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Offener Wettbewerb | 04/2014

Landesgartenschau Wangen im AllgÀu 2024

Blick von der ERBA-Promenade ĂŒber die Zeppelinwiese

Blick von der ERBA-Promenade ĂŒber die Zeppelinwiese

Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

Mitarbeiter:
Jan Grimmek, Marion Guichard, Sara Perovic, Laura Veronese, Yue Guan, Pia Mastrantonio, Matteo Basta


Wangen ist bekannt fĂŒr seine malerische historische Altstadt – eine der schönsten SĂŒddeutschlands. Sie ist Ausdruck fĂŒr Wangens Bedeutung als mittelalterliches Handelszentrum.

Getrennt von einem imposanten Bahndamm liegt Wangens moderne Vergangenheit:
Das ERBA-GelĂ€nde, ursprĂŒnglich ein Satellit außerhalb der Stadt mit eigener Infrastruktur, Stadtteilleben und –bewusstsein. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts prĂ€gte die Baumwollspinnerei ERBA die stĂ€dtebauliche und soziale Struktur der Stadt Wangens maßgeblich.

Die historische Altstadt und das ERBA-GelÀnde markieren die zwei gegensÀtzlichen Pole der Stadtentwicklung Wan-gens.

Die StadtgewĂ€sser verbinden die beiden Pole ĂŒber die Bahn hinweg: Der ehemalige industrielle Triebwerkskanal wird zur markanten ERBA-Promenade, die von der Altstadt bis um ERBA-Park fĂŒhrt und das neue Stadteilzentrum auf dem ERBA-GelĂ€nde an die Altstadt anbindet.

Die Obere Argen wird als naturnahes GewĂ€sser erlebbar und zugĂ€nglich. Mit dem ERBA- und dem BĂŒrgerpark entste-hen zwei neue Parkanlagen, die von der Besonderheit der GewĂ€sser geprĂ€gt sind und die Stadtfragmente zu einer neuen Einheit zusammenfĂŒgen.


Vom Triebwerkskanal zur ERBA Promenade

Der ehemalige Triebswerkkanal der Baumwollspinnerei ERBA ist ein historisches Industrierelikt dessen Symbolkraft auch heute noch fĂŒr die Zeit der Baumwollindustrie in Wangen steht. Als Verbindung zwischen Altstadt und ERBA-GelĂ€nde erhĂ€lt der Triebwerkskanal eine neue Bedeutung. Er wird zur ERBA-Promenade.

Im Abschnitt der Argeninsel liegt der Kanal zunĂ€chst nur ca. 50-70 cm ĂŒber GelĂ€ndeniveau. Sitzstufen und Holzdecks wandeln den Industriekanal in ein zentrales Aufenthaltsmöbel fĂŒr die umliegenden Schulen und Freizeiteinrichtungen. Baumreihen mit Quercus begleiten den Kanal und spenden Schatten.
Ab dem Kanalweg steigt der Kanal an. Ein auskragender Stahlsteg liegt auf der Kanalböschung auf und begleitet den Kanal als 2,5 m breite Promenade — ohne großen Eingriff in die Böschung.
Im ERBA-Park verbinden Auf- und AbgĂ€nge die Promenade mit dem Park und dem neuen Stadteilzentrum im ERBA-GelĂ€nde. Parkblicke queren den Kanal und enden in der Böschung. In der markanten Böschung des Kanals entstehen so kleine Aufenthaltsbereiche mit Blick ĂŒber den ERBA-Park.


Park an der Hochwasserente — Altstadtpromenade

Der Park an der Hochwasserente flankiert die Altstadt Wangens. Malerisch verbunden mit filigranen BrĂŒcken entsteht mit der Promenade auf der Altstadtseite eine Dopperlpromenade.

