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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

Philologicum - Zentralbibliothek für die Philologischen Fächer

Philologicum, Abend

Philologicum, Abend

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

Nickl & Partner

Architektur

WSGreenTechnologies GmbH

Brandschutzplanung, Energieplanung, TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung, Autoren

Erläuterungstext

DER MENSCH IM ZENTRUM DES WISSENS…
Die neue Zentralbibliothek des Philologicum ist ein offenes, transparentes Haus für die Studierenden und Lehrenden der geisteswissenschaftlichen Fakultät, das die Interessen der Nutzer berücksichtigt. Zur Innenhofseite im Westen bildet die neue Gebäudehülle, deren horizontale Gliederung die Gesimse des Bestandes aufnimmt und fortführt, den Auftakt zur Bibliothek. Eine leichte, rhythmisch gegliederte Hülle, die ruhend zwischen den altehrwürdigen Fassaden des Gebäudes Ludwigstraße 25 an ein Bücherregal erinnert, signalisiert dem Besucher, der von der Schellingstraße um die Ecke biegt, dass ihn hier ein heller, freundlicher Ort erwartet.
Schon von außen lässt der sanfte Kontrast zwischen Alt und Neu erahnen, dass sich hinter den soliden Mauern ein neues Bild von Lernen, Arbeiten und Kommunikation bietet. Wie ein alles erleuchtendes Auge bildet das Atrium das Herz der Bibliothek. Ein offener Raum, der den Studierenden und Lehrenden neben Zuhause und Arbeitsplatz ein dritter Ort ist, um sich mit anderen Menschen auszutauschen.

ZWISCHEN ALTVERTRAUT UND NEUGESCHAFFEN
Der respektvollen Trennung von Neu und Alt kommt besondere Bedeutung zu, gleichzeitig entsteht ein Konzept, das als verbindendes Element zwischen dem prägenden Erscheinungsbild des Gebäudes Ludwigstraße 25 und den neuen Nutzungsstrukturen des Philologicums vermittelt. Das alte, den Stadtraum prägende Erscheinungsbild bleibt nach außen weitgehend bestehen und wird durch die neue Funktion der Bibliothek aufgewertet. Der Entwurf nimmt die horizontal gegliederte Struktur der Gesimse und Öffnungen der Bestandsfassade auf, interpretiert sie jedoch in einer lebhaften Rhythmisierung auf zeitgemäße Art neu und kennzeichnet in seiner Anmutung wie ein Bücherregal die neue Nutzung.
Rhythmisch wechselnd verteilen sich öffenbare Elemente über das Fassadenbild und bilden mit der genauen Anzahl von 15 doch ein konsequentes System. Hier an der Innenhofseite liegt auch der neue Haupteingang, der im Erdgeschoss mit einem sanften Schwung leicht zurückversetzt eine einladende Geste formuliert. Eine gewundene Rampenebene führt als zweiter Eingang von der Ludwigstraße her in die Eingangsebene, von der aus sich interessante Sichtbezüge eröffnen.
Als neue Adresse der Fachbibliothek dient das Eingangsgeschoss als Verteilerebene und gleichzeitig als repräsentative innere Verbindung sowie als Schauplatz für kulturelle Veranstaltungen.

EIN HAUS IM HAUS
Das Konzept für die neue Fachbibliothek folgt im Inneren einem Haus-in-Haus-Prinzip, so dass sich die eigentliche Struktur im Inneren, ein sechs Geschosse umfassender Einbau, von außen nicht ablesen lässt. Dadurch fügt sich die die neue Bibliothek respektvoll in den Bestand ein ohne in seine Charakteristik einzugreifen, präsentiert sich aber dennoch auf subtile Weise neu und eigenständig. Nicht zuletzt erzeugt die statische Grundidee des Gebäudes große Flexibilität innerhalb der vorgesehenen Nutzungen, die eine freie Raumaufteilung ermöglicht und damit auch künftigen Veränderungswünschen gerecht wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Hauptzugang erfolgt vom Innenhof auf Straßenniveau. Dies ermöglicht ausreichende Geschosshöhen innerhalb der begrenzten Gebäudekubatur. Der höher gelegene historische Eingang im Norden von der Ludwigstraße wird sinnvoll genutzt. Eine Rampe entlang der Schließfächer vermittelt von hier aus elegant zum Eingangsniveau. Das großzügige Eingangsgeschoss ist ein multifunktionaler Kommunikationsbereich, der
alle öffentlichen Funktionen beinhaltet und gut in den geschlossenen Bereich überleitet. Die Verkehrsflächen im Erdgeschoss besitzen eine große Transparenz und Aufenthaltsqualität. Von hier aus verbinden elliptische Lufträume alle Ebenen des Gebäudes. Der Luftraum zum hochfrequentierten Erdgeschoss über der Servicetheke
ist räumlich attraktiv, könnte jedoch im Bezug zur gewünschten Trennung in ruhige und lautere Arbeitsbereiche als störend empfunden werden.

