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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

Philologicum - Zentralbibliothek für die Philologischen Fächer

Anerkennung

Klein + Sänger Architekten GmbH

Architektur

Behringer Beratende Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

K33 Architekten - Steinlehner & Riedner Architekten-Partnerschaft

Brandschutzplanung

Ingenieurbüro Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Hirdina

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

„Die Bibliothek als zentraler Ort zum Lernen, kollaborativen Arbeiten, kommunizieren, zur Beratung, zum Austausch und immer mehr als sozialer Ort ...“. Diese Definition und beschreibt auch den architektonischen und räumlichen Rahmen eines zeitgemäßen Gebäudetypus einer Bibliothek. Der stattfindende Wandel von analogen zu digitalen Medien kommt dabei in Zukunft besondere Bedeutung zu.
Dieser Wandel drückt sich gerade zu bildhaft in der vorgegebenen Bauaufgabe aus. Die klassische Fassade des „Gärtnerbaus“ bietet den traditionellen Rahmen für einen neu zu formulierenden Inhalt.
Aus der funktionalen Beschreibung ergeben sich zwei klare Bereiche: ein Buchbestand aus 450‘000 Medien und ein differenziertes Flächenangebot für das Lernen und akademische Arbeiten.
Aus diesen beiden Raumvolumen definiert sich das Grundprinzip für das neue „Philologicum“: Um den mittig angeordneten „Büchersilo“ gruppiert sich dreiseitig der Bereich der Lese- und Arbeitsgalerien. Diese stapeln sich ab dem 1.Obergeschoß auf 6 Ebenen bis unter das Dach. Das Erdgeschoß dient ausschließlich dem Verweilen, einer offenen Kommunikation, der Information und dem gesicherten Zugangsbereich zur Bibliothek. Auf dieser Ebene ist auch der Vortragssaal untergebracht - direkt am nördlichen Zugang von der Ludwigstraße. Das Erdgeschoß verbindet die beiden Zugänge von der Straßenseite mit dem eigentlichen Hauptzugang vom ruhigen Innenhof auf der Westseite. Der gesicherte Bereich der Medienlogistik ist von beiden Zugangsseiten direkt erreichbar. Begleitend zur historischen Fassade reihen sich Sitzgruppen für den Aufenthalt außerhalb des gesicherten Bereichs. Die neue Fassade der Westseite ist durch schlanke, gebäudehohe Sichtbetonpfeiler im Rhythmus der Fensterachsen der beiden Eckrisalite gegliedert. Zwischen diesen Pfeilern öffnet sich die Bibliothek nach außen und zeigt so die gewünschte Offenheit im Eingangsbereich. Trauflinie und Gesimse der historischen Fassade werden als horizontale Gliederung in der neuen Fassade aufgenommen. Das Niveau des Erdgeschosses liegt im Hochparterre aus Sicht der Ludwigstraße ( + 1.10m) und niveaugleich mit der Innenhofebene über der Tiefgarage, die behindertengerecht über eine kleine Rampe erreicht wird.
Das Untergeschoß wird auf das Niveau der 1.Ebene der Tiefgarage gesetzt. So wird ein ebenso ebenengleicher Übergang für die Anlieferung geschaffen. Zwischen Tiefgarage und Bibliotheksgebäude bietet ein Tiefhof Belichtung für die unter dem Eingangsbereich angeordneten Verwaltungsräume und den direkten Ausgang der beiden Fluchttreppenhäuser ins Freie.
Die eigentlichen Bibliotheksebenen ab dem 1. Obergeschoß sind in den Publikumsbereichen - zwischen Büchersilo und Außenfassade - in offene Galerie- und Balkonflächen gegliedert.
Hier ist es auf einfache Weise möglich ist , den Bereich des Lichtatriums die Flächen direkt am Lichtatrium im Bereich für digitale Medien umzuwandeln. Da die historische Fassade sich nur in 3 Fensterebenen unterteilt, die neue Biblliothek aber in 6 Geschoßebenen werden auf Ebene der Fenster großflächige Balkone mit Öffnungen in die angrenzenden Ebenen angeordnet. In den dazwischen liegenden, fensterlosen Fassadenzonen zurückspringende Galerien, die auf diese Weise ebenso Tageslicht erhalten. Die abgeschlossenen Einzel- und Gruppenräume werden dagegen im Bereich der neuen Westfassade angeordnet um eine bestmögliche Ausleuchtung mit Tageslicht zu erhalten.
