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Offener Wettbewerb | 02/2014

DICHT.DAZWISCHEN.SÄEN

BurnInn

Engere Wahl

Simone Barthel

Architektur

Erläuterungstext

Als Projektgruppe widmen wir uns neuen Methoden und Strategien aus interdisziplinären Bereichen; wie ein Heilpraktiker greifen wir temporär in den urbanen Alltag und in die gefestigten Strukturen ein und setzen gezielte Akupunkturen, die ihre Wirkung im Moment und in der Zukunft tragen werden.
Jeder Ort im Stadtraum ist nahezu atmosphärisch wiederaufladbar. Dazu bedarf es nur des Anreizens der Ursprünglichkeit, die in jedem einzelnen von uns verankert ist. Das Medium Feuer ist und wird immer ein Phänomen bleiben; es ist nahezu ein verstecktes Grundbedürfnis in jedem von uns Menschen. Aufgabe ist es, den Menschen im urbanen Raum die Ursprünglichkeit wiederzugeben, damit sie sich aus ihrer Hülle kurzzeitig lösen können, um einfach auch natürlich sein zu dürfen. Eine öffentliche städtische Feuerstelle erlegt dem Ort eine neue duale Nutzbarkeit auf. Zugleich wird ein so verstandener Transitort atmosphärisch aufgeladen und bleibt andauernd im Bewusstsein, auch nach der Architekturwoche.
Die Installation im urbanen Raum ist in ihrer Substanz künstlerisch-architektonisch, jedoch nicht monumental, sondern partizipativ; es wird demnach den Menschen vor Ort eine Interaktion anvertraut. Sie gestalten, regeln, verantworten, beleben und kommunizieren die Installation selbstständig. Hierbei ist jeder, unabhängig seines sozialen Status, notwendiges Bestandteil der Installation. Durch die Zentrierung des Ortes durch ein Feuer wird eine intensive Begegnungsplattform ermöglicht.
Hier wird nebeneinander gestanden, stumm verharrt, vielleicht auch einmal Brötchen und Wurst gegen Stockbrotteig getauscht. Es kann zusammen gesungen werden, oder mn erzählt sich Erlebnisse und Geschichten und kommt ins Schmunzeln und und und. Ein Feuer impliziert grundsätzlich keine Besitzansprüche, es ist vergänglich und nicht materiell; eigentlich ist es lediglich eines der schönsten Mittel zum Zweck, dass Menschen sich zusammenfinden, verharren und kommunizieren!

Um bestimmten Orten ihre ursprüngliche Intention wiederzugeben, wie bei Stadtparks die Grünfläche als Erholung und Verschönerung gedacht ist, eignet sich die Installation besonders für den Südstadtpark in Nürnberg. Hier wird die Zeit entschleunigt und ein attraktives Angebot zur Partizipation geschaffen. Ausgleichend zum städtischen Burnout wird bewusst ein Ort ins Zentrum der beruhigten Verkehrswege gelegt, im Sinne des HolidayInns. Das englische Wort „Inn“ für eine Schenke/ Wirtshaus, greift die mögliche Nutzung der Feuerstelle auf; es ist zum Einkehren geboten.
Fünf Zentimeter starke Nadelholzscheite im Durchmesser zwischen 10 und 20 cm werden lose wie Pflastersteine auf der Parkfläche von circa ca. 300 m² ausgelegt/ ausgesät und mit aschgrauen Basaltsplitt 2-5 mm Körnung verfugt. Alle Scheite sind mit einem hauseigenen Holzstempel-Branding signiert. Das Branding informiert zugleich über die Autorenschaft, über das Happening und über die Architekturwoche.
Die gepflasterte Platzform ist ebenfalls rund, in Anlehnung an die Holzscheitform mit den Jahresringen, wie auch in Korrespondenz zu den bereits vorhandenen runden Platzformen im westlichen und mittigen Teil des Stadtparkes. Die Grundfläche fügt sich jedoch nicht vollständig den Parkstrukturen und schneidet bewusst die Gehwege an, um eine positive Konfrontation mit den Passanten hervorzurufen.
Der Duft von Holz, der Geruch von Grillgut, die Bodenhaptik, das Leuchten und Flackern der Flammen, die Wärme, der Geruch von Rauch und das Knistern des Holzes kommunizieren auf sinnlicher Ebene mit den passierenden Menschen und machen auf die Installation aufmerksam.
Die Installation hat skulpturalen Charakter, sofern keine Nutzung geschieht. Doch sobald die Intervention ihre Eigenaktivität bekommt und abgenutzt wird, geht der Kunstwert in neue Sphären über, während sich die architektonische Kunst selber verfeuert. Die Holzscheite dürfen nach belieben herausgenommen und zur zentralen Feuerstelle gebracht werden – entsprechend zurück in die Mitte: die Mitte, einst der Startpunkt des Wachstums der Stämme. Damit entmaterialisiert sich die Installation Stück für Stück zurück und investiert sich in sich selbst und in die Menschen.