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Mehrfachbeauftragung | 03/2014

Sülzgürtel 47, Baufelder 1 und 2 mit Kirche

SQ12K_NPA_Ansicht Sülzgürtel

SQ12K_NPA_Ansicht Sülzgürtel

1. Preis

npa - nebel pössl architekten

Architektur

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

WiA - Wohnqualität im Alter

Architektur, sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

NEUES STADTQUARTIER SÜLZGÜRTEL


GRUNDLEGENDER ENTWURFSGEDANKE

Zwei städtische Blöcke bilden das Gesicht und das Gravitationszentrum des gesamten neuen Quartiers auf dem Gelände der ehemaligen Kinderheime.
Vielfältige Nutzungen gruppieren sich um einen Platz und ein altes Kirchengebäude.
Geschäfte, Büros, Praxen, Restaurant, Versammlungsraum und der Eingang zur Kita, also die öffentlichkeitswirksamen Nutzungen, liegen gebündelt und direkt an dem großzügig offenen Anton-Antweiler-Platz.
Auf halber Wegstrecke zwischen den Versorgungsschwerpunkten Hermeskeiler Platz und Sülzburgstraße/Luxemburger Straße sowie den Marktorten Auerbachplatz und Klettenberggürtel kann hier ein kleiner neuer Magnet entstehen.
Auch die Wohnungen für Ältere orientieren sich hierher zur Teilhabe an der alltäglichen Lebendigkeit. Gezielte Wohnungsangebote an Jüngere werden mit jenen zum unmittelbaren Kontakt der Generationen in einem Gebäudeteil verbunden.
Weitere Wohnungen wenden sich an Familien und berufstätige Einzelhaushalte. Diese sind in den Neubauten am Sülzgürtel und der Münstereifeler Straße gelegen und verknüpfen freifinanzierte und geförderte Wohnkonzepte zusammenhängend in jeweils einem Gebäudeteil.

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR

Die Neubauten bestehen aus einfachen kubischen Volumen mit horizontal gegliederten Lochöffnungen wechselnder Größe, die Altbauten werden im Wesentlichen nur im Innern verändert. Die Körperlichkeit der Häuser wird durch eine Ziegelhaut an den Außenseiten der Gesamtanlage bestärkt. Die Konturen der Altbauten werden durch niedriggeschossige Anschlussvolumen freigestellt.
Eine Herausforderung stellt der hohe Anteil an kleinen Wohnungen bei Haustiefen von 14 bis 16 Metern dar. Deshalb wird auf herkömmliche Mehrspännertypologien verzichtet und stattdessen ein über die Geschosse und über die unterschiedlichsten Anforderungen hoch flexibles System von kürzeren Laubengängen vorgeschlagen. Dieses wird ergänzt durch gezielt eingesetzte Maisonnettewohnungen mit eigenen Hauseingängen.
Die Wohnungsfreibereiche sind außer in den Blockeckbereichen zu den Innenhöfen orientiert, so dass sich eine traditionelle Polarität Öffentlich – Privat herausbildet.

Die Altbauten besitzen Treppenhäuser im jeweiligen Abstand von ca. 30m. Sie eignen sich deshalb vorzüglich für die Wohngruppen und die Studentenwohnungen, die ohne zusätzliche neue Treppenräume konzipiert werden können. Jede Einheit hat dann direkten Zugang zu zwei Treppenhäusern.
Im ehemaligen Verwaltungsbau wie auch im sogenannten Haus Elisabeth sind diese ergänzt durch Familienwohnungen an den jeweiligen Gebäudeköpfen. So ist gewährleistet, dass sich in jedem Treppenhaus und den zugehörigen Übergangsbereichen alle Generationen begegnen.
Die großzügigen und auch überdurchschnittlich hohen Kellerbereiche werden durch zwei abgesenkte Innenhöfe mit eigenständiger Atmosphäre für hochwertige Nutzungen erschlossen.
Die daraus resultierende Höhenstaffelung der inneren Freibereiche trägt zu einer sehr städtischen Raumqualität – identifizierbare Außenräume, geometrisch komplex
und formal schlicht– ganz besonders bei. Diese Aktivierung erfolgt mit landschaftlichen Architekturthemen.
Einige Gemeinschaftsräume unterstreichen das Genossenschaftsprinzip und verstärken die Identifikation der Bewohner mit ihrer unmittelbaren Stadtumgebung.

Die Beschränkung der Formensprache auf vertikal streng und horizontal frei gegliederte Öffnungen für Laubengänge, Loggien und Fenster ermöglicht es, die Lebendigkeit der Nutzungsvielfalt und gleichermaßen die Zusammengehörigkeit über die einzelnen Häuser hinweg auszudrücken. Es entsteht ein bandartig umlaufendes Thema, individuell variiert, das aber nicht mit den Altbauten um Bedeutungshoheit konkurriert.

ERSCHLIESSUNG UND FREIRAUMPLANUNG

Der neue Anton-Antweiler-Platz in der Projektmitte bleibt den Fußgängern, den Fahrradfahrern, dem Aufenthalt der Bewohner und der Außengastronomie vorbehalten. Zwei Tiefgaragen werden von den Wohnungsmietern und den Supermarktkunden genutzt. Es entstehen eine private Mittel und eine ggf. in Teilen öffentliche zweigeschossige Großgarage. Die für den Supermarkt nachzuweisenden Stellplätze können ggf. auch oberirdisch an der Anton-Antweiler-Straße nachgewiesen werden.

