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Einladungswettbewerb | 04/2014

Bahnhofsumfeld

ein 2. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

ZECH-CON Beratende Ingenieure Knut Zech

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Das Bahnhofsumfeld weist starke Mängel bezüglich der Aufenthaltsqualität und Außenwirkung auf. Der
historische Bahnhof selbst als Ankunftsort für die Gäste der Stadt oder Pendler ist von der Stadt kommend
kaum wahrnehmbar. Die Platzfläche um das Bahnhofsgebäude ist wenig einladend und die Wegeführung
zur Innenstadt vom Bahnhof aus ist unklar und funktional unbefriedigend.
Der Entwurf basiert darauf, den Bahnhof von der Stadt kommend sichtbar zu machen und die Orientierung
für den Reisenden vom Bahnhof zur Innenstadt über eine klare Wegeführung zu erleichtern.
In Anlehnung an einen Adlerhorst wird der Bahnhof in seiner exponierten Höhenlage durch eine großzügige
Mauer gefasst, die mit einer von der Münchener Straße sichtbaren Holzkonstruktion verblendet wird. Die
Holzkonstruktion rahmt den neuen Bahnhofsplatz der sich zur Münchener Straße hin verbreitert. Sie dient
als großes Sitzelement mit durchlaufender, hoher Rückenlehne, das zum Aufenthalt einlädt und gleichzeitig
als Absturzsicherung für die Platzfläche fungiert. Das Sitzelement dient auch der Orientierung: Es weist
dem ankommenden Zugreisenden eindeutig den Weg nach Norden in Richtung Innenstadt. Hier, auf dem
Bahnhofsplatz beginnt (mit einer Übersichtstafel) ein begleitender, am Baumbestand orientierter, 2 m
breiter Weg aus pflegeleichtem, hell-gefärbtem Asphalt, der durch das Bahnhofswäldchen bis zu einem
kleinen Platzgelenk am vorhandenen Fußgängerübergang zur Münchener Straße geleitet. Der
Straßenübergang sollte auf eine angemessene, komfortable Größe verbreitert werden. Von der Innenstadt
her kommend wird der Weg durch das Wäldchen zum Bahnhof durch diese trichterförmige Aufweitung,
gefasst durch eine flache aber markante Mauer, sichtbar gemacht. Der vorhandene, schmale
Treppenabgang zum Fußgängerübergang der Münchener Straße auf halber Strecke bleibt in seiner Lage
erhalten und wird modernisiert.
Das Wäldchen selbst wird von Sträuchern und unerwünschtem, niedrigem Aufwuchs befreit, die Kronen,
wo sinnvoll, hoch aufgeastet. So werden Blickbezüge zum umgebenden Stadtraum und zum
Parkplatzbereich ermöglicht und ein größeres Sicherheitsgefühl ohne Angsträume - insbesondere in den
Nachtstunden - wird gewährleistet. Lichtstelen mit Spots begleiten den Weg durch das Bahnhofswäldchen
und illuminieren den wertvollen Baumbestand vom Platzgelenk an der Münchener Straße bis zum Südende
des Bahnhofsplatzes. Einige Sitzbänke bieten kurze Verschnaufpausen im Grünen.
Ein kleiner Kinderspielbereich “Waldspiel“ mit farbigen Holzstangen, Spiel- und Kletterelementen entsteht
im nördlichen Abschnitt des Wäldchens.
Der Bahnhofsvorplatz wird, wie ein materialeinheitlicher Teppich aus mittelformatigen
Betonwerksteinplatten (40-60/40-80 cm) mit hellem Natursteinvorsatz, ausgerollt auf dem der Bahnhof
wie selbstverständlich ruht. Entwässerungsrinnen werden in die Linienführung des Plattenbelages eingefügt
und nehmen das anfallende Niederschlagswasser auf. Das Bahnhofsgebäude wird zusätzlich zu den
Lichtstelen mit Scheinwerfern/Bodenstrahlern hervorgehoben.
Die Gastronomie erhält eine Außenbestuhlung, sodass der Bahnhof für die wartenden Reisenden auch in
kulinarischer Hinsicht ein angemessenes Angebot in einem schönen Ambiente unterbreitet und so die
Aufenthaltsqualität weiter erhöht. Die vorhandene, behindertengerechte Rampe zur Schrobenhausener