Der Verfasser sieht für die Obergeschosse eine konsequent umgesetzte Haus im Haus, bzw. Tischlösung vor, die mit einer Fuge von den Bestandswänden abgelöst ist. Dies geht zu Lasten der Einzelarbeits‐ Gruppen‐ und Verwaltungsräume, die künstlich be- und entlüftet werden müssen. Stützen und zwei aussteifende Kerne bilden die Tragkonstruktion und beinhalten die notwendigen Treppen und Nebenraumzonen. Es fehlt der direkte Ausgang der Fluchtwege ins Freie. Die zusätzlich angebotene Verbindung der Geschosse mit ein bis zwei Wendeltreppen erscheint etwas willkürlich. Die Tiefgaragenanbindung ist gelöst.

Der Entwurf generiert in seinem Inneren eine Vielzahl von Aufenthaltsbereichen. Die vorgeschlagene Grundrisskonzeption ermöglicht eine große Flexibilität und freie Raumaufteilung und kann damit auch künftigen Veränderungswünschen gerecht werden. Die Arbeitsplätze sind entlang der gut belichteten Westfassade und um die elliptischen Lufträume angeordnet, die über die verglaste Dachfläche Tageslicht erhalten. Der Medienbestand ist zur relativ geschlossenen Ostfassade mit geringerem Lichteinfall hin orientiert.
Eine direkte Verbindung von der Servicetheke zu Verwaltung (4. Obergeschoss) und Sortierraum fehlt. Weder Sortierraum noch Lagerraum sind direkt über den Lastenaufzug erreichbar. Die Grundrissorganisation im Bereich Medienlogistik und Verwaltung lässt keinen reibungslosen Verwaltungsablauf erwarten und muss optimiert werden.

Die neu zu errichtende Westfassade liegt in der Ebene der Risaliten. Der Entwurf nimmt die horizontale Gliederung des Bestands auf, interpretiert sie jedoch auf zeitgemäße Art neu. Die Risaliten bleiben dadurch klar ablesbar. Die Wirkung der veränderten Dachlandschaft wird aus denkmalpflegerischer Sicht kritisch gesehen. Die Wirtschaftlichkeit der Fassaden‐ und Dachkonstruktion im Westen mit einer transluzenten
Wärmedämmung ist zu prüfen. Der sommerliche Wärmeschutz der verglasten Dachfläche wird kritisch gesehen.
Die vorgeschlagene natürliche Be‐ und Entlüftung wäre positiv. Allerdings ist die Realisierbarkeit im Zusammenhang mit der umlaufenden Fuge zu den Fassaden fragwürdig. Die Rauchableitung im Brandfall ist nicht gelöst.

Die in der Auslobung geforderten Arbeitsplätze und Regalmeter sind nicht vollständig nachgewiesen. In der Gesamtbetrachtung der Lebenszykluskosten liegt der Beitrag kostenmäßig im unteren Drittel aller Beiträge.

Das Projekt präsentiert ein überzeugendes, aus dem Bestand heraus entwickeltes Gestaltungsprinzip für die Errichtung des Philologicums.
Philologicum, Tag

Philologicum, Tag

Atrium

Atrium

Modellfoto

Modellfoto

Lageplan mit Dachaufsicht

Lageplan mit Dachaufsicht

Ansicht West & Schnitt AA

Ansicht West & Schnitt AA