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VOF-Verfahren mit integriertem Planungswettbewerb in Anlehnung an die RPW | 01/2014

Neubau einer Sporthalle in Postbauer-Heng (Architektur)

Zuschlag

asp Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Sporthalle Postbauer-Heng
Leitgedanken zum Entwurf

Städtebauliche Einfügung
Der Standort der neuen Sporthalle befindet sich an der Centrumstraße in unmittelbarer Nähe zum Stadtkern und Rathaus. Im Anschluss an die neue Sporthalle liegt etwas südlicher das Schulgebäude der Erich-Kästner Mittel- und Grundschule. Außerhalb der Unterrichtszeiten wird die neue Sporthalle auch von den örtlichen Vereinen zu Trainings- und Wettkampfzwecke genutzt. Nach dem Neubau der neuen Sporthalle als „Ersatzbau“ wird die bestehende Schulsporthalle rückgebaut.

Durch die exponierte Lage wird die neue Sporthalle weithin sichtbar sein und als neues architektonisches Wahrzeichen von allen Seiten gut wahrgenommen. Das Grundstück bildet eine „Insel“ in der heterogenen Struktur und wird mit dem geplanten Neubau zum „Blickfang“ in der Landschaft. An der Hauptachse der Centrumstraße, am „Rückgrat“ gelegen, bildet die neue Sporthalle mit der östlich gelegenen Kirche St.- Elisabeth einen städtebaulich spannenden Dialog. Die von Nord nach Süd verlaufende „grüne Lunge“ vernetzt die städtebauliche Struktur.

Die städtebauliche Situation wird in einem klaren, selbstbewussten, kompakten nach allen Seiten orientierten Hallenkörper widergespiegelt. Die zentrale architektonische Idee ist dabei die auskragende „Dachscheibe“, die durch die allseitig verglasten Außenfassaden über der Landschaft zu „schweben“ scheint. Die Vegetation sowie die bestehenden Bäume reflektieren sich in den Glasflächen, so dass die Gebäudehülle fast immateriell wirkt. Die „schwebende Dachscheibe“ bildet das neue unverwechselbare architektonische Wahrzeichen an diesem exponierten Ort.

Das Volumen der Sporthalle wird durch die Absenkung des Spielfeldes und der Umkleidebereiche angemessen reduziert und fügt sich dadurch harmonisch in die gesamtstädtebauliche Situation ein.
Erschließung und Freianlagen
Der Eingriff in die sensible Umgebung ist auf das Minimum reduziert. Die Haupterschließung der Sporthalle erfolgt über die Centrumstraße von Norden. Hier ist ein einladender Vorplatz mit entsprechender Gestaltung vorgesehen und der Möglichkeit zur Parkierung für Beh.-Stellplätze. Der Vorplatz dient als Treffpunkt der Besucher bzw. als „Außenfoyer“, vor und nach der Veranstaltung. Nachts wird die Wirkung des Vorplatzes als „Zubringer“ durch die begleitende Außenbeleuchtung verstärkt.

Die Erschließung für die Schüler erfolgt von der östlichen Seite, von der bestehenden Busvorfahrt bzw. Elternvorfahrt. Die Anlieferung in das Untergeschoss erfolgt von der westlichen Seite aus. Weiterhin bietet das Konzept die Möglichkeit der separaten Erschließung des Übungsraumes / Konditionsraumes von Westen aus. Die Gesamtkonzeption ermöglicht kurze Wege für die Entfluchtung und Entleerung der Sporthalle.

Die Freianlagen um die Sporthalle werden durch den reduzierten Eingriff kaum angetastet, so dass die Gesamtkonzeption der bestehenden „grünen Lunge“ weitergeführt und durch die sensiblen Maßnahmen verstärkt wird.

Funktionalität und Gebäudestruktur
Die klare architektonische Gliederung findet ihre Entsprechung in der funktionalen Aufteilung mit der Zuschauerebene in Ebene 1 und der Sportebene in Ebene 0.

