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Verhandlungsverfahren | 03/2014

Neubau Gemeinschaftsschule

Blick vom Stadtpark

Blick vom Stadtpark

2. Rang

mijic architekten und Ingenieure PartGmbB

Architektur

Gottstein & Blumenstein Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Leitgedanke des Entwurfs

Das Wettbewerbsgebiet am Rande des Stadtparks liegt in außergewöhnlich reizvoller Lage im Talkessel des Aach- und Blautals östlich vor den Toren des mittelalterlichen Stadtkerns von Blaubeuren. Die Leitidee unseres Entwurfs für die geplante Gemeinschaftsschule - Schule am Park - leitet sich wie selbstverständlich aus dieser besonderen Örtlichkeit ab und unterstützt das pädagogische Konzept der Schule als Lern- und Lebensraum mit maximaler Aufenthaltsqualität.


Städtebauliche Einbindung

Um den schönen Stadtpark weitestgehend zu erhalten platzieren wir die Gemeinschaftsschule an seiner Ostflanke und geben so der Grünfläche eine bauliche Fassung. Der Neubau arrondiert das vorhandene Ensemble von Hallenbad / Ballspielhalle im Norden und Joachim-Hahn-Gymnasium im Süden und gibt der Freifläche eine klare Raumkante. Dabei vermittelt der kompakte 3-geschossige Baukörper der GMS in seiner Höhenentwicklung zwischen diesen beiden baulichen Komplexen.

Die vorhandenen Wegebeziehungen werden nach Norden fortgeführt und führen direkt zum Haupteingang der Gemeinschaftsschule. Gerne machen wir von dem Recht Gebrauch, den Stadtpark als Pausenhof für die Schule zu nutzen, eine Pausenfläche die ihres Gleichen sucht!


Bauliches Konzept

Ein gemeinsamer eingeschossiger Sockel mit Sonder- und Fachräumen bildet die Basis für differenzierte Unterrichtsbereiche in den Obergeschossen der Gemeinschaftsschule und des Joachim-Hahn-Gymnasiums. Die GMS dockt im Erdgeschoss im Bereich des östlichen Treppenhauses an den Gebäudebestand an und führt hier direkt die Spange der naturwissenschaftlichen Fachräume fort. Dies ergibt kurze Wege zwischen den beiden Schulen und bietet die Möglichkeit für vielfältige Synergien und Kooperationen. Besondere Bedeutung haben dabei die Sonderbereiche von Musikraum und 'Raum der Stille' die ebenfalls gemeinsam genutzt werden können.

Auf diesem Sockel wird im Sinne der Passivhausvorgaben ein kompaktes Gebäudevolumen als 'Box' deutlich abgerückt vom Hauptbaukörper des Joachim-Hahn-Gymnasiums platziert. Damit erhält die Gemeinschaftsschule ein Erscheinungsbild dass sie klar als eigenständige Einrichtung ablesbar macht. Unterstützt wird dies durch die städtebauliche Positionierung des Gebäudevolumens.


Äußere und Innere Erschließung, Funktionalität

Schüler; Lehrer und Besucher betreten die Gemeinschaftsschule vom Park aus kommend über eine kleine Aula, an die sich die Sonderbereiche (Musikraum, 'Raum der Stille', Aufenthaltsräume) mit Orientierung zum Park direkt anschließen. Der Musikbereich kann über eine variable Trennwand der Aula zugeschaltet werden um auch für größere Schulveranstaltungen einen großzügigen Raum zu bieten. Musikraum und 'Raum der Stille' können durch raumhohe Faltelemente der Außenfassade zum Park hin geöffnet werden und lassen so in den Sommermonaten Gebäude und Außenraum fließend ineinander übergehen.

Über die Eingangshalle erreicht man die Haupttreppe und den Aufzug. Die Ausformung der Treppe als Sitzmöbel schafft das kommunikative Herz des Gebäudes. Die Sitzstufen orientieren sich zur Aula und zum Eingang mit freier Blickbeziehung zu der schönen Parklandschaft. Eine kleine Galerie im ersten Obergeschoss kann als temporärer Arbeitsplatz (z.B. mit Laptop) genutzt werden. Großzügige Oberlichter über der Treppenanlage im Zentrum des Gebäudes weisen den Weg in die Obergeschosse. Über diesen offenen, kommunikativen 'Verteiler' werden alle Ebenen des Gebäudes erschlossen.

Die Gemeinschaftsschule ist als Dreibund mit Sanitär- und Nebenräumen in der Mittelzone organisiert. Dies erlaubt eine klare Bereichsgliederung in den einzelnen Geschossen bei einer hohen Flexibilität der Nutzflächen an den Außenwänden. Ein zweites Treppenhaus im Norden verkürzt die Wege innerhalb des Gebäudes und dient der Entfluchtung im Brandfall.