Der städtische Platz bleibt im Wesentlichen unmöbliert und ungebrochen gepflastert, die Innenhöfe sind grün, auch auf dem Dach des Erdgeschosses und ermöglichen Privatgärten wie gemeinsam genutzte Dachrasenflächen.
Die beiden Altbauten werden durch ein Wasserbecken und einen Kieshof begleitet.
Die Außengastronomie wird auf dem nordöstlichen Platz zum Sülzgürtel hin orientiert, so dass sie Kontakt zur städtischen Umgebung aufnimmt und im Sommer nicht mit den angrenzenden neuen Wohnbauten konkurriert.

ÖFFENTLICH GEFÖRDERTE WOHNUNGEN

Die öffentlich geförderten Wohnungen rahmen die Projektmitte zum Sülzgürtel hin und sind das innere Rückgrat der Altbauten. Sie schaffen den dringend in Köln-Sülz benötigten Wohnraum in bezahlbaren Größenordnungen und tragen in Ergänzung der Eigentumswohnungsanlagen in der Tiefe des neuen Quartiers ganz entscheidend zu dessen Lebendigkeit bei, während die frei finanzierten Wohnungen die Wohnstraßen prägen und die Dachgeschosse der Altbauten füllen.

WOHNGRUPPEN FÜR ÄLTERE MENSCHEN

In drei Häusern sind jeweils zwei Geschosse für Wohngruppen für Ältere vorgesehen. Das führt dazu, dass darunter und darüber jeweils noch etwas anderes passiert. Die Gemeinschaftsbereiche der 5 Einheiten haben jeweils einen angegliederten Hauswirtschaftsraum und einen Vorratsraum.
Die einzelnen Zimmer haben Duschen, jede Wohngruppe hat ein Wellness-Wannenbad für alle.
In Verbindungszonen gibt es noch jeweils ein Pflegebad für mehrere Wohngruppen.

NEUE VERWALTUNG DER SÜLZER WOHNGENOSSENSCHAFT

Das Bürogebäude der Sülzer Wohngenossenschaft findet sein neues Zuhause in dem Erdgeschoss und dem überhohen Untergeschoss des Hauses Elisabeth. Diese Adresse dokumentiert den Anspruch, in der Mitte der Mitglieder aktiv sein zu wollen und trägt seinen Beitrag zur Lebendigkeit des Platzes bei. Ein von einem großen Luftraum nach unten geprägtes Foyer führt in den Ausstellungs- und Kontaktraum im Untergeschoss, der wiederum sich nach Nordwesten zu einem „Reflecting Pool“ öffnet. Hier sind die Besprechungs- und Mitgliederversammlungsräume zu einer großzügigen Begegnungslandschaft zusammengefasst. Dieser Arbeitsort ist unprätentiös und eigenwillig zugleich, präsent, aber nicht dominant. Die Mitarbeiter sind im besten Sinne „mitten drin“.

NACHNUTZUNG DER WAISENHAUSKIRCHE

Die denkmalgeschützte Architektur wird behutsam weiter entwickelt. Ein neues Foyer entsteht zum Anton-Antweiler-Platz hin in Fortführung der vorhandenen Kellertreppe. Der Kirchenraum bleibt mitsamt der Ausstattung erhalten. Die Warmluftheizung bleibt erhalten, das Kirchendach wird thermisch ertüchtigt. Zur Verbesserung der Akustik wird ein wärmedämmender Vorhang eingebaut, der verschiedene Raumszenarien ermöglicht.



MITARBEITER

Cordula Hoerner
Lucas Wördehoff
Mehdi Yassery
Philipp Antonakis

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch eine durchgängig einfache Gliederung und zurückhaltende Plastizität der Fassaden des Gesamtensembles. Die Architektur nimmt Bezug auf das Denkmal und das Quartier insgesamt.
Die Belebung des öffentlichen Platzes vor der Kirche durch die Anordnung von entsprechenden Nutzungen und Eingängen, u. a. des Supermarktes, ist eine richtige Antwort auf die städtebauliche Situation. Ob jedoch der Verwaltungstrakt der GWG hier einen neuen Standort finden sollte, wird noch kritisch hinterfragt. Gleiches gilt für die Besprechungsräume im Untergeschoss.
Die Wohnungsgrundrisse zeigen intelligente Lösungen – insbesondere beim Umgang mit der Struktur der Bestandsgebäude – und eine gute Durchmischung mit vielfältigen Typologien.
Eine optimale Nutzung und Ausnutzung wird z. B. durch den geschickten Ausbau der Dachgeschosse des Verwaltungsgebäudes in Studentenapartments und durch die Nutzung des hohen Untergeschosses erreicht. Allerdings erscheint das Wasserelement im Innenhof gestalterisch und funktional überzogen.
Der Innenhof des Baufelds 1 wäre ferner bzgl. der einseitig belichteten Grundrisse entlang der Münstereifeler Straße und der schmalen Lichtgräben zu optimieren.
Insgesamt bietet der Entwurf ein detailliert durchgearbeitetes Wohnungsbau- und Architekturkonzept. Dem Anliegen des Auslobers, hier einen besonderen sozialen Baustein zu entwickeln, wird ebenfalls entsprochen. Das neue Wohnquartier des ehemaligen Kinderheimgeländes erhält einen würdigen und anspruchsvollen letzten Bauabschnitt.
SQ12K_NPA_Perspektive

SQ12K_NPA_Perspektive

SQ12K_NPA_Grundriss EG

SQ12K_NPA_Grundriss EG

SQ12K_NPA_Ansicht Planstrasse

SQ12K_NPA_Ansicht Planstrasse

SQ12K_NPA_Schnitt_A

SQ12K_NPA_Schnitt_A

SQ12K_NPA_Schnitt_B

SQ12K_NPA_Schnitt_B

SQ12K_NPA_Innenperspektiven

SQ12K_NPA_Innenperspektiven

SQ12K_NPA_Perspektive_Innenhof

SQ12K_NPA_Perspektive_Innenhof