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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

GemeindegebÀude und Ortszentrum

2. Preis

HERTL.ARCHITEKTEN ZT GMBH

Architektur

ErlÀuterungstext

ORTSRÄUMLICHE ANALYSEN: AUSGANGSSITUATION UND POTENTIALE
In der Marktgemeinde Altlengbach ist eine Attraktivierung der Ortsmitte angedacht. Durch einen Mix aus Gestaltungsmaßnahmen soll eine adĂ€quate Nutzung und Belebung der im Eigentum der Gemeinde befindlichen GrundstĂŒcke und des öffentlichen Raums erzielt werden.
Die stĂ€dtebauliche Struktur des Ortszentrums der Marktgemeinde ist von heterogenen rĂ€umlichen Elementen geprĂ€gt. Als zentrales historisches GebĂ€ude thront die Pfarrkirche romanischen Ursprungs ĂŒber dem Ortszentrum und schließt dieses sĂŒdlich zum Wienerwald ab. Von dieser Burg-Kirchen-Anlage erschließt sich das Ortsgebiet ĂŒber Terrassen und Abstufungen in Richtung Norden, bis zum markanten Abschluss, der Westautobahn. Verkehrsorganisatorisch wird das Ortszentrum von der zur Westautobahn parallel verlaufenden Landstraße L124 erschlossen und durchzogen, die (Wohn-)Bebauung ist an auskragenden Seitenstraßen aufgefĂ€delt.
Es ist zwar die Ortsmitte mit ihren Einrichtungen (Gemeindeamt, Kirche, Kirchenwirt, Gemeindearzt,...) eindeutig als Zentrum definiert, die mangelnde Ausstattung, die unattraktiven StraßenverlĂ€ufe und vor allem das Fehlen eines Platzes lassen jedoch kein zeitgemĂ€ĂŸes Erscheinungsbild erkennen und schrĂ€nken Nutzungspotentiale ein. Die historische Struktur löst sich in diesem Ortsbereich stetig auf und erscheint weitgehend undefiniert.

SchwÀchen des Ortszentrums
Fehlen eines Ortsplatzes und funktionale MĂ€ngel (Versorgung, Kommunikation)
das Fehlen durchgĂ€ngiger, fußlĂ€ufiger Verbindungen
Belastung durch (klein)regionalen Durchzugsverkehr (SteinhÀusl-Neulengbach)
deutliche Einbindung der Pfarrkirche in das Ortszentrum ist nicht erkennbar
Abnutzung zentralörtlicher Einrichtungen (Gemeindeamt, Gemeindearzt)
Nutzung der GrĂŒnzunge von der Pfarrkirche nördlich nur beschrĂ€nkt möglich
schwach ausgeprÀgter Ortsabschluss nach Osten
das bestehende Gemeindeamt fĂŒgt sich nicht in die rĂ€umliche Struktur ein, der kleine Vorplatz erzeugt keine Anmutung als Ortsplatz

Potentiale und Entwicklungsperspektiven
Durch die positive demografische und wirtschaftliche Entwicklung ist eine Aufwertung des Standorts Altlengbach fĂŒr Wohnnutzung und Betriebsansiedelungen zu erwarten. Durch die Attraktivierung der Ortsmitte kann vor allem die LebensqualitĂ€t und AufenthaltsqualitĂ€t der Wohnbevölkerung deutlich verbessert werden.
AbgeklĂ€rte EigentumsverhĂ€ltnisse ermöglichen eine umfassende und gesamtheitliche Neuorganisation des Ortskerns. Die Einbindung umliegender öffentlicher Einrichtungen wie der Volksschule sollte dabei unbedingt berĂŒcksichtigt werden.
Die Abbremsung des motorisierten Individualverkehrs könnte durch die Schaffung von Eingangsportalen, der Neuorganisation der ParkflÀchen und Platzgestaltungen erreicht werden.
Die Überwindung topografischer Abstufungen durch kĂŒrzere, fußlĂ€ufige Verbindungen sowie die Anordnung eines Platzes könnte neue Belebungs- und Nutzungspotentiale schaffen. Neben den geplanten öffentlichen Nutzungen wird die funktionale Durchmischung mit privatwirtschaftlichen Einrichtungen wie Apotheke, CafĂ© und Gemeindearzt empfohlen.