Die hohe Flexibilität der Raumaufteilung wird durch Trockenbauwände erreicht. Das statische System aus Stützen und Deckenplatten (Skelettsystem) bietet hier maximale Freiheiten. Lernbüros als offene Lernlandschaft mit Einzel- und Computerarbeitsplätzen, abgetrenntem Kommunikationstreffpunkt, Teeküche, etc. und variablen Trennwänden ergänzen die konventionellen, determinierten und abgeschlossenen Klassenräume im Obergeschoss. Optional können die Klassenräume bei Bedarf für Kleingruppen geteilt werden.


Gebäudegestaltung und Konstruktion

Bei der Gebäudegestaltung greifen wir das für Blaubeuren typische Thema der Differenzierung der Fassade in Gebäudesockel und Obergeschosse auf. Allerdings gehen wir bei der Materialwahl hier neue Wege: anstatt der historisch oft gewählten Ausführung eines verputzen Erdgeschosses und einer Fachwerkkonstruktion in den Obergeschossen haben wir eine andere Lösung mit transparenter, verglaster Erdgeschosszone und geschlossenen Wandflächen in Sichtbeton mit sägerau geschalter Oberfläche, sowie eine hinterlüftete Lärchenholzverschalung für die beiden Obergeschosse gewählt. Mit der Holzverschalung nehmen wir zugleich den Bezug zum Park und den umliegenden Wäldern auf, während die sägeraue Oberfläche des Sichtbetons als Negativabdruck der Schalung eine robuste Oberfläche für den Gebäudesockel liefert. Ein verglastes Vordach zum Park bietet Schutz bei ungünstigen Witterungsverhältnissen.

Im Kontrast zu der naturfarben pigmentierten Lärchenholzverschalung haben wir die opaken Öffnungsflügel der Fenster in den Obergeschossen in kräftigen Grün- und Orangetönen konzipiert. Diese Akzentfarben finden sich dann auch punktuell im Innenausbau wieder.

Das Tragsystem des Bauwerks ist eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit Flachdecken und aussteifenden Kernen und Wandscheiben. Die Dicke der Deckenplatte variiert je nach Spannweite zwischen 32 cm und 40 cm. Alle Trennwände werden in Trockenbauweise ausgeführt, was eine veränderte Raumaufteilung zu einem späteren Zeitpunkt erleichtert. Die Gebäudehülle wird mit einer passivhaustauglichen Wärmedämmung versehen, in den Wänden als Zelluloseeinblasdämmung.


Freiflächenkonzept

Das Freiflächenkonzept greift die vorhandenen Elemente des Stadtparks auf und ergänzt diese im Bereich des geplanten Gebäudes. Den Eingangsbereich betonen wir mit einer Sitzellipse, die dem Musikraum zugeordnet ist und drei kleineren Sitzinseln im Bereich des 'Raums der Stille'.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die nord-süd orientierte Positionierung des kompakten 3-geschossigen Baukörpers zwischen dem bestehenden Gymnasium und Hallenbad schafft zweierlei:
Zum Einen bleibt der Stadtpark auf einfache Weise maximal bewahrt.
Zum Anderen gelingt die geforderte funktionale Anbindung an den Fachklassenbereich des Bestands optimal.
Die lineare Fortführung sorgt für eine Hierarchiefreiheit mit hohen funktionalen Synergien. Eher kritisch wird der lange Flur gesehen.
Das neue städtebauliche Gesamtensemble definiert in unaufgeregter Weise eine eigene Identität für die Gemeinschaftsschule, der öffentliche Park reicht ungefiltert bis an die Gebäude heran. Öffentliche Bereiche orientieren sich in diesen.
Die klare städtebauliche Haltung führen die Verfasser im Inneren fort.
Die dreibündige Grundstruktur konzentriert sämtliche Nebenräume im Inneren, sodass in allen Lern- und Aufenthaltsräumen eine optimale Ost-West-Belichtung
gewährleistet ist.
Besonders Hervorzuheben ist der große, dennoch teilbare, dreiseitig belichtete, akustisch isolierte Lernbürobereich. Die vorgeschlagene Anordnung erfüllt in guter Weise die pädagogischen Ziele der Schule.
Das Fassaden- und Materialkonzept entwickelt sich aus dieser Gesamthaltung. Einfache durchgehende Fensterbänder mit niedrigen Brüstungshöhen und vertikale Holzschalungen mit feinen horizontalen Gliederungen wirken unaufgeregt und dem Ort sehr angemessen.
Alles in Allem eine Arbeit mit hoher räumlicher Klarheit innen wie außen, die das pädagogische Konzept zielsicher abbildet.
Blick in die Eingangshalle

Blick in die Eingangshalle

Lageplan

Lageplan

Blatt 1

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Blatt 2

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Blatt 3

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