Versetzte Heckenkörper greifen das Motiv der angrenzenden GĂ€rten auf und verleihende der Promenade einen RĂŒcken — der Fokus rĂŒckt ganz auf des Wasser.
Eingestreute Obstgehölze und Staudenstreifen unterstreichen die GartenatmosphÀre der Promenade. In den Hecken-streifen versetze BÀnke bieten ruhige Aufenthaltsbereiche mit Blick auf die Argen und die Altstadtkulisse Wangens.


BĂŒrgerpark mit Argeninsel

Große SportflĂ€chen bestimmen den BĂŒrgerpark. Eine zentrale Achse gliedert diese und stĂ€rkt die Verbindung ĂŒber die Argen mit dem Sportzentrum. Baumhaine aus Alnus incana gliedern die Achse und bieten schattige Aufenthaltsberei-che fĂŒr die Zuschauer und Sportler.

Der Argenweg entlang des Ufers verbindet den BĂŒrgerpark mit dem Park an der Hochwasserente sowie unter dem Bahnviadukt hindurch mit der Auwiesensiedlung und dem ERBA-Park.

Im BĂŒrgerpark ist der naturnahe Wasserlauf der Argen die Hauptattraktion. Das Ufer wird abgeflacht und das GewĂ€s-ser leicht dynamisiert. Das GewĂ€sser wird aus dem BĂŒrgerpark heraus erlebbar. Einzelne ZugĂ€nge fĂŒhren direkt an das GewĂ€sser und unterstĂŒtzen die sinnliche Erfahrung des Wassers. Die Obere Argen wird zum prĂ€genden Bestandteil des BĂŒrgerparks. Spielbereiche am Wasser und unter der BrĂŒcke schaffen weitere Attraktionen. 40 Wohnmobilstell-plĂ€tze und 250 Pkw-StellplĂ€tze werden in die ParkflĂ€che integriert.

ERBA-Park

Die zentrale ParkflĂ€che verbindet die angrenzenden Quartiere der ERBA, der Auwiesensiedlung und der KleingĂ€rten. Die Zeppelinwiese mit lockeren Baumgruppen aus Obstgehölzen und naturnahen Auengehölzen unterstreicht die Weite der Flusslandschaft. Eine variierende Wasserkante schafft vielfĂ€ltige Verbindungen zur Argen. Eine Terrasse öffnet den Blick auf den Prallhang, abgeflachte Rasenböschungen und kleine Buchten leiten zum Wasser. Breite Sitzstufen am Ende des Turbinenplatzes schaffen eine urbane Wasserkante am Übergang zur offenen Landschaft. Ein lichtes Baumdach schafft einen rĂ€umlichen Abschluss. Die ParkbĂŒhne mit Kiosk bietet einen weiteren attraktiven Baustein auf dem Rundweg durch den Park.
Die Erweiterung der Auwiesensiedlung schafft eine neue prĂ€gnante Parkkante und betont mit einem Quartiersplatz den sĂŒdlichen Eingang in das Wohnquartier. Die neue Parkkante wird durch öffentliche Nutzungen gestĂ€rkt. Gemein-schaftsgĂ€rten, SpielplĂ€tze, sowie die VereinsgebĂ€ude und Reitanlagen schaffen Treffpunkte fĂŒr die Bewohner der angrenzenden Wohnsiedlungen. Der höher liegende Triebwerkskanal bildet das RĂŒckgrat des Parks.

ERBA-GelÀnde

Die neuen stĂ€dtischen Strukturen nehmen den Maßstab des Bestands auf. Es werden Baufelder mit Baublöcken gebil-det, die sich als robuste Struktur erweisen. BĂŒronutzungen und auch vertikal geteilte WohnhĂ€user bilden eine neue Silhouette. Sowohl funktional als auch gestalterisch sind die Bausteine sehr flexibel und bilden gleichzeitig eine ei-genstĂ€ndige urbane Gestalt aus. Das Industrieareal wird zu einem Quartier mit allen Funktionen.
Die BestandsgebĂ€ude der Alten und Neuen Spinnerei werden durch Kultureinrichtungen, offene Ateliers und WerkstĂ€t-ten und eine Veranstaltungshalle umgenutzt. Der Lindenhof wird durch einen großen Biergarten unter einem schatti-gen Baumdach ergĂ€nzt. Die GebĂ€ude entlang des Kanals werden stĂ€rker fĂŒr Wohnnutzungen mit Blick auf den Park genutzt, Gewerbenutzungen und BĂŒros orientieren sich zum Webereiweg. Eine eingeschossige Tiefgarage nimmt 300 StellplĂ€tze auf.