ENTWURFSGEDANKEN
Das vorgeschlagene Ensemble fasst die Ortsmitte rĂ€umlich ein und bildet an den beiden EingĂ€ngen der durchlaufenden Straße Portale aus. Platzkanten sind klar definiert. Die Abtreppung der Topografie, welche mit der Kirchenplatzmauer schon vorhanden ist, wird weitergedacht und gliedert den langgestreckten Freiraum in einen oberen und einen unteren Marktplatz. Als GegenĂŒber zur historischen HĂ€userzeile bildet eine Bebauung zwischen Pfarrhaus und Samariterbund den östlichen Abschluss. Im Norden trennt der Dorfsaal als SolitĂ€r den unteren Platz von einer hinteren Gasse, die eine FlĂ€che zum Parken bietet und die Garagen des Samariterbundes erschließt. Am unteren Platz liegen viele Funktionen des tĂ€glichen Bedarfs, er ist als „Shared Space“ vom KFZ-Verkehr ĂŒberfahrbar. Bibliothek und Apotheke schieben sich mit offener Front unter den neu geschaffenen oberen Platz, welcher als ebene FlĂ€che bespielbar wird. Das Gemeindeamt ist bewusst zu diesem oberen Platz hin orientiert, kann aber auch im Untergeschoß erschlossen werden und bildet damit zusĂ€tzlich einen barrierefreien Aufgang auf das obere Niveau.
Einem Teppich gleich bildet ein einheitlicher Platzbelag aus Betonsteinen mit Granitsplitt die Kernzone des Ortes und den Auftakt zu den öffentlichen Funktionen. Die OberflĂ€chenstruktur definiert nichts vor, sondern lĂ€sst bewusst Freiraum fĂŒr unterschiedliche Nutzungsszenarien. Die Vegetationsverwendung unterstreicht die ruhige und klare Raumbildung mit punktuell gesetzten großkronigen BĂ€umen. Durch die flĂ€chige Verwendung von RasengrĂ€sern entsteht eine leicht und preiswert zu unterhaltende Textur aus weggelassenen Pflastersteinen, die mit unterschiedlicher Dichte auf BewegungsflĂ€chen reagiert. SitzbĂ€nke am oberen Dorfplatz aus feinen LĂ€rchenlatten ĂŒberdecken GlasdĂ€cher, die Licht in die darunterliegenden RĂ€ume einfallen lassen.
Eine Umsetzung in Etappen ist einfach gewĂ€hrleistet, da GebĂ€udeabbrĂŒche erst notwendig sind, wenn die Umsiedlung ihrer Nutzungen bereits erfolgt ist. Selbst der Tausch von Funktionen wie etwa Apotheke und Saal, welche in der vorgeschlagenen Position auf reprĂ€sentative Merkmale ausgelegt sind, um andere Kriterien wie innere Verbindungen zu verfolgen, ist möglich. Auf Änderungen in der Bespielung, wodurch sich historische GebĂ€ude beispielhaft auszeichnen, kann das angebotene RaumgefĂŒge auch kĂŒnftig reagieren.
Die neuen Baumassen sind als Satteldachvolumina konzipiert und sollen lapidar wie selbstverstĂ€ndlich anmuten. Von der Kirchenterrasse aus gesehen treten die DĂ€cher prĂ€gnant als fĂŒnfte Fassaden in Erscheinung. Die Gestalt der GebĂ€ude tritt der dörflichen Bauaufgabe mit Respekt entgegen und verweist dabei auf ihre Bedeutung als kulturell wirksamer Teil einer Dorfstruktur. Das Ensemble soll die VitalitĂ€t des Ortes stĂ€rken und zum inspirierenden Raum vielfĂ€ltigen Lebens werden.