Die Lese- und Arbeitsplätze als Räume der Konzentration und Ruhe sind an den drei Fassadenseiten angeordnet und umschliessen das Herzstück der Bibliothek, das Haus der Bücher.
Auf diese Weise entstehen geschlossene, offene und kommunikative Arbeitswelten sowie Rückzugsmöglichkeiten, die den individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen der Besucher gerecht werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf stellt den Typus des eingestellten Tischs in die historische Hülle dar. Die Haupterschließung erfolgt auf der Hofebene barrierefrei über eine Brücke zentral durch einen Windfang. Der Graben, der nur mit einer Brücke überwunden wird, wirkt jedoch wenig Einladend.
Seitens der Jury wird bemängelt, dass der Besucher direkt und konfrontativ auf die Servicetheke stößt, sobald er das Gebäude betritt. Positiv bewertet das Preisgericht, die Einbeziehung der Nebeneingänge von der Ludwigstraße, die das Erdgeschoss gleichwertig mit dem Haupteingang über eigenständige Windfänge erschließen, so dass das gesamte Erdgeschoss im öffentlichen Bereich begangen werden kann. Die historischen Eingänge von der Ludwigstraße werden hierdurch erheblich aufgewertet, was auch aus denkmalpflegerischen Gründen von der Jury begrüßt wird.
Weiterhin positiv wird der ebenengleiche Übergang aus der Tiefgarage ins UG des Philologicums bewertet. Das funktionale Defizit der fehlenden Verbindung zwischen Bücherrückgabe und Servicetheke sowie zwischen Servicetheke und Verwaltung ist zu bemängeln. Auch stellt der Zugang zum gesicherten Bereich über zwei sehr breite Gates einen großen technischen Aufwand dar. Die Büros für die Verwaltung im Untergeschoss werden sehr kritisch gesehen ‐ insbesondere, da vom Hof der Einblick möglich ist. Sie haben jedoch den Vorteil, dass für Anlieferung und Zugang zur Tiefgarage sowie zum Verlassen des Gebäudes nur sehr kurze Wege verbleiben. Der Zugang zum Magazin erfolgt leider ausschließlich über den Multifunktionsraum, was aber in der weiteren Bearbeitung problemlos geheilt werden kann.
Die Vertikalerschließung über die zwei notwendigen Treppenräume, die als Fluchtwege im UG ins Freie geführt werden, stellt eine wirtschaftliche Form der Vertikalerschließung dar.
Auf sechs Ebenen werden im innenliegenden dunkleren Bereich die Bücherregale platziert. Eine trennende umlaufende Regalwand schirmt die dort platzierten Regale von den umlaufend angeordneten Arbeitsplätzen ab, was seitens der Jury aufgrund der räumlichen Determinierung kritisch beurteilt wird. Da es sich jedoch nicht um tragende Wände handelt steht dies einer späteren flexiblen Umnutzung nicht im Wege. Das vom Entwurfsverfasser vorgesehene statische System des eingestellten Tisches mit nur zwei außen liegenden Stützenreihen, die über die Treppenhauskerne ausgesteift werden und nur partiell an die Außenwand andocken um diese mit zu stabilisieren ermöglicht für die spätere Nutzung eine sehr hohe Flexibilität, auch wenn es dem Preisgericht auf den ersten Blick in Form des vermeintlich starren zentralen Bücherblocks zuerst abwegig erscheint.
Zwischen den Treppenhäusern befindet sich über der Servicetheke ein bis zum Dach geführter durchgehender Luftraum, der u. U. zu akustischen Störungen führen kann.
Die neue Fassade zum Hof wird in der Ebene der Seitenrisalite als vorgehängte Glasfassade geplant. Die Gliederung erfolgt sehr klar mit Sichtbetonpfeilern und Gesimsen. Dabei wird anerkannt, dass die Gliederung der historischen Fassadengesimse aufgenommen werden sollen.
Lageplan

Lageplan

Ebene 1

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Ebene 1

Ebene 1

Ebene 2

Ebene 2

Schnitt

Schnitt