Ebene 1
Das Foyer öffnet sich nach Norden mit einem repräsentativen Eingangsbereich. Hier befinden sich die Tageskassen, die Zentrale, der Aufzug, das Beh.-WC sowie der Kiosk, der sowohl Besucher im Foyer versorgen kann, als auch eine Bewirtung des Freibereiches auf dem Vorplatz zulässt.

Im Anschluss an das Foyer befindet sich der Umgang, der zur Erschließung dient und gleichzeitig für Stehplätze mitgenutzt werden kann. Die angegliederte Tribüne bietet Sitzplätze für ca. 420 Zuschauer.

Die Funktionsbereiche Übungsraum / Konditionsraum mit Umkleide und Geräteraum sowie WC’ s befinden sich im nördlichen Bereich mit direkter Anbindung an die Zuschauertribüne.

Ebene 0
Die Ebene 0 ist als kompakte Fläche unter der Tribüne und den Funktionsbereichen Ebene 1 konzipiert. Erschlossen wird der Umkleidebereich über den Stiefel- bzw. Turnschuhgang. Die natürliche Belichtung der Umkleiden wird ermöglicht durch die Gebäudestruktur und dem daraus entstehenden Luftraum des Flures im Norden.

Die Hallenfläche von 27 x 44 m kann über zwei mobile Trennvorhänge in drei Hallenteile unterteilt werden. Gegenüber der Tribüne / Umkleide im südlichen Bereich befinden sich die Geräteräume, Technik sowie Lager und Regie / Erste Hilfe.

Raum - Textur - Farbe
Die klare architektonische Gesamtkonzeption findet Ihre Entsprechung in der Umsetzung der gewählten Materialien in Bezug auf die innenräumliche Wirkung Ihrer Textur und Farbe.

Robuste Oberflächen aus Sichtbeton sind in den Funktionsbereichen und Nebenräumen vorgesehen. Die Böden und Wände der Nassräume werden beschichtet. Die Außenwände auf dem Niveau der Spielfeldebene sind als Prallwände mit Schallschutzhintergrund geplant. Der Hallenboden wird als flächenelastischer Sportboden mit Linoleumbelag ausgeführt.

Zwischen den Dachträgern sind technische Installationen z.B. Beleuchtung, Beschallung, Heizung, Lüftung etc. eingebaut. Die abgehängte Decke in Holz als akustische Absorptionsfläche erzeugt eine sehr angenehme und ruhige Deckenuntersicht, die den „schwebenden Charakter der Dachscheibe“ zusätzlich unterstützt.

„Farbe ist nicht einfach da, ist nicht ein für allemal eindeutig gegeben, ist nicht etwas Selbstverständliches, worüber nachzudenken nicht lohnt, sondern Farbe lebt, bewegt sich und bewegt, agiert, hängt ab und macht abhängig, wirkt, ist mächtig, kann sowohl dienen als auch überwältigen.“ Josef Albers, interaction of color.

Für die Arena mit Sportboden, Prallwände und Teleskoptribünen mit Absturzsicherungen sowie Böden und Wände der „Funktionsspange“ in Ebene 1 wird bewusst ein Farbton in ROT gewählt, der wie ein „Überwurf“ einen unverwechselbaren Eindruck erzeugt. ROT steht in der Farbsymbolik und Wirkung für Tatendrang, Bewegung, Aktivität … SPORT. Diese Farbwahl entspricht der Nutzung als Sporthalle. Es entsteht das Bild der „ARENA IN ROT“, die in einem spannenden Dialog unter der schwebenden Dachscheibe die räumliche Verbindung zwischen Innen und Außen - zum Landschaftsraum eingeht.