Straße bleibt in Ihrer Lage weitestgehend erhalten und in ihrer Materialität modernisiert. Die
Treppenanlage zur Schrobenhausener Straße bleibt aus Wirtschaftlichkeitsgründen erhalten. Treppe und
Rampe werden mit Mastleuchten verkehrssicher beleuchtet. Die Böschung zwischen Bahnhofsvorplatz und
Münchener Straße wird mit pflegeleichten bodendeckenden Gehölzen oder Ziergräsern repräsentativ
bepflanzt. Zur Gartenschau kann hier bereits ein erster, farbig-blühender Wechselflor die Besucher der
Stadt begrüßen.
Der Parkplatz an der Bahnhofstraße wird neugeordnet. Richtungsverkehr und Stellplätze in
Schrägaufstellung erhöhen den Komfort beim Parken und lassen Raum für eine schattenspendende
Baumreihe die den Stellplatzbereich ins Bahnhofsgrün einbindet. Die Bahnhofstraße und die Zufahrten
werden aus Asphalt erstellt, die 60 Stk. PKW-Stellplätze und zusätzlich 4 behindertengerechte Stellplätze
werden vorzugsweise aus geschliffenem Asphalt mit Aufheller (Zuschlag aus hellem Kalksteinsplitt)
vorgeschlagen. Ebenso die 5 Kurzzeitparkplätze (Kiss+Ride) und eine Taxivorfahrt (3 Taxen) in
Längstaufstellung, die nordwestlich des Bahnhofsvorplatzes angeordnet sind. Die notwendigen
Markierungen erfolgen vorzugsweise über Farbmarkierung. Die Bike+Ride Anlage bleibt in ihrer schlichten
aber liebevoll-zweckmäßigen Gestalt erhalten. Die Beleuchtung des Stellplatzbereiches und der
Bahnhofstraße erfolgt über Mastleuchten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt eine klare Haltung ein: Durch eine umlaufende Holzbank, die gleichzeitig den Bahnhofsvorbereich begrenzt, wird um das Bahnhofsgebäude eine introvertierte Platzfläche geschaffen, die die unten liegende Straße (B 13) ausblendet, den Blick in die Landschaft jedoch ermöglicht. Eindeutig wird der Fußgängerbereich vor dem Bahnhof vom Kfz-Verkehr getrennt. Fußbodenbeläge machen die verschiedenen Bereiche kenntlich; Poller hindern am Durchfahren. Das Bahnhofsgrün scheint weitgehend belassen, wobei Spielbereiche am durchgängigen Weg angegliedert sind. Der Fußwegeingang von Norden fängt die von der Stadt kommenden Fußgänger trichterförmig ein. Die Gliederung in Bahnhofsvorbereich, Stellplätze unter Bäumen und Bahnhofsgrün wirkt selbstverständlich; ein durchgängiges Ordnungssystem wird zu Grunde legt. Die Funktionen sind durch die klare Trennung der Bereiche erfüllt, Fußgängerverbindungen und Straßenquerungen schlüssig angeordnet. Die Funktionalität ist gewährleistet. Das Beleuchtungskonzept ergänzt die gestalterische Idee. Durch Belassen der Rampe bleibt die barrierefreie Erschließung erhalten; auch der Weg durchs Bahnhofsgrün ist barrierefrei möglich bzw. machbar. Das Programm ist voll inhaltlich erfüllt. Durch Beibehalten der Rampe und des Bahnhofgrüns ist eine wirtschaftliche Realisierung möglich. Auch die vorgeschlagenen Materialien und wenigen Gestaltungselemente tragen zu einer wirtschaftlichen Umsetzung bei. Ob so viele Spielflächen notwendig sind, ist zu überprüfen.

Insgesamt ist es ein selbstverständliches, ruhiges Konzept, das vorhandene Probleme lösen kann und mit einer klaren Haltung den Ort berücksichtigt. Ob der doch sehr große, ungegliederte und auf sich selbst bezogene Bahnhofsvorbereich je so belebt sein wird, dass eine entsprechende Aufenthaltsqualität entsteht, ist allerdings die Frage. Sehr kritisch wird die südwestliche Ansicht als Stadteingang gesehen, die im Bereich der Rampe völlig aus dem Gestaltungskonzept genommen ist und ohne den Straßenraum aufzuwerten das Bahnhofsgebäude mit einer sehr großen Geste präsentiert.