Landschaftspark

Die Wegeachsen durch das ERBA-Quartier setzen sich in die Agrarlandschaft fort und vernetzen so das neue Stadt-quartier mit dem bestehenden Rad- und Wanderwegenetz. Die Felderstruktur wird durch kleine PlĂ€tze und GĂ€rten (z. B. PflĂŒck-, Faser- und LeinwandgĂ€rten) aufgelockert. Die KleingĂ€rten zwischen MĂŒhlbach und Argen werden durch Wie-sengĂ€rten erweitert. Ein Spazierweg entlang der Oberen Argen macht die reizvolle Flussauenlandschaft erlebbar. Baumreihen unterstĂŒtzen die Felderstruktur und markieren die wichtigen Querverbindungen. Von dem sensibel in die natĂŒrliche Topografie des Prallhangs eingepassten Velodrom, kann man den Blick weit ĂŒber das Tal schweifen lassen.


Ausstellungskonzept

Der Ausstellungsschwerpunkt liegt im ERBA-GelĂ€nde und BĂŒrgerpark sowie der Spitze der Argeninsel. Verbindungen in den Landschaftspark, zur Oberen Argen sowie in die historische Altstadt binden die gesamte Stadt in die Gartenschau ein.
Das HauptveranstaltungsgelĂ€nde befindet sich auf dem ERBA-GelĂ€nde. Ein großzĂŒgiger Eingangsplatz erschließt das GelĂ€nde. Wichtige Attraktionen wie Blumenhalle und GĂ€rtnermarkt sowie gastronomische und kulturelle Einrichtungen grenzen an den Platz. Östlich des Platzes, innerhalb des neu entstehenden Stadtquartiers, werden FlĂ€chen temporĂ€r fĂŒr die Hauptveranstaltungsbereiche mit Gastronomie und die VeranstaltungsbĂŒhne genutzt. Westlich konzentrieren sich ThemengĂ€rten mit engem Bezug zur industriellen Vergangenheit und zur angrenzenden Kulturlandschaft. In Ver-lĂ€ngerung der KleingĂ€rten schließen sich WiesengĂ€rten und Orte zum Naturerlebnis an. Die Zeppelinwiese wird mit einem BlĂŒtenrand gerahmt und durch fliegende Zeppeline inszeniert. An den Rundweg um die zentrale ParkflĂ€che grenzen diverse ThemengĂ€rten wie LeinwandgĂ€rten und Kletterspindeln an.
Über die ERBA-Promenade werden die Besucher zum Ausstellungsschwerpunkt Argeninsel und BĂŒrgerpark geleitet. Dieser ist stĂ€rker durch die Nachbarschaft zur Altstadt und zu den Sport- und Schularealen geprĂ€gt. Hier entstehen FlĂ€chen fĂŒr Trendsportarten, Kinderspiel und JugendfreizeitaktivitĂ€ten. Ein Wasserspielplatz und die Fischtreppe betonen die Inselspitze am Zusammenfluss von Argen und Triebwerkskanal. Argenbuchten ermöglichen den engen Kontakt zum Wasser. Dieser Gartenschauteil grenzt direkt an die historische Altstadt und kann ĂŒber zwei Stadtein-gĂ€nge erreicht werden. Ein dritter Eingang ist mit den StellplĂ€tzen sĂŒdlich des BĂŒrgerparks verbunden.