Tragkonstruktion
Der architektonische Leitgedanke, in dem die Dachkonstruktion als „Dachscheibe über dem Sportbetrieb schwebt“, wird umgesetzt durch das vorgeschlagene statische System mit Trägern als Leimholzbinder - in zwei Richtungen gespannt. Dies erzielt die anvisierte räumliche Struktur eines „Trägerrostes“ im Achsraster von 5m.

Um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, sind die tragenden Stützen an der umlaufenden Fassade angeordnet und begrenzen die Spannweite in Querrichtung auf 40m bzw. in Längsrichtung auf 45m. Die umlaufende Auskragung der Dachkonstruktion erzeugt die „schwebende Wirkung“ des Daches als wichtiges architektonisches Element.

Das gewählte Konstruktionsprinzip mit niedriger Konstruktionshöhe ermöglicht ein geringes Gebäudevolumen und verstärkt gleichzeitig die „Kompaktheit des Baukörpers“. Als direkte Auswirkung werden die Bau- sowie Betriebskosten stark optimiert.

Für die restliche tragende Gebäudestruktur in Ebene 0 und 1 ist eine einfache Stahlbetonskelettkonstruktion aus Flachdecken, Wänden und Stützen vorgesehen. Die Gebäudeaussteifung erfolgt über im Grundriss gleichmäßig verteilte Stahlbetonwände. Die Gründung wird in Anlehnung an die Empfehlungen des vorliegenden Bodengutachtens umgesetzt.


Energiekonzept

Gebäudehülle
Die luftdichte und hoch wärmegedämmte Gebäudehülle der Sporthalle sorgt im Winter für ein angenehmes Raumklima bei minimierten Wärmeverlusten. Die wärmebrückenfreie Konstruktion kann mit Passivhauselementen ausgeführt werden, so dass der Passivhausstandard erreicht werden kann.

Die umlaufende Glasfassade besteht aus einer 3-fach Wärmeschutzverglasung mit hohem Tageslicht- und Energiedurchlassgrad.
Im Winter werden die Sonnenstrahlen bei tief stehender Sonne als Wärmequelle genutzt. Die Solarstrahlung scheint dabei durch die Verglasung und trifft dahinter auf den innenliegenden Blendschutz der sich dadurch erwärmt und die entstandene Wärme an den Raum abgibt. Durch die Lage des Blendschutzes im Raum ist dieser windunanfällig.
Im Sommer verschattet das weit auskragende Dach die Glasfassade und schützt so den Innenraum vor sommerlicher Überhitzung.

Die Dachoberlichter bestehen aus 3-fach Sonnenschutzverglasungen / hoch wärmegedämmten transluzenten Polykarbonatplatten die das Sonnenlicht diffus in den Raum leiten. Durch die Oberlichter wird eine gleichmäßige blendfreie Ausleuchtung der Halle erreicht und der Kunstlichtbedarf reduziert.

Technik
Die Beheizung der Halle erfolgt über eine Deckenheizung und unterstützen damit das Raumklima durch angenehme Strahlungswärme. Die Wärmeerzeugung geschieht durch ein Nahwärmenetz auf der Basis von Holzpellets.

Die Belüftung der Halle kann sowohl natürlich als auch mechanisch erfolgen. Lüftungsklappen entlang der Fassade geschützt unterhalb des Daches können abhängig vom Außenklima geöffnet werden. Gleichzeitig ist damit eine natürliche Nachtlüftung im Sommer möglich.
Die Zuluft wird über Weitwurfdüsen in die Halle eingeblasen, strömt über schallgedämmte Überströmöffnungen in die Umkleideräume und Duschen, und wird von dort wieder abgesaugt. Eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung in den Lüftungsgeräten minimiert die Lüftungswärmeverluste. Bei geöffneten Fenstern / Lüftungsklappen in der Fassade kann die Anlage auch im reinen Abluftbetrieb gefahren werden.

Die Summe aus hochwertiger Gebäudehülle und angepasster Technik garantieren einen energieeffizienten und ökonomischen Betrieb der Sporthalle bei gleichzeitig hohem Nutzerkomfort.