Ausbau des Stadions an der Hamburger Straße

Städtebau und Außenraum
Das Wettbewerbsgebiet ist geprägt durch die heterogene Zusammensetzung seiner umgebenen städtebaulichen Strukturen.Mit dem vorgeschlagenen Tribünenbaukörper der Westtribüne soll dieser Typologie eine ruhige aber dennoch städtebaulich markante Baufigur hinzugefügt werden, welche das Stadtbild entlang Stadteinfahrt prägt und gleichermaßen eine eindrucksvolle Visitenkarte für das Stadion an der Hamburger Straße darstellt.
Analog zu den linearen Strukturen von Hamburger Straße, Volkswagenwerk und der angrenzenden mehrgeschossigen Wohnbebauung entwickelt der neue Baukörper zusammen mit dem Stadionvorplatz eine einfache linear-kubische Ausdrucksform die den angrenzenden Stadtraum beruhigt und ordnet.

Gebäude
Ziel ist es durch eine homogene kubische Haupttribünenfigur die vier unterschiedlichen Tribünenanlagen langfristig zu einer geschlossenen Gesamtfigur zu verbinden um so eine eindeutige stadträumliche Geste nach außen zu tragen. Es soll eine Lösung erarbeitet werden, welche sich im Laufe der Jahre den wachsenden Bedürfnissen(Kapazitätserweiterung, Bundesligaaufstieg, etc.) anpassen kann. Dabei soll von einer Mischlösung, bei der den Bestandstribünen ein weiteres additives Gebäude hinzugefügt wird, abgesehen werden.
Aufgrund der ungünstigen baulichen Gegebenheiten der bestehenden Tribüne (sehr geringe Geschosshöhe zwischen Dach und Tribünenebene, in den Sichtachsen stehende Dachstützen, hoher baulicher Aufwand beim Anschluss und Andichten eines zusätzlichen Baukörpers, hoher Verlust von Sitzplätzen) schlägt der Entwurf vor, die gedrungen wirkenden Stahlbetonträger des Tribünendaches zu entfernen und sie durch eine leichte metallene Dachfigur zu ersetzen, die sich an ihren Seiten wie eine neue Haut um Tribünebestand und Neubau legt und die unterschiedlichen Funktions- und Nutzungsanforderungen in einem Baukörper vereint.

Hülle
Die umschließende Hülle aus diffusem lichtdurchlässigem Edelstahlgewebe fasst die unterschiedlichen Funktionen, Nutzer- und Interessensgruppen unter einem Dach zusammen (Eintracht Familie) und erreicht einen hohen Identifikationswert mit größtmöglicher Nähe zum Verein.
Neben ihrer Eigenschaft als Sonnenschutz verleiht die Haut dem Gebäude Tiefe, die es z.B. von konventionellen Bürohausfassaden abhebt. Darüber hinaus lassen sich medienwirksame Außenwirkungen wie z. B. werbewirksame Schriftzüge von Sponsoren, Logos oder Filmpräsentationen auf die Fassade projizieren. Bei Dunkelheit entfaltet sich die schlichte Haut zu einem extrovertierten Medium mit hoher Außenwirkung. Farbige Illuminationen der dahinter liegenden Fassaden lassen diffuse Lichteffekte in den Vereinsfarben entstehen.
Verschiebbare Elemente lassen die diffuse Hüllfläche zu einer lebendigen sich verändernden Fassade werden.

Erschließung
Der Besucher gelangt über einen übersichtlichen weiträumigen Platz auf das Stadiongelände an der Hamburger Straße. Im Raster angeordnete Sitzbänke aus steinernen Blöcken werden in die Belagsfläche aus großformatigen Betonsteinen eingefügt, gliedern Verkehrswege und schirmen Wartezonen(Kasse) vom übrigen Besucherstrom ab. Begehbare Pflanzinseln (aus wassergebundene Decken) bilden in Verbindung mit Bänken und frei angeordneten Baumpflanzungen (hochwachsende Pappeln) kleine Ruhe- und Wartebereiche innerhalb der Platzfläche aus, die als Treff- und Verweilzonen genutzt werden können. Weitere vereinspezifische features wie die EINTRACHT HALL OF FANS oder Fan- und –Sponsoring- Aktionsflächen können an diesen Stellen in den Vorplatz integriert werden. Bündig eingelassene akzentuierende Lichtbänder laufen bis in den Tribünenkörper und begleiten den Weg de Besuchers. An der Hamburger Straße erhält die Platzfläche eine in den Bodenbelag eingelassene Haltebucht, an welcher Sonderwagen der Buslinien und Taxis halten können.

Besucherströme
Das neue Stadionkonzept orientiert sich am klassischen englischen Stadionbau, bei dem die äußere Sicherheitsumzäunung sehr nah am Stadion geführt wird. Die Kassenbereiche werden seitlich der Platzfläche angeordnet und sind unabhängig vom Einlass ins Stadion. Dies ermöglicht neben der freien Bespielbarkeit des Vorplatzes eine Entzerrung der Besucherströme bereits im Vorfeld des Stadions. Die Orientierung der Fangruppen zu den jeweiligen Tribünenbereichen erfolgt weiträumig über Beschilderungen auf den Stirnseiten der Sitzstufen sowie große Beschriftungen auf den Eingangskörpern.
Der Zugangsbereich für die Gästefans wird entlang der trennenden Einfahrt geführt. Bei dieser Anordnung kann eine Vermischung der Fangruppen vermieden werden, indem der angrenzende Parkplatz als Aufstellfläche für Fanbusse der Gästefans genutzt wird.
Über eine großzügige Eingangshalle in die beispielsweise Empfang, Gästebetreuung und eine Eintracht-Braunschweig Ausstellung untergebracht werden können gelangt der VIP- und Businesskunde unabhängig vom übrigen Besucherstrom in Verwaltung, Businessbereich und VIP-Logen.

Konstruktion
Die Primärkonstruktion des neuen Hauptgebäudes wird in einer regalähnlichen Stahlbetonskelettbauweise errichtet in die alle notwendigen Funktionsebenen eingehängt werden können. Der neue Baukörper orientiert sich am bestehenden Konstruktionsraster von 8,40m und setzt sowohl die Art der Konstruktion als auch die Einfachheit der Materialien (Glas, Stahl, Beton) fort. Die bestehenden Tribünenauflager werden in den Gesamtentwurf integriert(keine statische Anbindung). Ihre auskragenden Köpfe werden in den Seitenbereichen für weitere Sitzplatzstufen genutzt. Der seitliche Kurvenbereich der Südtribüne wird bis zur Haupttribüne verlängert.
Das Dach der neuen Haupttribüne wird in einfacher Stahlbauweise errichtet die sich dem flach kubischen Baukörper unterordnet. Die vorgeschlagene Stahlbeton-Rahmenkonstruktion bietet diverse Möglichkeiten für einen weiteren Ausbau der Business und Logen- Bereiche.
Die im zweiten Bauabschnitt angestrebte Erweiterung der Logenzahl von 14 auf 22 kann mit geringem Aufwand durch den Ausbau innerhalb der erstellt werden. Allerdings kann die angestrebte Logenzahl auch mit einem Ausbau der Businessebene erreicht werden. (In Kombination können bis zu 37 Logen entstehen)