Entlang der WasserlĂ€ufe der Oberen Argen und des ehemaligen Triebwerkskanals entstehen Ausstellungsbereiche, die auf vielfĂ€ltige Weise sowohl die industrielle Vergangenheit Wangens widerspiegeln als auch als die zukĂŒnftige stĂ€dti-sche und touristische Entwicklung Wangens als Stadt im AllgĂ€u aufzeigen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Als Leitidee wird die Schaffung eines durchgehenden grĂŒnen Bandes entlang der Argen mit einem großen gestalterischen Potenzial. Die Aufweitung und Erlebbarkeit der Uferzonen wird zum tragenden Gedanken. Dieses Thema wird bis zur EisenbahnbrĂŒcke konsequent durchgehalten in ErgĂ€nzung der flussbegleitenden stĂ€dtischen Nutzungen (Altstadt, Schulen und Sport/Freizeit).

Auf der Westseite der Bahnlinie trennen sich die Wege entlang der natĂŒrlich belassenen Argen und des linearen Kanals.

Der Verlauf des grĂŒnen Bandes wird durch senkrecht angeordnete Erschließungsspangen (Argeninsel, Turbinenplatz und VerlĂ€ngerung der Rudolf-Steiner-Straße) ergĂ€nzt, die die jeweils angrenzenden Nutzungen (Schulen/Innenstadt und Wohngebiet Berger Höhe/Waldorfschule) an den GrĂŒnraum anbinden. Die Grundidee des GrĂŒnraums wird durch die nachvollziehbare Anordnung der Bereiche Sport und Freizeit, Festplatz und ParkierungsflĂ€chen unterstĂŒtzt.

Die stĂ€dtebauliche Neuordnung westlich des Bahndamms sieht eine sehr sparsame bauliche ErgĂ€nzung der Auwiesensiedlung vor, deren baulicher Rand im Westen durch die VereinsgebĂ€ude unzureichend ausgebildet wird. Die Kfz-Erschließung ist in diesem Bereich sehr aufwĂ€ndig (Doppelerschließung mit beidseitiger Parkierung).

Die Neubebauung des ERBA-GelĂ€ndes nimmt die Struktur des historischen Bestands auf. Es werden gegeneinander versetzte Baublocks vorgeschlagen, die zum einen die DurchlĂ€ssigkeit des Gebiets nach Norden ermöglichen und FreirĂ€ume schaffen. Im Westen wird die Arbeitersiedlung durch unmaßstĂ€bliche Neubauten ersetzt.

Der Park an der Hochwasserente verspricht hohe QualitĂ€t, der BĂŒrgerpark lebt von den Möglichkei-ten, den Fluss zu erfahren. Die Nutzung des Auwiesenparks ist offen. Am Turbinenhaus entsteht ein Platz mit hohem gestalterischem Potenzial. Die historischen ERBA-GebĂ€ude werden durch einen gemeinsamen Platz zusammengebunden. Der Bezug in die freie Landschaft wird durch Baumreihen verstellt, die Ausweisung von StellplĂ€tzen dominiert.

Es besteht ein Widerspruch zwischen der Freilegung der Uferbereiche und den vorhandenen ge-schĂŒtzten ökologischen Strukturen.

Das Denkmal Kanal ist durch die ĂŒberladene, aufwĂ€ndige Gestaltung mit dem Steg auf der Nordseite der Dammkrone mit zahlreichen Plattformen, viele Holzdecks entlang der Argeninsel und BĂ€umen auf dem Damm in seiner technisch schlichten AusfĂŒhrung stark verĂ€ndert. Ein geschĂŒtztes GebĂ€ude ist entfallen.
BĂŒrgerpark mit Argenbuchten

BĂŒrgerpark mit Argenbuchten

ERBA-GelÀnde M 1:500

ERBA-GelÀnde M 1:500

BĂŒrgerpark M 1:500

BĂŒrgerpark M 1:500