz verstanden und temporär als Veranstaltungsfläche nutzbar bekommt er durch seine Großzügigkeit und Nutzbarkeit einen urbanen Charakter und schafft eine einladende Anbindung an den Bahnhof Spandau und das Rathaus. Als Landmarke dient eine große, bronzefarbene Lichtstele, die den Platz durch punktuelle Beleuchtung bei Dunkelheit inszeniert. Wasserfontänen und der abgetreppte Uferbereich bieten Möglichkeit dem Wasser nahezukommen und Grund zum längeren Aufenthalt. Im weiteren Verlauf stößt der Besucher auf das Areal der ehemaligen Post. Gegenüber der städtebaulich markanten Großform der Spandauer Arkaden, entsteht ein Neubau mit Wohn- und Gewerbenutzung. Die Erschließung des Viadukts für eine gewerbliche Nutzung mit Auslagen in südlicher Richtung bietet Platz für Gastronomie in Sichtweite zur Havel. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht das Konzept eine Umgestaltung des alten Zementwerkes zu einem Sportplatz und Anlaufpunkt für Jugendliche vor. Die Bündelung von “lauten Nutzungen“ in unmittelbarer Nähe zur anliegenden Bahntrasse ermöglicht es den Bolzplatz vom Plantageplatz zu verlegen und einen bisher ungenutzten Raum unter der Eisenbahnbrücke zu erschließen. Somit gelingt eine nutzungsgekoppelte und atmosphärische Neuordnung des Bereiches. Weiterhin sieht das Konzept die Umgestaltung und Optimierung weiterer Teilbereiche vor. Als einzelne Bausteine verstanden und durch den Rundweg verbunden, wirken sie zukünftig gemeinschaftlich als Anlaufpunkte. Neue Brückensetzungen an der Spreemündung, in Nähe der alten Kulturgießerei – die als Treffpunkt für Kunst- und Kulturinteressierte ausgebaut wird - im Bereich der Schleuse und am südlichen Ende der bestehenden Kleingartenanlage erweitern das Netz aus verschiedenen Anknüpfungspunkten und variablen Eintritten in den Rundweg.
Die Öffnung der Charlottenbrücke, ausschließlich für Fußgänger, Radfahrer und den Öffentlichen Personennahverkehr, betont den Sprung über die Havel und ist zentrales Element des Rundweges. Auch hier findet sich das leitende Streifenmuster als leitende Verbindung zwischen Stresow und Stadtkern. Der PKW-Verkehr wird über die großen Umgehungsstraßen um die Stadt herum geleitet und verringert das Verkehrsaufkommen in der Altstadt. Um die freie Bewegung der Anwohner und Besucher auch im stadtnahen Bereich zu sichern sieht der Entwurf die Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone am Lindenufer vor.
Der Bereich der Promenade am Lindenufer wird durch Modellierung der bestehenden Topografie bis an die Spundwandkante herangezogen. Für den Schleusenverkehr verbleibt ein schmales Band mit Anlegemöglichkeiten. Hauptgestaltungsmerkmal sind die großzügigen Rasenterrassen, die sich aus dem Höhenversprung zwischen Stadt und Promenade ergeben. Durch drei Pflegeintensitäten werden die Flächen in unterschiedliche Höhenverläufe gegliedert und bieten ein abwechslungsreiches Bild für Radfahrer und Fußgänger. Zur punktuellen Aktivierung der Terrassen sieht das Konzept blickfangende Großschaukeln mit Ausrichtung zum Spandauer Eck vor.

Als besonders erhaltenswertes Element arbeitet der Entwurf den vorhandenen Großbaumbestand in die neue Konzeption ein. In der so entstehenden linearen Parkanlage zeichnen sich, prägend für die Stadtsilhouette, die Gegensätze von Alt und Neu ab.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit „Havelsprung“ verfolgt das Ziel, die Potentiale der Orte beidseitig der Havel zu stärken, trennende Raumgrenzen zu überwinden und den Landschaftsraum Havelufer über einen Rundweg erlebbar zu machen. Der Baumbestand wird als wesentliches Potential defi-niert und eingebunden.

Am Lindenufer orientiert sich der Entwurf weitgehend an der bestehenden Planung. Die Verbindungswege in die Altstadt werden durch einen markanten Bodenbelag besonders her-vorgehoben. Die Schließung der Charlottenbrücke für den Durchgangsverkehr attraktiviert die Verbindung zwischen Lindenufer und Stresow für Fußgänger und Radfahrer.
Für den Bereich um Bahnhof, ehemalige Post und Rathaus schlagen die Verfasser eine Neuordnung vor, die intensive und urbane Nutzungen bündelt. Der Stabholzgarten wird zu einem multifunktionalen Stadtplatz umgestaltet. Am gegenüberliegenden Ufer entsteht ein Spiel- und Sportplatz mit Skateanlage und Bolzplatz. Durch die Verlegung des Bolzplatzes kann die Plantagen zu einem grünen Platz umgestaltet werden. Ein Neubau (Wohn- und Gewerbenutzung) mit einer zur Havel hin terrassierten Grünfläche ersetzt das alte Postge-bäude.
Die historische Geschützfabrik wird zur Kulturgiesserei, einem Zentrum für Kunst und Kultur. Eine neue Brücke verbindet den „Platz an der Giesserei“ mit dem gegenüberliegenden „Spandauer Eck“ einer terrassierten Platz- und Grünanlage an der Spreemündung. Eine wei-tere Brücke verbindet den durch den neuen Weg erschlossenen Uferbereich an der Zitadelle mit dem Ufer an der Altstadt.

Die verbindende Funktion des neuen Weges wird durch die durchgängige Beibehaltung des formalen Duktus und der Materialität sowie durch gleichbleibende, wegebegleitende Gestal-tungselemente (Sitzstufen, Mobiliar, Gräserpflanzungen) betont.
Das Konzept der Arbeit und die konsequente, sorgfältige und qualitätvolle Durcharbeitung bis hin zur Detailebene überzeugen in weiten Teilen. Die Umgestaltung des Stabholzgartens ist jedoch konzeptionell – es erfolgt keine Anbindung an das Rathaus, da das Parkhaus als Barriere verbleibt – als auch von Maßstab und Gestaltung her fragwürdig.
Blick über den Stabholzgarten

Blick über den Stabholzgarten

Lageplan

Lageplan

Lageplan Spandauer Eck

Lageplan Spandauer Eck

Querschnitte Ufer

Querschnitte Ufer

Materialdetails

Materialdetails